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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - dominikk85 - 25.08.2019

Ob der Verband untätig ist wissen wir ja gar nicht. Man könnte sicher mehr tun, aber es ist auch gar nicht so einfach Verletzungen im hochleistungssport zu vermeiden. Wäre das möglich hätten die großen teamsportarten die jedes Jahr hunderte Millionen an verletzte Spieler zahlen mit ihrem Geld da sicher schon was gefunden, aber auch Fußballer, baseballer und basketballer verletzen sich oft.

ich sage nicht das es unmöglich ist, aber wohl auch nicht einfach.

Aber es gibt natürlich schon Leute die wegen Dienstzeit, erfolgen oder Rang sich erlauben könnwn neue Erkenntnisse zu ignorieren und sagen " das haben wir immer so gemacht, hat geklappt also mache ich es weiter so" und dann hat man natürlich ein Problem.


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - Gertrud - 25.08.2019

Zitat:krzom: 
Die DLV-Spitze ist ja weder böswillig noch dumm und ich bin mir sicher, dass hier fleißig mitgelesen wird (alles andere wäre fahrlässig). Aber ist dort überhaupt jemand in sportmedizinischen Angelegenheiten kompetent bzw. lässt man einfach die Trainer werkeln? Wie kann ein Verband, der jedes Jahr sündhaft teure und zu nichts führende Staffeltrainingslager veranstaltet, auf diesem Feld so untätig sein?
Natürlich ist die Situation für den Verband auch nicht einfach. Sicherlich sind in der Hinsicht in erster Linie die Trainer/innen verantwortlich; aber rein statistisch fallen die unglaublichen Zahlen der verletzten Protagonisten ins Auge. Der größte Fehler ist wohl, dass das medizinische Team meistens erst im Reparaturfall einsetzt. Ich sehe Wege, die Kräfte der Prophylaxe zu bündeln. Ich selbst habe mich nie auf offizielle Vorgaben verlassen, sondern bin selbst frühzeitig aktiv geworden und habe ein hervorragendes Netzwerk aufgebaut. 

Ich habe hier dem DLV genügend Hinweise gegeben, prophylaktisch aktiv zu werden, um die Zahlen der Verletzten zu minimieren. Ich habe oft genug bei Lehrgängen starke Kritik an Technik, Kraftübungen und metabolischen Inhalten geübt und auch Wege aufgezeichnet. Meine Bedenken haben sich alle bewahrheitet.

Gertrud


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - Gertrud - 26.08.2019

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/johannes-vetter-ich-will-den-wm-titel-neu-erobern/=13.0ptJohannes Vetter:=13.0pt"Es gibt immer kleine Wehwehchen. Darüber möchte ich aber nicht reden, was ich habe. Jeder der mich kennt, weiß, dass ich kämpfe bis zum Umfallen!"

Na ja!!! Wenn man die Füße so setzt, wie er das bei seinen besten Würfen getan hat, dann wirken die Kräfte in Richtungen, die einfach verletzungsträchtig sind. Es kommt vor allem zu Ausgleichsbewegungen, die wiederum nicht gerade günstig wirken. Natürlich hat er ein absolutes Pfund drauf. Hoffen wir, dass es immer an den richtigen Stellen sitzt - nur das mindert das Risiko!!!

Manchmal muss man einfach bereit sein, sein Übungsgut umzukrempeln. Ich habe das damals bei Sabine gemacht und absoluten Erfolg damit gehabt. 

Rückenprobleme ergeben sich aus den verschiedenen Perspektiven. Das Gebiet reagiert ganz empfindlich auf Fehlbelastungen. Hier ist vieles noch nicht an Wissen bei der Allgemeinheit angekommen und somit kann das Übungsgut auch nicht entsprechend angepasst werden. Es ist halt oft so, dass nicht alles, was von oben kommt, auch richtungsweisend sein muss. 

Biomechanik und Mechanik sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe - vor allem am KTG!!!

Gertrud



RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - Gertrud - 27.08.2019

Was mir so in meiner momentanen Lage auffällt: Ich muss bei den Ärzten jedes noch so kleine Beratungsgespräch bezahlen - und das nicht zu knapp!!! In der Leichtathletik sieht die Welt in den meisten Fällen ganz anders aus. Da verdienen diejenigen Trainer oder ehemaligen AuA am meisten, die sich frühzeitig auf die Funktionärsschiene in Verbänden und Großvereinen begeben, beileibe nicht immer die besten Trainer waren und dann den anderen Trainer die Vorgaben machen. Das ist natürlich auch ein sehr großer Fehler, weil die Weichen sehr oft falsch gestellt werden. Daher halte ich es für so unglaublich wichtig, dass an den Schaltstellen die „richtigen“ Menschen eingesetzt werden. In einem momentanen Fall sehe ich ein derartiges Umschwenken.

