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Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Druckversion

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RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frontrunner800 - 08.03.2018

(08.03.2018, 08:26)Atanvarno schrieb:
(08.03.2018, 01:27)nico schrieb: 400m
Irgend jemand schrieb hier, dass man hervorragende Athleten - aus längst vergangener Zeit-
(Skamrahl, Honz, Dr. Schmid, Weber usw.) zu ihrem Training befragen sollte. -Besser nicht:
Den meisten Athleten und sicher auch einigen Trainern würdes es schon schlecht werden, wenn sie nur von den Umfängen und Intensitäten hören, die damals üblich waren.

So, so
Hartmut Weber schrieb:Was die flache Stadionrunde betrifft, möchte er dem Nachwuchs diese Erkenntnis vermitteln: "Die 400 Meter sind ja ein Sprint und erfordern keine Vielzahl von Tempoläufen.
Quelle

Es ist sicher nicht eben zielführend, dieses Zitat im Kontext einer Diskussion über die Verbesserung der 400m Leistungen in Deutschland anzuführen. Das Zitat suggeriert sozusagen, man könne mit Sprints und ein paar eingestreuten Tempoläufchen gute 400m laufen. Das ist Blödsinn! Wahrscheinlich hat ein ahnungsloser Lokaljournalist den Satz aus dem Zusammenhang gerissen. Als Fazit zu einem guten 400m Training würde der Hartmut Weber so eine Formulierung nie machen.

Im Gegenteil:
Wir wollen hier ja herausarbeiten, wie schwer die Srecke ist, und mit welcher Entschlossenheit, Hingabe und Härte ein gutes 400m Training zu gestalten ist.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frontrunner800 - 08.03.2018

Neben den nicht gerade leistungsfördernden allgemeinen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland (ich verweise auf meine vorangegangenen Beiträge), trainieren die Athleten nicht hart genug. Richtig gelaufen, sind die 400m neben den 800m die “Mörder-Strecke" schlechthin (Bolt war sich für das 400m Training zu fein!)

Das Training stellt den Athleten vor hohe Anforderungen: In entsprechenden Trainingsphasen ist mehrmals in der Woche ein Training durchzustehen, das sehr schmerzhaft sein kann.

Der Harald Schmid lag nach seinen Wettkämpfen wegen Erschöpfung oft bis zu einer Stunde in der Horizontalen.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - longbottom - 08.03.2018

Man kann sicher Zitate aus dem Zusammenhang reißen. Aber sofern das Zitat nicht gleich gefälscht wurde, wird Weber es schon so gesagt haben.

Hier übrigens das gesamte Zitat von dem von Atanvarno geposteten Link:

Zitat:"Die 400 Meter sind ja ein Sprint und erfordern keine Vielzahl von Tempoläufen. So unterschiedlich Erwin Skamrahl, Harald Schmid und ich damals trainiert haben: Wir waren uns einig, dass man immer auf eine gute 200-m-Leistung achten muss."



RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - lor-olli - 08.03.2018

400m sind eine Sprintstrecke, allein schon vom Tempo betrachtet, aber die benötigte mentale Härte hat eine andere Qualität als über 100 oder 200m. Ich bin sie im Rahmen des Zehnkampfes und in Staffeln gelaufen und ich mochte sie nie sonderlich, nirgends kann man so "schön sterben" wie auf der Stadionrunde (über 800m auch, aber dort geht das optisch eher ein wenig unter).

Kontrollierter Fullspeed, dazu das Wissen, dass man trotz Sauerstoffschuld und / oder übersäuerter Muskulatur durchziehen muss, praktisch in jedem Wettkampf - erfordern Kämpfertypen. Kämpfen ist heute bei vielen nur noch dann beliebt, wenn es "sexy" daherkommt, über 400m eher selten der Fall  (also bei mir ganz sicher NIE der Fall… Wink ). Ich denke auch "Wunderläufern" wie Bolt hätte man die Anstrengung sehr deutlich ansehen.

Das Training sieht man nicht, aber es erfordert schon die richtige Einstellung - Kurzsprinter sind da gelegentlich von anderem Kaliber (beim Training, oder gar mit der "Kippe" nach dem Training…). Die 400er erfordern neben der Härte aber zudem noch eine gute Grundschnelligkeit, zwei Eigenschaften weswegen es vermutlich IMMER eine deutlich höhere Zahl an Kurz- dann an Langsprintern geben wird.

Vorbilder sind zur Zeit hier in D aber auch eher rar und die Felder bei Wettkämpfen oft sehr "überschaubar". Eine "Randdiziplin" innerhalb der "Randsportart" Leichtathletik? Den Eindruck kann jedenfalls jemand bekommen, der kein richtiger Fan ist und LA nur gelegentlich schaut. Die sehr "gelegentliche" Berichterstatung in Zeitung und TV tut ein übriges.

