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Wann Spezialisierung Forcieren ? - Druckversion

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Wann Spezialisierung Forcieren ? - Sprunggott - 03.10.2016

Ich habe eine Frage in die Runde, und ich hoffe auf ehrliche Antworten, oder sinnvolle Meinungen.
Vieleicht hat ja jemand hier im Forum auch eigene Erfahrungen ... 

In meiner Schülertruppe 14 und 15 Jahre, trainiere ich 3-4x in Woche.
Mein Anliegen, seit 15 Jahren, ist eine gute AUSBILDUNG in den LA- Diziplinen (Wurf/ Stoß- Sprint/ Hürde- Hoch/Weit- Lauf).
Dazu mache ich grob gesagt (ohne dabei hier dazu genau einzugehen) ein eine physisch / - schnelligkeitorientierte Ausbildung,
und bediene die (richtigen) Techniken in der Grobform, um Zieltechniken/ Schlüsselpossitionen umsetzen zu können.   

Nun gibt es auch ein par echt gute Talente in der kleinen Gruppe die "Begehlichkeiten" wecken. 
Mir wurde nun gesagt, wenn ich Sportler/ in  X-Y nicht abgebe, wird das mit dem Hochsprung/ Weitsprung oder
Speerwerfen/ Kugelstoßen nicht mehr.
Ich wollte zumindest die schnelligkeits/ -athletische und technische Grundlagen noch bis zum Alter von ca. 16-17 Jahre
verbessern und ausprägen, um auch "FIT, Bereit" zu sein, um Spezialisiert -und gezielt an Techniken arbeiten zu können.  
Zudem halte ich eine "Diziplin-Spezialisierung" in dem Alter noch für zu früh (meine Meinung).  

Wie seht Ihr diesen Umstand, oder ist mit 17  Jahren der "Zug"  abgefahren, oder der Sportler mit 19 dann auf dem OP- Tisch?
Danke für eure Meinung! 
LG der Trainer
Danke


RE: Wann Spezialisierung Forcieren ? - Sprunggott - 18.10.2016

keine Meinungen ? - Danke trotzdem!


RE: Wann Spezialisierung Forcieren ? - 93player - 18.10.2016

Meine Meinung dazu ist, dass man bis zum Ende der U16 ein breitgefächertes Mehrkampftraining anbieten soll.
Man kann im zweiten Jahr der U16 schon leichte Schwerpunkte setzen, als Beispiel bei Wurfbegabten 30-60 min mehr Wurftraining pro Woche.
Anschließend sollte es meienr Meinung nach ein flüssiger Übergang zur Spezialisierung sein.
Beispiel:
U16 4 Einheiten Mehrkampf mit leichtem Schwerpunkt Wurf
U18 (erstes Jahr) 5 Einheiten: 2-3 speziell auf das Beispiel Wurf, 2 Einheiten wie bereits erwähnt schnelligkeitsorientiert.


RE: Wann Spezialisierung Forcieren ? - MZPTLK - 18.10.2016

Eine Altersgrenze für Alle vorzugeben, ist natürlich meistens daneben,
vor allem, wenn ein punktueller, totaler Wechselzur Spezialisierung gemeint wäre.
Allmählichkeit ist angesagt, auch weil sich sonst die Frage nach dem Sinn des früheren allgemeineren Trainings stellen würde.

Gertrud könnte dazu sicherlich viel mehr sagen, mMn muss man individuell vorgehen:
Ist deutlich erkennbar, dass es sich um ein bestimmtes Talent handelt,
sollten zeitig - auch und gerade schon vor der Pubertät - entsprechende Schwerpunkte gesetzt werden.

Aber Achtung, stark zu beachten ist die Neigung des Athleten und das Sozialgefüge:
Hat er in jungen Jahren wirklich nachhaltig Lust auf spezialisierte(re)s Training,
oder will er lieber alles mit Anderen zusammen machen?
Da ist viel Fingesrspitzengefühl, Kommunikation auch mit dem Umfeld
und ein optimistisches, aber realistisches Einschätzen der Perspektive gefragt.


