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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 06.09.2018

Zitat:Du kannst das beste Produkt, den besten Service, das größte Wissen haben, aber Du musst es verkaufen können...…
Da ist es nicht wirklich hilfreich, einen potentiellen Kunden (DLV) zu "beschimpfen". Vielleicht hast Du den DLV oder einige seiner Zuträger (Trainer/Ärzte/Therapeuten) auch schon abgeschrieben.
Die deutsche Leichtathletik braucht keine "Verkäufer". Sie braucht Trainer mit Wissen um Technik und mit gesundem Übungspotential ... Die Statistik spricht Bände. Nur - wer will das schon hören? Es gibt oft Leistungen zum Übertünchen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 06.09.2018

Ich glaube das wichtigste ist die Einsicht das hochleistungstraining nicht automatisch als kollateralschaden Verletzungen mit sich bringen. Was dann genau Verletzungen verhindert ist dann erst der 2. Schritt. 

viele Trainer würden ja nicht mal bestreiten das ihr Training schädlich ist, aber sind halt der Meinung " wo gehobelt wird fallen späne" und das Verletzungen im Top Bereich einfach dazugehören (hört man auch oft von Athleten das Schmerzen und Verletzungen normal sind).

die Details sind natürlich auch wichtig, aber erst mal muss überhaupt die Einsicht kommen das Verletzungen und ständige Schmerzen keine normale Begleiterscheinung von hochleistungssport sind. Man muss Trainern und Sportlern überhaupt erstmal klar machen das ein "schonendes" hochleistungstraining überhaupt möglich ist. Viele sind halt der Meinung das sei kein freizeitsport und ein schonenderes Training bedeutet automatisch leistungsreserven liegengelassen.

bevor man überhaupt ins Detail geht muss man den Trainern und Athleten die berechtigte Angst nehmen das "no pain no gain" falsch ist und man dennoch die Spitze erreichen kann wenn man nicht ständig bis zur Schmerzgrenze knüppelt.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 06.09.2018

(06.09.2018, 22:02)dominikk85 schrieb: Ich glaube das wichtigste ist die Einsicht das hochleistungstraining nicht automatisch als kollateralschaden Verletzungen mit sich bringen. Was dann genau Verletzungen verhindert ist dann erst der 2. Schritt. 

viele Trainer würden ja nicht mal bestreiten das ihr Training schädlich ist, aber sind halt der Meinung " wo gehobelt wird fallen späne" und das Verletzungen im Top Bereich einfach dazugehören (hört man auch oft von Athleten das Schmerzen und Verletzungen normal sind).

die Details sind natürlich auch wichtig, aber erst mal muss überhaupt die Einsicht kommen das Verletzungen und ständige Schmerzen keine normale Begleiterscheinung von hochleistungssport sind. Man muss Trainern und Sportlern überhaupt erstmal klar machen das ein "schonendes" hochleistungstraining überhaupt möglich ist. Viele sind halt der Meinung das sei kein freizeitsport und ein schonenderes Training bedeutet automatisch leistungsreserven liegengelassen.

bevor man überhaupt ins Detail geht muss man den Trainern und Athleten die berechtigte Angst nehmen das "no pain no gain" falsch ist und man dennoch die Spitze erreichen kann wenn man nicht ständig bis zur Schmerzgrenze knüppelt.
Genau das ist richtig; aber mit dem zweiten Schritt kommen die Hinweise und die entsprechenden Übungen. Unsere Körper sind enorm belastbar, wenn die Belastungen auf starke Strukturen treffen. Trainieren wir aber daran vorbei, schleichen sich Verletzungen ein.

Ich bin mir fast sicher, dass bei A.Wester eine femorale Anteversion und infolgedessen im Absprung ein supinatorisches Moment vorherrscht, das ein Umknicken über den Außenrand begünstigt. Wenn dann noch ein langer letzter Schritt hinzukommt, ist das Dilemma vorhanden. Man muss in einem solchen Fall dringend Gegenmaßnahmen vorweg einleiten. Solche "Anomalien" muss ein Trainer im Topbereich sehen. Das ist mein Anspruch für eine gute Arbeit.

