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Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Druckversion

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RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 27.01.2017

http://www.spiegel.de/wirtschaft/oekonom-joseph-schumpeter-und-der-prozess-der-schoepferischen-zerstoerung-a-823853.html

Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen! Diese Gedanken sind auf die Leichtathletik übertragbar und sollten revolutionieren!!!

Man muss als Trainer den Fluss von Informationen, Übungen, Gesundheitsveränderungsansichten mögen und nicht an alten Sachen, wenn sie lange überholt sind, festhalten. Ich verhalte mich noch heute sehr flexibel, und das macht großen Spaß!!! Nur so zieht man die Karre aus dem Dreck. Es gibt doch einige sehr gute Jugendliche, die das Zeug zur Weltspitze im 400m-Sprint haben. Man muss sie nur durchbringen und vielleicht mal einige Trainer in der Peripherie machen lassen, die weiter als der Mainstream sind und sie nicht dem Teamgedanken opfern!!!

Nach außen Unruhe stiftend wirkende Gedanken sind in Wirklichkeit wohl durchdachte und vom alten System abrückende aufgrund neuer Erkenntnisse!!!  Thumb_up Denkt an meine Gesundheitsvorstellungen generell und hinsichtlich Kraftübungen!

Die zentrale Frage ist, warum unsere 400m-Läufer und 400m-Hürdenläufer nicht voll durchkommen?! Ich möchte meine Gedanken absolut nicht mit persönlicher Kritik verbunden wissen. Es geht lediglich um die Sache.

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - icheinfachma - 27.01.2017

Wobei man in der Realität nie davon ausgehen kann, dass alle oder auch nur ein Großteil der Trainer je innovativ denken werden. Es ist überall so, dass es wenige gibt, die sich das trauen oder das erstrebenswert finden. Es wird immer eine kleine Minderheit an Leuten sein, die Bestehendes infrage stellen. Insofern ist eher die Frage, wie man diese Neuerungen, falls sie denn wirklich besser sind als die alten Methoden, unter der Menschheit verbreitet. Angenommen, eine neue Idee ist wirklich besser, wäre wahrscheinlich die beste Methode, sie den Trainern schmackhaft zu machen, ihre Überlegenheit überzeugend nachzuweisen. Nachweise ist nicht immer schwer, überzeugend nachweisen schon, denn unter der Voraussetzung, dass ein an sich korrekter logischer oder empirischer Nachweis wissenschaftsfernere Personen nicht immer überzeugt, stellt sich die Frage, was dann überzeugend ist.

Man sollte sich außerdem fragen, ob das, was Schumpeter über die Wirtschaft geschrieben hat, auch so in der Leichtathletik passiert bzw. in den letzten hundert Jahren passiert ist. Hier haben wir ja eher die Wissenschaftler und die Trainer und wenige, die beides gleichzeitig sind. In der Wirtschaft ist Forschung und Anwendung enger verzahnt, glaube ich. Es sind andere Strukuren. Außerdem habe ich den Eindruck, dass Einzelpersonen (Trainer), die neue und von der allgemeinen Lehrmeinung abweichende Methodik entwickeln und bei sich erfolgreich anwenden, diese Methoden dann mit ins Grab nehmen. Das scheint sich von Bert Sumser bis in die heutige Zeit zu ziehen. Während es in der Wirtschaft, Technik und Wissenschaft (z.B. Galileo) immer wieder berühmte Querdenker gibt, die dann entscheidende Fortschritte bewirken, sind mir keine Personen bekannt, die berühmt dafür sind, die LA durch ihre innovativen Ideen weitergebracht zu haben.

