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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 (Aktuell: Robert Harting) - Gertrud - 01.03.2019

(16.01.2018, 09:58)dominikk85 schrieb: Gab es denn irgendwelche weltklasse diskuswerfer oder kugelstoßer die keine TKB gemacht haben? Ich sage nicht das man die Übung nicht sinnvoll ersetzen kann,  aber in der Realität ist sie wohl einfach seid 50 Jahren quasi standardprogramm und alle top leute in West und Ost haben sie gemacht.

da ist auch erstmal eine mentale Hürde eine Übung zu streichen die so lange Standard war.

Das war bei mir nicht anders; nur habe ich mich als Trainerin sehr schnell umgestellt, weil ich sehr tief in die Materie "eingetaucht" bin. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 01.03.2019

(01.03.2019, 18:32)Diak schrieb: Die Schnittmengen bestehen aber im mentalen und in Haltungsfragen. Die Speerjungs begreifen Teamarbeit als gemeinsame Aufgabe in Verantwortung für die Disziplin und ihren Nachwuchs und als Motivation, die jeden einzelnen stärker macht. Insofern ist Team hier eben nicht Gleichmacherei, Zentralisierung und Konformitätsdruck, sondern gemeinsame indidviduelle Arbeit an gleichen oder verwandten Zielen. Die Jungs sagen und beschreiben glaubwürdig, dass das eine Menge mir der Führung durch Boris zu tun hat. Natürlich ist auch Glück und Zufall, so viele Toptalente bei unterschiedlichen Toptrainern zu haben und insofern lässt sich das Modell nicht einfach übertragen, als Leitbild für eine funktionierende Teamstruktur dient es durchaus!

Ich würde eher daran arbeiten und Zeit darauf verwenden, die Verletzungen im Speerwurf in den Griff zu bekommen. Da haben die drei Spitzenleute eine sehr unterschiedliche Vita, wenn man ganz genau hinsieht!!!  Wink ‌In dem Punkt sehe ich absolut keine Übereinstimmung. Ich favorisiere ganz bestimmte Blickwinkel der Optimierung. Gegen eine gemeinsame Vermarktung der Disziplin spricht absolut nichts, gegen harte Konkurrenz aber auch nicht. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - MZPTLK - 02.03.2019

Wer hat von Übereinstimmung gesprochen?
Und ich bleibe dabei, für die schweren Geräte Kugel und Hammer braucht es schweres Freihanteltraining,
natürlich keine TKB und kein unsauberes, zuwenig Zielübung-adäquates Übungs-Schlecht.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 02.03.2019

(02.03.2019, 00:18)MZPTLK schrieb: Wer hat von Übereinstimmung gesprochen?
Und ich bleibe dabei, für die schweren Geräte Kugel und Hammer braucht es schweres Freihanteltraining,
natürlich keine TKB und kein unsauberes, zuwenig Zielübung-adäquates Übungs-Schlecht.

Ich habe damals bei unserem TL in Südafrika lange bei Jan Zelezny zugeschaut. Ich habe keinen zweiten Speerwerfer dort gesehen, wohl aber ein ausgezeichnetes technisch orientiertes und schnellkräftiges Training.  

Ich habe nun wirklich sehr viel in der Dominanz der Zubringer im Kraftbereich recherchiert und überlegt und bin zu ganz anderen Geschwindigkeits- und Kraftzubringern als allgemein angenommen gekommen. Der Blickwinkel und das "richtige Sezieren" einer Disziplin sind von Vorteil vor allem auch eben in der passgenauen Übertragung. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 02.03.2019

Imo sind wirkliche Fortschritte im Bereich der verletzungsprophylaxe eher aus den teamsportarten zu erwarten weil dort Verletzungen die Teams jedes Jahr Millionen kosten.

Im baseball wird da z.b viel geforscht weil Verletzungen die Liga schätzungsweise eine halbe Milliarde pro Jahr kosten. In der LA gibt es diesen Anreiz so einfach nicht.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 02.03.2019

(02.03.2019, 12:37)dominikk85 schrieb: Imo sind wirkliche Fortschritte im Bereich der verletzungsprophylaxe eher aus den teamsportarten zu erwarten weil dort Verletzungen die Teams jedes Jahr Millionen kosten.

