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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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[geteilt] Verletzte DLV-Athleten 2018 - Gertrud - 14.05.2018

(13.05.2018, 16:36)Hesse schrieb: Der nächste Rückschlag für Julian Weber, man muss sehen, wie stark die Vorfälle sind. Aber für die EM wird's eng.http://www.allgemeine-zeitung.de/sport/top-clubs/usc-mainz/speerwerfer-julian-weber-muss-nach-bandscheibenvorfall-saisonstart-verschieben_18751090.htm

Da hilft nur ein sehr strenges Durchforsten des Übungspotentials nach Ungereimtheiten und schlechter Bewegungsausführung. Das geht meistens wegen der „partiellen Blindheit“  der Trainer (die immer gegeben sein kann) nur extern.

Ich sehe auch immer TL als sehr kritisch an, wenn ein Athlet vielleicht Inhalte trainiert, die nicht vorher auf dem Programm gestanden haben. (???) Ich mache keinem einen Vorwurf. Es hilft nur kritisches Hinterfragen. Irgendwo sind Fehler gemacht worden. Ich würde Schützlinge, die ich hätte, aus diesen Gründen nie alleine ins TL mitfliegen/ mitfahren lassen.

Es stellt sich immer wieder die Frage nach der „gezielten Durchleuchtung“ der Athleten und ob die Tests medizinischer Abteilungen valide und gezielt genug sind. Ich habe da erhebliche Zweifel und ganz genaue Vorstellungen, wo Lücken zu beseitigen sind. In der Hinsicht sollte die Karre aber ganz schnell angeschoben werden. Die LWS verzeiht sukzessive Fehler im Programm nicht. Sie hat Memory- und Summierungs-Effekt. Ich habe für diesen Bereich ganz bestimmte Regeln aufgestellt, was machbar und was kontraproduktiv ist. Der Bereich braucht keine 130kg Reißen z.B.. Meine Vorstellung wird immer wieder bewiesen, aber nur zu geringem Prozentsatz hinterfragt, weil einfach die Wissens-Fakten fehlen. Man kommt aus der Komfortzone eines bestimmten Übungspotentials nicht hinaus. Das hängt mit den Fragen des Übungspotentials und der Herangehensweise an bestimmte Bewegungsausschnitte z.B. dem Aufbau an segmentale Verwringungen zusammen.

Ich widme diesen Inhalten viele Stunden, um hinter die verletzungsfreien Vorstellungen und die Umsetzung richtiger Belastungen zu kommen. Ich habe mich bereits vor 40 Jahren weit vom DLV-Mainstream verabschiedet und bin konsequent meinen Weg, der sich als goldrichtig erwiesen hat, gegangen. Meine Bewegungsanalyse hat ganz andere Parameter als damals üblich ergeben. Der Mensch ist im Falle von Verletzungen und Operationen vergleichbar mit einem Haus, das auf schlechtem Fundament gegründet wird. Dann ergeben sich im Laufe der Zeit immer wieder Reparaturen je nach Schweregrad. Wenn ich einen Athleten mit den Verletzungen hätte, würde ich auch nicht nur das vom DLV vorgegebene Institut konsultieren, sondern ich hätte meine Spezialisten mit sehr speziellen Screenings sofort zur Hand. Wer wie ich 40 Jahre sehr intensiv "gebohrt" hat, kennt sich präzise aus. Die vorrangige Frage nach der Qualität der Trainer ist sicherlich, wann sie im Anflug "Ungemach wittern", begrenzen, abstellen und alternativ zu bekämpfen imstande sind!!!

Doch, ich bin teamfähig, aber nur bei hervorragenden Strukturen!!!


Gertrud


[geteilt] Verletzte DLV-Athleten 2018 - Gertrud - 18.05.2018

(17.05.2018, 18:34)longbottom schrieb: Falk Wendrich: http://lazsoest.de/index.php/item/549-falk-wendrich-nach-guten-saisondebuet-verletzt
Ich sehe die Gründe für Ausfälle durch Verletzungen und Operationen immer wieder in folgenden Gründen, die wir sehr gründlich auf die Waage legen sollten:
  1. Genetisches Potential  (Spezifika hinterfragen, korrigieren, disziplinär abgleichen)
  2. Übungspotential (disziplinär anpassen; durch permanente, sehr spezifische Tests ausloten; in der Metabolik hinterfragen)
  3. Wettkampffolgen in der Beanspruchung einleiten
  4. Spezielle Schulungen der Trainer
  5. Sehr spezielle Netzwerke in der Prophylaxe und nicht erst in der Reparatur herstellen!!!
Man muss sich in dem speziellen Fall fragen, warum die Grenzen der Rissfreudigkeit wann und wie häufig für seine Strukturen überschritten worden sind. Ich sage das jetzt mal so "leichtfüßig": Der Fuß wird in dem Bereich in einer plötzlichen, von Null auf manchmal über 100% gehenden Form in den sehr individuellen "Mitbringseln" beansprucht. Da hilft sicherlich kein Krabbeln im Sand. Oft werden diese Verletzungen irgendwann auch noch von shin splints begleitet. Man sollte folglich in dem Komplex schon sehr zu Hause sein und um die sehr spezifischen Bewegungsfolgen wissen, die manchmal Auswirkungen auch auf andere Gelenke haben. Ansonsten kann man Spitzenleute nicht fachgerecht begleiten. Sicherlich ist in vielen Fällen auch ein Umdenken und Mitdenken der Athletinnen und Athleten vonnöten.