Anmerkung: Innovation ist notwendig, aber neue Ideen müssen nicht immer gut sein. Man hat eine Idee, es besser zu machen, probiert es aus und entweder es zeigt Erfolg oder nicht. Man kann nicht vorher alles einberechnen und abwägen, dafür sind Körper und Trainingsmethodik zu komplex. Man geht also ein Risiko ein, wenn man vom bisherigen Trott abweicht. Ich denke, man kann die Entwicklung der Leichtathletik-Methodik mit der Evolution vergleichen: Seit hundert Jahren oder wie lange auch immer man schon LA trainiert, probieren Personen immer wieder neue Dinge aus, entweder es ist besser als das Alte und wird weitergegeben an die nächste Trainergeneration oder es ist schlecht, wird verworfen oder man modifiziert es und probiert es dann nochmal aus. So wie in der Evolution in jeder Generation Mutationen auftreten, von denen nützliche weitervererbt und unnütze über kurz oder lang ausselektiert werden, verhält es sich auf in der Methodik. Trainingsmethodik ist so gesehen eine gewachsene Sache und dessen Wert sollte man nicht überschätze (100 Jahre!). Einziger Unterschied zur Evolution: Die Spezies entwickelt sich weiter, die Umwelt aber auch und so erreicht die Spezies nie den Zustand vollkommender Anpassung. Es gibt den "Red-Queen"-Vergleich, der auf einem Satz der roten Königin aus "Alice im Wunderland" beruht (sinngemäß): In diesem Land musst du so schnell laufen, wie du kannst, um auf der Stelle zu bleiben. Die Spezies der Natur müssen mit ihrer sich verändernden Umwelt Schritt halten. Wer das nicht geschafft hat, findet sich heute fossiliert in diversen Museen wieder. In der Leichtathletik dagegen bleibt das Ziel gleich: 100m so schnell wie möglich etc. Hier halten wir in unserer Entwicklung nicht Schritt mit einem Ziel, das genauso schnell vor uns wegläuft, wie wir ihm im Idealfall hinterherrennen, sondern wir können uns (wahrscheinlich exponentiell) immer mehr an die "perfekte" - oder sagen wir optimale - Trainingsmethodik anpassen. Da stellt sich die Frage: welche Rolle spielt die "gewachsene Methodik", welche die Wissenschaft?


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 27.01.2017

Erst einmal hat Sumser sein Wissen nicht mit ins Grab genommen. Ich war in Bayern bei ihm und habe im Hause des Ehepaares Sumser geschlafen. Er ist mit mir auf den Patz gegangen und hat mir vieles gezeigt (mit weit über 80 J.!!!). Er hat vieles auch z. B. an Bernd Knut weitergegeben. Auch ich nehme mein Wissen nicht mit ins Grab, sondern habe meine engen Abnehmer, denen ich vertraue. Ich lasse mich nur nicht mehr nach meinen Erfahrungen benutzen.

Natürlich ist kein Athlet körperlich wie der andere und daher auch aus meiner Sicht sehr spannend und stellt enorme Ansprüche an das Auge der Trainer/innen. Die innovativen Übungskonstruktionen finden immer innerhalb des Wissenspektrums und deren Abgrenzung und des individuellen Athetenkörpers statt. Wer das Krafttrainingswissen von 1960 hat, wird immer wieder auf alte Übungen zurückgreifen. Wer im 400m-Sprint nicht das Energisystem kennt, wird meistens keine hundertprozentige Trefferquote haben. Wer den Fortschritt der anatomischen Funktionalität nicht kennt, wird nicht auf dem neuesten Stand in der LA arbeiten können. So ist es nun mal!!! Wer immer wieder erartet, dass ihm andere das Wissen auf dem Tablett servieren und nicht selbst fündig wird, wird auf Dauer keinen Erfolg auf Weltklasseniveau haben. Mich bruahcte nie einer anzuschieben. Ich bin von meiner Mutter nach dem Motto erzogen worden: "Zeit, die du untätig und verschiebend vergibst, holst du nie wieder ein!"

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - icheinfachma - 27.01.2017

Ich meine das so, dass in der LA die Erfahrungen diverser Trainer nicht so an die Gesamtheit weitergegeben werden wie in Wissenschaft und Technik, sondern nur an Einzelpersonen. Im Großen und Ganzen entwickeln sie aber die LA nicht weiter.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 27.01.2017

(27.01.2017, 13:57)icheinfachma schrieb: Ich meine das so, dass in der LA die Erfahrungen diverser Trainer nicht so an die Gesamtheit weitergegeben werden wie in Wissenschaft und Technik, sondern nur an Einzelpersonen. Im Großen und Ganzen entwickeln sie aber die LA nicht weiter.

In der Wissenschaft wird sicherlich auch gebunkert. Ich komme doch auch nur durch persönliche Verbindungen an bestimmte Ergebnisse. 

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - MZPTLK - 27.01.2017

Die menschliche Physis mutiert und modifiziert sehr langsam,
man kann das nicht mit den immer schnelleren, gravierenden, globalen Disruptionen vergleichen,
die vor allem durch technische Innovationen bedingt werden.

Die Crux ist, dass der Mensch hinter seinen eigenen Schöpfungen hinterherhechelt,
es aber unmöglich ist, mit ihrem Tempo mitzuhalten.
Auch der Geist kommt nicht mit, geschweige die Psyche oder  Moral.
Daraus ergeben sich viele, wenn nicht alle Krisen und Kriege.

