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Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Druckversion

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RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Atanvarno - 06.03.2018

(06.03.2018, 22:26)frontrunner800 schrieb: Im Triathlon sind die Deutschen auch ganz vorne, warum? Weil dieser Sport viel Equipment braucht, ähnlich wie Zehnkampf (Geräte, Schuhe, Facilities) und somit also teuer ist. Athleten in vielen Länder können sich das gar nicht leisten, somit ist die Konkurrenz kleiner. Weltweit der kompetitivste Sport ist laufen, weil es sich jeder leisten kann, und es so also alle machen können!

Ich würde dir ja in Teilen zustimmen, wenn wir hier die ostafrikanische Dominanz auf den Mittel- und Langstrecken diskutieren würden, aber es geht um die 400m und da laufen uns eben nicht die Ostafrikaner, sondern schon fast alle europäischen Nationen davon.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frontrunner800 - 06.03.2018

(06.03.2018, 21:38)Atanvarno schrieb: Selbst wenn man diesem "früher war alles besser und jetzt sind wir degeneriert und verweichlicht" Lamento zustimmen wollte (was ich nicht vollumfänglich tue), würde nichts davon erklären, warum uns auch andere westliche Nationen über 400m locker in die Tasche stecken. Die USA sind die weltweit führende Nation (jedes Division I College hat wahrscheinlich einen 400m-Läufer im Team, der locker deutscher Meister werden könnte) und dort sind die Verlockungenen der Konsumwelt und die Möglichkeiten der Social Media eher noch ausgeprägter als bei uns (und auch die Konkurrenz durch andere Sportarten, falls man das noch ins Feld führen möchte)
Es ist zweifelsfrei nicht mein Anliegen, in ein früher war alles besser Lamento zu verfallen. Vielmehr möchte ich hier meine Beobachtungen und Erkenntnisse teilen, um in einer Diskussion Ansätze für mögliche Verbesserungen der Leistungen in der deutschen Leichtathletik herauszuarbeiten.
Zunächst: In den USA sind die 400m die Strecke mit der größten Tradition. Zweitens: Wieviele der guten USA Läufer sind weiß? Die Schwarzen haben einen genetischen Vorteil, sind uns also per se von vornerein ein Stück voraus. Diesen Vorteil können wir nur ausgleichen, wenn wir andere Bereiche anzapfen (also z.B. mentale Stärke, Ernährung etc.). Dass es klappen kann, haben jüngst die Polen bewiesen.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frontrunner800 - 06.03.2018

(06.03.2018, 22:39)Atanvarno schrieb:
(06.03.2018, 22:26)frontrunner800 schrieb: Im Triathlon sind die Deutschen auch ganz vorne, warum? Weil dieser Sport viel Equipment braucht, ähnlich wie Zehnkampf (Geräte, Schuhe, Facilities) und somit also teuer ist. Athleten in vielen Länder können sich das gar nicht leisten, somit ist die Konkurrenz kleiner. Weltweit der kompetitivste Sport ist laufen, weil es sich jeder leisten kann, und es so also alle machen können!

Ich würde dir ja in Teilen zustimmen, wenn wir hier die ostafrikanische Dominanz auf den Mittel- und Langstrecken diskutieren würden, aber es geht um die 400m und da laufen uns eben nicht die Ostafrikaner, sondern schon fast alle europäischen Nationen davon.
In Deutschland laufen im Moment zu wenige Jugendliche 400m, die Breite ist nicht da (ausgedünnte Teilnehmerfelder, teilweise lächerliche Siegerzeiten). Es mangelt der Jugend in Deutschland allgemein an Begeisterung, die Runde schnell zu laufen. Einem guten 400m Läufer wird in Deutschland keine besondere Reputation entgegengebracht. Er erhält sozusagen für seine Leisungen keinen Gegenwert – einen finanziellen sowoeso nicht – und hat somit keinen Anreiz, sich im Training zu schinden. In den anderen europäischen Ländern ist das anders!
Die schlechten 400m Leistungen in Deutschland erklären sich also nicht zuletzt aus allgemeinen gesellschafttlichen Entwicklungen in Deutschland. Hier muss ein Umdenken einsetzen!


