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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 31.03.2019

(31.03.2019, 19:51)MZPTLK schrieb: Allem Anschein nach ist man jetzt den Gründen für die Verletzungsserie der letzten Jahre auf die Spur gekommen.
Bisher hatten Manche vermutet, dass es vor allem an Trainingsmitteln und -Methoden liegen könnte.

Ein kürzlich abgehaltenes Trainer-Symposion hat jetzt Klarheit gebracht:
Es liegt am menschlichen Körper!
Offenbar ist dieser zu blöd!

Ob man nicht Sehnenansätze von Athleten operativ verlegen sollte,
um bessere Hebel zu erzielen? Dafür könnte z.B. der Semitendinosus infrage kommen...

Oder man könnte gelenkige Bewegungslimits durch Entfernen von Knochen- und Knorpel-Teilen verbessern.
Man denke dabei z.B. an das Schultergelenk von Speerwerfern...

Der Körper ist nicht dafür gemacht, alle ROM mit hohen Kräften auszunutzen. Der Körper ist nicht zu blöd, sondern teilweise die Menschen, die nicht kompatible Bewegungen vorgeben. Jede Struktur hat ihre eigene Gesetzmäßigkeit der Belastung. Es ist also eine Frage der Trainerkenntnisse. Zu den generellen Voraussetzungen kommen dann noch die individuellen, was die Trainingseingrenzungen so schwierig macht. Ich bin davon überzeugt, dass wir bisher nicht alles über die genaue Grenzen wissen. 

Welches Trainer-Symposium war das?

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 01.04.2019

Vermutlich das 1.April SymposiumSmile


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 01.04.2019

(01.04.2019, 00:53)dominikk85 schrieb: Vermutlich das 1.April SymposiumSmile

Danke für den tiefgründigen Humor!  Wink

Man merkt immer wieder, dass Unabhängigkeit bessere Ergebnisse liefert. Das Forum hier ist auch wesentlich besser als das ehemalige DLV-Forum. Hier schaltet man sofort. Die Arbeitswege sind flott. Auch hinsichtlich Verletzungen im DLV muss es natürlich ein fixes Team geben; aber die unterschiedlichen Zubringer tun oft mehr gut. Ich liebe es, querbeet zu recherchieren. Letztens waren noch zwei Personen aus dem absoluten Topbereich hier und haben meine Unterlagen durchforstet. Es sind in mancherlei Hinsicht wahre Fundgruben für Trainer/innen, weil ich sehr spezielle Wege an der Schnittstelle abdecke, an die kaum einer denkt. Ich habe für spezielle Fälle ganze Schnellhefter angelegt, um so komprimiert Informationen zu sammeln. 

Ich habe im Forum vor Jahren eine Gesundheitsoffensive und absoluten Individualismus, mehr Technikunterweisung, Metabolik und Krafttrainingsumstellung gefordert. So allmählich kommt auch der DLV im Nachgang "in die Puschen".  ‌Meine Jahres-Statistik hat doch wohl überzeugt. Nur muss man noch die richtigen Lehren daraus ziehen.Wink Man darf nie im eigenen Saft schmoren. Der Blick über den Tellerrand mit nicht abhängigen Fachleuten ist Gold wert. Bei mir geht bei Übungen sofort ein Verhinderungskatalog auf, der die Konstruktionen erheblich begrenzt und gesunde Ergebnisse liefert. Ich habe mir gestern Übungen einer Olympiasiegerin angesehen, die strukturbrecherische, aber auch sehr gute Übungen im Programm hat. Man muss lernen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich könnte aus dem Stegreif task forces zusammenstellen, die unser System auf den Kopf stellen und hervorragende Ergebnisse liefern könnte. Es müsste in vielerlei Hinsicht ein totales Umdenken stattfinden. Das System liefert viele AuA, die durch Irrtum zu besseren Ergebnissen kommen. Besser ist die Lösung über den direkten gesunden Weg!!!

Beispiel: Wenn ein Bergsteiger einen Berg erklimmen will und es einen gefährliche und einen weniger gefährlichen Weg zum Gipfel hin gibt, wird er den seinen Verhältnissen angepassten Weg nehmen. Er wird den gefährlichen Weg in der Regel nur nehmen, wenn er physisch und psychisch entsprechend präpariert ist. Wenn man physisch und psychisch im Leistungssport für Übungen nicht konstruiert und präpariert ist, sollte man sie weglassen. Um das herauszufinden, ist eine Menge an Recherche und Hintergrundwissen vonnöten.