Das gilt aber vor allem für die Masse das es an Nachwuchs die fehlt, im Spitzenbereich gibt es darüber keine Illusionen. Weswegen es trotzdem nicht vorwärts geht? Zum einen ist definitiv kein deutscher Überflieger in dieser Diziplin zu sehen, fehlende nationale Konkurrenz belebt das Geschäft nicht. Flasches Training? Kann ich nicht beurteilen, auffällig ist aber, dass viele ihre beste Leistung nicht zu den relevanten Höhepunkten bringen.

Wir hatten hier einen talentierten 200m Läufer, der sich an den 400 versucht hat, zwei Saisons haben ihn aber wohl mental ausgelaugt. Sine 400m Leistungen waren immer ein klein wenig besser als seine 200m Leistungen, trotzdem gab er die Stadionrunde wieder auf. Da er im gleichen Verein beim gleichen Trainer blieb, lag es wohl nicht an den Rahmenbedingungen, eine wirkliche Erklärung konnte / wollte er aber auch nicht geben… Da kommen wohl gleich mehrere ungünstige Faktoren zusammen.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Robb - 08.03.2018

(08.03.2018, 12:02)frontrunner800 schrieb: Der Harald Schmid lag nach seinen Wettkämpfen wegen Erschöpfung oft bis zu einer Stunde in der Horizontalen.
Du meinst den Harald Schmidt, der 1979 beim Europacup die 400m Hürden mit Europarekord gewann und 60 Minuten später die 400m in 45,31s? Wie hat er das nur geschafft, wo er doch noch in der Horizontalen liegen sollte? Wink


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Atanvarno - 08.03.2018

(08.03.2018, 11:54)frontrunner800 schrieb: Es ist sicher nicht eben zielführend, dieses Zitat im Kontext einer Diskussion über die Verbesserung der 400m Leistungen in Deutschland anzuführen. Das Zitat suggeriert sozusagen, man könne mit Sprints und ein paar eingestreuten Tempoläufchen gute 400m laufen. Das ist Blödsinn! Wahrscheinlich hat ein ahnungsloser Lokaljournalist den Satz aus dem Zusammenhang gerissen. Als Fazit zu einem guten 400m Training würde der Hartmut Weber so eine Formulierung nie machen.

Im Gegenteil:
Wir wollen hier ja herausarbeiten, wie schwer die Srecke ist, und mit welcher Entschlossenheit, Hingabe und Härte ein gutes 400m Training zu gestalten ist.

Hmmmh.

Auch aus diesem Interview auf la.de entnehme ich, dass Hartmut Weber kein Freund sinnlosen knüppelns um des knüppelns willen ist! Schnelligkeit ist für ihn das A und O.
Zitat:Welche Trainingstipps können Sie aus Ihrer Erfahrung geben. Schließlich waren Sie 1982 Europameister und ein Jahr später WM-Fünfter?

Hartmut Weber:
Jeder Athlet reagiert anders auf Reize. Darum gibt es kein Training, das auf alle passt. Ich glaube aber, dass Fehler speziell in der Pausengestaltung gemacht werden. Das fängt bei den Pausen zwischen den Läufen an, geht über die Pausen zwischen den wichtigen Trainingseinheiten bis hin zu den Pausen zwischen den Trainingsperioden. Die Läufer müssen ausgeruht ins Rennen gehen, physisch wie psychisch.
[...]
Mein Credo bleibt: Ein guter 400-Meter-Läufer ist auf die Schnelligkeit mehr angewiesen als auf ein überragende Ausdauer.

Hat Hartmut Weber jetzt vergessen wie er damals trainiert hat, oder ist "viel hilft viel" oder "nur die Harten kommen in den Garten", vielleicht doch nicht die Lösung?

ich will ja nicht bestreiten, dass ein 400m-Läufer auch mal eine Trainingseinheit machen muss, nach der er auf die Bahn kotzt, aber drei Mal die Woche?

---edit
nur zur Klarstellung. Ich sehe das persönlich anders als Weber. Ich finde Ausdauer für 400m-Läufer extrem wichtig, bin daher ein Freund der Clyde-Hart-Trainingsmethodik für diese Strecke ("I train my 400m runners like other people train their 800m guys). D.h. heißt sicherlich nicht, dass man die Schnelligkeit vernachlässigt, aber eben auch, dass man die Ausdauer nicht aus dem Fokus verlieren sollte (die Energiegewinnung ist auch über 400m noch zu 40% aerob)


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frontrunner800 - 08.03.2018

(08.03.2018, 13:10)Robb schrieb:
(08.03.2018, 12:02)frontrunner800 schrieb: Der Harald Schmid lag nach seinen Wettkämpfen wegen Erschöpfung oft bis zu einer Stunde in der Horizontalen.
Du meinst den Harald Schmidt, der 1979 beim Europacup die 400m Hürden mit Europarekord gewann und 60 Minuten später die 400m in 45,31s? Wie hat er das nur geschafft, wo er doch noch in der Horizontalen liegen sollte? Wink

He, jetzte mußte ich echt lachen! Smile


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frontrunner800 - 08.03.2018

(08.03.2018, 13:29)Atanvarno schrieb:
(08.03.2018, 11:54)frontrunner800 schrieb: Es ist sicher nicht eben zielführend, dieses Zitat im Kontext einer Diskussion über die Verbesserung der 400m Leistungen in Deutschland anzuführen. Das Zitat suggeriert sozusagen, man könne mit Sprints und ein paar eingestreuten Tempoläufchen gute 400m laufen. Das ist Blödsinn! Wahrscheinlich hat ein ahnungsloser Lokaljournalist den Satz aus dem Zusammenhang gerissen. Als Fazit zu einem guten 400m Training würde der Hartmut Weber so eine Formulierung nie machen.

