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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 03.03.2019

(03.03.2019, 11:22)MZPTLK schrieb: Alles richtig, Gertrud, aber damit haben wir immer noch keine Substitution für das Langhanteltraining.
welches übrigens auch relativ Zielübungs-nah gestaltet werden kann
Ich behaupte, dass man ohne LHT international nicht konkurrenzfähig sein kann.

Ich verteufele die Langhantel nicht, sondern distanziere mich von den reinen Gewichthebeübungen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 15.03.2019

(03.03.2019, 11:22)MZPTLK schrieb: Alles richtig, Gertrud, aber damit haben wir immer noch keine Substitution für das Langhanteltraining.
welches übrigens auch relativ Zielübungs-nah gestaltet werden kann
Ich behaupte, dass man ohne LHT international nicht konkurrenzfähig sein kann.

Man sollte Übungen kreiieren, die der individuellen Anatomie entsprechen. Wenn ich z.B. drei AuA aus unserem Protagonistenbereich betrachte, dann sehe ich die starken Verletzungen unmittelbar mit der nicht der Norm entsprechenden Anatomie und fehlender Akribie im Übungsgut im Zusammenhang. Dann sollte man nicht guten Gewissens die gewichtheberischen Übungen von der Stange nehmen, die die individuellen Defizite nicht beheben und die disziplinären Erfordernisse absolut nicht treffen. Diese Kenntnisse kann man sich nur erwerben, wenn man sehr gezielt "in spezielle Welten eintaucht". Ich werde durch immer neue Fundstücke dazu geradezu herausgefordert. Alexandra Wester war aus meiner "laienhaften" Sicht ein derartiges Opfer. Bei manchen AuA muss man erst langfristige Korrekturen vornehmen, ehe man bestimmte 2D-Übungen überhaupt anwenden sollte.

Ich sehe bei einigen Athletinnen enorme Absprung-Fehlstellungen, die aber technisch nicht behoben werden können, weil die anatomischen Gegebenheiten das nicht hergeben. Die Ursache ist folglich der Dreh- und Angelpunkt.

Wenn man z.B. die Sprintstrukturen analysiert, dann unterscheiden sie sich erheblich vor allem in bestimmten Regionen einzelner Kompartimente vom normalen Bürger. Um diese Belastungsregionen zu stärken, muss man sich schon sehr viel einfallen lassen. Ich habe eine Person vor Augen, die bisher nur mit gewichtheberischen Kraftübungen trainiert worden, dann aber auf stark spezifische Übungen umgestiegen und bisher unverletzt ist. 

Wenn ich jünger wäre, würde ich versuchen, dem DLV Empfehlungen, wertvolle Hinweise und "Marschrichtungen" in der Ausbildungsschiene zu geben. Da sehe ich die meisten Defizite. Es müsste dort einiges mehr auf dem Tablett serviert werden, um ein Wissen flächendeckend zu akquirieren. Es ist keineswegs so, dass ich die Defizite nur bei C- und B-Trainern sehe. Die stärksten Auswirkungen erlebt man durch Wissensdefizite im gehobenen AuA-Segment.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 16.03.2019

Ich sehe einen Hauptgrund in den vielen Verletzungen, dass die Wissenslücken bei den Trainern teilweise enorm sind. Wenn ich mir z.B. die Bilder von Cindy Roleder anschaue, dann ist mir klar, dass Ärzte die Ursache gar nicht finden können. Betrachte ich relevante Momentaufnahmen, dann ist die Ursache für mich sonnenklar. Man kann den Ärzten in einem solchen Fall keine Vorwürfe machen, weil ihr Auge nur medizinisch ausgerichtet ist. 

Im Grunde bringt ein Ausheilen der Entzündung (Ischiasnerv vor einem Jahr etwa?) meistens nur vorübergehend etwas, wenn man nicht die eigentlichen Ursachen beseitigt. Wenn ich manchmal aktuelle Bilder sehe, denke ich nur: "Oh, Sch.. the same procedure as every year!!!" Schulung auf den relevanten Gebieten findet in den Fortbildungen nur peripher statt. Sie muss erst eimal in bestimmten Sachen total umprogrammiert werden. Negative Pattern müssen im Gehirn augelöscht werden.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 20.03.2019

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/dlv-dreispringer-stellen-weichen-fuer-wm-saison/

DLV-Athleten sind gemeinsam im TL

Auszüge:

"Mehr als 20 Athletinnen und Athleten ... zusammengefunden, um gemeinsam mit dem Trainer- und medizinischen Team um Bundestrainer Charles Friedek"Hallensaison mit einigem Verletzungspech"... "Nach langer Krankheit absolviert die EM-Zehnte Neele Eckhardt...erste Sprünge im Sand, auf dem Rasen und an der Treppe..." "Jessie Maduka ... nach ihrer ausgestandenen Verletzung..." "Kristin Gierisch musste kurzfristig die Hallen-EM absagen..."

