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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 (Aktuell: Robert Harting) - Gertrud - 29.06.2018

(16.01.2018, 09:58)dominikk85 schrieb: Gab es denn irgendwelche weltklasse diskuswerfer oder kugelstoßer die keine TKB gemacht haben? Ich sage nicht das man die Übung nicht sinnvoll ersetzen kann,  aber in der Realität ist sie wohl einfach seid 50 Jahren quasi standardprogramm und alle top leute in West und Ost haben sie gemacht.

da ist auch erstmal eine mentale Hürde eine Übung zu streichen die so lange Standard war.

Mir fällt da der Spruch einer ehemaligen Topathletin, die heute starke Raucherin ist, ein: "Helmut Schmidt und Loki, seine Frau, waren Dauerraucher und sind sehr alt geworden." Ebenso geht es mit der beidbeinigen TKB.  

Ich habe nie behauptet, dass sie nichts bringt. Ich bezweifele nur, dass die TKB das Optimale ist, im Wurfbereich z. B. die Kernkompetenzen anzuregen. Die beidbeinige TKB ist ein Element aus dem Gewichtheberlager. Unsere Bewegungen unterscheiden sich grundsätzlich von denen aus dem Gewichtheberlager. Folglich können die speziellen Kraftparameter niemals komplett übertragen werden. Dieses "Das haben wir immer so gemacht, das machen wir weiter!" entspricht der Mentalität bequemer, denkfauler und wenig kreativer Trainer!!! Der neueste, wissenschaftliche Standard ist ein völlig anderer, ein entsprechendes Strukturtraining durchzuführen. Wenn man den Körper nicht individuell und nicht in den disziplinären Erfordernissen trainiert, kommt es unweigerlich zu Verletzungen. Auch das isokinetische Training entspricht keineswegs unseren Übungsanforderungen, in welchen der Parameter der vektoriellen Geschwindigkeit auch eine Rolle spielt. Die sechs Formen des Krafttrainings sollten wir ganz präzise im Einsatz abwägen.

Gertrud

Der Anhang ist eine Datei aus einem meiner Auslandsvorträge (daher in englischer Sprache!). Er sollte die Unterschiede verdeutlichen. Hier sehe ich z.B. auch den gravierenden Unterschied in der adäquaten Hamstringbelastung und damit zusammenhängender Übungen und bei Nichtbeachtung der Verletzungen. Es gibt multiple Formen, diese Hamstringstruktur adäquat leichtathletisch zu trainieren. Es müsste doch zu denken geben, wenn an erster Stelle der Verletzungen in der LA der BF caput longum, an zweiter Stelle der Semitendinosus steht, aber im Tanzen der Semimembranosus führend ist. Die Prophylaxe dieser Region kann man nicht adäquat mit einer TKB betreiben. Auch ist ein bestimmtes ratio anzustreben.


RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 (Aktuell: Robert Harting) - Gertrud - 30.06.2018

(29.06.2018, 23:31)Gertrud schrieb:
(16.01.2018, 09:58)dominikk85 schrieb: Gab es denn irgendwelche weltklasse diskuswerfer oder kugelstoßer die keine TKB gemacht haben? Ich sage nicht das man die Übung nicht sinnvoll ersetzen kann,  aber in der Realität ist sie wohl einfach seid 50 Jahren quasi standardprogramm und alle top leute in West und Ost haben sie gemacht.

da ist auch erstmal eine mentale Hürde eine Übung zu streichen die so lange Standard war.

Man sollte vernünftige Argumente für seine Position nennen und dann entsprechend untermauert Bedingungen formulieren und die richtigen Übungen konstruieren.

Ich habe die Komplettversion, die es in der Breite in der Öffentlichkeit bisher nicht gibt, aus bestimmten Gründen nicht veröffentlicht. Sie ist Grundlage meiner Übungskonstruktionen je nach Disziplin. Wenn ich Übungskonstruktionen anderer Trainer/innen sehe, kann ich anhand meines Kataloges im Ausschlussverfahren sofort feststellen, ob die Übungen punktgenau sind oder Schwächen aufweisen. Meine Übungen sind begründet. Ich verfahre nicht nach dem Motto: "Haben wir immer so gemacht, machen wir weiter so! Die systembedingten Verletzungen und Operationen interessieren mich nicht oder ignoriere ich einfach!"


RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 (Aktuell: Robert Harting) - Gertrud - 30.06.2018

Zitat:vertan



RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 30.06.2018

Beim Hausbau gibt´s den Architekten und den Statiker, die eng zusammenarbeiten sollen. In der LA liegt´s hinsichtlich Statik im argen. Wenn ein Läuferknie vorliegt, ist meistens die Statik stark defizitär wie in einem aktuellen Fall. Das müsste ein sehr gutes Umfeld eigentlich prophylaktisch schon in den Griff bekommen. Bei uns wird in der Regel aber repariert.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 01.07.2018

Zitat:https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/saison-aus-fuer-lisa-mayer/
 
"Grund für das Saison-Aus der 22-Jährigen vom Sprintteam Wetzlar ist eine Oberschenkel-Verletzung. „Das ist enttäuschend, aber gehört auch zum Sport dazu“, schreibt die Sprinterin
Ich bin erschüttert, dass eine Topathletin - und dazu noch eine intelligente - eine solche Aussage macht. Nein, liebe Lisa Mayer, das gehört nicht zum Sport dazu!!! Das verneine ich entschieden. Es kann sich jede/r bei Unachtsamkeiten oder Unfällen verletzen; aber trainingsbedingte Verletzungen gilt es, ganz akribisch zu vermeiden.
Zitat:"Nach Rücksprache mit der medizinischen Abteilung haben wir uns zu einem Saison-Abbruch entschieden“, sagte auch ihre Trainer Rüdiger Harksen. „Der rechte Beuger hat keine hohen Geschwindigkeiten toleriert"..."
Ja, warum verträgt der rechte Beuger denn keine hohen Geschwindigkeiten????? Die Frage muss man sich doch ganz entschieden und präzise stellen. Dazu kommt noch, dass der linke Beuger die Belastungen anscheinend verträgt. Exclamation ‌Da müsste man doch auf Ideen kommen, warum das so ist - oder???  Da muss es doch klick machen!!! Wink Es ist sonnenklar, dass die Aufgaben hinsichtlich Kraft und Schnelligkeit ganz gezielt strukturell verteilt sind und auch so in der Ansteuerung behandelt werden müssen!!! Dazu sollte man in einer zyklischen Disziplin, die durchaus auch azyklische Momente enthält, ganz intensiv differenzieren. Da liegt die Schwierigkeit im Detail, die Kräfte einer Übung nach dem jeweiligen Momentum aufzulisten.

Welcher Anteil ist es denn und wo genau sitzt die verletzte Stelle (meistens am myotendinösen Übergang)? Mein Reden seit langem ist, dass man sich da verletzt und nicht geschützt ist, wo man sich nicht ausreichend präpariert!!! Die Lösung ist eigentlich ganz simpel. Nur sollte man dann imstande sein, punktgenau und geschwindigkeitsadäquat zu trainieren. Es gibt belastungsinduzierte Muskelschäden und es gibt die Mechanik der Hamstringmuskeln vor allem während des Max-Sprintens. Wer das nicht beherrscht, wird immer wieder Verletzungen produzieren. Die Hamstrings sind sehr vulnerabel, wenn man sie nicht pfleglich vor allem in der Max-Sprintphase präpariert. Dazu gehört die Beachtung sehr unterschiedlicher Parameter auch im sehr gezielten Krafttraining, wo es nach meinem Kenntnisstand mittlerweile zwischen sieben Sorten zu differenzieren gilt. Ob die an einigen Universitäten bevorzugte Methode der Wahl die richtige ist, habe ich so meine Zweifel.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 01.07.2018

Natürlich spielen Wetter beim Training und Wettkampf, Ernährung und Alter (Assoziation mit dem plexus lumbalis) auch eine große Rolle im Umgang mit den Hamstrings. Es sind folglich multifaktorielle Gründe, die Hamstringarbeit einzugrenzen und verletzungsfrei zielführend zu gestalten. Die Forschung befindet sich immens mit weit über 1000 Studien untermauert und immer noch nicht abgeschlossen in einem sehr großen Rahmen. Man kann guten Gewissens diese Unterlagen nicht ignorieren und so wie vor 30 Jahren trainieren.

