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Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Druckversion

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RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - OldSchoolRunner - 31.12.2020

(31.12.2020, 18:32)aj_runner schrieb: Wenn Kevin bei der Polizei unglücklich war, dann ist es besser jetzt zu gehen als später. Das Beispiel ist zwar etwas extremer, aber Yvonne Buschbaum war ihre LA-Karriere auch egal, weil sie sich im falschen Körper fühlte.
Es zählt nicht nur Geld und Sicherheit. Man braucht sich nur mal an das Werkstor von Daimler stellen: Lauter hochbezahlte Menschen, nahezu unkündbar, aber 80 % laufen durch die Gegend wie ein Miesepeter.
Ja, ich denke ebenfalls, dass das in Ordnung ist. Er hat ja anscheinend mit 19/20 die Ausbildung begonnen. In dem Alter wusste ich auch noch nicht genau, was ich mal werden wollte.
Jetzt ist er 22. Das ist noch kein Alter. Wenn er mit Ende 20 den gleichen Schritt gemacht hätte, hätte ich es weniger verstanden. Also sollte er in den nächsten 2-3 Jahren herausfinden, welcher Beruf zu ihm passen könnte und entsprechend planen und handeln.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Halloo - 31.12.2020

(31.12.2020, 21:06)Bachmann1980 schrieb: Die Kritik an Kevins Entscheidung kann ich nicht nachvollziehen.
Er hat für sich festgestellt, dass ihm diese Ausbildung nicht
gut tut und der Beruf nicht der Richtige für ihn ist. Daraus
hat er Konsequenzen gezogen und seit dem scheint es
ja bei ihm aufwärts zu gehen. Soll er nur des Geldes wegens 
einen Beruf ergreifen, der ihn unglücklich macht? Was wäre
denn die langfristige Folge? Krankheiten und vielleicht 
auch Depressionen. Und da weiß ich aus persönlicher 
Erfahrung wovon ich rede.
Ich habe Respekt vor seiner Entscheidung. Die Situation 
scheint für ihn ungesund gewesen zu sein und er hat
sich selbst daraus befreit.
Natürlich ist es Kevins Sache.
Nach 2,5 Jahren fällt ihm ein, dass der ,Beruf' (nennen wir das mal so) ihm "keinen Spaß" bereitet, auch weil ihm das Pflichtprogramm (das auf die Sportler bezogen sowieso stark reduziert ist) zuviel körperlich abverlangte. Gut, dass er sich so wie geschehen entschieden hat, weil anderenfalls Krankheiten und wohlmöglich Depressionen die Folge gewesen wären (Ironie). Wenn alle Sportler*innen im Hochleistungsbereich so unbelastbar sind, dann gute Nacht. 
Er kann tun und lassen was er will, aber wovor Respekt? Wenn sich jemand öffentlich äußert sollten Diskussionen erlaubt sein.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Gertrud - 01.01.2021

(31.12.2020, 22:11)Halloo schrieb: Natürlich ist es Kevins Sache.
Nach 2,5 Jahren fällt ihm ein, dass der ,Beruf' (nennen wir das mal so) ihm "keinen Spaß" bereitet, auch weil ihm das Pflichtprogramm (das auf die Sportler bezogen sowieso stark reduziert ist) zuviel körperlich abverlangte. Gut, dass er sich so wie geschehen entschieden hat, weil anderenfalls Krankheiten und wohlmöglich Depressionen die Folge gewesen wären (Ironie). Wenn alle Sportler*innen im Hochleistungsbereich so unbelastbar sind, dann gute Nacht. 
Er kann tun und lassen was er will, aber wovor Respekt? Wenn sich jemand öffentlich äußert sollten Diskussionen erlaubt sein.

Die Länge der Entscheidung von 2,5 Jahren hat mich auch etwas irritiert. Die zentrale Frage ist, welcher Beruf ihm Spaß macht. Das sollte man nicht mit dem vollen Fokus auf den Leistungssport übertünchen. Es gibt nicht viele Usain Bolts mit der sportlichen Leistung und dem enormen Vermarktungswert. 

