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Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Druckversion

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RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Hellmuth K l i m m e r - 09.09.2015

(09.09.2015, 08:05)Halloo schrieb: Hochleistungssport - WIE ER HEUTE STATTFINDET - ist nicht vereinbar mit einem Fulltimejob, und wenn man sich noch um eine Familie kümmern muss, geht das gar nicht. Ausnahmen mögen möglich sein.

Ich kann es mir schecht vorstellen. Das funktioniert doch nur, wenn man berufsmäßig irgendwo parkt (Polizei, Bundeswehr..) oder die Ausbildung (Studium) enorm streckt.
Die vernünftige Einstellung und der Rückblick auf seine (Halloo's) Karriere (in den 60er Jahren) kann ich nur unterstreichen.
Das ganze Gefasel von der dualen Karriere lenkt nur ab.
Die in meinen Augen fast einzige, ja, ideale "duale" Ausbildung ist die Kombination Sportstudium/Trainerausbildung; ggf. mit Studienverlängerung. Letzteres wird leider nicht mehr/kaum noch ermöglicht. Viele Unis unterstützen die Fakultäten Sportwissenschaft nicht genug.

In meiner Ausbildungseinrichtung in Leipzig (DHfK) war das der bewährte Weg. Einig wenige Spitzensportler (z. B.: G.-A. Schur; H. Auga, S. Schenke, M. Tiedtke, ...) konnten so sich in Ruhe auf ihr Examen (nach 2 ... 3 Jahren Studienverlängerung) vorbereiten; geschenkt wurde diesen Direktstudenten (fast)  n i c h t s !!

H. Klimmer / sen.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - LA-fan - 09.09.2015

Hallo erst einmal an alle Leichtathletikbesessenen, ich lese schon seit Jahren mit Begeisterung im Forum mit (als stiller Genießer). Bis jetzt konnte ich mich mit Statements auch zurückhalten, aber einige Beiträge zwingen mich jetzt doch, mal meinen Senf dazu zu geben. Kurz zu meinem Background, war selber Leichtathletin und bin seit über 20 Jahren als ehrennamtliche Trainerin in einem Verein tätig.
Ich habe größte Hochachtung vor solchen Athleten wie Nadine Hildebrand, Arne Gabius oder auch Linda Stahl und da gibt es sicherlich noch eine ganze Menge mehr im deutschen A-Kader, die es schaffen, neben einem "hochwertigen" Ausbildungsweg, sich in der Spitze zu etablieren und solche sportlichen Leistungen zu bringen. Aber den Tag in 3*8Std. (Beruf, Sport, Schlaf) halte ich für grenzwertig und hat mit der Realität aber so gar nichts zu tun. Wer in der freien Wirtschaft (dazu zähle ich die Arbeit an einer Schule nicht!!!) tätig ist, weiß, dass ein 8 Std.-Tag nicht selten nicht nach 8 Stunden endet und selbst bei einer Halbtagsstelle wird eine entsprechende Arbeitsleistung gefordert. Man steckt sicherlich die physische und psychische Belastung in jungen Jahren auch besser weg, aber ich kann es mir ehrlich nicht vorstellen, dass man, wenn man von der Arbeit kommt, sofort auf Hochleistungssportmodus umschalten kann und dann ein qualitativ gutes Training absolvieren kann. Ich habe die Worte von Silvio Schirrmeister eigentlich mit Betroffenheit gelesen, diese zeigen aber auch, wie es im wirklichen Leben tatsächlich ist. Hallenzeiten sind da mit Sicherheit das kleinere Problem, und Sportler, die diesen dualen Weg früher oder später in die eine oder andere Richtung verlassen, haben aus meiner Sicht auch nicht zu wenig Willen oder Organisationsvermögen! Können aber wahrscheinlich auch nur die verstehen, die heute tagtäglich dem Jobwahnsinn ausgesetzt sind. Im Übrigen interessiert einen Großteil der Kollegen der sportliche Erfolg relativ wenig, wenn sie die Arbeit des Sportlers mitmachen müssen, da kann man auch nicht davon ausgehen, dass dies immer mit allergrößter Bereitschaft geschieht - Stichwort Betriebsklima!


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - dominikk85 - 09.09.2015

Es wird auch viel zu wenig auf Familie und Freunde eingegangen. Wenn man wirklich nur arbeitet, trainiert und dann ins bett fällt mag es möglich sein, aber ist das realistisch und erstrebenswert? Die meisten Athleten haben doch Partner und Freunde, später auch Familie, die werden sich bestimmt nicht begeistert sein, wenn man von 6- 22 Uhr mit Beruf und Sport beschäftigt ist und dann keine Energie mehr hat. Privatleben ist auch wichtig, gerade die heutigen U30er nehmen freizeit sehr wichtig ( sowohl gegenüber Sport, aber auch über Karriere)


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Halloo - 09.09.2015

Genau so ist esThumb_up
Privatleben ist nicht auch wichtig, sondern vor allem wichtig.
So kann man u.a. das schwarze Loch nach der "Karriere" verhindern.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Halloo - 09.09.2015

(09.09.2015, 08:43)Atanvarno schrieb: Ich finde das zeitweilige Streben nach Erreichen der persönlichen Grenzen nicht verwerflich.

