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DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung (/showthread.php?tid=2194) Seiten:
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DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - Gertrud - 09.11.2016 Die harte Version: Ich beobachte seit geraumer Zeit, dass der DLV in zwei Dingen sehr strikt vorgeht und auch Druck ausübt, worüber ich von sehr vielen Seiten gehört habe. Es kann einfach in einem freien Staat nicht sein, dass man von oben bestimmt und nach unten hin nur noch zu hören hat. Ich klage den DLV nicht generell an. Natürlich gibt es auch sehr gut funktionierende Abteilungen, weil der DLV eben ein Konglomerat vieler Institutionen ist. Mir ist auch klar, dass man funktionierende Strukturen aufbauen möchte. Über die erfolgsbringende Form lässt sich aber streiten. Das Wort Team lasse ich mir insofern gefallen, wenn der DLV die Sorgen und Nöte der Peripherie versteht und in eine positive Richtung hinsichtlich Service drehen kann. Wenn ein Athlet vor Ort die besten Bedingungen hat, warum soll er sich in Kienbaum vor Großereignissen kasernieren lassen? Das "Team" bringt nichts im Endeffekt, sondern vornehmlich die beste Form und viele Kleinigkeiten sind erfolgsentscheidend. Wenn einem Athleten das TL in Kienbaum etwas bringt, soll er es selbstverständlich nutzen. Ich halte viel von Freiheit im Geiste und nichts von Gängelei. Manch einer bekommt eben in der unmitelbaren Vorbereitung über einen längeren Zeitraum einen Lagerkoller und trainiert lieber allein. Ich habe z.B. hier in Marl spezielle Geräte vor ort, die ich in einem TL nicht vorfinde. Ich könnte mir die Sachen schlecht auf den Rücken schnallen. Ich trainere z.B. sehr gerne in totaler Ruhe und ohne einen Störfaktor. Wenn ich das Wort Team in Verbindung mit dem DLV und tieferen Verbandsstrukturen höre, schwillt bei mir der Kamm!!! Hat die Teambetonung in Rio genutzt? Diese harte Frage muss man sich dann doch stellen. Es ist ein eyecatcher, mehr nicht aus meiner Hinsicht - eine Hülle, deren Inhalt für mich die wichtigste Konsequenz ist. Für den Trainingsinhalt ist der DLV z.B. in meinem Fall als Trainerin absolut nicht zuständig. Die Wege, mein Wissen zu erweitern, ist allein meine Sache. Der DLV muss gute Angebote hinsichtlich Wissenserweiterung machen. Ich kann wohl Anregungen geben, wo der DLV mehr bieten könnte. Das meine ich dann auch wirklich nicht als Anklage, sondern eher als Vorschlag. Die funktionierenden Teams um mich herum baue ich mir nach meinem Wissensstand selbst auf und selektiere auch stark. Allerdings muss der Fortbildungsbereich immer wieder angepasst werden. Natürlich sollen die Bundestrainer den Trainern unter die Arme greifen, die Hilfe benötigen. Ich gebe immer das Beispiel: Wenn ich eine Mehrkämpferin trainiere, arbeite ich selbstverständlich in Kooperationen. Die Drähte glühen wirklich heiß zwischen einigen Trainern und einigen Theoretikern. Ich brauche dann kein aufgepfropftes Team, das mich nur Zeit kostet. Der DLV kann anbieten. Was ich nutze, ist allein meine Sache. Ich habe eine Doppel-WM und Doppel-EM ohne OP trainiert. Ich bin daher doch wohl in der Lage, bei meiner Akribie ohne Hilfe von außen zu funktionieren. Ich bin auch in der Lage, die Stellen anzuzapfen, die vonnöten sind. Ich kann bei meiner verfügbaren Zeit nur sehr selektiv arbeiten und teile auch meine Zeit sehr akribisch ein. Wenn ein Wolfgang Kühne mit seinen Zubringern arbeitet, warum sollte ich mit ihm hinsichtlich einer Mehrkämpferin arbeiten? Das ist doch eine in sich total unlogische Sichtweise. Deshalb habe ich doch menschlich oder fachlich gar nichts gegen ihn; ich kenne seine Methodik und sein Training absolut nicht. Ich kenne nur seine Verletztenstatistik aus den Medien - nicht mehr und nicht weniger!!! Um ein Team bei den Höchstereignissen zu bilden, braucht