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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 - Gertrud - 21.04.2018

Umknicken hat auch damit zu tun, dass die Strukturen nicht entsprechend geschult werden. Daher sind Übungen auf Wackelbrettern auch nicht das geeignete Mittel der Wahl. Es kommt auf die Hertzzahl an, die bei Wackelbrettern nicht gegeben ist. Man muss sich permanent bei Programmen fragen, was man erreichen will. Danach muss man die Mittel aussuchen. In diesen Fällen muss es sich um stochastische Einsätze handeln.

Ich bin mit auch nicht sicher, ob die sportärztlichen Untersuchungen den gesamten notwendigen Rahmen abdecken. Eine sehr gute Person aus dem medizinischen Bereich eines OSPes sagte mir mal, dass diese Untersuchungen nur rudimentär seien und man auf Verbesserungsvorschläge nicht eingehe.

Ermüdungsbrüche kommen doch häufig im Langstreckenbereich vor, was die medizinische Abteilung und Trainer veranlassen sollte, alles zur Vermeidung im Vorfeld schon zu tun. Man muss wohl in manchen Fällen bei Überbeanspruchungen schon frühzeitig die Reißleine ziehen. Insofern ist es geradezu die Pflicht eines Trainers, sich ausreichend zu informieren und zu präparieren. Außerdem sollten entsprechende Strukturkontrollen regelmäßig erfolgen. Das kann doch alles nicht so schwierig sein!!!

Ich kann mich gut an einen Achillessehnenriss aus dem Topbereich erinnern, dass der Riss scheinbar aus heiterem Himmel kam. In Wirklichkeit hätte man die Umbildung längst bei Zwischentests erkennen können und sollten im Topbereich vor allem in den vulnerablen Disziplinen zum Standardprogramm gehören. Hier ist echte Teamarbeit gefragt!!! Diese Tests geben Auskunft über den Istzustand, aber noch lange nicht über die Ursachen!

Immer wieder: Ein vernünftiges Trainng muss eine richtige Struktur in vielerlei Hinsicht haben, um die Verletzungen und Operationen weitgehend auszuschalten.

Ich habe vor längerer Zeit einem Professor aus einem Top-Prophylaxebereich, der gewillt war, in einer DLV-Taskforce mitzuarbeiten, die Mail-Adresse eines DLV-Verantwortlichen gegeben. Er hat keine Antwort erhalten - so viel zum Thema "wirkliche Teamarbeit".

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 22.04.2018

Gibt es neben gutem Training, regeneration und sauberer Technik nicht auch eine Veranlagungskomponente was verletzungen angeht?

Man kann jeden kaputt machen, aber manche halten einfach mehr aus. Der eine hat vielleicht etwas dünnere sehnen, eine angeborere schwäche oder fehlstellung.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 22.04.2018

(22.04.2018, 07:44)dominikk85 schrieb: Gibt es neben gutem Training, regeneration und sauberer Technik nicht auch eine Veranlagungskomponente was verletzungen angeht?

Man kann jeden kaputt machen, aber manche halten einfach mehr aus. Der eine hat vielleicht etwas dünnere sehnen, eine angeborere schwäche oder fehlstellung.

Das ist ganz entscheidend für Trainer und Athlet, die individuelle "Schmerzgrenze" herauszufinden. Es gibt halt von Haus aus angeborene Einschränkungen, die nicht der Norm entsprechen. Das sollte man akribisch herausfiltern. Einiges springt sofort ins Auge, anderes ergibt sich erst auf den zweiten, intensiveren Blick. Wiederum andere Einschränkungen sind angeboren und müssen gelegentlich operativ behoben werden (wie bei dem bayrischen Hürdenläufer mit dem Hüft-Impingement). Da trifft keinen Trainer die Schuld. Ich hatte einen guten Schüler im Kugelstoßbereich mit einem Schulter-Impingement. Da habe ich einen Abbruch des Trainings empfohlen. Es gibt so versteckte Defekte, die sich erst im Röntgenbild offenbaren und auch durch Bewegungseinschränkungen gekennzeichnet sind. 

Man muss auch höllisch aufpassen, was Artikel im Internet anbetrifft. Ich habe z.B. ein Gerät gekauft, wo der Gebrauch durch eine falsche Beurteilung gekennzeichnet war. Es war für einen anderen, artverwandten Parameter zu gebrauchen. Ich habe "den Braten sofort gerochen", weil ich sehr akribisch an Sachen herangehe und ich mich durch einen hervorragenden Orthopäden auf dem entsprechenden Gebiet versichert habe. Er hatte mich auch darauf aufmerksam gemacht, dass man ein Detail in diesem Fall nur röntgenologisch exakt testen könne.  