Im baseball wird da z.b viel geforscht weil Verletzungen die Liga schätzungsweise eine halbe Milliarde pro Jahr kosten. In der LA gibt es diesen Anreiz so einfach nicht.

Dieser Bereich hat in der Leichtathletik so gut wie keine Lobby. Das stimmt. Er ist begrenzt auf einige "verrückte" Autodidakten. Es fehlen die Breite in der Anwendung und die Querverbindungen der Ursachenforschung.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - MZPTLK - 02.03.2019

Gertrud, wenn man 80 m Hammer werfen will,
muss man in der Lage sein, etwa 300 Kg zu ziehen.
Wosoll die Kraft herkommen?


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 02.03.2019

(02.03.2019, 18:52)MZPTLK schrieb: Gertrud, wenn man 80 m Hammer werfen will,
muss man in der Lage sein, etwa 300 Kg zu ziehen.
Wosoll die Kraft herkommen?

Genau die Frage muss man sich stellen: Woher (aus welcher Richtung) kommt die Kraft? Wie muss man kontern? Worauf entfallen die anteiligen Kräfte? In welcher Arbeitsweise der Muskulatur befindet man sich? Welche Strukturen sind gefragt? Wenn man sich diese Fragen stellt, wird man zu ganz neuen Übungen außerhalb der Gewichthebeübungen kommen. Natürlich muss man bei diesen Übungen hoch belasten, was aber nicht immer 300kg bedeuten muss. Man hat auch beim Hammerwurf keine 300kg-Hantel zu bewegen, obwohl die Kräfte hoch sind???!!! Wink ‌Es geht sicherlich auch in den Geräteumbaubereich. Mir schwebt eine kombinierte hydraulische unilaterale Beinübung mit einem entsprechendem Zug vor.

Ich war letztens im Kraftraum in Kienbaum: Er ist einfach hinsichtlich spezieller Leichtathletik schwach ausgerüstet - keine Innovation, meistens Geräte nur von der Stange!!! Auch in einem deutschen Großvereins-Kraftraum war ich erschüttert über die Kraftgeräte. So kann man absolut nicht gezielt arbeiten.

Sicherlich hängen die Verletzungen auch mit den unzureichenden, ungezielten Kraftübungen zusammen. Ich habe gerade aufgrund deiner Anregung zwei neue Übungen konstruiert. Man muss sich bei Übungskonstruktionen immer auch die Frage nach den strukturellen Klippen stellen. Nicht immer ist das, was mechanisch machbar ist, auch biomechanisch vertretbar. Da war ich am Anfang meiner Trainerinnenkarriere mal einem Fehler aufgesessen, weil ich eine anatomische Klippe noch nicht kannte. Ich habe mich aber sofort fachlich beraten lassen.

Ich gebe noch ein anderes Beispiel. Wenn man die Kräfte auf den Fuß bedenkt, die beim Hochsprung eingangs zum Absprung auf den Strukturen lasten, ist das immens. Was machen viele daraus: Sie krabbeln mit den Zehen im Sand herum und meinen, dass sie die Kräfte genügend abgepuffert haben.  Wink ‌Ich warne immer davor, Übungen einfach ungefiltert zu übernehmen. Man sollte lieber den gesunden Menschenverstand einschalten und sich permanent fortbilden, um einfach unseren Körper in seinen Funktionen und Gefahren zu verstehen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 03.03.2019

Man muss sich folgendes vorstellen. Der Hammer übt unheimliche Kräfte auf den Körper aus. Die AuA setzen dem permanent hohe Lasten im Training als Übungsgut entgegen. Ist das Logik??? Solche Fragen stelle ich mir bei Übungskonstruktionen häufig. Setzen wir in der Hinsicht in der Mehrzahl der Übungen auf die richtigen körperlichen Elemente, um verletzungsmäßig punktgenau strukturell vorzubeugen und zu schützen?  

Ich erlebe diese Gedankengänge gerade sehr intensiv in einem Sprintteam, das volkommen andere Akzente setzt.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - MZPTLK - 03.03.2019

Alles richtig, Gertrud, aber damit haben wir immer noch keine Substitution für das Langhanteltraining.
welches übrigens auch relativ Zielübungs-nah gestaltet werden kann
Ich behaupte, dass man ohne LHT international nicht konkurrenzfähig sein kann.