man keine ausgeprägten gemeinsamen Trainingslager und Lehrgänge für alle verbindlich. Wie sagte letztens eine sehr junge Athletin: "Zum Liebhaben ist mir die Zeit zu schade!" Auch mir kommt es in erster Linie auf die Leistungssteigerung im Sport von Schützlingen möglichst verletzungsfrei methodisch untermauert und auf schulisches Bestehen an. Diese beiden Herausforderungen kappen schon Zeit genug. Letztens sagte eine Sportlerin zu mir, dass sie den Eindruck habe, dass viele Veranstaltungen nur zur Arbeitsplatzerhaltung einiger durchgeführt werden und daher die Zahlen stimmen müssen. Die Zentralisierung vornehmlich auf die Bundestrainer halte ich für einen der größten DLV-Fehler, weil eben nicht immer die besten Trainer Bundestrainer/innen sind. Erfolgreiche und methodisch sattelfeste Trainer/innen müssen durch den DLV nicht an die Hand genommen werden. Wenn ich z. B. eine Athletin durchbringe, würde ich sie - wenn möglich - sicherlich auch international betreuen. Auf dem Weg dahin werden einige Stellen versuchen, die Athletin zu neutralisieren und den Vereinen zuzuführen, mit denen der DLV eine Kooperation sehr gerne sieht. Somit werden Athletinnen auf tiefster Ebene schon kanalisiert und zentralisiert. Bestimmte Vereine haben ihre zubringenden Personen in der Peripherie sitzen. Dann werden Athletinnen und Athleten ganz offen angesprochen und versucht, in bestimmte Bahnen zu lenken. Ich habe das jetzt in zwei Fällen mitbekommen. Ich habe für solche Strukturen einen bestimmtem Ausdruck. Letztens sagte ein Trainer zu mir, dass gerade die internationalen Junioreneinsätze dazu dienen, die Athletinnen und Athleten frühzeitig zu kanalisieren. Der DLV muss gehörig aufpassen, dass er sehr gute Trainer/innen in der Peripherie nicht so vergrault, dass sie letztlich hinschmeißen. Nur mit Bundestrainern und einigen Großvereinen (nicht einmal immer mit den besten Trainern) lässt sich "kein Blumentopf gewinnen". Ein offenes Geheimnis ist die Verletztenstatistik, die jetzt zunehmend auch schon der DLV sieht. Aus meiner Sicht bastelt man an den Symptomen. Ich würde eine Athletin niemals in solche Hände geben wollen. Das "Team" hat es bisher nicht geschafft, dieses Manko zu eliminieren. Ich bin als Heimtrainerin mit Wissenshintergrund und mit dem Fokus auf diesen Bereich wesentlich schneller und flexibler als in vielen Dingen unbewegliche Institutionen.Athletinnen und Athleten tun gut daran, ihr Hauptaugenmerk auf die sportliche Leistung und die Schul- und Berufsausbildung zu lenken und nicht auf die Scheinchen, mit denen einige Vereine noch locken können. Zum Glück geht einigen in der Hinsicht auch die Puste aus. Dann müssen sie beweisen, was sie sonst noch zu bieten haben. Mittlerweile schauen auch einige Eltern sehr genau hin. So hat sich eine Athletin zu mir hinbewegt, weil es ihr und ihren Eltern nur um die sehr gute sportliche Betreuung durch mich geht. Sie hatte im letzten Jahr nur mal ab und zu sporadische Betreuungen, aber keine kontinuierlichen. In diesen jungen Bereichen gehen uns zu viele potentielle Athletinnen und Athleten verloren, weil nicht gezielt selektiert und betreut wird. Mir geht es nur um Optimierung der sportlichen Leistungen und um eine ausreichend zur Verfügung stehende Zeit für das Gymnasium. Diesen ausgeprägten Service durch eine sportlich "bekloppte" Trainerin im Pensionärsstadium und fast völliger Unabhängigkeit hinsichtlich Zeit und selbst gekauften Geräten kann man in diesem Ausmaß mit der Lupe suchen. Ich stehe wieder voll im "Trainersaft" mit unheimlicher Freude. Diese individuellen Zellen sportlicher Leistung sollte der DLV nicht kaputt machen, sondern im Gegenteil fördern, weil sie unglaublich gezielt sind. Gertrud RE: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - dominikk85 - 10.11.2016 Der Vorteil der Zentralisierung ist einfach die Qualitätskontrolle. Einige