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 22.04.2018

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/robert-harting-sehnenriss-erschwert-die-em-vorbereitung/

Solche Fälle sollten in der Retrospektive Antworten auf Korrekturen in Trainingsprogrammen geben: 

https://www.youtube.com/watch?v=jPu1-I-giWg 
https://www.youtube.com/watch?v=bPYCvAWjS8U 
https://www.youtube.com/watch?v=nYLxOIgdmBc 

Da gibt´s also noch einige aus meiner Sicht verheerende Altlasten, die dem jetzigen Trainer nicht anzulasten sind!!! Das ist Kritik von meiner Warte aus nicht auf hohem, sondern auf ganz niedrigem Niveau!!! So sollte man einfach nicht mit Weltklasseathleten umgehen!!! Wenn so gehoben wird, kann ich - übertrieben formuliert - auch meine Oma daneben stellen.  WinkThumb_down ‌Es handelt sich hier um Basics und nicht um filigrane Inhalte, die noch einmal ein ganz anderes Niveau beinhalten. Ihr seht an der Schnelligkeit meiner Dokumentation, dass ich sehr viel aus dem deutschen Protagonistenbereich katalogisiert habe.

Manchmal verspüre ich den Drang, mal kräftig persönlich zu werden; aber dann denke ich wieder: Lass sie es halt falsch machen! Man kann eh´ nichts an eingefahrenen Strukturen ändern. Dazu reicht mein Leben nicht mehr aus. Ganz hart gefragt: Was hat das Team hier gebracht? Das Team ist so gut, wie das schwächste Glied in der Regel. Es gibt jede Menge schwache Glieder in dem Team!!! Meine Dokumentation spricht Bände. Nicht Wissen ist Macht (wie es sein sollte), sondern das Teamgefüge hat das Sagen. Da muss man gehörig nach Wissen "ausmisten"!!! Das können wiederum nur Personen mit Wissen.

Gertrud
Hart, aber herzlich wie immer! Wink


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - aj_runner - 22.04.2018

(22.04.2018, 08:58)Gertrud schrieb:  Ganz hart gefragt: Was hat das Team hier gebracht? Das Team ist so gut, wie das schwächste Glied in der Regel. Es gibt jede Menge schwache Glieder in dem Team!!! Meine Dokumentation spricht Bände. Nicht Wissen ist Macht (wie es sein sollte), sondern das Teamgefüge hat das Sagen. Da muss man gehörig nach Wissen "ausmisten"!!! Das können wiederum nur Personen mit Wissen.

Gertrud
Hart, aber herzlich wie immer! Wink
Nein, das geht nach einem anderen Motto: Wissen ist macht, nichts Wissen macht auch nichts  Angry


RE: Verletzte DLV-Athleten 2018 - aj_runner - 22.04.2018

(20.04.2018, 20:34)icheinfachma schrieb:
(19.04.2018, 12:11)Jo498 schrieb: Ergänzung (da Bearbeiten nicht mehr möglich) Nach dem LA.de Beitrag war bei Reh der Ermüdungsbruch vor 2 Jahren im linken Fuß, der Bänderriss an Weihnachten war im linken Knöchel, jetzt ist es das rechte Wadenbein. Auf den ersten Blick sehe ich als außenstehender Laie keinen Zusammenhang, allenfalls vielleicht eine allgemeine Traingsbelastung, die insgesamt an/über der Grenze liegt.
Es kann auch durch das Umknicken mit dem linken Fuß als unbewusstes Schon-Bewegungsmuster der linke Fuß ent- und der rechte mehr belastet werden, sodass in der Folge der Ermüdungsbruch am rechten Fuß entsteht. Es muss nicht am selben Fuß sein, wie der Bänderriss, ich sehe auch keinen Grund, warum ein Bänderriss später direkt zu einem Ermüdungsbruch führen sollte.
Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigten. Ursache war bei mir eine Kapselverletzung am großen Zeh, weil ich an einer Treppenstufe hängen geblieben bin. Das hat mich eigentlich nicht behindert, trotzdem war die Folge eine unbewusste Schonhaltung. 8 Wochen später haben die kompletten Strukturen vom Wadenbeinkopf angefangen, nicht mehr gestimmt.
Bei > 100 Wochen-Km anstatt 20 Km als Sportrentner wären die Folgen sicherlich andere gewesen.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - omega - 22.04.2018

