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Schneller Blockstart ohne Kniebeugen möglich? - Druckversion

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Schneller Blockstart ohne Kniebeugen möglich? - icheinfachma - 18.03.2017

Hallo!

Das wir in der Maximalgeschwindigkeitsphase im Sprint auch ohne Maximalkrafttraining mit langsamer Bewegungsausführung das Potenzial ausschöpfen können, erscheint relativ sicher. Ein Sportler, der bereits Sprints, Sprünge, bestimmte Sprint-ABC-Übungen und bestimmte explosive Kraftübungen mit Gewichten ausführt, wird sich im Bereich vmax austrainieren können, und ein zusätzliches Maximalkrafttrianing wird keine zusätzlichen Verbesserungen bewirken.

Ein Untrainierter oder nicht austrianierter Athlet wird natürlich auch mit solchen Übungen Verbesserungen erreichen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass man im Mehrkampf (gibt einige Beispiele in der Weltspitze) sowie im Sprung ohne Kniebeugen (dazu zähle ich auch die einbeinigen Varianten) auskommen kann. Aber diese Sportler sind oft "Leichtgewichte" und sind die schnellsten Starter. Als Weitspringer oder Mehrkämpfer muss man das auch nciht sein, die Prioritäten liegen woanders.

Kann man auch, ohne seine Maximalkraft in die Höhe zu treiben, einen guten Blockstart hinbekommen? Oder sich z.B. beim Kugelstoß aus dem Bein abdrücken? Da sind ja überwiegend konzentrische Schnellkraftaktionen. Es gibt ja viele Quellen, die darauf pochen, dass man z.B. seinen Vertical Jump nur wesentlich erhöhen kann, wenn man auch schwere Kniebeugen trainiert - ist der Weg rein über zügig bis schnell ausgeführtes Training weniger effektiv?

Ich bin etwas ratlos, weil man wirklich wiedersprüchliche Informationen findet, wie wichtig Maximalkrafttraining wirklich in den leichtathletischen Schnellkraftdisziplinen ist.


RE: Schneller Blockstart ohne Kniebeugen möglich? - icheinfachma - 18.03.2017

Frau Schäfer erwähnte in einem Artikel, der auch online abrufbar ist, dass sie den Umweg über das Krafttraining im intensiven Hypertrophie- und IK-Bereich und anschließendes Schnellkrafttraining ablehnt, weil es erst langsamer und dann wieder schneller macht, und plädiert als Altenative dafür, erst die power capacitiy, also alaktazide Schnellkraftausdauer und dann Schnellkraft zu trainieren.

https://www.bisp-surf.de/Record/PU200503000452


RE: Schneller Blockstart ohne Kniebeugen möglich? - MZPTLK - 18.03.2017

Meiner Meinung nach gilt:
Je schwerer die zu beschleunigende Masse, desto mehr Maxkrafttraining ist erforderlich und zielführend.
Das gilt natürlich auch innerhalb der verschiedenen Würfe.

Max- und Schnellkrafttraining muss kein Widerspruch sein.
Der Mix und der Aufbau macht's.

Litvinov Senior soll im Vorfeld von Wettkämpfen im Kraftraum schnelle Serien mit Submaxgewichten gemacht haben,
um davor oder danach einige Sprints auf der Bahn hinzulegen.

Es gibt nicht wenige Werfer, die die 100 unter 11 laufen können. Fahne


RE: Schneller Blockstart ohne Kniebeugen möglich? - icheinfachma - 18.03.2017

Die Überlegungen finde ich einleuchtend.

Was die Mischung angeht, hier eine interessante Studie. Sie vergleicht bei Fußballern:
-traditionelle Methode: erst einige Serien Drop Jumps, dann Maxkraft
-Kontrastmethode: im WEchsel je eine Serie Maxkraft und dann eine Serie Drop Jumps
-Komplexmethode: erst einige Serien Maxkraft, dann Drop Jumps

Sie findet heraus:
-gleiche Steigerung in der Kniebeuge und im Counter-Movement-Jump (Sprunghöhe) bei allen drei Gruppen
-gleichbleibende Schnelligkeit bei Kontrast- und Komplexmethode
-abnehmende Schnelligkeit bei traditioneller Methode (-7% auf 10m; -6% auf 20m)

Kobal, R., Loturco, I., Barroso, R., Gil, S., Cuniyochi, R., Ugrinowitsch, C., ... & Tricoli, V. (2017). Effects Of Different Combinations Of Strength, Power, And Plyometric Training On The Physical Performance Of Elite Young Soccer Players. The Journal of Strength & Conditioning Research.

Meine Gedanken dazu: Anscheinend überschreiben die Kraftserien die eingeübten Bewegungsmuster des Sprints, da sie langsamere Bewegungen automatisieren. Man macht ja oft aus diesem Grund ein Utilisation nach dem Maxkrafttraiining in der Leichtathletik.

Die Drop-Jumps hatten diesen Effekt anscheinend nicht, vllt., weil sie die schnellen Kontraktionen automatisieren.

Das passt auch zu der in den USA üblichen Vorgehensweise, morgens Krafttraining und nachmittags Sprinttraining zu absolvieren. So werden die zuletzt geübten Bewegungen dann in der nächsten Schlafphase in der Nacht ins Gedächtnis eingepflegt. Im wachen Zustand geschieht das noch nicht, die Informationen sind nur vorübergehend gespeichert. Im Schlaf entscheidet dann der kritische Faktor, der zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein vermittelt, darüber, was gespeichert und was verworfen werden soll.


RE: Schneller Blockstart ohne Kniebeugen möglich? - MZPTLK - 18.03.2017

O.k., aber obacht:
maximale Sprints nicht nach dem Krafttraining durchführen!


RE: Schneller Blockstart ohne Kniebeugen möglich? - icheinfachma - 18.03.2017

(18.03.2017, 17:06)MZPTLK schrieb: O.k., aber obacht:
maximale Sprints nicht nach dem Krafttraining durchführen!

Maximale Sprints führt man generell nur im Wettkampf durch. Man kann nach einem Maxkrafttraining aber Sprünge, Sprint-ABC-Übungen auf Schnellkraft oder ZWL durchführen. Auch Würfe bieten sich an.

Richtiges Schnelligkeitstraining hat im Training der Weltklasseathleten heute kaum mehr einen Platz, weil es auch durch das sehr schnelle Schnelligkeitsausdauertraining z.B. mit 60m-Programmen keine Notwendigkeit mehr hat.


RE: Schneller Blockstart ohne Kniebeugen möglich? - dominikk85 - 19.03.2017

Kim Collins hat gesagt das er schon lange kein max kraft Training mehr macht und er gehört auf den ersten 30m immer noch zu den besten der welt.


RE: Schneller Blockstart ohne Kniebeugen möglich? - icheinfachma - 19.03.2017

(19.03.2017, 12:36)dominikk85 schrieb: Kim Collins hat gesagt das er schon lange kein max kraft Training mehr macht und er gehört auf den ersten 30m immer noch zu den besten der welt.

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