Heimtrainer (besonders viele Wurftrainer Frau Schäfer eingeschlossen) leisten sicher sehr gute Arbeit, die vergleichbar oder sogar besser als im Zentrum ist, allerdings gibt es natürlich auch Schwächere. Im Zentrum kann der DLV die Qualität kontrollieren und ein Mindestmaß garantieren. Nehmen wir als Beispiel mal 10 Talente, einmal Dezentral und einmal Zentral. Beim Zentralen Modell werden dann vielleicht alle zu 80-90% optimal betreut. es ist nicht alles perfekt, aber doch gut. Macht man es dezentral hat man vielleicht 1-2 die besser als im Zentrum betreut werden, 2-3 die ähnlich gut betreut werden und 5 die deutlich schlechter betreut werden. Insofern hat das zentrale Modell einfach eine größere Sicherheit, man hat deutlich weniger ausreißer nach unten. Man stellt sicher, dass jedes Talent zumindest "ordentlich" betreut wird. Qualitätsmanagent ist "in" und das kann man eigentlich fast nur zentral betreiben. Das hat den Vorteil das man einen Mindeststandard garantieren kann, allerdings kann es natürlich im einzelfall sein, dass "Übererfüller" gebremst werden und sich so die "Upside" ein wenig verringert. RE: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - alex72 - 10.11.2016 Also ich habe eher die Erfahrung gemacht dass in den "Zentren" dann ein hauptamtlicher für eine größere Zahl von Athleten zuständig ist und die dann zwangsläufig alle ein sehr ähnliches Programm machen das noch dazu sehr hart ist weil der Trainer ja unter Erfolgsdruck ist. Auf individuelle schwächen oder andere Bedürfnisse kann der nur sehr begrenzt eingehen. ein paar wenige für die das Programm passt überleben das harte Training und sind gut. Die Mehrheit ist entweder platt oder verletzt oder einfach schwach weil das Programm nicht passt. RE: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - muffman - 10.11.2016 Ich teile da die Ansicht von alex72. Durch diese Zentralisierung ist doch eine individuelle Betreuung der Athleten doch überhaupt nicht mehr möglich. Wenn man sich die Auschreibungen für Landestrainerstellen anschaut wird ein Teil des Problems bei den Verbänden klar: Meistens sind Erfolge in der Nachwuchsarbeit nachzuweisen. Aber was definiert denn Erfolg im Nachwuchstraining? Für die Verbände offensichtlich die Teilnahme an internationalen Jugendmeisterschaften. Wichtiger wäre es doch die Talente auf eine langfristige und erfolgreiche Leistungssportkarriere vorzubereiten und nicht im Jugenalter Titel holen um dann im Aktivenbereich Leistungsmäßig zu stagnieren bzw. den Preis für das Training im Jugendalter zu bezahlen. Wieso erkennt der DLV diese Problematik nicht? RE: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - Gertrud - 10.11.2016 (10.11.2016, 10:14)dominikk85 schrieb: Der Vorteil der Zentralisierung ist einfach die Qualitätskontrolle. Einige Heimtrainer (besonders viele Wurftrainer Frau Schäfer eingeschlossen) leisten sicher sehr gute Arbeit, die vergleichbar oder sogar besser als im Zentrum ist, allerdings gibt es natürlich auch Schwächere. Damit stimme ich doch voll überein. Es geht um (sehr) gute Trainer, die man einfach nicht "verpflichten" sollte, an allen Veranstaltungen teilzunehmen. Ich halte die Lehrgänge ... nicht für überflüssig. Nur müsste man so tolerant sein, z.B. für die unmittelbare Vorbereitung auf Topwettkämpfe dem Spitzenheimtrainer mit seinem Schützling vor Ort zu überlassen, wenn sie es möchten und nicht Kienbaum obigatorisch zu machen. Storl, Schwanitz und Harting ... sollen ihre besten Möglichkeiten weiterhin in Kienbaum nutzen. Das ist doch überhaupt keine Frage. Gertrud RE: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - Gertrud - 10.11.2016 (10.11.2016, 11:45)muffman schrieb: Ich teile da die Ansicht von alex72. Durch diese Zentralisierung ist doch eine individuelle Betreuung der Athleten doch überhaupt nicht mehr möglich. Schauen Sie! Genau in diese