Zu den Videos mit Robert Harting: Inzwischen wird er die Gewichthebeübungen nicht mehr maximal ausführen. Heutzutage sind bei ihm sicherlich Technik, Koordination und vor allen Regeneration im Fokus. Das wird auch in den Episoden auf sechsviertel.de deutlich.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 22.04.2018

(22.04.2018, 17:59)omega schrieb: Zu den Videos mit Robert Harting: Inzwischen wird er die Gewichthebeübungen nicht mehr maximal ausführen. Heutzutage sind bei ihm sicherlich Technik, Koordination und vor allen Regeneration im Fokus. Das wird auch in den Episoden auf sechsviertel.de deutlich.

Der Körper hat auch Memory-Effekt. Ein derartiges Training hat sicherlich Langzeitauswirkungen. Es kommt auch auf das Übungspotential an. Es ist die Frage, ob man auch unter leichtathletischen Gesundheitsaspekten diese gewichtheberischen Übungen beibehalten sollte. Ich war gerade mit zwei Schülern im Kraftraum und kam auf einmal auf die Idee, eine Kraftübung ganz akzentuiert auf den Sprint in einem größeren Bewegungsausschnitt zu konstruieren. Ich habe sozusagen die Bewegung über einen längeren Zeitraum durchführen lassen. Uns darf die Freude an der Übungskonstruktion niemals ausgehen. Je mehr Input wir an Informationen über die Funktionen haben, um so konstruktionsfreudiger sollten wir werden. Ich arbeite ständig und sehr gerne an Umsetzungen. Die Schüler erleben so immer neue Facetten an ihrem Körper. Ich konstruiere immer weiter individuelle Übungen, weil die Körper so unterschiedlich sind. Wie bekomme ich z. B. einen Außenpronierer im Sprint hin? Ich muss natürlich die Ursachen dafür kennen. In welchem Bewegungsabschnitt tritt die AR besonders auf? Nur wer richtig fragt, kann auch auf die richtigen Lösungen kommen.

Ich habe selbst in meiner Jugend das gewichtheberische Krafttraining bis zum Abwinken trainiert und favorisiert und habe eine absolute Kehrtwendung gemacht. Ich achte peinlich genau darauf, die leichtathletisch aktiven Strukturen zu unterstützen. Meistens ist die Belastung auf Strukturen, die wir nicht brauchen, dabei sehr gering. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 22.04.2018

Nur ganz kurz nebenbei: Ich bin der Meinung, dass man bei Athleten die Übel schon in den Anfängen im Keim ersticken muss. Hier haben wir den klassischen Fall eines Schüler-Athleten mit ausgeprägter Außenrotation. Ich hatte fälschlicherweise von Außenpronierer statt Außenrotierer im vorherigen Beitrag geschrieben. Wenn man da nicht frühzeitig Gegenmaßnahmen trifft, kommen unweigerlich Verletzungen und Operationen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 23.04.2018

Man muss sich bei Diagnosen und Prognosen natürlich bombensicher sein und die richtigen Mittel bereitstellen. Ich arbeite fast täglich an der Verbesserung meiner Fähigkeiten. Wenn ich deutsche Protagonisten prognostiziere und diagnostiziere, dann mache ich das nur, wenn ich mir absolut sicher bin. Viele Athletinnen und Athleten wären mit dem richtigen Knowhow zu retten. Nicht immer sind die besten Trainer an den besten Athleteninnen und Athleten tätig. Hier wünsche ich manchmal dem DLV hinsichtlich Kanalisierung ein besseres Händchen. Der DLV müsste vielleicht mehr Inhalte in den Fortbildungen und eine Zusatzqualifikation platzieren. Ich habe vor geraumer Zeit bei sechs deutschen Top-Athletinnen Defizite erkannt, wobei sich bei einigen schon die Auswirkungen gezeigt haben. Bei frühzeitigen Einflussnahmen hätte man einiges verhindern können. Mein "Nischenwissen" erweist sich sehr oft als absolut richtig. Manche sehenden Augen können trotzdem partiell sehr blind sein. So kommt es in vielen Fällen zum frühzeitigen "Materialschaden".

Gertrud