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Seiten: 1 2


Helikoptereltern - Body-life - 02.10.2017

Hallo Zusammen,

in der Schule habe ich es schon seit langer Zeit miterlebt, nun auch verstärkt auf dem Sportplatz: Die Eltern (allg. auch "Helikoptereltern" genannt), mischen sich immer mehr in den Trainings- und Wettkampfbetrieb ein. Ständig wird das Kind nach seinem Wohlbefinden gefragt, ermahnt oder mit Tipps "von außen" überhäuft.
So wird zum einen unsere Kompetenz als Trainer untergraben (meiner Meinung nach), zum anderen stellen die Eltern ganz neue Anforderungen an uns (mein Kind muss bei dem Wetter das anziehen o.ä.).

Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Wie begegnet ihr diesen "Helikoptereltern"? Huh

Viele Grüße

Body-life


RE: Helikoptereltern - MZPTLK - 02.10.2017

Die Eltern meinen es natürlich gut, aber sie sind in den fetten Jahren sozialisiert worden.
Training bei jedem Wetter?
Weg zum Traingsgelände über 1 Km ohne Mamis Bring- und Abholdienst?
Geht gar nicht.

Disziplinierter, systematischer Leistungsaufbau?
So'n Schweinkram!

Und so wundern sich Viele über die Leistungen von Senioren:
das kann  doch nicht mit rechten Dingen zugehen!

Aber naja, Hauptsache, die Sprösslinge tragen coole Klamotten.


Ich habe sowas schon zu oft beobachtet, als dass ich motivierbar wäre, mich rumzuärgern.


RE: Helikoptereltern - Gertrud - 02.10.2017

(02.10.2017, 11:25)Body-life schrieb: Hallo Zusammen,

in der Schule habe ich es schon seit langer Zeit miterlebt, nun auch verstärkt auf dem Sportplatz: Die Eltern (allg. auch "Helikoptereltern" genannt), mischen sich immer mehr in den Trainings- und Wettkampfbetrieb ein. Ständig wird das Kind nach seinem Wohlbefinden gefragt, ermahnt oder mit Tipps "von außen" überhäuft.
So wird zum einen unsere Kompetenz als Trainer untergraben (meiner Meinung nach), zum anderen stellen die Eltern ganz neue Anforderungen an uns (mein Kind muss bei dem Wetter das anziehen o.ä.).

Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Wie begegnet ihr diesen "Helikoptereltern"? Huh

Viele Grüße

Body-life

Solche Eltern erziehen ihre Kinder zu "Abzugsbildern", aber nicht zu selbstständigen Menschen und Athleten. Es gibt bei mir eine ganz klare Aufgabenteilung. Die Eltern können den Fahrdienst, das Essen ... übernehmen, die/ der Trainer/in hat das Sagen beim Training - Punkt, aus!!! Wenn bei mir ein Elternteil permanent dazwischenfunkt, ist das Ende der Zusammenarbeit nicht weit. Da geht mein Temperament Richtung Siedepunkt!!!  Angry Es gibt Eltern, die durch ihr Verhalten einen Trainer nach dem anderen verschleißen. Solche Eltern sollen ihre Kinder selbst trainieren. Dann kommen sie oft schnell an ihre Grenzen.  Wink Das muss man sich nicht antun. Auch andere Eltern haben talentierte Kinder, vielleicht sogar noch bessere. Ich habe eine Maxime: Das Training muss mir Spaß machen, und solche Eltern machen mir keinen Spaß.  Thumb_down 