Die meisten TuT und Funktionäre meinen, mein Wissen z. B. zum Nulltarif abrufen zu können. Dazu bin ich in Verbänden und Institutionen nicht mehr bereit, wenn ich meinen Aufwand bei PPP sehe. Ich liefere in solchen Fortbildungen eine akribische Arbeit und Aufarbeitung von Verletzungen, die mich etliche Stunden kostet. Die allgemeine Schiene halte ich sehr oft für defizitär. In vielen Fällen hilft nur das Wissen von Querdenkern und Leuten an der Schnittstelle Praxis/Theorie.

Man sollte folglich in den Verbänden und Großvereinen mächtig an den Gehältern schrauben und einfach nach Leistung und nicht nach Präsentation bezahlen.

Ich habe mit meinen Hinweisen hier die Szene mächtig aufgerüttelt. Das weiß ich aus sehr sicherer Quelle. Warum gehen solche Impulse nicht von der gutbezahlten Führungsschiene aus? Warum reagiert man immer nur? Das sind doch berechtigte Fragen. Die "Baustellen" hinsichtlich Verletzungen unserer Protagonisten sollten akribisch aufgearbeitet und per "Notdienst-Team" umgehend beseitigt werden.

Gertrud


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - MZPTLK - 27.08.2019

(26.08.2019, 16:54)Gertrud schrieb: Biomechanik und Mechanik sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe - vor allem am KTG!!!

Meine Rede, seitdem ich noch keine grauen Haare hatte.
Aber die Mechanik ist doch so schön einfach
und die Biomechanik so kompliziert  und noch komplizierter, weil individuell!
Da bleiben wir doch lieber bei der Mechanik der 8, 9. Klasse, oder?
Und damit das auch wirklich jeder versteht,
arbeiten wir obendrein noch mit grob vereinfachenden Zeichnungen,
die sich mathematisch gut erfassen und formulieren lassen.
Und das Ganze nennt man dann hochwissenschaftlich... Angry


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 24.09.2019

https://www.swr.de/sport/sendungen/swr-sport-in-baden-wuerttemberg/Leichtathletik-Speerwerfen-Andreas-Hofmann-und-Johannes-Vetter,av-o1154967-100.html
bei 1:15 Uhr ... "ein Stück Knochen vermutlich im Fuß abgesprungen" Es ist leider kein genauer Hinweis auf die Stelle und die Schädigung in der Spezifik angegeben.

Ich analysiere für mich aus Spaß viele Wettkampf- und Trainingsbilder und -videos unserer Protagonistinnen und Protagonisten. Auch bei Johannes Vetter habe ich das bei sehr guten Würfen getan. Ich habe damals hier sofortige Hinweise auf seine sehr gefährlichen Fußstellungen und zwar beidseitig gegeben. Die Füße haben als "Rammbock" und in den Abwurf-Übergangsphasen beim Speerwurf enorm viel auszuhalten. Daher sollte man sie schon "artgerecht" belasten.  Wink

Wenn man endgradige maximale Bewegungswinkel von 50° z.B. belastend um mehr als 30° verlängert und das mit sehr hohen Kräften, produziert man in vielen Wiederholungen zwangsläufig Verletzungen in Form von Absprengungen oder Verschleiß an sich. Schon eine Überschreitung der Bewegungs-Normwerte ohne Belastung bleibt meistens nicht ohne Folgen.

Deshalb plädiere ich immer für funktionelle anatomische Belastungen in Normbereichen. Daher sollte bei den Fortbildungen sehr großer Wert auf akribische Technikbetrachtungen innerhalb eines gesunden Rahmens gelegt werden. Im Grunde sollte man totale Konsequenz schon im "Anflug" schlechter Bewegungsinhalte vor allem aber in den Grenzbereichen bei Weltklasse-AuA folgen lassen, um Verletzungen nicht zu produzieren und somit auszuschließen. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 24.09.2019

Der DLV kann keine "Allzweckswaffe" gegen alle Verletzungen sein. Man sollte sich auch schon selbst im Team vor Ort um diese Dinge sehr intensiv bemühen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 25.09.2019

Mein Wissen ist heute so ausgprägt, dass ich meistens "Treffer" in der Diagnose lande und die entsprechenden Verhinderungsübungen parat habe. Meine Arbeit an der Schnittstelle Praxis/ Theorie kam meinen AuA sehr zugute, so dass sie gegen Verletzungen weitgehend gewappnet waren.

Zudem sehe ich die größten Fehler in der Übernahme von traditionellen Übungen ohne eigentliche Kontrolle, ob diese Übungen punktgenau sind. Insofern ist der Körper in seinen Strukturen nicht optimal gesichert. Es erfordert unheimlich viel Kleinarbeit, sich die entsprechenden Kenntnisse anzueignen. Ich lerne nie aus. Hinzu kommen die individuellen Besonderheiten. Letztens war in meinem Haus eine Person aus dem Trainerbereich sehr erstaunt, als ich ihr bei ihrem Schützling meine Vermutung am Fuß für eine zusätzliche Anomalie nannte, die Schwierigkeiten machte. 

