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Gedanken zum Jugendtraining - Druckversion

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Gedanken zum Jugendtraining - Gertrud - 24.09.2016

Da ich immer noch eine LA-AG in der Schule gebe, kreisen meine Gedanken natürlich viel um den Schüler- und Jugendbereich. Ich spreche mich für ein Training aus, bei dem Technik, Schnelligkeit und Prophylaxe stark im Vordergrund stehen sollten. Ich habe den Eindruck, dass vielfach nach dem Motto bei Jugendlichen nach vorgezogenemen Erwachsenentraining absolviert wird. Wenn ich mir z. B. Entwicklungen manchmal im Sprintbereich ansehe, dann komme ich ins Grübeln, ob diese fulminanten Entwicklungen auf altersgemäßes Training oder einfach auf "Knüppelei" zurückzuführen sind. In einem Fall ist diese Entwicklung auch eigentlich gestoppt worden. Dann frage ich mich auch, ob die an diesen Athletinnen tätigen Trainer die orthopädischen Verschleißteile im Detail und zeitlich kennen.

Gertrud


RE: Gedanken zum Jugendtraining - Gertrud - 24.09.2016

Leichtathletik.de:
Zitat:Dominic Ullrich (stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Leichtathletik-Jugend):
„Vom Ich zum Wir“ – das ist das Motto für meine Arbeit in und mit der Jugend: Mir geht es darum, die Jugendlichen langfristig an die Leichtathletik und an den Verband zu binden. Das Erschaffen eines optimalen sozialen Umfeldes spielt dabei eine wesentliche Rolle. Während die Bundestrainer an der leistungssportlichen Entwicklung der Athleten arbeiten, sehe ich meine Aufgabe darin, das Mannschaftsgefühl unserer Athleten zu stärken – zum Beispiel durch Teambuilding-Maßnahmen im Rahmen der internationalen Einsätze unserer Nachwuchssportler

Ich sehe das total anders. Das Wir spielt eine ganz große Rolle bei Jugendlichen vor Ort, dass sie in den Vereinen in den  Gruppen gut aufgefangen werden. Danach geht die Entwicklung zur Spitze im Endeffekt vom Wir zum Ich, was nicht gegen eine gute Nationalmannschaft von der Stimmung und dem Geist her z. B. spricht! 
Zitat:Die Bundestrainer arbeiten primär nicht an der leistungssportlichen Entwicklung, sondern die vielen Heimtrainer, wobei der Bundestrainer dafür sorgen sollte, dass richtig kanalisiert wird. Nicht in jedem Fall herrscht das beste fachliche Niveau beim Bundetrainer vor. Das sage ich hier mal in aller Deutlichkeit, weshalb der Bundestrainer nicht in jedem Fall die letzte Instanz sein kann und muss. Mich interessiert aktuell die Fragestellung, wie wir junge Talente optimal finden und fördern können. Für mich ist dabei eine mehrperspektivische Sichtung essentiell, das heißt, dass neben der motorischen Entwicklung auch andere Faktoren wie etwa die Persönlichkeitsentwicklung und die Trainierbarkeit des Athleten eine Rolle spielen. Daher steht in der Zukunft auch eine Aktualisierung des Nachwuchsleistungssportkonzeptes an.

Das unterstütze ich voll. Die generelle Talentsichtung liegt enorm im argen. Es kommen nur die Jugendlichen nach oben, die zufällig entdeckt werden. Das mag für einige, wenige Gebiete anders sein. Ein flächendeckendes Konzept wie in der ehemaligen DDR gibt es  hier nicht. Man kann vieles an der ehemaligen DDR aussetzen; aber bei den Talentsichtungen hüpfte so schnell keine/r durch die Maschen. Man hat auch rigoros vermeintliche Frühentwickler "aussortiert" (Beispiel Kugelstoßerin Libera, die man nach der Jun-EM in Cottbus nie mehr sah.) Man hat einfach nicht fehlinvestiert. Wir sollten zu qualitativen Talentsichtungen auf Dauer kommen. Ich habe schon lange Stadtmeisterschaften mit einem Disziplinkatalog mit entsprechenden Parametern für Talentsichtungen vorgeschlagen, um Transparenz von oben zu bekommen. Man kann natürlich auch andere Sichtungen favorisieren. Es spricht nichts dagegen, "alte" Trainer/innen zu aktivieren, auf DLV-Order hin mal Talente in der näheren Umgebung zu inspizieren. Wenn man auf diese Dinge von Verbandsseite wartet, liegt man wahrscheinlich schon im Grab. Demnächst teste ich eine Mehrkämpferin. Außerdem habe ich der betreuenden Person einer anderen Mehrkämpferin eine gemeinsame Besprechung und Inspizierung der Athletin vorgeschlagen. Ich werbe keine Athletin ab, da ich nicht an einen Großverein gebunden bin. Ich helfe in der Form ganz unbürokratisch. Ich bin der festen Ansicht, dass diese Trainer/innen von mir profitieren können. Einige besuchen mich auch von Zeit zu Zeit. Es haben sich sehr gute Kooperationen ergeben.