Was die Fähigkeiten von Knipphals an der Schnittstelle Theorie/ Praxis angeht, kann ich seine Fähigkeiten nicht beurteilen. Er müsste seine gezeigten Übungen schon absolut umstellen, um im Bereich Übungskonstruktionen erfolgreich zu sein. Ansonsten müsste er meistens hinterher am Athleten in seinem Beruf arbeiten. Wink ‌Da bringt das "Schmoren im eigenen Saft" aus meiner Sicht absolut nichts!!! Es hat sich in dem Bereich seit Dekaden nur wenig getan. Wenn man nur forciert durch Anstöße von außen arbeitet, ist das für mich eine sehr unbefriedigende Lösung. Als Nachmachübungen für die Peripherie eignen sich die meisten seiner von mir oben genannten Übungen nach meinen sehr detaillierten Recherchen nicht.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - MZPTLK - 01.04.2019

Sehr gut, Gertrud. In dem Sinne meinte ich das.
Muss mir selbst aber auch ein Kompliment machen,
weil ich den Schabernack zum 1.4. diesesmal nicht ganz so plump formuliert habe.

Dominikk, Du hast richtig Symposium(lat.) geschrieben, also eine wissenschaftliche Zusammenkunft.
Symposion(grch) meint eher ein Treffen, wobei z.B. Wein verzehrt wird.
Das würde auf meine Geschichte besser passen. Teufel


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 01.04.2019

Allerdings ist die Verletzungsempfänglichkeit nicht nur von den Übungen abhängig, sondern auch von Bereichen wie Nutrigenomik, Epigenetik, spezielle Umweltfaktoren, persönliche Aufnahmefähigkeit für eine sportgerechte Verhaltensweise und Umsetzung und Muße, die eigene Psyche in Ordnung und zur Ruhe zu bringen. Je mehr man in sich aufräumt, je besser kommt man zur Ruhe und kann sich dann auf den Sport konzentrieren. Dazu habe ich mir als Trainerin überhaupt keine Zeit genommen und die Krankheiten folgten auf dem Fuße. Ich habe permanent eins draufgesetzt. Das geht niemals gut.

Die AuA sollten auch nicht "auf allen Hochzeiten tanzen". Man muss sich für einen vernünftigen Weg entscheiden. Das schmerzt natürlich manchmal, weil Trauer und Abschied von alten, liebgewonnen Gewohnheiten Zeit benötigen. Die wenigsten AuA können den Hebel von heute auf morgen umschalten. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - omega - 01.04.2019

(31.03.2019, 18:56)Gertrud schrieb: https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/sven-knipphals-bleibt-als-chiropraktor-teil-der-dlv-nationalmannschaft/
„Gemeinsam mit Ronald Stein und Alexander John habe ich ein Krafttraining für die Sprinter entwickelt, das individuell auf die Besonderheiten der jeweiligen Athleten angepasst werden kann“
Ich denke schon, daß er sein eigenes Krafttraining weiterentwickelt und individuell z.B. nach dem chiropraktischen Befund der jeweiligen Athleten die Übungen zuschneidet.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 01.04.2019

(01.04.2019, 10:11)omega schrieb:
(31.03.2019, 18:56)Gertru schrieb:
Ich denke schon, daß er sein eigenes Krafttraining weiterentwickelt und individuell z.B. nach dem chiropraktischen Befund der jeweiligen Athleten die Übungen zuschneidet.

Das wäre wünschenswert. Allerdings reichen die chiropraktischen Ergebnisse bei weitem nicht aus. Es gehört sehr viel mehr dazu. Er müsste sein komplettes bisher gelerntes Repertoire umkrempeln und abchecken können. Die Übungen von der Stange bringen meistens nicht den erhofften Erfolg. 