Beispiel für eine Anomalie an meinem rechten Fuß: Ich habe manchmal Schmerzen in einem bestimmten Bereich und bei bestimmten Schuhen. Jetzt habe ich Zusammenhänge mit einem Nerv entdeckt, der ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen ist. Kein Arzt hat das bisher erkannt. Da ich heute Besuch einer Orthopädin bekomme, werde ich sie auf diese Anomalie ansprechen. Ich gehe also schon sehr ans "Eingemachte", was mir aber unheimlichen Spaß macht, die Dinge zu hinterfragen und zu orten. Ich habe letztens mit einer Trainerin einen ähnlichen Fall bei ihrem Werfer, der aufgrund seiner Anomalie nicht in entsprechende Wurfpositionen kommen kann, besprochen. Solche Dinge muss man wissen, kann man aber nur autodidaktisch erreichen. Es macht mir Spaß, solche Inhalte mit Trainerinnen und Trainern zu analysieren, die echtes Interesse an Verbesserungen haben.

Ich habe für mich als Trainerin im Topbereich immer den Anspruch gehabt, dass mein Wissen adäquat sein müsse. Ich habe vornehmlich nichts ausgelagert. Ich kann zu Hause vor Ort fast alles hinsichtlich Spezial-Literatur nachsehen. Statt Urlaub habe ich früher dort investiert. Man kann nie alles haben. Ich habe an anderen Stellen zugunsten meiner Leidenschaft immer verzichtet. Ich habe nie etwas dem Zufall überlassen.

Mich machen immer vermeidbare Verletzungen (aus meiner Sicht!) wie bei Wester sehr betroffen, wenn man im Vorfeld entsprechend recherchiert hätte. Das setzt natürlich akribische Arbeit bei AuA und den Trainern voraus!!! Ich habe den Fall A.Wester hinsichtlich Technik und individueller Disposition akribisch aufgearbeitet. Man kann im Spitzensport für meine Begriffe nur so arbeiten, um erfolgreiche verletzungsfrei zu arbeiten. Ich sehe einige andere unserer Protagonisten unter den gleichen Vorzeichen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - krebsan - 25.09.2019

(25.09.2019, 06:55)Gertrud schrieb: Ich habe für mich als Trainerin im Topbereich immer den Anspruch gehabt, dass mein Wissen adäquat sein müsse. Ich habe vornehmlich nichts ausgelagert. Ich kann zu Hause vor Ort fast alles hinsichtlich Spezial-Literatur nachsehen. Statt Urlaub habe ich früher dort investiert. Man kann nie alles haben. Ich habe an anderen Stellen zugunsten meiner Leidenschaft immer verzichtet. Ich habe nie etwas dem Zufall überlassen.
Gertrud

Grundsätzlich wird hier sicher jede/r beipflichten, dass es genau so laufen sollte. In der Realität, in der die Trainer allenfalls als ehrgeizige Menschen in ihrem Brotjob noch 120 Prozent arbeiten, und ihre ganze Freizeit auf dem Trainings- und Wettkampfplatz verbringen, bleibt doch gar nicht so viel Zeit, akribisch und breit Literatur zu durchforschen.
Und der Anspruch an den Durchschnitts-Nachwuchstrainer kann es schon gar nicht sein. Bei denen bin ich schon froh, wenn sie wenigstens einmal einen wöchigen Trainergrundkurs absolvieren (J+S in der Schweiz).
Aktuell haben viele Schweizer Clubs Wartelisten, vor allem mangels Trainer. Da kann man die Anforderungen nicht unendlich erhöhen.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 25.09.2019

(25.09.2019, 08:46)krebsan schrieb: Und der Anspruch an den Durchschnitts-Nachwuchstrainer kann es schon gar nicht sein. Bei denen bin ich schon froh, wenn sie wenigstens einmal einen wöchigen Trainergrundkurs absolvieren (J+S in der Schweiz).
Aktuell haben viele Schweizer Clubs Wartelisten, vor allem mangels Trainer. Da kann man die Anforderungen nicht unendlich erhöhen.

Es gehören schon sehr gute Bedingungen dazu, sich solche Freiräume zu schaffen, wie ich es praktiziert habe. Da stimme ich Ihnen zu. Auf die Trainer/innen, die sich aufopfernd neben ihrem Beruf auf den Platz stellen, wollen wir natürlich auch nicht verzichten. Man braucht auch sie dringend - keine Frage. Nur im absoluten Spitzenbereich sollte Qualität an erster Stelle stehen, damit die Verletztenstatistik stark sinkt. Es müssen Konzepte her, die diese Bedingungen schaffen. Ich würde auch die Fortbildungen stark umgestalten.

Gertrud