Lücke stoße ich. Die Mutter einer Athletin, die in ihrem Verein durch einen fehlenden Mehrkampftrainer zum großen Teil unbetreut blieb, hat Kontakt mit mir aufgenommen. Sie bringen eine gehörige Portion Eigeninitiative und finanzielle Opferbereitschaft mit. Sie kommt vornehmlich zum Training nach Marl. Ich stimme das Training ganz individuell auf ihren Körper ab. Ich mache diese Betreuung bisher völlig unentgeltlich. Sie hätte diesen Service bei keinem Lehrgang. Ich kenne ihre Schwachstellen, auf die ich ganz akribisch eingehe. Warum sollte da eine zweite außenstehende Person Einfluss nehmen, die vielleicht in orthopädischer Hinsicht nicht so geschult wie ich ist? Ich lege allergrößten Wert darauf, dass ihr für die Schule genügend Zeit bleibt. Diese reinen Teambildungsmaßnahmen halte ich für überflüssig. Es geht um Leistungsoptimierung bei begrenztem Zeitbudget. Meine Athletin ist mit Leistungssport, Schule und ihren Freunden vor Ort absolut ausgebucht. Mir ist das nächste Jahr, was die Platzierungen angeht, völlig gleichgültig. Ich trainiere bestimmte Bereiche mit ihr, die ich für wertvoll halte und lasse bestimmte vulnerable Stellen aus. Das ist bei mir ein absolutes Muss!!! Sollte meine Athletin mal an biomechanischen Untersuchungen teilnehmen, dann lassen wir rigoros bestimmte Testverfahren - von mir als nicht geeignet erkannt - mit Sicherheit aus. Da kann es sich bei der untersuchenden Person ruhig um einen Professor handeln. Allerdings muss ich sagen, dass es Heimtrainer gibt, die dringend Nachhilfe benötigen. Insofern können Lehrgänge schon ein Anschub sein, wenn denn der Bundestrainer dazu fähig ist, was auch nicht selbstverständlich ist. Ich bin gegen Doppelversorgung von Athletinnen, die zu Hause sehr gut betreut werden. Das Geld kann man besser verwenden. Das hat Klaus Baarck immer hervorragend gehändelt. Er hat sich absolut nicht eingemischt und hat uns mit Sabine machen lassen. Ich will auch mit der jungen Athletin nur meine Ruhe zur guten Arbeit haben. Sollte sie mal gut werden, könnte der DLV z.B. einen Teil meiner Trainingsfahrten zu den entsprechenden Hallen übernehmen. So legt man Geld gut an. Das möchte ich noch einmal ausdrücklich betonen. Ich bin nicht gegen den DLV, ich bin für die bestmögliche Leistungsoptimierung bei Erhalt oder Verbesserung der Gesundheit mit gleichzeitigem Blick auf die berufliche Laufbahn. Ich arbeite in dem Sinne sogar mit meiner Athletin wie früher auch für die Erfolge des Verbandes!!! Gertrud RE: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - muffman - 10.11.2016 Die Aus- und Fortbildung von Trainern sehe ich ebenfalls als kritischen Punkt. Bei den meisten Fortbildungen werden einfach Übungen gezeigt und diese werden dann oft unreflektiert übernommen. Selbst die Vortragenden stellen die gezeigten Trainingsmittel- und Planungen häufig nicht in den entsprechenden Kontext. Hier wäre mal eine Reform angesagt! Die Bundes- und Landestrainer sollten doch unter anderem dazu da sein Heimtrainer zu unterstützen und ihnen bei Bedarf Hilfestellung zu geben. Manche Heimtrainer erkennen aber nicht wenn sie an ihre Grenzen kommen und einen erfahreneren bzw. "besseren" Trainer um Hilfe bitten sollten. Oft wird das aber auch aus Angst vor Abwerbeversuchen nicht gemacht bzw. als solcher interpretiert. Es ist ein bisschen ein Teufelskreis. Man sollte aber als Trainer über seinen Schatten springen können und in diesem Fall seine eigenen Grenzen erkennen. Auch so fallen viele Talente durchs Raster. RE: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - Gertrud - 10.11.2016 (10.11.2016, 16:01)muffman schrieb: Die Aus- und Fortbildung von Trainern sehe ich ebenfalls als kritischen Punkt. Bei den meisten Fortbildungen werden einfach Übungen gezeigt und diese werden dann oft unreflektiert übernommen. Selbst die Vortragenden stellen die gezeigten Trainingsmittel- und Planungen häufig nicht in den entsprechenden Kontext. Hier wäre mal eine Reform angesagt! Dieses gesamte Procedere ist multifaktoriell. 