Übrigens tritt das gleiche Phänomen bei Malaika Mihambo auf; nur führt sie einen kurzen letzten Schritt durch, was sie orthopädisch etwas weniger belastet. Auch bei ihr stimmt die Statik nicht ganz!!! Sie trifft somit Sprungbein und Schwungbein nicht in korrekter Absprunghaltung, was bei den Belastungen schon gravierend hinsichtlch Fuß, Knie und Hüfte sein kann. Ich würde mir insofern mehr präzise Ausführungen für unsere Protagonistinnen wünschen!  Thumb_up ‌Die Strukturen aus diesen verfestigten, automatisierten Prozessen zu lösen, bedeutet eine ungeheure intensive Arbeit mit sehr viel Hintergrundwissen. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - gera - 07.09.2018

was ein richtiger Absprung ist, haben wir schon im Thema " die optimale Weitsprungweite" diskutiert.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 08.09.2018

Meines Erachtens dürfen solche harten Verletzungen wie bei A. Wester nicht vorkommen, weil sie im Vorfeld ausgeräumt werden sollten. Es liegen gravierende technische Mängel bei ihr vor, die ich fein säuberlich aufgelistet habe. Zudem bringt sie eine aus meiner Sicht orthopädische Disposition mit, die die Kräfte an den Hauptkräfteabsorbierern vorbeilanciert. Insofern kommt es im Laufe der Zeit auch zu kraftlosen Strukturen, die eigentlich Hauptakteure sein sollten. Trainer sollten autodidaktisch diese Kenntnisse erwerben; aber auch die Verbandsstrukturen sollten hinsichtlich Technik in Verbindung mit Orthopädie solche Fälle hart auflisten.

Die eigentlichen Fehler liegen aber in früheren Systemen. Warum gibt es bei uns keine flächendeckenden orthopädischen Untersuchungen bereits im Kindes- und Jugendalter vor allem, wo man noch vieles richten kann? Es werden Mrd. für Probleme verballert, die wirkungslos "verhallen".  

Gertrud

Verzeiht mir meine Penetranz! Aber es geht kein Weg an permanenter Erinnerung solcher Defizite vorbei!!! Ich hoffe, dass "steter Tropfen den Stein höhlt" und man nicht immer wieder zur Tagesordnung zurückkehrt, ohne Gegenmaßnahmen eingeleitet zu haben.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 09.09.2018

Worin besteht der große Fehler, der diese enorme Verletztenquote auslöst? Meine Meinung: Wir beschäftigen uns nicht mit den eigentlichen Formen der Verhinderung, sondern primär mit den möglichst kurzfristigen Erfolgen, die teilweise eine langfristige Karriere unmöglich machen.

Als ich Sabine Braun übernahm, stand nicht die Platzierung im Vordergrund, sondern es stand überhaupt erst einmal ihre Gesundung des Fußes und der LWS zur Debatte. An OS, WM und EM war gar nicht zu denken. Diese Ausrichtung habe ich als Voraussetzung meiner Arbeit mit Athletinnen und Athleten beibehalten. Es standen immer zunächst die Korrektur von Schwachstellen im Vordergrund und die strukturellen punktgenauen Belastungen und nicht das harte Knüppeln ohne biomechanische Betrachtungsweise auf Höchstereignisse ohne Rücksicht auf Verluste.