Ich gebe mal ein einfaches Beispiel:
ABS, Leuchtbekleidung etc.sollen mehr Sicherheit gewährleisten.
Nun gibt es aber Verkehrsteinehmer ohne, oder der Eine hat Wirkungsvolleres als der Andere,
und schon erhöht sich die Gefährdung, weil man auf den höheren Standard 'geeicht' ist.

Ich finde, die Leichtathletik hat nicht nur physische, sondern vor allem psychische Reserven.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 27.01.2017

Eine Sache ist auch klar: Wenn ein Mann wie T. Lester irgendwo einsteigt, dann geht die Entwicklung auch nicht von heute auf morgen. Ein Umbruch braucht auch Zeit. Es müssen dann natürlich auch die geeigneten Athleten zur Verfügung stehen, die zudem auch noch über eine vernünftige Psyche verfügen sollten. Das Gesamtpaket muss stimmen. Aus einem "Ackergaul" kann auch kein Toptrainer ein "Rennpferd" machen.

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - TranceNation 2k14 - 28.01.2017

(27.01.2017, 14:05)Gertrud schrieb: In der Wissenschaft wird sicherlich auch gebunkert. Ich komme doch auch nur durch persönliche Verbindungen an bestimmte Ergebnisse. 

Gertrud

Forschergruppen leben von der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse, da sie damit neue Gelder beantragen können. So ist Bunkern schlecht; was hilft Forschung ohne sich mitzuteilen? Ausnahmen mögen evtl militärische und industrielle Forschung sein, zB auch Patente an Molekülen oä.

Ein Trainer m/w lebt vom Erfolg der Athleten...ob er sein Wissen mitteilt oder nicht, ändert daran nichts. Theoretisch würde er durch Mitteilen die Konkurrenz stärken und sich damit schwächen.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - icheinfachma - 28.01.2017

(28.01.2017, 17:15)TranceNation 2k14 schrieb:
(27.01.2017, 14:05)Gertrud schrieb: In der Wissenschaft wird sicherlich auch gebunkert. Ich komme doch auch nur durch persönliche Verbindungen an bestimmte Ergebnisse. 

Gertrud




Forschergruppen leben von der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse, da sie damit neue Gelder beantragen können. So ist Bunkern schlecht; was hilft Forschung ohne sich mitzuteilen? Ausnahmen mögen evtl militärische und industrielle Forschung sein, zB auch Patente an Molekülen oä.

Ein Trainer m/w lebt vom Erfolg der Athleten...ob er sein Wissen mitteilt oder nicht, ändert daran nichts. Theoretisch würde er durch Mitteilen die Konkurrenz stärken und sich damit schwächen.



Nein, das stimmt nur für die Unis. Es ist so, dass es im deutschen wie auch im internationalen Sport auch Forscher gibt, die nicht in öffentlichen Einrichtungen (Unis) arbeiten, sondern in privaten / kommerziellen Insitutionen im Auftrag von Sportverbänden. Da wird ähnlich wie in der Wirtschaft nichts oder wenig veröffentlicht. Ein Beispiel ist das IAT, dass bestimmte Forschungsergebnisse dem DOSB übergibt und nicht in Journals veröffentlicht. Auch an staatliche Unis können Aufträge von privaten Auftraggebern übergeben werden, die dann von diesen Auftraggebern bezahlt werden. Solche Studien werden offiziell publiziert, aber es kommt vor, dass z.B. die Wirksamkeit eines Medikaments geschönt wird, weil ein Pharmaunternehme dafür zahlt, also Zahlen gefälscht werden und zweitens kann es passieren, dass die Forscher nur die weniger brisanten Ergebnisse publizieren und gegen Geld vom Auftraggeber die eig. brisanten Ergebnisse nur diesem zuspielen, ohne dass sie es öffentlich an die große Glocke hängen.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 30.01.2017

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass vielfach die metabolischen Kenntnisse fehlen, worauf man Programme aufbauen kann. Man schießt bestimmte Strukturen durch bestimmte Programme platt, so dass auch die Athletinnen und Athleten platt sind. Es ist klar, dass mein Kenntnisstand gut im funktionellen Bereich ist, ich aber enorm gewillt bin, Schwächen in anderen Bereichen auszubügeln. Wenn man die Metabolik über 400m verstanden hat, dann kann man auch Programme erstellen. Die Drähte in unserer kleinen Teamzelle mit Spezialisten glühen heiß. Meine Fragen werden da beantwortet, genau wie ich die Fragen auf anderen Gebieten beantworte.

Es bleibt rein statistisch über 400m wenig im Erwachsenen-Topbereich übrig. Man muss an die Ursachen gehen und harte Diskussionen bei Fortbildungen forcieren.

Gertrud