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Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Druckversion

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RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Atanvarno - 08.09.2015

(08.09.2015, 13:25)dominikk85 schrieb: wie macht frau stahl das eigentlich?

wenn man über längere Zeiträume mit 4 Stunden Schlaf die Nacht auskommt, ist einiges mehr möglich als bei "normalen" Menschen.
Wenn ich das zwei Wochen lang mache, bekomme ich gesundheitliche Probleme, an Leistungssport ist gar nicht zu denken. Und vielen, die ich kenne, geht es ähnlich.

@jono
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RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - alex72 - 08.09.2015

Wie schon ursprünglich gesagt kann man als leistungssportler nicht mit 100% Einsatz in eine Ausbildung oder Beruf gehen. 

Aber man kann wie etwa gabius in abschnitten die arztausbildung schaffen und trotzdem erfolgreich Sport machen,  aber natürlich muss man die Ausbildung strecken und manchmal Auszeit nehmen.. 

Ich sage nichts anderes als dass man eine duale Karriere schaffen kann wenn man die Ausbildung entsprechend streckt. Man kann natürlich nicht in derselben zeit studieren etc wie Kollegen die sich voll in die Ausbildung stürzen können 


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Gertrud - 08.09.2015

Gehen wir mal von einem 24-Stundentag aus: 8 Std. Schlaf/ 8 Std. Arbeit oder Studium. Dann bleiben noch 8 Std. für andere Aktivitäten. Die Trainingszeit wird dann noch um Fahrzeiten, Einkäufe usw. reduziert. Da bleibt sicherlich ausreichend Zeit für das Training, wenn man im Verbund für gute Rundumbedingungen sorgt. Daran hapert es nämlich. In der Hinsicht ist man in Deutschland "beweglich wie ein Eisenbahnschiene". Ich wundere mich immer, wie viele Summen Deutschland auf einmal für Dinge akquiriert, wo vorher scheinbar kein Geld vorhanden war. 

Ein/e Leistungssportler/in hat sicherlich nicht so ausgiebige Zeit für das Privatleben. Man muss Prioritäten setzen. Es kommt ja auch nicht immer auf die Quantität, sondern auf die Qualität an. Es ist sicherlich auch alles eine Frage der eigenen Individualität und des Willens.

Gertrud

  


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - jono - 08.09.2015

Ja und wie lange hält man so ein Pensum durch? Kann man da überhaupt noch Top/Weltklasse Leistung erbringen oder geht man da nicht irgendwann kaputt?
Grau ist alle Theorie...


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Atanvarno - 08.09.2015

(08.09.2015, 14:53)alex72 schrieb: Ich sage nichts anderes als dass man eine duale Karriere schaffen kann wenn man die Ausbildung entsprechend streckt.

Um die Ausbildung ging es aber in den letzten Beiträgen nicht. Schirrmeister hatte ausgelernt und stand im Berufsleben. Und da ist eine duale Karriere (mit Betonung auf Karriere) aus den in den vorangegangenen Beträgen genannten Gründen nicht möglich.

(08.09.2015, 16:41)Gertrud schrieb: Gehen wir mal von einem 24-Stundentag aus: 8 Std. Schlaf/ 8 Std. Arbeit oder Studium.  

Es ist sicherlich nicht das alleinige (und ganz bestimmt auch nicht das beste) Kriterium für eine Leistungsbewertung, aber ich kenne Firmen, in denen ein Mitarbeiter, der jeden Tag pünktlich um 8 kommt und um 16.30 wieder geht, schlechtere Beförderungschancen hat als der Kollege, der regelmäßig Überstunden macht und auch mal am Wochenende da ist.
Und wenn (was ich besser finde) die Qualität der Arbeit bewertet wird und nicht die Zeit, die man am Arbeitsplatz verbringt, ist davon auszugehen, dass einen acht Stunden qualitativ hochwertige Arbeit (egal ob geistig oder körperlich) so stark fordern, dass auch das nicht gut mit hundertprozentigem Einsatz für den Sport zusammengeht.

Eine berufliche Karriere (im Sinne von: ich möchte berufliche Anerkennung durch Beförderung und/oder bessere Entlohnung erfahren) erfordert auf jeden Fall Einsatz, der über "Dienst nach Vorschrift" hinausgeht. Und das geht nunmal nicht gut mit Leistungssport zusammen (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen).


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Gertrud - 08.09.2015

(08.09.2015, 16:55)jono schrieb: Ja und wie lange hält man so ein Pensum durch? 

Man muss es wollen!!! Das ist die mentale Voraussetzung, die heute sehr stark abgenommen hat. Ich habe erst jetzt vorgeführt bekommen, wie viel Zeit Schüler und Erwachsene mit Smartphone-Spielereien verbringen. Das ist für mich unglaublich. Solche Dinge muss man natürlich eingrenzen. Man muss den Sport und die teilweise "Einsamkeit im Sport" lieben und wollen.