Gertrud


RE: Gedanken zum Jugendtraining - omega - 24.09.2016

Aus meiner Sicht kann es sinnvoll sein den Jugendlichen/ Junioren (U 16 bis U 23) die Perspektive zu erhalten in einer Disziplinkombination erfolgreich zu sein. Beispiele wären: Sprint und Weit, Weit und Drei, Kurzhürden und Weit, Hoch und Speer, Kugel und Diskus. In den 80er und 90er Jahren gab es mehr Athleten in D, die solche Kombinationen gut beherrschten.

Dafür kämen einerseits Athleten in Frage, denen ein Zehn- Siebenkampftraining zu Zeit- und/oder belastungsintensiv ist und andererseits Athleten, die sich noch nicht spezialisieren wollen. Durch diese Kombinationen kann das Training effektiv gestaltet werden und die Transferwirkungen ausgenutzt werden. Auf die Verletzungsanfälligkeit wird es positive Auswirkungen geben, weil weniger monotone Wiederholungen der einzelnen Übungen notwendig sind.


RE: Gedanken zum Jugendtraining - Gertrud - 24.09.2016

(24.09.2016, 17:03)omega schrieb: Aus meiner Sicht kann es sinnvoll sein den Jugendlichen/ Junioren (U 16 bis U 23) die Perspektive zu erhalten in einer Disziplinkombination erfolgreich zu sein. Beispiele wären: Sprint und Weit, Weit und Drei, Kurzhürden und Weit, Hoch und Speer, Kugel und Diskus. In den 80er und 90er Jahren gab es mehr Athleten in D, die solche Kombinationen gut beherrschten.

Dafür kämen einerseits Athleten in Frage, denen ein Zehn- Siebenkampftraining zu Zeit- und/oder belastungsintensiv ist und andererseits Athleten, die sich noch nicht spezialisieren wollen. Durch diese Kombinationen kann das Training effektiv gestaltet werden und die Transferwirkungen ausgenutzt werden. Auf die Verletzungsanfälligkeit wird es positive Auswirkungen geben, weil weniger monotone Wiederholungen der einzelnen Übungen notwendig sind.

Ich finde den Gedanken sehr gut!!! Vor allem halte ich die Kombination Hoch und Speerwurf für sehr gut, weil sie gute Verbindungen zeigt. Daher haben wir mit Sabine sehr oft Kombinationsübungen verwendet, die zeitsparend waren. Kugelstoßen und Diskuswerfen waren bei uns eine sehr gängige Kombination. 

Gertrud


RE: Gedanken zum Jugendtraining - Adonis1 - 24.09.2016

(24.09.2016, 10:54)Gertrud schrieb: Leichtathletik.de:

Zitat:Dominic Ullrich (stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Leichtathletik-Jugend):
„Vom Ich zum Wir“ – das ist das Motto für meine Arbeit in und mit der Jugend: Mir geht es darum, die Jugendlichen langfristig an die Leichtathletik und an den Verband zu binden. Das Erschaffen eines optimalen sozialen Umfeldes spielt dabei eine wesentliche Rolle. Während die Bundestrainer an der leistungssportlichen Entwicklung der Athleten arbeiten, sehe ich meine Aufgabe darin, das Mannschaftsgefühl unserer Athleten zu stärken – zum Beispiel durch Teambuilding-Maßnahmen im Rahmen der internationalen Einsätze unserer Nachwuchssportler

Ich sehe das total anders. Das Wir spielt eine ganz große Rolle bei Jugendlichen vor Ort, dass sie in den Vereinen in den  Gruppen gut aufgefangen werden. Danach geht die Entwicklung zur Spitze im Endeffekt vom Wir zum Ich, was nicht gegen eine gute Nationalmannschaft von der Stimmung und dem Geist her z. B. spricht! ...


Gertrud
Da gebe ich Gertrud absolut Recht! Teambuilding im Rahmen internat. Einsätze ist überhaupt nicht elementar, kann natürlich auch im richtigen Maß nicht schaden. Entscheidend ist die Einbettung in eine Gruppe vor Ort im ausbildenden Verein! Wir können bei uns im Verein immer wieder feststellen, wie grundlegend wichtig gerade diese "soziale" Komponente für die Heranwachsenden ist. Reine Einzelkämpfer/innen gibt es nur selten; viele überbrücken "Hängephasen" mit Hilfe der Gruppe bzw. der kollektiven Motivation und im Übrigen auch der sehr leistungsförderlichen Konkurrenz. Der Gang vom Wir zum Ich erfolgt - wie von Gertrud beschrieben - erst in der Entwicklung zur Spitze (meiner Meinung nach ca. ab U20).