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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - Gertrud - 10.08.2019

(10.08.2019, 07:19)trackman schrieb: Meine laienhaften 2cts: Reha machen, bis sämtliche Schmerzen weg sind und dann langsam neu aufbauen und genau protokollieren. Sonst schleppt man womöglich für den Rest des Lebens Beschwerden mit sich rum. Wäre es das wert?

Ja, vor allem total umschwenken und kontrollieren und sich Rat bei sehr guten Leuten an der Schnittstelle Theorie und Praxis holen!!! Hier kommen gelegentlich Trainer/innen vorbei, mit denen ich ganz detailliert die Fehler und die neue Strategie bespreche. Natürlich sind sie dann manchmal auch verunsichert, weil mein Weg so ganz anders ist.

Letztens habe ich mit einer Orthopädin und einem früheren deutschen Klassesprinter anhand von Unterlagen diskutiert. Ich habe mehrere Schnellhefter mit Unterlagen für adäquates Sprinttraining vor allem der Ischios. Ich habe genaue Aufzeichnungen, wie sie "ticken". Beide waren schwer beeindruckt, wobei dann der Sprinter sagte, dass er bei Sumser z.B. Krafttraining kaum kannte, aber immer verletzungsfrei im Gegensatz zu später war, wo die TKB zum Programm gezählt hat, aber die Verletzungen auf dem Fuße folgten. Seine Sehnen haben der Hypertrophie nicht standgehalten. Ich musste so lachen, als er sofort bei dem ersten Hamstringartikel innehielt und sagte, dass diese anderen Vorstellungen enorm seien. 

Ich selbst habe einen Schwenk um 180° gemacht, weil ich beim Hansjörg eine völlig neue Welt erlebt habe und ganz tief in die Materie eingetaucht bin. Er sagte oft zu mir: "Du wirst irgendwann besser als ich, weil du so gezielt arbeitest. Das habe ich bisher bei keinem und keiner erlebt!" Ich war von dem Gedanken beseelt, es bei Sabine besser zu machen. So muss man arbeiten und sich immer weiter verbessern. 

Kleiner Schwenker: Diese Akribie hilft mir in meiner momentanen Lage sehr. Es gibt kein Umschiffen, sondern nur eine direkte Attacke auf den Feind in meinem Körper. Ich leiste mir keinen einzigen Fehler in der jetzigen Ernährung. Dazu habe ich die richtige Vernetzung aufgebaut.

Man muss sich als Athlet und Trainer immer wieder bei Verletzungen fragen: "Was haben wir falsch gemacht? Was haben wir übersehen? Wer kann mir helfen?" Leider geben die offiziellen Stellen oft nicht den richtigen Rat. Sie sind noch zu sehr mit dem Alten verbandelt. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich in Mainz mit HjH referiert habe und unsere Gedanken mitteilte, als ein Wurftrainer aus dem Osten sagte: "Ja, das kann man ja machen; aber die Standardübungen TKB, Umsetzen, Reißen und Bankdrücken müssen sein." Er hatte z.B. überhaupt keine Kenntnisse, warum ich das Bankdrücken heute ablehne und durch wesentlich bessere Einflussnahme ersetze. Kommentar von HjH: Lass es, sie kapieren es ohnehin nicht! Der DLV ist nicht mehr zu retten!" Da denke ich etwas anders als er. Man kann schon die Gedankenwelt verändern. Ihr merkt doch hier, wie nachhaltig ich diskutiere und nicht locker lasse in meinen Tun, weil ich es als sehr wertvoll empfinde, junge Leute richtig zu leiten und von Verletzungen zu behüten.

Gertrud


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - dominikk85 - 10.08.2019

Inwiefern Helen eigentlich bessere Übungen gegen Verletzungen? Bei Muscle strains kann ich den Effekt verstehen, auch den Rücken kann man gut stabilisieren, aber gerade Knie und fußgelenk und vor allem Den Ellbogen lassen sich doch nur bedingt stabilisieren, oder? Denn am Ende zieht der Muskel ja immer noch an den Sehnen als Schwachstelle und die lassen sich kaum kräftigen.


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - Gertrud - 10.08.2019

(10.08.2019, 12:39)dominikk85 schrieb: Inwiefern Helen eigentlich bessere Übungen gegen Verletzungen? Bei Muscle strains kann ich den Effekt verstehen, auch den Rücken kann man gut stabilisieren, aber gerade Knie und fußgelenk und vor allem Den Ellbogen lassen sich doch nur bedingt stabilisieren, oder? Denn am Ende zieht der Muskel ja immer noch an den Sehnen als Schwachstelle und die lassen sich kaum kräftigen.

Man kann die Gelenkstrukturen richtig oder falsch hinsichtlich der Beanspruchung trainieren und belasten. Das ist ein Thema, das ganz stark in die Fortbildungen gehört. Dazu müsste ich meine Unterlagen komplett ausbreiten. Der Zeitaufwand wäre enorm. Momentan habe ich selbst andere Baustellen, was mich nicht abhält, weiter zu recherchieren. 

Gertrud


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - alex72 - 10.08.2019

Nicht nur Muskeln sondern auch Sehnen und Knochen passen sich sehr wohl durch regelmässige Belastung/Training an !


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - nico - 10.08.2019

Hallo Frau Schäfer, Sie können mir sicher eine Frage beantworten: Bei mir trainiert eine jugendliche Sprinterin, die aufgrund einer Plantarfaszien-
Entzündung jetzt nach 6 Monaten Pause wieder anfängt. Gleichzeitig hat sie aber auch schon länger Rückenschmerzen beim sprinten. Ich vermute einen Zusammenhang zwischen P-Entzündung und Rückenschmerzen, beide Punkte sind zwar weit voneinander entfernt, wenn ich aber den Fußaufsatz  beobachte  - meine Vermutung. Rücken war zu erst, dann Fuß. Orthos und Physios sind bei meiner Vermutung sehr freundlich zu mir. Ich würde mich wirklich freuen über eine Antwort. Danke.