1. Fortbildungen: Natürlich steht dafür nur ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung. Ich stelle wirklich mit Zufriedenheit fest, dass immer mehr anatomische Themen gebracht werden. Man soll auch die positiven Seiten herausstellen. Natürlich bedürfen viele Themen der Nach- und Vorbereitung, was viel Zeit kostet, die viele Trainer eben nicht haben. Ich glaube einfach, dass ich durch meine permanente Kritik hinsichtlich der vielen Protagonisten-Verletzungen einiges angeschoben habe. Nur das war mein Ziel. - Der Raum für wirklich tiefgehende Diskussionen ist teilweise zu begrenzt. Vielleicht lässt man da abends mal etwas Zeit zur Vertiefung. Ich habe jetzt einen Vortrag im Ausland über diese Verletzungsproblematik gehalten, die hoffentlich einiges an Umdenken initiiert hat. Viele hängen an dem alten traditionellen Übungspotential. Man sollte von Verbandsseite aus einfach diese Muster aufzubrechen versuchen. Es müssen den Trainern Strukturen in Theorie und Praxis vermittelt werden, die absolut zeitgemäß sind. Dafür bedarf es eines entsprechenden Personals. Es kann nicht sein, dass man noch bis vor kurzem im Sprintbereich um 20 Jahre hinterhergehinkt ist und keine Initialzündung an die Peropherie geben konnte. Ich verbessere mich fast täglich. Ich habe heute den gesamten Morgen im Spezialbereich "Materialprobe" einer Disziplin recherchiert und konstruiert. 2. Wenn man als Heimtrainer erkennt, dass man dem Schützling nicht mehr weiterhelfen kann, gibt es aus meiner Sicht nur zwei Wege: a) Man bildet sich weiter oder b) Man gibt den Schützling an eine/n bessere/n Trainer/in weiter. So würde ich immer verfahren. Wenn ich einen Schüler im Langstreckenbereich in meiner LA-AG habe, gebe ich ihn an den Dorstener Verein oder an den TV Wattenscheid zu Markus Kubillus. Es geht mir dann primär um das Wohl des Athleten. Ich würde im Kugelstoß- und Mehrkampfbereich potentielle Topleute selbst trainieren wollen, wenn ich noch ausreichend Zeit dazu habe. Gertrud RE: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - Gertrud - 10.11.2016 Eine Sache muss man auch sehen. DLV-Mitglieder wie Bundestrainer müssen sich nach außen hin mit dem Verband solidarisieren. Sie müssen in der Regel loyal sein und z. B. Kienbaum als unmittelbaren Vorbereitungsort vor großen Events vertreten. Man kann allerdings intern eine sehr konträre Meinung vertreten. Als Lehrerin am Gymnasium war ich auch in der Position. Wenn ich anderer Meinung als die übliche Schullinie war, habe ich nach außen hin eben nichts gesagt. Als Trainerin konnte ich fast immer meine Traumvorstellungen bis auf einen Fall, der die 7000Punkte im Siebenkampf vereitelt hat, leben. Das ärgert mich heute noch. Deshalb rate ich Vereinen immer, sich möglichst nicht in irgendwelche Richtungen abhängig zu machen. Das absolute Topergebnis kann man - da bin ich sicher - nur leben, wenn man alle Traumvorstellungen in die Tat umsetzen kann und will. In der Hinsicht würde ich Servicedienste vom DLV erwarten, der mir in meinem Einsatz für Athleten völlig freie Hand lässt, aber mir gelegentlich dann im Topbereich Unterstützung gewähren sollte, weil er mein fachliches Können favorisieren sollte. Ich würde niemals aus Prinzip gegen den DLV handeln, sondern nur zur Leistungsoptimierung der Athleten verfahren. Das ist ein himmelweiter Unterschied!!! Es ist mein unverschämtes Glück gepaart mit meinem Unabhängigkeitsdrang, das mir unbändige Power für ein Ziel fast völlig losgelöst von irgendwelchen Vorschreibungen verleiht. Meine neue Athletin und ihr Elternhaus sind von meiner äußerst individuellen Trainingsphilosophie absolut überzeugt. Ein derartig 180%es Vertrauen erlebt man als Trainerin nicht alle Tage, wobei ich überhaupt