Verdammt, es muss doch Spaß machen, den Geheimnissen unseres unbelasteten und sehr speziell belasteten Körpers auf die Schliche zu kommen Thumb_up ‌!!!

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 01.07.2018

Ich bringe die Sache mal wieder kurz auf den Punkt. Ich sehe in unseren Leistungen noch enorme Defizite. Wenn man den anatomisch funktionellen und feinhistologischen Bereich stärker in die Trainingsbetrachtungen einbezieht, werden die Leistungen noch weiter gesteigert werden können. Es werden Verletzungen vermieden, die große Unterbrechungen vermeiden helfen. 

Usain Bolt war nun bisher das Non plus Ultra im Sprint; aber betrachten wir seine defizitären Füße und die geschundene WS, so hätte er sicherlich ohne die Pausen durch diese Regionen bedingt durch ausgewogenes Training Zeiten unter 9,50 und 19 erzielen können. Als Trainer/in kann man diese Sachen bei hervorragenden Kenntnissen nur in der Abgeschiedenheit und jenseits schwacher Teams ganz konsequent erzielen, um die Zeit vernünftig auswirtschaften zu können. Man arbeitet dann auch für den Verband entsprechend sehr produktiv. Das muss nur in die Köpfe bestimmter "Betonköpfe" hinein.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 01.07.2018

Es ist halt für erfolgreiche Trainer auch nicht ganz einfach von ihrem bisherigen tun abzuweichen. Das ist teilweise Arroganz, aber auch teilweise einfach die Angst das es nicht so gut funktioniert, denn sie werden im Endeffekt dafür bezahlt Medaillen zu holen und mit ihrer alten Methodik ist ihnen das gelungen. Von außen gesehen ist es leicht zu sagen "lies die neuesten wissenschaftlichen  Paper und Bau das in dein Training ein", aber wenn man Medaillen liefern muss ist es auch nicht immer leicht seine Athleten als versuchskanninchen für neues zu verwenden.

da müssen die Verbände auch Anreize schaffen solche Experimente zu machen und neues zu probieren, z.b indem man auch nachhaltige Ziele festlegt und auch indem man selber übungsformen in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Praktikern entwickelt und erste Tests durchführt.

wenn ich nur nach Medaillen gehe wird der Druck dazu führen das auch einige interessierte Trainer eher am bewährten festhalten und sich die Verletzungen als unvermeidbaren kollateralschaden  rationalisieren. Das ist dann nicht nur Ignoranz, sondern auch Selbstschutz.

da hatte Gertrud halt auch den Vorteil als Beamtin finanziell unabhängig zu sein, sie hat zwar Erfolge geliefert, aber selbst wenn sie nach drei Jahren ohne Medaille gefeuert worden wäre  hätte sie das nicht ruiniert. Bei hauptamtlichen Trainern sieht das anders aus, da muss man jedes Jahr Erfolge präsentieren und es kann sein das man die Rate für sein Haus nicht mehr bezahlen kann wenn man ein schlechtes Jahr hat...


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 01.07.2018

(01.07.2018, 10:31)dominikk85 schrieb: Da hatte Gertrud halt auch den Vorteil als Beamtin finanziell unabhängig zu sein, sie hat zwar Erfolge geliefert, aber selbst wenn sie nach drei Jahren ohne Medaille gefeuert worden wäre  hätte sie das nicht ruiniert. Bei hauptamtlichen Trainern sieht das anders aus, da muss man jedes Jahr Erfolge präsentieren und es kann sein das man die Rate für sein Haus nicht mehr bezahlen kann wenn man ein schlechtes Jahr hat...