Insofern sehe ich die Spezifika auf einem neuen, gehobenen Prüfstand!!! Mir schweben auch sehr spezielle Geräte in der Konstruktion im Kopf herum. Insofern können die "Wald- und Wiesentests" bei den sportärztlichen Untersuchungen nie zielgerichtet genug sein. Wenn ich an eine bestimmte isokinetische Form denke, sträuben sich mir die Nackenhaare!!!

Man muss sich vorstellen, dass die Bremskräfte auf quere Achsen "volle Pulle" treffen. Wenn die Strukturen das nicht abfedern können, ist es sehr schlecht um die herumliegenden Strukturen bestellt. Es wird gut abgefedert, wenn man sich in einem Tensegrity-Modell befindet. Das heißt, dass die Strukturen in einem bestimmten Rahmen wechselnde Balancen aushalten können müssen, weil man sie ausreichend in dem Rahmen geschult hat. ( Huh ‌) Man muss als Trainer folglich um die spezifischen Bedingungen wissen und das Übungspotential fast millimetergenau ausloten können. Ich kann in einem derartigen Rahmen nur in allerhöchster Konzentration und Ruhe mit einem Athleten arbeiten. Die jetzigen Geräte geben eine derartige Spezifik meinen Vorstellungen entsprechend gar nicht her. 

Es fehlt dem DLV an einem geeigneten Kontrollzentrum mit den "richtigen Querdenkern"!!! Es ist schade, dass ich mich schon im vorgerückten Alter befinde.
 
Gertrud
P.S. Ich habe mir vor ein paar Tagen einen Vortrag eines hervorragenden Professors angehört, bei dem ich quer einige Fragen gestellt und einige Sachen mitgeteilt habe. Ich musste so schmunzeln, als der Professor zu mir geschaut und gedacht hat: "Wer ist denn diese ältere Frau?" Man merkte, dass er ganz angetan war, weil ich mich auf diese speziellen Fragen nicht vorbereiten konnte. Er hat gemerkt, dass ich anatomisch einen guten Durchblick habe. Es ging hier auch um EMG u.a. auch in den Erkenntnissen, wobei Nadelelektroden problematisch sind, andere Ergebnisse aber sehr "oberflächlich" im wahrsten Sinne des Wortes sind.


RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 - TranceNation 2k14 - 18.05.2018

(18.05.2018, 09:14)Gertrud schrieb: Es fehlt dem DLV an einem geeigneten Kontrollzentrum mit den "richtigen Querdenkern"!!! Es ist schade, dass ich mich schon im vorgerückten Alter befinde

[...]

Ich musste so schmunzeln, als der Professor zu mir geschaut und gedacht hat: "Wer ist denn diese ältere Frau?"

Als Gedankenleserin wird der DLV dich sicher egal in welchem Alter einstellen. Du solltest es nur vielleicht noch ein paar mal mehr hier wiederholen, um sicher zu gehen.


RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 - aj_runner - 18.05.2018

Gegen die Analysen von Gertrude lassen sich wohl wenig Argumente finden.  
Lt. dem Bericht auf LA.de war so gut wie kein Springer schmerzfrei, da wundert mich diese Nachricht nicht. Weitere werden folgen. Auch im Interview mit Onnen hat sie ihre lange Verletzungshistorie beschrieben.


RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 - Gertrud - 18.05.2018

(18.05.2018, 11:16)aj_runner schrieb: Gegen die Analysen von Gertrude lassen sich wohl wenig Argumente finden.  
Lt. dem Bericht auf LA.de war so gut wie kein Springer schmerzfrei, da wundert mich diese Nachricht nicht. Weitere werden folgen. Auch im Interview mit Onnen hat sie ihre lange Verletzungshistorie beschrieben.

Ich schätze Idriss Gonschinska schon so ein, dass er mich nicht verteufelt, sondern meine "Inselbegabung" sieht. Ihm sind die vielen Verletzungen sicherlich nicht gleichgültig. Nur kann er nicht gleichzeitig überall sein. Diese wichtigen Detailaufgaben sollten in sehr gute Hände delegiert werden. 