Inhalte u.a.: 
"zahlreiche Einheiten am Strand, nutzen aber auch die Rampe für Sprints und Speed-Sprungläufe. Ebenso die sechsmalige Deutsche Meisterin Jenny Elbe (Dresdner SC 1898), die auf dem Rasen des Stadions nach dem Krafttraining noch gerne spezielle Sprünge folgen lässt."

Gertrud



RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 22.03.2019

https://www.leichtathletik.de/tv/video-detail/video-detail/detail/20069-watch-me-fly-mateusz-przybylko-bei-der-dm-2019-in-berlin/
Watch me fly mit Mateusz Przybylko

Schaut ganz genau hin!!! Das wäre ein sehr gutes Video für eine Trainerprüfung.  Wink

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - MZPTLK - 22.03.2019

Habe ich gerade nachgemacht, also bestanden!
Oder meintest Du das anders?  Teufel


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Diak - 22.03.2019

hoffen wir mal, dass er einen niedrigeren Kasten nimmt, wenn keine Kamera läuft... denke schon, dass der Fußaufsatz dann weniger problematisch wäre und die Achsen besser stimmen...


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 23.03.2019

(22.03.2019, 21:48)Diak schrieb: hoffen wir mal, dass er einen niedrigeren Kasten nimmt, wenn keine Kamera läuft... denke schon, dass der Fußaufsatz dann weniger problematisch wäre und die Achsen besser stimmen...

Ich habe ein anderes Video gesehen, auf dem er genau diese Übung durchgeführt hat. Es scheint eine Standardübung bei ihm zu sein. Seine ohnehin vulnerable "Architektur" muss enorme Unterstützungen und hervorragende protektive, leistungsfördernde Übungen erfahren, um Gelenkschmerzen wie seine Fußprobleme zu vermeiden und sein System nicht kollabieren zu lassen. Ich kann mir vorstellen, dass aufgrund eines Details beim Bodenaufsatz ein Verteilungsfehler vorherrscht, den man messen kann. Das kann, muss aber nicht sein. Man müsste es sehen. Der Gelenkschutz ist hier absolut nicht beachtet und gewahrt. Man muss äußerst filigran auf diesem schmalen Grat strukturunterstützend arbeiten. 

Ich sehe enorme Schwächen im System DLV. Die AuA, die in meinem Keller nach meiner Unterweisung "belehrt" worden sind, bekommen samt Trainer/innen ein sehr gutes Rüstzeug mit auf den Weg. Der richtige Weg ist das Ziel und nicht die vorgenommene Leistung ohne Beachtung der "Klippen"!!!  Thumb_up ‌Ich komme immer wieder auf den Punkt "adäquates Detailwissen". Ich habe diese Arbeit in den letzten Dekaden forciert, permanent hinterfragt und übungsmäßig modifiziert. Es wimmelt im internationalen und nationalen LA-Spitzensport nur so vor solchen Fehlkonstruktionn. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 23.03.2019

Ich traue mich etwas, was allgemein nicht so üblich ist und praktiziert wird. Normalerweise wird der erfolgreiche Protagonist einschließlich seines Umfeldes verherrlicht und nicht hinterfragt. Ich lege ganz hart meinen Finger in die Wunden, um gerade im Topbereich vor den immensen Folgen inkorrekter Übungen oder Ausführungen zu warnen. Oft sehe ich die Fehler lange vor Ausbruch der gravierenden Folgen. Ich möchte eine Leichtathletik der guten Prophylaxe im Sinne der Gesundheit der AuA haben und keine Produktion enormer orthopädischer Nachteile. Das beinhaltet Reformen auf unterschiedlichen Ebenen. AuA sind somit oft "Opfer" ihres Umfeldes und nicht offensichtlicher anatomischer Ungereimtheiten.

Der DLV bemüht sich, ist aber immer einen Schritt hinter meiner Vorstellung. International ist es oft nicht besser. Usain Bolt hatte aus meiner Sicht auch keine punktgenauen Übungen im Sortiment, die seine körperlichen mangelhaften Individualitäten ausgeglichen haben. Zumindest habe ich nichts dergleichen in seinen Programmen gefunden. Im Gegenteil - es wurde teilweise "Materialprobe" trainiert. Entsprechend kamen immer die Ausfallzeiten auf ihn zu. Eindeutig funktionieren die "Kontrolleure" nicht, weil ihre Schulung offensichtlich mangelhaft ist.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - MZPTLK - 23.03.2019

Der Show-Übungsaufbau lässt kaum eine andere Körperhaltung zu,
von daher kann ich nicht vermuten, ob Mateusz sich im 'normalen' Training ebenso bewegt.

Jedenfalls ist die Bewegung der Aufgabe entsprechend koordinativ gut gelöst,
wenn auch auf Dauer so nicht empfehlenswert.

Ich habe Mateusz als Junior springen gesehen und hätte nie erwartet,
dass er mal 2,30, geschweige 2,35 springen kann.
Er und sein Trainer müssen schon sehr Vieles richtig machen.