Bei mir darf z.B. kein Elternteil mehr beim Fitness- und Krafttraining zuschauen. Das ist "Gesetz" bei mir!!! Da gibt es auch keine Ausnahme mehr, nur wenn ich das mal aus bestimmten Gründen möchte. Erst wenn ich von einem Athleten total überzeugt bin, ziehe ich alle Register meines Könnens. Das ist in der Regel ein Zeitraum von zwei Jahren. Es dauert lange, ehe ein Athlet mein Vertrauen genießt. Vorher gehen mir "Abgänge" nicht unter die Haut. Selbst eine Sabine Braun hatte nicht mein Insiderwissen. Sie sagte mal vor nicht allzu langer Zeit: "Gertrud, ich konnte deine Arbeit damals nicht einschätzen, als ich ihr einen Blick in meine "Schatzkammer" gewährt habe. Ich verfahre auch so mit Eltern. Durch Erfahrung und Enttäuschung wird man klug!!! Bis heute weiß keine/r, wer mit den ersten 500g-Speer in  "Frauengröße" gebaut" hat. Das nehme ich ins Grab mit. Auch an meine neuen Übungskonstruktionen kommt so gut wie keine/r - in Gegenwart von Eltern wäre das für mich ein Unding!!! Wie bescheuert müsste ich sein, mein eigenes Gedankengut, für das ich Stunden und Stunden und sehr viel Geld investiert habe, zum Nulltarif z.B. an Eltern ... abzugeben und vielleicht hinterher noch mit Unwahrheiten konfrontiert zu werden?! 

Gertrud


RE: Helikoptereltern - lor-olli - 02.10.2017

Punkt 1: Den Eltern die Frage hinwerfen, ob sie ihrer Autowerkstatt, ihrem Zahnarzt, ihren Klempner erzählen wie die Arbeit getan werden muss …
Punkt 2: Die Frage stellen wie ein Kind lernen soll sich zu orientieren, wenn er ständig mehrere Anweisungen von verschiedenen Seiten bekommt, die sich dann auch noch widersprechen…
Punkt 3: Gertrude hat ihn schon genannt Wink (und das ist auch nicht schade, denn unter diesen Bedingungen werden selbst talentierte Kinder keine guten Athleten!)

Wr haben mal einen Jungen aus der Trainingsgruppe werfen müssen, weil der Vater ständig hinter unserem Rüvken zusätzliche Trainngseinheiten für angebracht hielt - bei einem 13jährigen. Nach dem Rausschmiss hat der Vater den Jungen selbst trainiert, mit 14 hatte er einen Ermüdungsbruch, mit 15 machte er keinen Sport mehr (trotz großem Talent). Er fing wieder an, als er das Abi hatte und an die Uni ging > 5 verschenkte Jahre…


RE: Helikoptereltern - Body-life - 02.10.2017

Die zusätzlichen Trainingseinheiten, die dann privat vno den Eltern gehalten werden, halte ich für ein riesiges Problem. Ich hatte vor ein paar Monaten eine weinende Athletin, die ganz verzweifelt war, ob sie nun auf die Kommentare ihres Vaters von Seitenrand, die auf kroatisch (für mich also nicht verständlich!) reingerufen wurden, oder halt auf mich. Darf ich diese Eltern "des Platzes verweisen"?


RE: Helikoptereltern - dominikk85 - 02.10.2017

(02.10.2017, 17:26)Body-life schrieb: Die zusätzlichen Trainingseinheiten, die dann privat vno den Eltern gehalten werden, halte ich für ein riesiges Problem. Ich hatte vor ein paar Monaten eine weinende Athletin, die ganz verzweifelt war, ob sie nun auf die Kommentare ihres Vaters von Seitenrand, die auf kroatisch (für mich also nicht verständlich!) reingerufen wurden, oder halt auf mich. Darf ich diese Eltern "des Platzes verweisen"?

Klar kannst du das tun, musst dann allerdings damit rechnen dass das Kind dann nächste Woche nicht mehr auftaucht. Im  Zweifelsfall muss man dann auch mal auf ein Talent verzichten. Im Fußball ist das teilweise richtig krass, da bedrohen und beschimpfen dann teilweise Eltern von 10 jährigen den Schiedsrichter wenn sie eine Entscheidung anders sehen.


RE: Helikoptereltern - Diak - 03.10.2017

Meiner Beobachtung nach beschäftigen wir uns viel zu sehr mit den Eltern-Kind-Konstellationen, die zum Scheitern verurteilt sind, und unsere Aufmerksamkeit binden, die sehr viel besser bei anderen eingesetzt wären. Insofern habt ihr sehr recht, wenn ihr betont, dass in dem Fall die Zusammenarbeit früh beendet werden sollte.

