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Ashton Eatons Krafttraining - Druckversion

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Ashton Eatons Krafttraining - Atanvarno - 26.02.2016

Zehnkampf-Weltrekordler Ashton Eaton gibt einen Einblick in sein Krafttrainingsprogramm
http://www.weareeaton.com/blog/2016/2/22/weight-lifting



Mich als Laien erstaunen die niedrigen Gewichte (viele Übungen sind sogar reine Körpergewichtsübungen).


RE: Ashton Eatons Krafttraining - icheinfachma - 02.03.2016

Er hat ja mal gesagt, dass er kein schweres Krafttraining macht, sondern ausschließlich im explosiven Bereich arbeitet.

Auch Thomas Röhler sagte auf einer Speerwerferkonferenz, dass sein Armkrafttraining nur aus Medizinballübungen und turnerischen Übungen besteht, er aber z.B. Bankdrücken und Pullovers ablehnt. Für die Beine (und natürlich auch Rücken) setzt wohl noch variable Übungen wie Gewichtheben und Aufsteiger ein und verwendet Übungen aus dem Cross-Fit. Wichtigstes Merkmal im Training sei die Vielseitigkeit, und so trainiert er z.B. auch Sprint, Hochsprung oder Hürde. Er sagte auch, dass es eines seiner Ziele sei, später gesund aus dem Leistungssport herauszukommen - eine Wohltat, diese Aussage aus dem Mund eines Topsportlers zu hören, nachdem ich mir das Wochenende über die Positionen diverser DDR-Sprinterinnen und -Trainer zum Thema Doping zu Gemüte geführt habe.


RE: Ashton Eatons Krafttraining - lor-olli - 02.03.2016

Eaton ist auch im Training und der Planung des selben "kopfgesteuert". Die Basisüberlegung ist: 10-Kampf ist Schnellkraft, zuviel Kraft (Muskelmasse) macht langsam. Sieht man sich punktetechnisch an, in welchen Diziplinen man gewinnen und welchen man verliert wenn man Massemäßig zulegt erkannt man schnell, dass das Ergebnis in der Summe negativ werden kann, wenn man z.B. beim Kugelstoßen ordentlich zulegt (war immer meine Ausrede… Wink).

Sprint, Lauf und Sprung stellen 7 von 10 Übungen - was nutzt selbst 1m mehr mit der Kugel Kugel und dem Diskus, wenn man dafür 1/10 Sekunde im Laufen und ein paar Zentimeter im Sprung verliert? Mit zunehmenden Alter werden die meisten meist langsamer (nicht zwangsläufig!), dass sollte man nicht noch mit zu schwerem Krafttraining forcieren.

Die geringen Gewichte machen auch in einem anderen Punkt Sinn: man trainiert viele Wiederholungen und damit auch die Kraftausdauer, denn die ist gerade im Verlauf der zwei Wettkampftage enorm wichtig (weswegen einige im Stabhochsprung und beim Speerwurf schon relativ ausgepowert sind). Das Eaton nicht mehr die absolute Ausnahme darstellt, sieht man z.B. auch an den Laufleistungen im 1500m Lauf - Sauerstoff kommt hier fast nie mehr zum Einsatz, das war "früher" bei den schweren Jungs doch anders. Viel Muskelmasse braucht eben auch viel Sauerstoff… Hier geht Qualität ganz eindeutig vor Quantität – ganz extrem sieht man das bei Bodybuildern, die nach ein paar Minuten Posing völlig platt sind (ok, sie setzen andere Schwerpunkte, "fertig" sind die 10Kämpfer auch, aber meist erst nach zwei Tagen Wink)


RE: Ashton Eatons Krafttraining - T-Willy - 02.03.2016

(02.03.2016, 11:40)lor-olli schrieb: Die geringen Gewichte machen auch in einem anderen Punkt Sinn: man trainiert viele Wiederholungen und damit auch die Kraftausdauer, denn die ist gerade im Verlauf der zwei Wettkampftage enorm wichtig (weswegen einige im Stabhochsprung und beim Speerwurf schon relativ ausgepowert sind). Das Eaton nicht mehr die absolute Ausnahme darstellt, sieht man z.B. auch an den Laufleistungen im 1500m Lauf - Sauerstoff kommt hier fast nie mehr zum Einsatz, das war "früher" bei den schweren Jungs doch anders. Viel Muskelmasse braucht eben auch viel Sauerstoff… Hier geht Qualität ganz eindeutig vor Quantität – ganz extrem sieht man das bei Bodybuildern, die nach ein paar Minuten Posing völlig platt sind (ok, sie setzen andere Schwerpunkte, "fertig" sind die 10Kämpfer auch, aber meist erst nach zwei Tagen Wink)
da muss ich widersprechen:
Du verwechselst Kondition mit Ausdauer,2 grundverschiedene Dinge!