RE: Wann Spezialisierung Forcieren ? - Gertrud - 20.10.2016

(18.10.2016, 22:39)MZPTLK schrieb: Eine Altersgrenze für Alle vorzugeben, ist natürlich meistens daneben,
vor allem, wenn ein punktueller, totaler Wechselzur Spezialisierung gemeint wäre.
Allmählichkeit ist angesagt, auch weil sich sonst die Frage nach dem Sinn des früheren allgemeineren Trainings stellen würde.

Gertrud könnte dazu sicherlich viel mehr sagen, mMn muss man individuell vorgehen:
Ist deutlich erkennbar, dass es sich um ein bestimmtes Talent handelt,
sollten zeitig - auch und gerade schon vor der Pubertät - entsprechende Schwerpunkte gesetzt werden.

Aber Achtung, stark zu beachten ist die Neigung des Athleten und das Sozialgefüge:
Hat er in jungen Jahren wirklich nachhaltig Lust auf spezialisierte(re)s Training,
oder will er lieber alles mit Anderen zusammen machen?
Da ist viel Fingesrspitzengefühl, Kommunikation auch mit dem Umfeld
und ein optimistisches, aber realistisches Einschätzen der Perspektive gefragt.

Wenn man über den Teich schaut und sich z. B. Trainingsausschntte von Candace Hill oder Tia Jones, diesen sehr jungen Senkrechtstarterinnen, ansieht, dann stellt man fest, dass das Training sich kaum vom Erwachsenentraining unterscheidet. Natürlich muss man die Frage stellen, ob wir mit unserer Einstellung richtig liegen. Sind diese Athletinnen später kaputt oder findet insgesamt ein enorm differenziertes Training statt, wobei diese Leistungen Abfallprodukte sind? Aus meiner Sicht ist die Beachtung der körperlichen Schwachstellen und deren Ausklammerung von gravierenden Belastungen, die im Jugendalter bestehen, elementar in die Belastungsform einzubeziehen. Das alles sollte man auch als Trainer/in wissen. Man kann doch sehen, dass z. B. große Tendenzen auch im Jugendalter vorherrschen: Jamaika im Sprint, Kenia.. auf den langen Strecken. Bei uns findet in den Schulen das Thema Ausdauer Richtung Gesundheit Beachtung, das Thema Sprint wird in jungen Jahren kaum forciert.

Ich selbst gehe ganz systematisch und analytisch individuell vor. Mich interessieren die Erfolge in den Jugend- und Juniorenbereichen primär überhaupt nicht. Aus meiner Sicht sind zunächst das Abchecken des Talents und der orthopädischen Verfügbarkeiten enorm wichtig. Dann gehe ich die technischen und strukturellen Dybalancen und Disharmonien an. Ich achte als ehemalige Lehrerin sehr auf das Einhalten schulisch zur Verfügung stehender Zeit. Da werden keine Wochenenden für nichts-bringende Lehrgänge vertrödelt. Es wird ganz strikt nach dem Wert von Veranstaltungen hinterfragt.

Ich habe jetzt einen Fall vor mir liegen, wo die abgecheckte Person nach den ersten Trainngseinheiten sagte, dass sie eine so präzise Strukturansteuerung vor allem hinscihtlich der individuellen strukturellen Bedürfnisse noch nicht erlebt hat.

Zudem hatte ich zwei Trainerinnen eines kleinen Vereins in dieser Woche in meiner Wohnung zur Fachsimpelei. Ich habe die Defizite, die sich an der Basis bestehen, gemerkt - aber auch das Interesse dieser Personen, etwas zu ändern. Sie werden demnächst mit der Athletin vorbeikommen. Der DLV sollte vielleicht einen Weg einschlagen, mal "sattelfeste" Trainer/innen zur Fortbildung und zum Abchecken junger Talente in die Provinz zu schicken.