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Jo498 - 06.03.2018

(06.03.2018, 23:03)frontrunner800 schrieb: In Deutschland laufen im Moment zu wenige Jugendliche 400m, die Breite ist nicht da (ausgedünnte Teilnehmerfelder, teilweise lächerliche Siegerzeiten). Es mangelt der Jugend in Deutschland allgemein an Begeisterung, die Runde schnell zu laufen. Einem guten 400m Läufer wird in Deutschland keine besondere Reputation entgegengebracht. Er erhält sozusagen für seine Leisungen keinen Gegenwert – einen finanziellen sowoeso nicht – und hat somit keinen Anreiz, sich im Training zu schinden. In den anderen europäischen Ländern ist das anders!
Die schlechten 400m Leistungen in Deutschland erklären sich also zum großen Teil aus allgemeinen gesellschafttlichen Entwicklungen in Deutschland. Hier muss ein Umdenken einsetzen!
Aber was an den allg. sozialen Bedingungen ist denn für 400m *spezifisch* schlecht, aber nicht für Speerwerfen, Stabhochspringen (oder Kanufahren)?


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frontrunner800 - 06.03.2018

(06.03.2018, 23:12)Jo498 schrieb:
(06.03.2018, 23:03)frontrunner800 schrieb: In Deutschland laufen im Moment zu wenige Jugendliche 400m, die Breite ist nicht da (ausgedünnte Teilnehmerfelder, teilweise lächerliche Siegerzeiten). Es mangelt der Jugend in Deutschland allgemein an Begeisterung, die Runde schnell zu laufen. Einem guten 400m Läufer wird in Deutschland keine besondere Reputation entgegengebracht. Er erhält sozusagen für seine Leisungen keinen Gegenwert – einen finanziellen sowoeso nicht – und hat somit keinen Anreiz, sich im Training zu schinden. In den anderen europäischen Ländern ist das anders!
Die schlechten 400m Leistungen in Deutschland erklären sich also zum großen Teil aus allgemeinen gesellschafttlichen Entwicklungen in Deutschland. Hier muss ein Umdenken einsetzen!
Aber was an den allg. sozialen Bedingungen ist denn für 400m *spezifisch* schlecht, aber nicht für Speerwerfen, Stabhochspringen (oder Kanufahren)?
Wie schon geschrieben, nehmen in diesen Diziplinen weniger Sportler teil (haben die Möglikcit teilzunehmen), und es ist somit leichter, dort Erfolge zu erzielen. Um über 400m im Weltmaßstab erfolgreich zu sein, muss man bereit sein, einen Schritt weiter zu gehen!


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - unruh - 07.03.2018

oft wird geklagt das andere Sportarten die besten Talente abzieht.
Biathlon wird genannt, bloß wieviele Biathleten gibt es in BRD ?
Bei Fußball könnte es stimmen.
Wenn das wirklich so ist, müsste man dann nicht annehmen das auch die besten Funktionäre und Trainer woanders ihr Geld verdienen?
Es wird so sein.
Ein Grund mehr das DLV die vorhandenen Leute wissensmässig auf den besten Stand bringt.
Da muss angesetzt werden, kommt mir aber nicht so vor.
Es zählt zuviel was derjenige selbst gelaufen oder gestoßen hat. Und das sagt über Trainerfähigkeit nichts.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 07.03.2018

(07.03.2018, 09:10)unruh schrieb: oft wird geklagt das andere Sportarten die besten Talente abzieht.
Biathlon wird genannt, bloß wieviele Biathleten gibt es in BRD ?
Bei Fußball könnte es stimmen.
Wenn das wirklich so ist, müsste man dann nicht annehmen das auch die besten Funktionäre und Trainer woanders ihr Geld verdienen?
Es wird so sein.
Ein Grund mehr das DLV die vorhandenen Leute wissensmässig auf den besten Stand bringt.
Da muss angesetzt werden, kommt mir aber nicht so vor.
Es zählt zuviel was derjenige selbst gelaufen oder gestoßen hat. Und das sagt über Trainerfähigkeit nichts.

Natürlich regiert Geld die Welt. Der Fußball kann aufgrund dieser Tatsache wesentlich mehr investieren. Klar ist auch, dass der Fußball erheblich in einigen Bereichen vom Leichtathletikwissen profitiert hat. Sie haben sich die Konditionstrainer relativ früh aus der Leichtathletik geholt.