Bodybuilder=Kraftausdauersportler ,wenn man so will (überwiegend sarkoplasmatische Hypertrophie)
10-Kampf = überwiegend Schnellkraft ,aber viele Disziplinen,dazwischen Pausen  =Kondition(beim 10 Kampf
bei den meisten Disziplinen bez. auf anaerob/alactazid)

Ausdauer: die Fähigkeit ,eine Bewegung/Tätigkeit  lange am Stück durchführen zu können

Kondition: die Fähigkeit,eine Bewegung immer wieder (mit Pausen)ohne Ermüdung ausführen zu können

Das ist ein riesiger Unterschied!
Entscheidend ist das Training des richtigen Energiesystems und dessen Regenerationsfähigkeit .

Wenn hier wieder über zu viel Muskelmasse gesprochen wird,dann muss man Eines wissen:
Eine wirklich extrem massige Muskulatur erreicht man nur /überwiegend durch sarkoplasmatische Hypertrophie
(Typisches Beispiel: Bodybuilder),da die kontraktilen Elemente nur ca. (durchschnittlich) 3% des Muskelquerschnitts ausmachen.
Großer Muskelmassezuwachs ist die Anpassung des Körpers an Kraftausdauer im intensiven Bereich (anaerob Lactacid).
Eine myofibrilläre Hypertrophy führt nur zu einem schwachen Massewachstum,aber zu einer Verbesserung
der Relativkraft(bis zu einem gewissen Grad),was ja immer von Vorteil ist/angestrebt wird!

Bestes Beispiel aus meiner Sicht war mal der Kniebeugenwettkampf von Dr. Fred Hatfield (Powerlifter,) und Tom Platz (Bodybuilder) auf der Fibo (schon lange her):
Platz:      1RM 347kg   mit 238kg :23 WH!!(bis gaaaanz runter)
Hatfield: 1RM 388kg    mit 238 kg: 11WH
Damals haben Bodybuilder übrigends noch richtig schwer trainiert,sodass das Ergebnis immer sowohl starke
myofibrilläre als auch sarkoplasmatische Hypertrophie war...
Das hat sich leider geändert,sodass wirklich starke Bodybuilder heute selten sind!(essen und spritzen Big Grin )

T-Willy


RE: Ashton Eatons Krafttraining - icheinfachma - 02.03.2016

In der (aktuellen?) SpoWi-Terminologie ist Kondition der Überbegriff für die sportmotorischen Fähigkeiten Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und wird den technische-koordinativen Fähigkeiten gegenübergestellt. Umgangssprachlich dürfte das Wort wohl vielgestaltig verwendet werden.

Der von dir beschriebene Konditionsbegriff wird üblicherweise als Mehrkampfausdauer beschrieben, oder, wenn es darum geht, wiederholt Sprints zu absolvieren (etwa im Fußball), wird meist von Sprintausdauer gesprochen, die dann nicht mit der Schnelligkeitsausdauer zu verwechseln ist. Der Begriff Sprintausdauer wird aber von einigen Autoren synonym oder ähnlich zur Schnelligkeitsausdauer verwendet.


RE: Ashton Eatons Krafttraining - lor-olli - 02.03.2016

Der Begriff Kraftausdauer wird in verschiedener Weise verwendet, umgangssprachlich aber auch fachlich - ich habe mich auf eine der allgemeinsprachlich gängigen Formulierungen / Definitionen gestützt >
http://www.netzathleten.de/gesundheit/lexikon/259-kraftausdauertraining

Es ist korrekt, dass in den einzelnen Sportdiziplinen der Begriff leicht unterschiedlich definiert wird, im Englischen verwendet man gleich zwei Begriffe either muscular endurance or strength endurance, aber auch hier ist die Verwendung nicht immer deckungsgleich…

(Muss man diese Diskussion eigentlich immer wieder starten? Nicht hier im Forum aber ein bisschen Hirn erwarte ich vom Leser schon - so schwer ist das doch nun wirklich nicht… In einem meiner letzten paper habe ich extra (m)eine Definition vorangestellt - trotzdem fand sich jemand der etwas anderes mit dem Begriff und der Definition gemeint haben möchte… Ein bisschen wenig, vor allem in einem Forum, wenn man sich mit Textkritik und nicht inhaltlich auseinandersetzt Wink )


RE: Ashton Eatons Krafttraining - gera - 02.03.2016

Die Zusammensetzung des Zehnkampfes bestimmt natürlich sehr stark den Trainingsinhalt.
Oft wurde mit dem Ziel  bessere Leistungen in Kugel/Diskus durch mehr Muskelkraft zu erreichen, genau das Gegenteil bewirkt.
Man sollte viel mehr Wert darauf legen, die Technik zu verbessern.
Beispiel : ich denke Frank Busemann z.B. hat mit Zunahme an Muskelmasse insgesamt weniger Punkte gemacht, weil die Spritzigkeit nachließ.