Beispiel: Ich habe gerade ein ganz spezielles Programm für einen ganz speziellen Strukturteil im Sprint entwickelt, wo es enorm auf Speed ankommt. Man findet das von mir entwickelte Übungsteil so in keinem anderen Programm. Ich habe es anhand des heutigen Kriterienstandes entwickelt. Ich habe den Anfangsteil gesehen und mein Gehirn sprang sofort an. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 01.04.2019

Viele Trainer machen auch einfach das an Übungen was sie damals als Athleten gemacht haben und entwickeln sich so nicht wirklich weiter. Kann man ja auch irgendwie nachvollziehen, gerade bei ehemaligen spitzenathleten die damit ja Erfolg hatten.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 03.04.2019

Es gibt versteckte Defekte oder Anomalien am Körper, die kein Trainer von außen sieht. Da sind Vorwürfe haltlos. Allerdings muss ich konstatieren, dass in der Hinsicht unser System in der Regel erst greift, wenn Schmerzen auftreten. Es gibt solche Vorkommnisse an Fuß, Hand, Schulter ... Ich selbst bin eine Betroffene. Ein außerordentlich begabter Physiotherapeut kann in manchen Fällen sichten oder vermuten.

Gertrud


[geteilt] Verletzte DLV-Athleten 2019 - Gertrud - 04.04.2019

(04.04.2019, 10:50)Atanvarno schrieb: Quo vadis, Sarah Kistner?

Verletzungen:
a) Beide Achillessehnen
b) eine angerissene Sehne im Fuß
c) eine Operation an der sogenannten Haglundferse (ererbt)
d) erhebliche muskuläre Dysbalancen am kompletten Rücken  (dank Physiotherapie Beschwerden schon stark gebessert)


"Im vergangenen Jahr hat sie insgesamt nur vier Wettkämpfe bestritten, allesamt am Berg. Beide Achillessehnen verursachten mehr und mehr Schmerzen
Und wenn es in absehbarer Zeit ein Comeback gebe, dann nur im Berglauf... Ansonsten trainiert sie mit dem Rennrad."

Ob Bergläufe (auf und ab) mit einer starken Belastung der Füße im OSG das Mittel der Wahl sein sollten, wage ich stark zu bezweifeln!!! Da das Gelände dazu meistens noch stark nach lateral eine starke Belastung (USG) beinhaltet und sich schnell mal die Malleolengabel auf dem Talus verschiebt, ist den knöchernen Überbelastungen Tür und Tor geöffnet. Zudem werden die Haglundferse und die Achillesehnen bei ruckartigen Bewegungen bergauf enorm belastet. Sie braucht auch nur einmal in ein kleines Loch zu treten und die Achillessehne ist hin. Es ist zwischen ruckartigen Bergaufläufen und ruhigen exzentrischen Bewegungen als Prophylaxe stark zu unterscheiden. 

Der Prophylaxebereich scheint im Langstreckenlauf nicht angemessen beachtet zu werden - siehe Probleme bei KK, Alina Reh und S. Kistner!!! Wenn da der DLV nicht massiv eingreift, kommen uns viele potentielle AuA in dem Bereich abhanden.

Ich plädiere für eine Langstrecken-Prophylaxe-Task-Force vor allem auch in Kooperation mit externen Fachleuten!!! (z.B. bei einer Haglundferse mit Fragen nach familiären Vorschäden/ Laufbelastungen pro Woche/Dehnübungen/Schuhwerk...)

Check des Gesamtkörpers: Es kann nicht sein, dass eine Protagonistin so erhebliche Dysbalancen im Rücken hat!!! Was wird da in den Team-TL gemacht, frage ich mich ernsthaft.

Ich habe damals den "Achillessehnenpapst" in Deutschland gebeten, sich mit dem DLV in Verbindung zu setzen. Ich hatte ihm eine E-Mail-Adresse eines Funktionärs gegeben. Er hat nie Antwort erhalten und das als Professor und Fachmann in dem Bereich. 

Zudem plädiere ich dafür, bei den DLV-Trainerausbildungen neben der Disziplin-Trainer-Ausbildung und den Fortbildungen eine Trainerausbildung mit anatomischem und metabolischen Know How kompakt zu etablieren. 

Ich habe bei A-Trainer-Fortbildungen immer wieder festgestellt, dass sich dort Trainer "tummeln", die nicht die Mindestanforderungen in diesen beiden Bereichen erfüllen. Das geht nicht und dieses Manko sollte zum Schutze der AuA abgestellt werden.

Gertrud