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Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Druckversion

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RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - lor-olli - 01.03.2017

@icheinfachma,

eigentlich völlig schnuppe ob Du Avogardrosche Konstante oder 6*10^23 schreibst… (wer kann eine solche Zahl schon wirklich erfassen?)

Dein Ansatz ist absolut löblich, allein die Halbwertszeit beim Behalten des Gelesenen ist meiner Erfahrung nach doch eher im "Millisekundenbereich" einzuordnen, wenn man nicht gezielt Spezialisten informiert - die sollten die Basis dann aber eh schon verstanden haben … (Ich habe mal eine graphische Zusamenfassung des Zitronensäurezyklus für eine Gruppe erarbeitet, einfach und anschaulich wie ich dachte, einen Tag später wusste KEINER mehr Details - lediglich den "schönen Kreis" hatten sie in Erinnerung.  Es waren übrigens überwiegend Biologiestudenten! Mein Fehler? Ich bin mir selbst viele Jahre später keiner Schuld bewusst Wink )

Auch hilft das Basiswissen beim Verstehen der letztlich ablaufenden metabolischen Prozesse für die Trainingsgestaltung nur bedingt (ich denke da z.B. an Nahrungsergänzungsmittel-Diskussionen…Kreatin etwa, da musste viel Aufklärung betrieben werden um die umherschwirrenden Informationen zu versachlichen ) - zum einen ist immer noch reichlich Klärungsbedarf, zum anderen sind die Rückkopplungseffekte speziell im Zusammenhang mit Training / Belastung recht komplex. Das läuft in den seltensten Fällen 1:1 ab wie in einem wirklich geschlossenen System, bedeutet aber auch nicht das man das Wissen einfach ignorieren kann. Manchmal ist schlicht Intuition gefragt…

Ein Aspekt den ich häufiger vermisse ist die psychologische Komponente, auch der wissenschaftlich bestens gechulte Trainer kann scheitern wenn er sich a) nicht in den Athleten / die Athletin hinein versetzen kann, die "gefühlte Belastung" erfasst und b) nicht schnell mal den besten Trainingsplan vorübergehend ignoriert und umschaltet wenn der response beim Trainierten nicht der Erwartete ist (ausbleibende Leistungssteigerung, Motivation, oder Verletzungen etc.) . Leistungssport im Spitzenbereich ist keine Wohlfühlzone (schon gar nicht über 400m Wink), kann und darf sie nicht sein, ABER gerade deswegen sind die Grenzüberschreitungen häufig schnell und haben gravierende Folgen. Man sieht das leider häufiger, dass Athleten im Vorfeld topfit sind und zum Höhepunkt ihre Leistung nicht erbringen. Das grundsätzliche Training ist also richtig und wirkungsvoll, die Gesamtsteuerung aber scheinbar nicht… (Athleten ausgenommen, deren Maximalziel das Erreichen einer Norm im Vorfeld bedeutet)

Eine Lösung für das "deutsche 400m Problem" habe ich natürlich auch nicht, fehlt es an Talenten (die bereit sind sich zu quälen!), läuft das Training wirklich allerorten schief, kann die Steuerung durch den DLV wirklich die alleinige Ursache sein?


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - icheinfachma - 01.03.2017

@ Lorolli: Mein Beitrag diente lediglich dazu, die Fragen einiger Foreteilnehmer zum Laktat bzw. der Milchsäure zu beantworten. Als die Frage aufkam, ob es eine neue Erkenntnis sei, dass Laktat negativ sei und selbst gar nicht für die Übersäurung zuständig sei, habe ich einfach einen nicht zu unterbindenen Drang gespürt, diese Trivialitäten zu klären.

Dass man sich das nach einmaligem Lesen nicht gemerkt hat, ist mir bewusst. Mir sind durch mein Studium die Zusammenhänge der Didaktik der Naturwissenschaften und der Lernpsychologie wohl bekannt Wink . Aber es gibt immer einige, die sich die Infos, die sie hier im Forum lesen, teilweise rauskopieren, abspeichern, auseinanderanalysieren, lernen, sie als Ausgangspunkt für tiefergehende Recherchen nutzen - ich gehe da von mir aus. Insofern bleibt meine Einladung stehen - wer mit dem Beitrag nichts anfangen kann, möge ihn überspringen Rolleyes.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 01.03.2017

Mir stellt sich die Frage, ob die Trainer, die auf Bundestrainerebene arbeiten, das Energiesystem selbst richtig verstanden haben und auch die adäquaten Programme vermitteln?! Ich kann das nicht beurteilen, sehe nur die Misere in dem Bereich, dass Jugendliche mit anscheinendem Potential nicht den Durchbruch schaffen. Zu handfesten Aussagen ist mein Abstand sicherlich zu weit. Ich würde mich auf eine tiefgreifende Diskussion bei Fortbildungen sehr freuen, weil ich in der Hinsicht Handlungsbedarf sehe. Man sollte die Wurzel des Übels schonungslos aufdecken, ohne irgendeinen in Misskredit zu ziehen.