Man sollte sich nur immer darüber im Klaren sein, dass der Sport temporär ist und einen Plan für das Leben danach haben.
Natürlich ist es nicht verwerflich. Ich sehe aber eine fatale Entwicklung, weil offensichtlich NUR NOCH  Höchstleistungen gefordert und akzeptiert werden. Das spiegelt sich auch in diesem Forum wider.
Wenn Athleten/innen ihren Beruf und Familie (Freunde) vernachlässigen, ihren Werdegang durch Berater regeln lassen, sich teilweise durch General-Vollmachten  entmündigen, ist das zum größten Teil ihr Problem. Ob sie aber wirklich gut beraten sind????Huh
Soll sich jeder seine Gedanken drüber machen, zumal bekannt ist, dass in der absoluten Spitzen gelogen und betrogen wird ...


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Front604 - 09.09.2015

@Halloo
Aber das ist doch nicht unser Problem.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Halloo - 09.09.2015

Noch nie etwas von Vorbildfunktion gehört? Man glänzt mit tollen Leistungen, und der Nachwuchs möchte das nachmachen. Sollen wir dem Nachwuchs den "Profisport" (was anderes ist es ja nicht) wirklich schmackhaft machen?
Ach ja, ist nicht unser Problem.Sad


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Front604 - 09.09.2015

Wird ja niemand dazu gezwungen. Auch halte ich diese ominöse Vorbildfunktion für überbewertet bzw. stimme den Sportlern zu, die von sich selber sagen, dass sie diese Funktion nicht haben und auch nicht wollen.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Gertrud - 09.09.2015

(09.09.2015, 08:05)Halloo schrieb: Wie soll es funktionieren, bei täglichem intensiven Training, vollem Beruf und Familie Höchstleistungen zu bringen??? Ich kann es mir schlecht vorstellen. Da funktioniert doch nur, wenn man berufsmäßig irgendwo parkt (Polizei, Bundeswehr..), oder die Ausbildung (Studium) enorm streckt. Und wegen der "Höchstleistung" einen Halbtagsjob annehmen??? Nee.

Ich sehe einige Entwicklungen wie Sie, die mir überhaupt nicht passen. Wenn ich höre, dass einige ihren eigentlichen Berufswunsch aufgrund des Leistungssportes ändern und dann vielleicht 40 Jahre unglücklich sind, kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen. Sie gehen von vollem Training, vollem Beruf und Familie aus. Es geht sicherlich nicht, alle Bereiche in vollen Zügen abzudecken. Opfer sind die Regel. Es muss schon alles sehr auf den Sport abgestimmt sein, oft eben auch das Privatleben. Das haben Karrieren im Sport oder in der Musik so an sich. Insgesamt gehört eine gehörige Portion Disziplin dazu. Ich kan mich an Ingra Manecke erinnern, die in den Reisepausen für ihr Medizinstudium gepaukt hat, während andere vergnügt in der Ecke saßen. Es gehört ein sehr egozentrisches und diszipliniertes Verhalten dazu.

Zitat:Mir scheint, dass es in der Leichtathletik NUR NOCH  um Höchstleistungen geht. Nach meiner Meinung ist das eine fatale Entwicklung. Mit meiner Meinung stehe ich hier im Forum wohl ziemlich allein...

Es geht hier vornehmlich um den Hochleistungssport. Auch wenn ich mit Athleten als Trainer im Topbereich arbeiten will, muss ich enorm viel arbeiten und Wissen akquirieren. Auch wenn ich z. B. einen Kraftraum einrichten will, der möglichst keine Verletzungen produziert, muss ich ein gewisses Wissen mit sehr viel Zeitaufwand einbringen:
http://www.asgsg-marl.de/index.php?option=com_content&view=article&id=994:kraftsportler-und-schueler-nutzen-neuen-trainingsraum-gemeinsam&catid=53&Itemid=244

Es ist auch wichtig, dass man Athleten irgendwann reinen Wein einschenkt, ob sie für den Topbereich mit allen Entbehrungen geeignet sind.

Ich möchte noch folgendes zufügen. Ich wollte Leistungssportlerin sein und Diplomsportlehrerin werden. Ich wusste damals als Studentin gar nicht, wie viel Geld ich später mal verdiene. Ich weiß noch, wie stolz ich war, meiner Mutter mein erstes Gehalt von damals 1100 DM zu zeigen. Ich glaube einfach, dass man an seine eigenen Träume glauben sollte. Glück ist allerdings das erste Ziel. Ich finde es toll, wenn Sportler an sich glauben und Trainer für eine Idee und ihre "Inselbegabung" leben.

Gertrud


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - MZPTLK - 09.09.2015

(09.09.2015, 08:05)Halloo schrieb: Mir scheint, dass es in der Leichtathletik NUR NOCH  um Höchstleistungen geht. Nach meiner Meinung ist das eine fatale Entwicklung. Mit meiner Meinung stehe ich hier im Forum wohl ziemlich allein...
Stehste überhaupt nicht allein.
Leichtathletik ist Höhe, Breite und Tiefe und braucht Alles, wenn sie nicht verkommen will.