Natürlich! Ich wollte immer unabhängig und nur der Sache verpflichtet sein. Ich hätte nach der Trennung Braun - Schäfer schon alt ausgesehen. Zudem bin ich noch hinterrücks von einem meiner Profiteure hinausgemobbt worden. Diese Person war und ist z.B. eine, die nach oben buckelt und nach unten tritt. Ich war nicht die einzige Trainerin, die ihr Handeln (ihr auf Person bezogen, also geschlechtsneutral ausgedrückt Wink ‌) zu spüren bekommen hat. Thumb_down ‌Es gibt in dem einzigen Fall bei mir bis zur Urne keinen Handschlag mehr zur Begrüßung. 

Man hat mich regelrecht z. B. bis Neubrandenburg schlecht gemacht. Ich war teilweise erschüttert, bis in welche Instanzen ich kalt gestellt worden bin. Selbst "Halloo" hat sich hier im Forum WAT-mäßig geäußert. Er hatte wohl entsprechende negative Berichte aus Wattenscheid erhalten. Ich habe mit Halloo bisher noch nie ein Wort geredet!!! In meiner pekuniären Lage konnte ich mich finanziell vollkommen unbeschadet zurückziehen.

Auf der einen Seite wurde ich hinauskatapultiert, weil ich eine ernsthafte Konkurrenz vor allem in der Verletzungsstatistik geworden wäre (Ich schmunzele heute ob der ungesunden Übungen; daher lege ich hier die Karten auch nicht komplett auf den Tisch. Bestimmte Inhalte sind nur in meinem Kopf und nirgendwo anders aufgezeichnet. Wink ‌), auf der anderen Seite hat unser Gymnasium aus Dankbarkeit unsere Doppel-Turnhalle nach mir benannt, weil ich an der Stelle eine Menge aufgebaut habe (Optimierung von Hallen und Sportplätzen, Einrichtung eines Kraftraumes).

Mein Onkel hatte immer einen Spruch für solche Fälle auf Lager: "Dumme Menschen sind nicht ungefährlich, wenn sie im Rudel auftreten!" Wink

Nur müsste der DLV reagieren. Man weiß dort, dass ich fachlich und gesundheitlich optimal trainieren lasse, hat mich aber 20 Jahre nicht berücksichtigt oder gar "beliefert", weil ich einfach zu eigenständig, zu stark und nicht angepasst bin. Man vergisst ganz, dass ich mit meiner Art das Letzte für den Verband heraushole. Ich bin aber nicht vor einen Karren zu spannen, wenn mir dazu die Einsicht fehlt!!! Das nehme ich mir heraus, wohingegen ein hauptamtlicher Trainer Folge leisten muss, wenn er "in dem Haifischbecken überleben" will.

Gertrud
Ich muss noch etwas nachschicken. Ich empfinde solche Dinge heute als lustig. Be mir hat sich ein Mehrkampftrainer aus einem anderen Teile Deutschlands gemeldet und mich auch besucht. Wir haben viel gefachsimpelt. Ich habe ihm sehr viel gezeigt. Er sagte dann zum Abschluss, dass er das, was ich an Aufzeichnungen habe, nie erreichen könne. Er war sehr beeindruckt. Er hat wohl anderen Trainern davon erzählt, die vielfach gesagt haben: "Die ist doch verrückt!" (abwertend gemeint) Er schrieb mir dann, dass er froh sei, von mir Verrückter Tipps zu erhalten. Bis heute werde ich von einer bestimmten Stelle gemobbt. Da kann ich nur sagen: "Angst fressen Seele auf!"  Wink


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 04.07.2018

Man sollte schon hinsichtlich Verletzungsprophylaxe sehr strategisch vorgehen. Ich habe mal anhand von Literatur in einem Vortrag die Verletzungen nach den meisten LA-Verletzungen, der Körperteildominanz und nach Disziplinvorkommen aufgelistet. Das gibt Trainern sehr gute Aufschlüsse über die sehr spezielle Prophylaxe. Da steht z.B. das Diskuswerfen im Verletzungsvorkommen weit hinten. Da ergibt sich die Frage, warum einige Diskuswerfer aber ganz weit vorne in den Verletzungen stehen. Wink ‌Man muss als Trainer einfach auch Farbe bekennen und sein Übungspotential auf den Prüfstand stellen und vor allem bei Verletzungen, die trainingsbedingt sind, von jetzt auf gleich verändern. So viel Schneid muss man haben. 

Gertrud