Ich gebe Ihnen ein anderes Beispiel. Wir hatten heute an unserem Gymnasium eine LA-Talentsichtung. Ein guter LA-Trainer hat sie sich angesehen. Er hat mich nach speziellen Programmen gefragt. Ich habe ihm sofort einiges an meinem PC gezeigt. Er war total erstaunt ob der Vielfalt und der darin liegenden Arbeit. Auch solche Dinge schafft man nicht ohne Liebe und Willen zum Detail. In der Zeit stehen andere vielleicht am Tresen. Wink Ich habe damals als Athletin und Studentin morgens vor der ersten Vorlesung mein Training in einem angemieteten Keller absolviert. Man muss so "verrückt im guten Sinne" sein. 

Zitat:Kann man da überhaupt noch Top/Weltklasse Leistung erbringen oder geht man da nicht irgendwann kaputt?

Grau ist alle Theorie...

Man geht nicht kaputt, wenn man von einer Sache total überzeugt ist und diese Tätigkeit und seinen Beruf liebt. Ich hatte das unverschämte Glück, die LA und meinen Beruf zu lieben. Natürlich gibt es auch Zeiten, wo man sich Sinnfragen stellt. Wenn das dominiert, sollte man lieber aufhören. Es zwingt uns keiner zum Leistungssport als Athlet/in oder Trainer/in. 

Gertrud 


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - jono - 08.09.2015

Ja, man muss es wollen. Doch glaube ich, dass bei einem voll Berufstätigen, der auch entsprechenden beruflichen Aufstieg als Ziel hat mittel- bis langfristig entweder der Beruf oder der Leistungssport darunter leiden wird. Man wird bei beidem 100 prozentig gefordert, was auf Dauer, ohne entsprechende Erholungsphasen Spuren an Körper und Geist hinterlassen wird.  Klar kann man jetzt mit Smartphones daher kommen und sagen wie viel Zeit doch eigentlich mit unnützem Kram verschwendet wird, doch sehe ich die Aussage mit dem 24 h Tag von Ihnen doch eher als Milchmädchenrechnung an, was so vorne und hinten in der Realität nicht wirklich klappt, da die Arbeitsstelle, Trainingsmöglichkeit und Wohnung schon sehr nah beieinander liegen müssten, um großen Zeitverlust auch wirklich zu verhindern und entsprechende Erholungsphasen (mal für ne Stunde abspannen) noch zu garantieren. Ebenso müsste man sich dann halt fragen(wie Schirrmeister), wenn man nicht wirklich zur absoluten Weltspitze gehört, ob einem der ganze Aufwand das Wert ist, oder ob man nicht doch ohne den Sport ein erfüllteres Leben hat.

Bei einem Studium sieht die Sache wie von mir zuvor geschrieben natürlich wieder deutlich anders aus.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Gertrud - 09.09.2015

Wenn man bei einer Planung auf "Betonköpfe" z. B. hinsichtlich Hallen-, Trainingsplatzbenutzung, zu langen Anfahrwegen, zu starren Arbeitgeberregularien und dazu auf zu harte manuelle Berufe (Maurer z. B.) stößt, kann man Leistungssport natürlich knicken. In der Hinsicht müssen sehr viele schon an einem Strang ziehen. Sicherlich lässt ein Studium in der Hinsicht meistens eher eine Sportkarriere parallel zu.

Gertrud


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Halloo - 09.09.2015

Hochleistungssport - WIE ER HEUTE STATTFINDET - ist nicht vereinbar mit einem Fulltimejob, und wenn man sich noch um eine Familie kümmern muss, geht das garnicht. Ausnahmen mögen möglich sein.
Ich habe früher nur maxmal dreimal in der Woche trainiert, nicht mehr als ca. 5 Stunden insgesamt. Das ging natürlich. Aber als es in 1962 um die Qualifikation für eine Gesamtdeutsche Mannschaft ging, musste ich während meiner Ausbildung am Freitag bis um 17 Uhr arbeiten (damals war das noch so). Danach schnell nach Hause, frisch machen und in den Zug nach Ffm. Damals dauerte es mit den Fahrten noch länger. In Ffm dann realtiv wenig Schlaf, denn schon früh ging es weiter nach Prag. Ich habe an meiner Leistungsfähigkeit gemerkt, dass die Frische fehlte.
Wie soll es funktionieren, bei täglichem intensiven Training, vollem Beruf und Familie Höchstlesitungen zu bringen??? Ich kann es mir schecht vorstellen. Da funktioniert doch nur, wenn man berufsmäßig irgendwo parkt (Polizei, Bundeswehr..), oder die Ausbildung (Studium) enorm streckt. Und wegen der "Höchstleistung" einen Halbtagsjob annehmen??? Nee.
Mir scheint, dass es in der Leichtathletik NUR NOCH  um Höchstleistungen geht. Nach meiner Meinung ist das eine fatale Entwicklung. Mit meiner Meinung stehe ich hier im Forum wohl ziemlich allein...


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Atanvarno - 09.09.2015

(09.09.2015, 08:05)Halloo schrieb: Mir scheint, dass es in der Leichtathletik NUR NOCH  um Höchstleistungen geht. Nach meiner Meinung ist das eine fatale Entwicklung. Mit meiner Meinung stehe ich hier im Forum wohl ziemlich allein...

Ich finde das zeitweilige Streben nach Erreichen der persönlichen Grenzen nicht verwerflich.

Man sollte sich nur immer darüber im Klaren sein, dass der Sport temporär ist und einen Plan für das Leben danach haben.