Mich interessieren solche Sachen von der Basis her, weil ich sie auch für den Siebenkampf mit seinem 200m- un 800m-Anteil energiemäßig absolut verstehen und einordnen will. Ich habe mit einem Spitzenmann auf dem Gebiet die 6x600m von Carolin Schäfer (Es hat die Pausengestaltung gefehlt.) und deren Sinn für die 800m besprochen. Ich möchte als Trainerin nciht "schwimmen", sondern "handfestes Werkzeug" für diesen Bereich haben. Oft ist es so, dass Spitzenleute trotz ihres Trainers mit nicht ausreichendem Wissen gut werden. Ich will mich an ensprechenden Inhaltsvermittlungen orientieren. Wenn XY irgendein Programm absolviert und erfolgreich ist, muss das noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - MZPTLK - 01.03.2017

Meiner Erinnerung nach wurden früher in der Vorbereitungszeit mehr Umfänge und aerob trainiert,
um dann zu schnelleren Sachen zu kommen, die kurzzeitig in den anaeroben Bereich mündeten.
In der Vorsaison ging man öfter und länger in den anaeroben Bereich,
aber ohne die Sprintschnelligkeit kaputt zu traineren.
Die Einen haben mit mehr, die Anderen mit weniger Über-/Unterdistanzläufen gearbeitet.

Was brauchen wir?
1. Schnelle Langsprinter und
2. Coole Kerle, die knüppeln, knautschen und kämpfen können
    (dann dürfen die ruhig auch ne coole Frisur haben)

Was brauchen wir nicht?
Deutsche Meister in 46,5 mit cooler Frisur.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 01.03.2017

(01.03.2017, 11:36)MZPTLK schrieb: Meiner Erinnerung nach wurden früher in der Vorbereitungszeit mehr Umfänge und aerob trainiert,
um dann zu schnelleren Sachen zu kommen, die kurzzeitig in den anaeroben Bereich mündeten.
In der Vorsaison ging man öfter und länger in den anaeroben Bereich,
aber ohne die Sprintschnelligkeit kaputt zu traineren.

Bingo!!!  Wink

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - icheinfachma - 01.03.2017

(01.03.2017, 11:36)MZPTLK schrieb: Was brauchen wir nicht?
Deutsche Meister in 46,5 mit cooler Frisur.

?

https://www.google.de/search?q=Johannes+Trefz&client=firefox-b&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwiOrb3Ij7XSAhVnIsAKHZr-AQMQ_AUICCgB&biw=1600&bih=765#imgrc=_


https://www.google.de/search?q=Johannes+Trefz&client=firefox-b&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwiOrb3Ij7XSAhVnIsAKHZr-AQMQ_AUICCgB&biw=1600&bih=765#tbm=isch&q=eric+kr%C3%BCger&;*


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Atanvarno - 01.03.2017

(01.03.2017, 11:36)MZPTLK schrieb: Meiner Erinnerung nach wurden früher in der Vorbereitungszeit mehr Umfänge und aerob trainiert,


Wir hatten ja in einem anderen Thread schon Mal das interessante Phänomen angesprochen, dass die ehemaligen 400m-Spezialistinnen Kisabaka und Hoffmann ihre 400m-Bestzeiten liefen, nachdem sie sich auf die 800m spezialisiert hatten.
Vielleicht auch ein Indiz, dass eine stärkere Betonung der aeroben Komponente im 400m-Training nicht verkehrt wäre.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - MZPTLK - 01.03.2017

Ein aktuelles Beispiel ist die bisherige 800 m Läuferin Carolin Walter,
die den ungewöhnlichen Weg nach kürzer mit Erfolg gegangen ist.

Aber das ist selten, und die Perspektive ist wegen der nicht so grossen Sprintschnelligkeit
limitierter als bei denen, die von den kurzen Distanzen kommen.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - UliH. - 01.03.2017

(01.03.2017, 12:25)MZPTLK schrieb: Ein aktuelles Beispiel ist die bisherige 800 m Läuferin Carolin Walter,
die den ungewöhnlichen Weg nach kürzer mit Erfolg gegangen ist.

Aber das ist selten, und die Perspektive ist wegen der nicht so grossen Sprintschnelligkeit
limitierter als bei denen, die von den kurzen Distanzen kommen.

Solange sie nicht gezielt die 400m trainiert, sehe ich das als kein geeignetes Beispiel an, denn sie hatte schon immer schnelle Unterdistanz-Zeiten, die sie auch aus dem Mittelstreckentraining heraus gelaufen ist. Eine 53,60 sehe ich auch als Minimum an, wenn man in Bereiche um 2:00 laufen will und muss, um sich für EM oder WM zu qualifizieren.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Robb - 01.03.2017

(01.03.2017, 11:33)Gertrud schrieb: Mir stellt sich die Frage, ob die Trainer, die auf Bundestrainerebene arbeiten, das Energiesystem selbst richtig verstanden haben und auch die adäquaten Programme vermitteln?!

Selbst wenn Bundestrainer gute Ansätze vermitteln, müssen sie immer noch angenommen und umgesetzt werden. Gibts in Deutschland noch 400m Trainer, die nachweislich Erfolge vorweisen können, die Athleten auf internationales Niveau gebracht haben? Und wenn es diese Trainer gibt, arbeiten sie mit den richtigen Athleten zusammen? Beispiel Wolfgang Heinig, er ist sicher ein guter Trainer, der perfekte für Gesa Krause, aber für die Sujews war er ein Rückschritt.