Ich hatte immer das Ziel, zuerst die Athletin in ihren ganz speziellen Bedürfnissen zu sehen, die Schwächen vorrangig zu beseitigen und dann erst ins Tagesgeschäft einzusteigen. Eigentlich ist der Hochsprung doch ganz einfach in der Handhabung. Man muss die Hauptbelastungen festhalten und dann die Haupttrainingsreize dort gezielt setzen. Wo ist das Problem? Stattdessen werden dann die Hauptbelastungen nach Gewichtheberart möglicherweise total verlagert. Man verwechselt oft auch Ursache und Wirkung. Wenn es an der Fußsohle zu Schmerzen und Rissen kommt, kann das Manko ganz woanders liegen. Das muss man als Trainer/in orten können. Das ist natürlich nicht einfach. 

Es kommt hinzu, dass ich mich als externe Trainerin nicht um meine Arbeitsplatzsicherung kümmern muss und somit kein wichtiges Potential verschleudere. Ich kann mich voll fokussieren und habe das immer getan. Daher war ich auch nie mit schlechten Inhalten und schwachen Trainern kompatibel. Ich war nie ein "Spielball im Sumpf der wechselnden Verbandsstrukturen".

Die Fußqualität und quantitave vektorielle Belastungen spielen die zentrale Rolle. Die kleinen Strukturen werden regelmäßig vergessen. Die Forschung in der LA ist mir viel zu oberflächlich. Da müssten ganz andere Köpfe ran!!! Ich lache mich oft tot, wenn ich die Trainingspläne sehe, wie einige Strukturen vernachlässigt werden. Schon vor 20-30 Jahren habe ich in Vorträgen auf diesen Zustand massiv hingewiesen. Man bekommt das in die "Betonköpfe" der gewichtheberisch angehauchten Trainer nicht hinein.  

Gertrud


RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 - MZPTLK - 18.05.2018

Viele Verletzungsprobleme rühren daher, dass die weniger trainierbaren Strukturen
von den hypertrophierbaren in (Mit-)Leidenschaft gezogen werden.
Oft werden die erstgenannten im Training auch zuwenig berücksichtigt.


RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 - Gertrud - 18.05.2018

(18.05.2018, 11:50)MZPTLK schrieb: Viele Verletzungsprobleme rühren daher, dass die weniger trainierbaren Strukturen
von den hypertrophierbaren in (Mit-)Leidenschaft gezogen werden.
Oft werden die erstgenannten auch zuwenig berücksichtigt.

Genau richtig! Eine übermäßige Eversion/ Pronation in der initialen Standphase beim Absprung deutet auf eine inflationäre invertorische Muskelkontrolle und einen überdimensionalen Einsatz der peronealen Gruppe hin. Das Maximum der Eversion/ Pronation wird meistens etwas später erreicht. Der Konter dieser Bewegungsrichtung erfolgt infolge schwacher Strukturen viel zu spät. Die Plantarfaszie wird überdimensional ruckartig und grenzwertig belastet. Dagegen sollten Trainer/innen geeignete Mittel finden. Das Maß der Dinge ist zunächst der Fuß in der Neutralstellung, wenn sie denn vorhanden ist.  Wink

Beim Fuß gibt es eine große Menge kleiner Strukturen auf kleinem Raum - alleine weit über 100 Ligamente und Sehnen, die als "Bewegungsausschlags-Stopper" funktionieren und auch so eingesetzt werden sollten. (Das nur nebenbei: In der LWS werden diese Strukturen auch sehr sträflich behandelt!)

Es gibt natürlich auch noch andere externe Gründe für Verletzungen, an denen kein/e Trainer/in irgendeine Schuld trägt.

Gertrud


RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 - -running- - 18.05.2018

(18.05.2018, 11:57)Gertrud schrieb: Eine übermäßige Eversion/ Pronation in der initialen Standphase beim Absprung deutet auf eine inflationäre invertorische Muskelkontrolle und einen überdimensionalen Einsatz der peronealen Gruppe hin. 
Was für ein Satz ... und jetzt versuche ich das mal zu verstehen:
Eversion = Pronation = abknicken den Fußes nach innen
inflationäre = zu stark 
invertorisch = gegengerichtete ?
peronealen Gruppe = Muskelgruppe am Knöchel welche den Fuß aufrichtet , setzt außen am Fus an

Also erst mal Übersetzung: 
Ein zu starkes nach innen Abkicken zu Beginn des Absprunges deutet auf eine zu starke gegengerichtete Muskelkontrolle und einen zu überdimesinalen Einsatz der Muskeln welche den Fuß aufrichten bin

----> da stimmt was nicht .... irgendwas verstehe ich nicht
.... ich vermute mal das ich "invertorisch" falsch übersetzt habe ?

... und da fangen dann die Sorgen des kleinen Trainers der keine Stunden auf Weiterbildung verwenden kann an ....

_running_


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - benutzer - 18.05.2018

gut so running!
Deinen beitrag verstehe ich von den Worten und dem Sinn .


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - MZPTLK - 18.05.2018

Ich verstehe zwar auch nicht auf Anhieb ganz, was Gertrud sagt,
aber grundsätzlich darf jeder hier auch mal nachschlagen, das soll bilden.