Der DLV hat ein Fortbildungssystem mit der DLV-Akademie und den unterschiedlichen Trainerscheinen etabliert. Das ist natürlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Es geht nicht ohne autodidaktische Fortbildung, um mehr Wissen zu aufzubauen. Nur kostet das enormes eigenes Geld und sehr viel Zeit ohne Aussicht auf Wiederhereinholen des Geldes. Das können sich viele einfach nicht leisten. Man muss schon verrückt sein, das alles auf seine eigene Kappe zu nehmen. Zudem sind die Verdienstmöglichkeiten der Trainer in der LA gegenüber dem Fußball eklatant niedrig. Es ist ein "Schleudersitz", als Trainer in der LA tätig zu sein. Außerdem ist man immer z.B. von den oberen Richtlinien wie Teamwork momentan abhängig. Autarke, starke Trainer haben absolut in dem System keine Chance. Somit gehen der LA die besten Trainer verloren. Um das zu erkennen, muss man schon ein "Freigeist" und kein Machtmensch zur vornehmlichen eigenen Platzsicherung sein. Das kommt einem Politikum gleich, aber doch nicht in erster Linie dem Fortschritt der LA. Es ist in sehr seltenen Fällen nur möglich, einen sehr guten Trainer zu überreden, ins Trainergeschäft hauptberuflich einzusteigen. Da der DLV aber mehr auf hauptamtliche Trainer ausgerichtet ist, gehen überaus hervorragende Trainer verloren.

Ich hätte unter solchen Bedingungen hauptberuflich niemals arbeiten können. Mir hätte die notwendige Voraussetzung zur Kreativität gefehlt. Natürlich geht man dann die Gefahr ein, nicht mehr mit Athleten beliefert zu werden, weil eine bestimmte Gruppe das Sagen hat und keinen "Störenfried" zulässt. Auch Athleten werden durch Vorteile im Endeffekt geködert und fallen reihenweise um. Der Zug zum "Futtertrog" wirkt meistens. Nur kommt dann das Unglaubliche. Man versucht natürlich mit aller Macht, an das Wissen der "Querdenker" zu kommen, was in der komplexen Form sehr wenig gelingt. Das tiefe Wissen eines HJH wird dem DLV für immer verborgen bleiben, mir nicht!!!  Wink ‌Was könnten ein bestimmter Weitspringer und ein hervorragend veranlagter Hürdenläufer unverletzt erreichen, wenn man sie zu HJH kanalisiert hätte. Dazu gehören aber Auge und Wissen, das vielfach einfach fehlt. An diese Schaltstellen gehören Leute, die ein ungeheures Wissen und Einschätzungsvermögen haben. Die Vernetzung macht´s und nicht das klare Erkennen, was ursächlich für die LA gut ist.

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - unruh - 07.03.2018

sage ich doch.
Es hilft nichts sich über Bedingungen oder Jugend überhaupt beschweren.
Man hat es selbst in der Hand.Bloß dazu gehören neue ideen oder überhaupt eine idee.
Festhalten am bestehenden kann nicht weiter bringen. Dafür muß man auch die Größe haben sich Kritik wenigstens anzuhören.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Drizzt - 07.03.2018

Warum setzt sich denn dann ein HJH nicht mal mit dem Weitspringer oder dem Hürdenläufer in Verbindung und bietet seine Dienste an? 
Ich lese nur immer wieder "kanalisiert","mit Athleten beliefert","Trainer werde umgangen",aber nie mal,dass die großen  "alten" Trainer von sich aus auf die Athleten zugehen. Oder selbst wieder Athleten von klein auf aufbauen,statt zu warten,dass ihnen was vorgeformtes in den Schoss gelegt wird.
Kann natürlich gut sein,dass ich ihnen damit Unrecht tue,da ich die Hintergründe nicht kenne,aber so kommen die Aussagen für mich rüber.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Atanvarno - 07.03.2018

Ich finde, da muss die Initiative vom Athleten* ausgehen. Wenn sich ein anderer Trainer einfach so als die bessere Alternative andient, fände ich das eher seltsam.

*edit
oder dessen Trainer oder dem Verband