Mein Denkansatz in der Zusammenarbeit mit den Athleten ist folglich ein vollkommen anderer als der Mainstreamweg. Ich ließ und lasse mich in der Hinsicht in keine Teamform pressen, die ich nicht verantworten kann und will. Es gibt für mich absolut keine Vorgaben von außen, die ich mir aufsetzen lasse. Ich brauche den frühen Applaus und die Arbeitsplatzsicherung durch ein vielleicht hirnrissiges Wink ‌(meiner Meinung nach) Punktesystem bestimmter Institutionen nicht und habe Zeit und Geduld zu einer sehr gut untermauerten physischen und psychischen Ausprägung. Es geht folglich bei Institutionen wie unserem Verband vornehmlich darum, diese Art der Arbeitsweise bei sehr guten Trainern frühzeitig zu erkennen und nicht die kurzfristigen Erfolge ohne langfristige Substanz zu feiern.

Der Verband sollte kleine Gruppen installieren, die eine vernünftige Arbeit in meinem Sinne forcieren. Es ist ungemein wichtig, die jungen Athletinnen und Athleten in diesen Vorstellungen für eine langfristige Karriere vorzubereiten.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 09.09.2018

Andere coaches haben aber nicht die finanzielle Unabhängigkeit wie Sie und müssen Erfolge liefern, das gleiche gilt auch für athleten die am Rande der Förderung stehen und kämpfen müssen um überhaupt in Kader zu kommen.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 09.09.2018

(09.09.2018, 12:57)dominikk85 schrieb: Andere coaches haben aber nicht die finanzielle Unabhängigkeit wie Sie und müssen Erfolge liefern, das gleiche gilt auch für athleten die am Rande der Förderung stehen und kämpfen müssen um überhaupt in Kader zu kommen.

Das stimmt sicherlich. Ich habe mir diese Position im Gesamtpaket natürlich erarbeitet. Man sieht mein langfristiges Denken z.B. am Geräte-, Turnhallen- und Sportplatzbestand an unserem Gymnasium. Referendare loben immer wieder unsere Bedingungen, an denen ich federführend über 40 Jahre beteiligt war. Mein jetziger verantwortlicher Kollege führt die Arbeit in meinem Sinne weiter.

Insofern sollte der Verband die hauptamtlichen Positionen nicht allein favorisieren. Deshalb gehören Personen in die Führungsriegen, die exakt die Trainerarbeit beurteilen können und imstande sind, das Umfeld entsprechend einzurichten. Dazu gehört auch, Athleten für sportliche Zwecke bei Erfolgen in Zwischenpositionen nicht auf Kosten des Berufes auszubeuten. Ich halte das langfristige Denken für enorm förderungswürdig. Ich habe hier dezidiert die Wege aufgezeichnet, solche verletzungsfreien Ergebnisse zu erzielen. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - TranceNation 2k14 - 10.09.2018

(06.09.2018, 22:09)Gertrud schrieb: Übrigens tritt das gleiche Phänomen bei Malaika Mihambo auf; nur führt sie einen kurzen letzten Schritt durch, was sie orthopädisch etwas weniger belastet.

Malaika setzt kurz?
https://youtu.be/ZanfVwKgE0o?t=33


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 10.09.2018

(10.09.2018, 15:16)TranceNation 2k14 schrieb:
(06.09.2018, 22:09)Gertrud schrieb: Übrigens tritt das gleiche Phänomen bei Malaika Mihambo auf; nur führt sie einen kurzen letzten Schritt durch, was sie orthopädisch etwas weniger belastet.

Malaika setzt kurz?
https://youtu.be/ZanfVwKgE0o?t=33

Messen Sie mal bitte in etwa aus und nehmen Sie eine Schuhgröße von etwa 0,26cm an. Dann kommen Sie auf keinen überdimensionalen letzten Schritt. Zudem ist hier der letzte Schritt wahrscheinlich noch länger gezogen, weil sie merkt, dass sie verschenkt. Es gilt aber, am zweitletzten und letzten Schritt zu arbeiten. Das ist keine Frage bei beiden.

Der amerikanische Rhythmus ist ein vollkommen anderer eben auch bei den Frauen - auch mit wesentich weniger Kniebelastungen.
https://www.youtube.com/watch?v=CH-spGO38uE
Brittney Reese (USA) Wins Long Jump Gold - London 2012 Olympics


Gertrud