RE: Ashton Eatons Krafttraining - omega - 02.03.2016

(02.03.2016, 11:40)lor-olli schrieb:  Die Basisüberlegung ist: 10-Kampf ist Schnellkraft, zuviel Kraft (Muskelmasse) macht langsam.

 Mit zunehmenden Alter werden die meisten meist langsamer (nicht zwangsläufig!), dass sollte man nicht noch mit zu schwerem Krafttraining forcieren.
Ich denke daß man nicht ganz pauschal sagen kann, daß zuviel Muskelmasse langsam macht. Was die optimale Muskelmasse für einen Athleten ist, muss sicher individuell herausgefunden werden. S.Knipphals hat in den letzten Jahren z.B. mehr Muskelmasse aufgebaut, ist schwerer geworden und dennoch schneller.

G. Kratschmer ist zum Ende seiner Laufbahn auch sehr massig gewesen. Ich meine er ist dadurch im Sprint nicht wesentlich langsamer geworden. Die heutigen Top-Zehnkämpfer haben aber nicht mehr solche "Muskelberge".


RE: Ashton Eatons Krafttraining - icheinfachma - 02.03.2016

Die Kurzsprinter sind häufig muskulöser als die Mehrkämpfer. Aber die Mehrkämper müssen ja nicht nur im 100m-Lauf schnell sein, sondern auch über 400m, über die Hürden, Weit- und Hochsprung, 1500m-Lauf - alles Disziplinen, für die man leicht sein muss. Bei den Frauen gibt es einen 100m-Lauf gar nicht erst und über 200m zahlt sich viel Muskelmasse schon nicht mehr aus.


RE: Ashton Eatons Krafttraining - decathlonitis - 02.03.2016

"gera", das Beispiel Frank Busemann ist exemplarisch gut gewählt für meine These, da ich hier in früheren Beiträgen und noch immer, nicht nur vom fertigen Spitzenathleten ausgehe, sondern den in diese Richtung strebenden Athleten mit einbeziehe.
Deren Statur, Konstitution, Motivation und Fitness ist doch so individuell unterschiedlich und muss von daher mit entsprechenden Trainingsmaßnahmen begleitet werden.
Ein Frank Busemann war doch in seiner Jugend ein ,Strich in der Landschaft, mit hohen narürlichen Schnellkraftwerten. Bei seiner großen Motivation zum Zehnkampf musste dieses muskuläre Defizit zunächst mit Krafttraining = Stemmen und Reißen (muskulärer Zuwachs + Maxkraft) verbessert werden, um in den Wurfarten mit zuhalten.
Andere, natürlich "Kraftprotze" müssen eher mit Eaton-ähnlichen Übungen (die ja nicht neu sind) ihre Schnellkraftwerte verbessern. Das ist doch die Basis für das Techniktraining, insbesondere für den Mehrkampf!
Bei Frank B. wurde wohl aus hohem Ehrgeiz zu viel des Guten (zu hohe Gewichte) getan.

PS: Ashton Eatons Muskelzuwachs (ohne Gewichtzunahme) der letzten 5-6 Jahre kommt nicht von diesen im Link vorgeführten Übungen. Nein, er hat auch vorher und packt auch zwischendurch (Saisonbedingt) andere Gewichte drauf.


"lor-ollis" Nachschlag halte ich für berechtigt, denn bewusste oder besserwisserische Beiträge über Begriffe und Bedeutung, sie verwässern die eigentliche Aussage, welche auch in diesem Falle dahinter steht.
Das "Krafttraining" (als Oberbegriff) hat sich für Leichtathleten seit mindestens 10 Jahren zunehmend verändert und damit auch orthopädisch verbessert.
Man will die Maximalkraft verbessern, die Kraftausdauer und die Schnellkraft.
Verletzungen treten aber nach wie vor auf. Den Ursachen liegen immer die gleichen Fehler zu Grunde.
Zu hohe Gewichte/Belastungen/Übertreibungen, falsche Ausführung.
Es heißt also, das richtige Maß finden!

Hält man sich an diese Erkenntnisse, so können selbst TKB`s keinen Schaden anrchten. Sie fördern (K) Kraft, (K) Kondition und (K) Koordination. Selbst mit ständig geübten Kniebeugen wird man noch lange kein Sprinter oder Springer.
Es kann eine gute Zubringerübung sein für eben K-K-K. Wink