Im Gegenteil:
Wir wollen hier ja herausarbeiten, wie schwer die Srecke ist, und mit welcher Entschlossenheit, Hingabe und Härte ein gutes 400m Training zu gestalten ist.

Hmmmh.

Auch aus diesem Interview auf la.de entnehme ich, dass Hartmut Weber kein Freund sinnlosen knüppelns um des knüppelns willen ist! Schnelligkeit ist für ihn das A und O.
Zitat:Welche Trainingstipps können Sie aus Ihrer Erfahrung geben. Schließlich waren Sie 1982 Europameister und ein Jahr später WM-Fünfter?

Hartmut Weber:
Jeder Athlet reagiert anders auf Reize. Darum gibt es kein Training, das auf alle passt. Ich glaube aber, dass Fehler speziell in der Pausengestaltung gemacht werden. Das fängt bei den Pausen zwischen den Läufen an, geht über die Pausen zwischen den wichtigen Trainingseinheiten bis hin zu den Pausen zwischen den Trainingsperioden. Die Läufer müssen ausgeruht ins Rennen gehen, physisch wie psychisch.
[...]
Mein Credo bleibt: Ein guter 400-Meter-Läufer ist auf die Schnelligkeit mehr angewiesen als auf ein überragende Ausdauer.

Hat Hartmut Weber jetzt vergessen wie er damals trainiert hat, oder ist "viel hilft viel" oder "nur die Harten kommen in den Garten", vielleicht doch nicht die Lösung?

ich will ja nicht bestreiten, dass ein 400m-Läufer auch mal eine Trainingseinheit machen muss, nach der er auf die Bahn kotzt, aber drei Mal die Woche?

---edit
nur zur Klarstellung. Ich sehe das persönlich anders als Weber. Ich finde Ausdauer für 400m-Läufer extrem wichtig, bin daher ein Freund der Clyde-Hart-Trainingsmethodik für diese Strecke ("I train my 400m runners like other people train their 800m guys). D.h. heißt sicherlich nicht, dass man die Schnelligkeit vernachlässigt, aber eben auch, dass man die Ausdauer nicht aus dem Fokus verlieren sollte (die Energiegewinnung ist auch über 400m noch zu 40% aerob)

Jetzt kommen wir langsam ans Eingemachte:

Genau diese Clyde-Hart-Trainingsmethodik wollte ich auch in einem meiner nächsten Posts ansprechen und vorstellen! Ich persönlich halte auch recht viel davon und verfüge über detalliertes Material hierüber. Ich hoffe, dass die Bundestrainer hierüber Kenntnis haben. Vielleicht wäre das mal ein konkreter Ansatz und Verbesserungsvorschlag, einige Aspekte dieser Methodik im 400m Training zu berücksichtigen.

Dass man für top 400m Zeiten einen sehr guten 200m Speed braucht, ist selbstverständlich. Entscheidend bezüglich der Renngestaltung ist, dass man nach guten ersten 200m und in etwa gehaltenen nächsten 100m auf den letzten 100m möglichst wenig Tempo verliert!

Trainingsmethodisch bedeutet dies also, gleichzeitig an einem guten 200m Speed zu arbeiten, aber mit Tempoläufen auch die Schnelligkeitsausdauer zu schulen. Und das macht es schwer: Weil quasi zwei Systeme trainiert und angesprochen werden müssen. Hierin liegt die Kunst der Trainingssteuerung, diese beiden Bereiche geschickt miteinander zu verbinden.

Im Übrigen verhält sich dies beim 800m Training ähnlich: Der Speed muss da sein und auch die Ausdauer. Auch auf dieser Strecke haben wir ja leider derzeit so unsere Probleme!


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - gera - 08.03.2018

wir stochern doch hier etwas im Nebel.
Deshalb mein Vorschlag :
Möge man doch mit der Geheimniskrämerei aufhören,
H.Schmid und andere "Alte" veröffentlichen ihren Trainingsplan ( da ohnehin nicht mehr aktiv) und
die heitigen 400m-Läufer Deutschlands auch ( da nicht Top können sie auch keine Geheimnisse verraten) .
Vielleicht sieht man dann wesentliche Unterschiede, die weiterbringen.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frontrunner800 - 08.03.2018

Klar, könnte man machen. Wer koordiniert das alles – jemand aus dem Verband vielleicht. Die neuen jungen Trainer sind doch ganz pfiffig, Thomas Dreißigacker, Georg Schmidt usw., die sollten keine Berührungsängste haben! Ob die alten Hasen daran interessiert wären und mitmachen würden?