keine Vorschriften hinsichtlich ihres Vereins mache. Sie soll für den Verein starten, wo sie sich wohlfühlt. Der DLV hat die gesteckten Ziele in Rio nicht erreicht. Da kann man sich drehen und wenden, wie man will. Infolgedessen ist Ursachenforschung angesagt. Verletzungen spielten eine sehr große Rolle. Da gibt es teilweise aus der Peripherie schon sehr gute Vorschläge zur Optimierung. Ich muss sagen, dass es auch hier sehr kluge Köpfe auf den unterschiedlichen Ebenen gibt, die man zu nutzen wissen sollte. Gertrud RE: DLV auf dem "Holzweg": Team und Zentralisierung - Gertrud - 11.11.2016 Als DLV würde ich ganz hart fragen, wo sich Zentralisierung bewährt hat und wo nicht und welche Disziplinen sich defizitär entwickelt haben. Man muss auch ehrlich erkennen, wer sich z.B. gegen gemeinsame TL zwischendurch und vor wicbtigen Großereignissen eigentlich sträubt und sich dann dem DLV-Druck gebeugt hat. Ich weiß es definitiv aus Erzählungen. Ich glaube auch kaum, dass z. B. Usain Bolt und Asafa Powell lange gemeinsam ins TL fahren, um für die Staffel zu trainieren. Haben die langen TL unseren Sprintern in der Staffelsicherheit geholfen oder muss man andere Akzente setzen, nämlich eher individuell die Zeiten in der Vordergrund schieben? Liegt die Entwicklung eher am fehlenden Talent oder an den Trainingsdefiziten? Man sollte auch nicht immer das Training der absoluten Topleute nachahmen. Ich habe gestern ganz lange das Übungsgut eines bestimmten Sprinters unter die Lupe genommen. Es ist aus meiner Sicht bei dem "Materialprobetraining" für mich sonnenklar, dass ihm ein Muskelbündel mit Ausriss um die Ohren geflogen ist. Zu allen diesen Feststellungen gehören aber fundierte Kenntnisse. Sind diese vorhanden? Wie stark sind die Disziplindecken in den hauptanmtlich betreuten Disziplinen? Muss man manchmal einfach einen Schnitt mit den "alten" Athleten machen und ganz neu beginnen? Ich bin schon zu Jugendzeiten in der Auslese sehr hart. Wer nach zwei Jahren Training bei mir nicht den Durchbruch geschafft hat, dem lege ich nahe, die Sportart zu wechseln oder zu einem anderen Trainer zu gehen. Ich gebe mal ein Beispiel. Wenn ein Athlet sich jahrelang im Stabhochsprung im Bereich 5,60m-5,70m bewegt und nicht den Sprung in die absolute Riege schafft, liegt es dann am Talent, der Einstellung oder am mangelnden Wissen des Trainers? Ich selbst würde mir die Frage nach den Defiziten sehr zeitnah stellen. Was macht den Unterschied zum absoluten Topbereich aus? Wenn Holzdeppe fehlt, ist da ein unheimliches Loch zur Weltspitze. Woran liegen die verletzungsbedingten Ausfälle? Das ist das zentrale Thema für mich immer wieder - Unfälle ausgenommen, die immer passieren können. Dann würde ich z. B.die Fortbildungsschiene bitten, z.B. Wissen aus Extraveranstaltungen nur für DLV-Trainer wie Fortbildungen im Hürden- und Dreisprungbereich letztens in einem Buch zusammenzufassen und der Peripherie zur Verfügung zu stellen!!! Transparenz ist in der Hinsicht vonnöten, weil eigentlich die Leistung in der Peripherie gemacht wird. Es geht hier nicht um mich. Ich hole mir mein Wissen schon - so oder so!!! ![]() Eine zentrale Frage ist natürlich auch, ob der Übergang von jugendlichen Leistungsträgern in den Erwachsenenbereich gelungen ist. Kappt man durch Zentralisierung die gute Arbeit von sehr guten Heimtrainern, die sich frustriert zurückziehen, weil sie nicht weiter nur Zubringer sein wollen? Arbeiten an den OSP eigentlich die besten Trainer/innen? Da lohnt sich schon ein Blick auf die Verletztenliste, nicht nur auf die Medaillen!!! Vor allem sehe ich die Tendenz nur zum hauptamtlichen Trainer im Topbereich. Das halte ich für einen gravierenden Fehler. Ich z. B. habe für eine Athletin mehr Zeit zum Training, der entsprechenden Vorbereitung und meiner autodidaktischen Fortbildung als jede/r hauptamtliche Trainer/in. Gertrud |