Meine besten Athletinnen waren bislang stets die, deren Eltern sich sehr für das Kind und den Sport interessiert, ihre Aufmerksamkeit aber in keiner Weise vom sportlichen Erfolg abhängig gemacht haben.

Empfehlung zum Elterncoaching: Sporspsychologe Joachim Lask

Seit sechs Jahren entwickeln wir im Verband eine Studie mit unseren neuen Kaderathlet*innen. Die Ergebnisse fließen in einen Elternabend ein, in dem wir die Eltern über die Wünsche ihrer Kinder und über angemessenes Elternveralten informieren. Die Gespräche dazu laufen sehr unterschiedlich, im Einzelfall kontrovers, die Mehrzahl der Rückmeldungen ist aber sehr positiv.


RE: Helikoptereltern - Diak - 03.10.2017

Wichtige Ergebnisse sind:
- es findet kaum Metakommunikation zwischen Athlet-Trainer-Eltern statt, gegenseitige Erwartungen und Wünsche sind also kaum bekannt
- sämtliche Athlet*innen (n=92) berichten, dass ihre Eltern sich für ihren Leistungssport interessieren und diesen aktiv unterstützen
- 42% der Befragten geben an, dass ihre Eltern selbst aktive Leichtathleten waren, ich kenne keine Zahlen anderer Sportarten, der Wert scheint mir aber hoch und erklärt vielleicht, warum einige Eltern sich bemüßigt fühlen, coachend einzugreifen<br />
- Fast alle Athlet*innen wünschen sich eine persönlich interessierte Anteilnahme der Eltern beim Wettkampf, dabei räumliche Distanz und keine fachliche Ansprache. Also so ziemlich genau das, was wir Trainer auch wollen. Eltern sollten auf der Tribüne sitzen und Güte ausstrahlen.
- in den letzten Jahren verstärkt sich das Nähebedürfnis anscheind leicht, allerdings ist die Zahl der Befragten nicht groß genug, um dies auf Signifikanz zu prüfen.


RE: Helikoptereltern - Astra - 03.10.2017

Helikoptereltern nerven, aber diejenigen, die sich einen Dreck für das Hobby ihrer Kinder interessieren, sind mind. genauso schlimm. Denn die lassen ihre Kinder nicht zu den Sportfesten, wenn eine "wichtige"! Familienangelegenheit anliegt, die sind nicht bereit, ihre Kinder und evtl. andere Kinder auch mal zu einem Wettkampf zu fahren, und bei denen melden sich die Kinder an, aber hinterher sind sie nicht da, etc....


RE: Helikoptereltern - aj_runner - 03.10.2017

Das Einmischen von Eltern würde ich nicht gleich mit Helikopter-Eltern beschreiben. Leider ist es so, dass häufig sich Übungsleiter auf dem Niveau "Beschäftigung" bewegen. Dann kommt man zu so einem Kinder-LA-Wk und Kinder kennen noch nicht einmal die Disziplinen. Und die ÜL sind nicht in der Lage, ein Coaching zu geben. Da habe ich mich auch schon eingemischt, obwohl ich weiß, dass man das eigentlich nicht machen sollte.
Ergebnis dieser Art von Leichtathletik ist, dass meine Kinder sich zwar für LA interessieren, bei uns im Ort aber nicht mehr ins Training gehen, weil es für sie zu wenig Anspruch ist (war ihre eigenen Entscheidung). Die Fahrt zum nächst größeren Verein ist 30 Minuten, das ist uns (heute noch) zu viel Aufwand. Dann lieber Fußball und Turnen.
Wenn ich in der Vergangenheit (während meiner aktiven Zeit) allerdings auf kompetente Trainer getroffen bin, war das automatisch mit Respekt und Autorität verbunden. Dann hat sich das mit der Einmischung schnell erledigt bzw. kam gar nicht auf.