Gertrud


RE: Wann Spezialisierung Forcieren ? - dominikk85 - 20.10.2016

Es kommt auch auf den athleten an. Wenn du einen athletischen Werfer hast kann der ruhig mehrkampf machen wenn er lust hat, aber wenn du einen übergewichtigen 15 jährigen kugelstoßer zwingst hürden zu laufen blamierst du ihn und sorgst im schlimmsten fall dafür, dass er aufhört.

natürlich sollte ein 15 jähriger Stoßer nicht übergewichtig sein und man sollte auch versuchen sanft dagegen anzuarbeiten und athletik zu fördern, aber ihn stur zum mehrkampftraining zu zwingen bis er ein bestimmtes alter hat ist auch nicht sinnvoll.


RE: Wann Spezialisierung Forcieren ? - MZPTLK - 20.10.2016

Gertrud, würdest Du sagen, dass iim Jugendalter in jedem Fall die Schnelligkeitsarbeit
bei gleichzeitiger Gewährleistung von Beweglichkeit und Koordination Vorrang haben sollte?


RE: Wann Spezialisierung Forcieren ? - MZPTLK - 20.10.2016

(20.10.2016, 11:36)dominikk85 schrieb: Es kommt auch auf den athleten an. Wenn du einen athletischen Werfer hast kann der ruhig mehrkampf machen wenn er lust hat, aber wenn du einen übergewichtigen 15 jährigen kugelstoßer zwingst hürden zu laufen blamierst du ihn und sorgst im schlimmsten fall dafür, dass er aufhört.

natürlich sollte ein 15 jähriger Stoßer nicht übergewichtig sein und man sollte auch versuchen sanft dagegen anzuarbeiten und athletik zu fördern, aber ihn stur zum mehrkampftraining zu zwingen bis er ein bestimmtes alter hat ist auch nicht sinnvoll.
Dem Fetts.... würde ich erstmal Beine machen, d.h. konditionelle, athletische Voraussetzungen fürs Kugelschubsen vermitten.
Und dabei ihm die Frage stellen, ob er dicke Backen machen oder weit stossen will.


RE: Wann Spezialisierung Forcieren ? - Gertrud - 20.10.2016

(20.10.2016, 11:37)MZPTLK schrieb: Gertrud, würdest Du sagen, dass iim Jugendalter in jedem Fall die Schnelligkeitsarbeit
bei gleichzeitiger Gewährleistung von Beweglichkeit und Koordination Vorrang haben sollte?

Absolut Ja!!! Wenn man das wegtrainiert, hat man den "Salat"! Was in dem Zusammenhang sehr wichtig ist, dass die Umfänge dann sehr gering sein müssen. Ich kann mich erinnern, von Prof. Mester aber auch etwas gelesen zu haben, dass der Bereich von speed-endurance/special endurance nicht vernachlässigt werden sollte, was bei uns total unüblich war - das aber auch nur ganz akzentuiert. Ich sage dann oft, dass der Blick in die Augen des Athleten Bände spricht. Ich spreche sehr oft über diesen Bereich mit zwei Spezialisten, von denen ich eine Menge über den mir vorher nicht gerade sehr bekannten Bereich gelernt habe. Ich war nie der Mensch, der den Blick über den Tellerrand verweigert hat - im Gegenteil. (Das nur nebenbei: Ich bin der festen Überzeugung, dass in diesen Bereichen die Inhalte bei unseren 400m-Sprintern im argen liegen.)

Wenn man sich Kinder anschaut, wie bewegungsfreudig sie von Haus aus sind, dann weiß man, dass man eigentlich mit den richtigen Inhalten sehr viele Bewegungseinheiten anbieten kann. Es kommt halt nur auf die Inhalte an. Man sollte die Lernphasen ausnutzen. Lasst Kinder (open end) sich neben der LA in den verschiedenen Spielen bewegen: Völkerball, Hallihallo, Pinnchen, Rollhockey, auf Gleichgewichtsgeräten fahren ...! (Thomas Röhler scheint eine "bewegte" Kindheit gehabt zu haben! Toll!!!  Wink ) 

Gertrud


RE: Wann Spezialisierung Forcieren ? - MZPTLK - 20.10.2016

Sehnse, da sind wir uns ja wieder einig!
(Rudolf Platte 1959)