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - Gertrud - 10.08.2019

(10.08.2019, 20:51)nico schrieb: Hallo Frau Schäfer, Sie können mir sicher eine Frage beantworten: Bei mir trainiert eine jugendliche Sprinterin, die aufgrund einer Plantarfaszien-
Entzündung jetzt nach 6 Monaten Pause wieder anfängt. Gleichzeitig hat sie aber auch schon länger Rückenschmerzen beim sprinten. Ich vermute einen Zusammenhang zwischen P-Entzündung und Rückenschmerzen, beide Punkte sind zwar weit voneinander entfernt, wenn ich aber den Fußaufsatz  beobachte  - meine Vermutung. Rücken war zu erst, dann Fuß. Orthos und Physios sind bei meiner Vermutung sehr freundlich zu mir. Ich würde mich wirklich freuen über eine Antwort. Danke.

Allein durch die TCM weiß man, dass im Grunde alles miteinander verbunden ist.

Bei den Ursachen der Plantarfasziitis sollten Arzt, Physiotherapeut und Trainer an einem Strang ziehen, um ganz genau die Ursachen zu ergründen, die vielfältig sein können: Fußfehlstellungen wie Platt- und Hohlfuß, auch starke Fußpronation, Dysbalancen in Kniegelenks- und Rumpfmuskulatur. Die Statik muss penibel untersucht werden. 

Gertrud


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - dominikk85 - 10.08.2019

Bezüglich Rücken könnte man auch mal Richtung  beckenschiefstand/unterschiedlich lange Beine schauen, oder?

am besten Arzt und Orthopäde konsultieren.


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - Gertrud - 11.08.2019

(10.08.2019, 22:28)dominikk85 schrieb: Bezüglich Rücken könnte man auch mal Richtung  beckenschiefstand/unterschiedlich lange Beine schauen, oder?

am besten Arzt und Orthopäde konsultieren.

Das muss ärztlicherseits abgecheckt werden. Nur sollte man es bis dahin nicht kommen lassen. Ich sehe bei unserer sehr hohen Protagonisten-Verletzungsrate erhebliche Fehlentwicklungen auch dadurch, dass Trainer nicht entsprechend geschult sind. Es gibt kaum einen Menschen ohne Befund im Laufe der Zeit durch die nicht ausgeglichene Seitenbelastung... Wir nehmen uns zu wenig Zeit, sich auf den Schützling ganz intensiv einzulassen. Die "Zöglinge" werden zu früh ins verpflichtende Wettkampfprogramm gepresst. Als unabhängige Trainerin unterlag ich in der Hinsicht nie irgendwelchen Verbands-Regularien. Ich kann nur sagen: Lasst den Schützlingen Zeit für eine umfassende Entwicklung der Grundlagen und dem Ausgleich an Dysbalancen! Stress auf Strukturen und aufs Gemüt sollten nicht überhand nehmen. Gut Ding braucht Weile!!! Vor allem sollte die zeitlich differenzierte Entwicklung der Strukturen beachtet werden. Koordination, Technik und Krafttraining in strukturfreundlicher Art und Weise in leichtathletischen Formaten sollten vornehmlich Eingang in die Fortbildungen erhalten. Die Schulung des Trainerauges aus den richtigen Positionen halte ich für unabdingbar.

Gertrud


RE: Verletzte DLV-Athleten 2019 - Gertrud - 11.08.2019

Auch im DLV-Jugendbereich lese ich immer wieder, dass man das Training aufgrund von Rückenproblemen drosseln musste. Es sollte in der Hinsicht kräftig gegengearbeitet werden. Ran an die Schwachstellen und das Übungsgut anpassen!!! Wenn die Verbindungsteile nicht funktionieren, werden auf Dauer auch die Endstücke geschädigt. Vor allem muss man sich die Frage nach der endgradigen Belastung stellen.

Zudem kommt hier zum Tragen, dass man vielfach nur die Übungen aus dem Gewichtheberlager abkupfert und die enormen Spiral-line-Belastungen in Grenzen völlig übersieht, so dass Disziplinbelastungen nicht richtig präpariert sind. Wenn eine Brücke nur 10 t Belastung vertragen kann, kann ich sie nicht mit 20t belasten - so einfach ist das Rechenexempel!

Jetzt komme ich zum Knackpunkt: Wird in der Hinsicht richtig auch durch die Biomechanik präpariert? Mitnichten!!! Wir trainieren teilweise vorsintflutlich, weil wir die Knackpunkte nicht in den Fokus rücken!!! Es fehlen flächendeckende Erfassung und weites Abdecken der Kenntnisse und möglichst viele unabhängige Trainer/innen in der Peripherie wie R. Weber, HjH und ich. Lasst die Peripherie nicht zur Diaspora werden!

Gertrud


[geteilt] Verletzte DLV-Athleten 2019 - frontrunner800 - 13.08.2019

(13.08.2019, 21:10)Gertrud schrieb: https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/flash-news-des-tages-d406eaa8af/
"Johannes Trefz: Mit Beugerverletzung zum Wechsel gekämpft"

Auch das ist eine sehr oft vorkommende Verletzung in der deutschen Leichtathletik und zwar an zwei symptomatischen Stellen. Oft ist auch das eine hausgemachte Verletzungsstelle, der man auf den Grund gehen sollte.

Gertrud

Ja, Fuß und Hamstrings bei Läufern.
 Dringend sind zwei Dinge zu beachten: Technisch saubere Ausführung der Bewegung und Kräftigung der Strukturen.