Gertrud


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - dominikk85 - 01.01.2021

Das er einen anderen Weg sucht wenn ihm das keinen Spaß macht macht ja Sinn, aber das er sich so enorme Schulden dafür auflädt kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Hätte er nicht die Ausbildung zuende machen können und dann aussteigen können?

Oder sich von nem arzt Dienstunfähig schreiben lassen können?


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Gertrud - 01.01.2021

Jede/r AuA hat das Recht, seinen Weg selbst zu steuern. Man sollte sich aber die Erfahrungswerte älterer Menschen anhören und sich klar machen, was man im Endeffekt selbst für seine Zufriedenheit, seine finanziellen Ansprüche und seine eventuelle Absicherung möchte. Als ich damals vor der Entscheidung stand, mich verbeamten zu lassen, habe ich auf den Rat meines 15 Jahre älteren Bruders gehört. "Es wird schon richtig sein", habe ich gedacht und es war richtig. Heute liege ich in der Pension 1000 € höher als die Angestellten bei derselben Arbeit.

Der Leistungssport spielt sich in der Regel in der LA zwischen 20-30 ab. Danach folgen noch meistens 40-60 Jahre im Beruf mit anschließender Rente oder Pension. Diese Voraussicht hört sich vielleicht für einen jungen Menschen, der jetzt genießen möchte, spießig an; sie trifft aber die Realität. Die Wucht der frühen Fehlentscheidungen trifft die AuA später manchmal sehr hart. Man kann in der Regel vom Leistungssport nicht leben, auch sehr oft nicht von einem Olympiasieg z.B. im Speerwurf oder Diskuswerfen.

Gertrud


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - dominikk85 - 01.01.2021

Wobei Kranz ja wirklich jung genug ist noch einen anderen berufsweg zu wählen, der wird sicher nicht glauben Coleman und lyles zu schlagen und von 100m Lauf zu leben. 

Wenn er nächstes Jahr ein Studium anfängt kann er immer noch mit 27-28 fertig sein und einen guten Job bekommen.

ärgerlich sind halt vor allem die Schulden bei der Polizei, wobei  20k in 10 Jahren auch "nur" 170 Euro im Monat sind, das tut natürlich weh, aber ist zu leisten wenn er später einen guten Job hat wo er 3k netto verdient.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - TranceNation 2k14 - 01.01.2021

(01.01.2021, 00:38)dominikk85 schrieb: Oder sich von nem arzt Dienstunfähig schreiben lassen können?

Genau, und dann DR laufen. Oder Burn-out und dann Hochleistungssport mit Wettkampfdruck. Großartige Idee. Zusammen mit deiner offenen Diffarmierung des ärztlichen Berufs und Eindampfen auf den Kerninhalt wirklich ein Highlight-Post


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - beity - 02.01.2021

Ich finde es konseqent, wenn ein junger Mensch erkennt, das er in eine Ausbildung hineingegangen ist, für die er nicht (mehr) brennt, diese dann auch vorzeitig beendet.
Ich finde auch okay, das er für diese Fehleinschätzung zu einem gewissen Grade einstehen muss und "Ausbildungsgebühren" zurück zu zahlen hat. Würde ich mir auch für den ein oder anderen "Studenten/innen" wünschen, der seinen Lebensweg darin sieht, in einem Baumhaus zu hausen und Polizisten mit Fäkalien zu bewerfen (okay, war jetzt etwas hart und auch offtopic).

Wenn er seine sportlichen Möglichkeiten ausloten möchte, warum nicht.
Und als Leistungssportler bist Du jetzt auch nicht kontaktarm.
Es gibt auch ab 30 Jahre noch viele Möglichkeiten wirklich einträgliches Einkommen zu generieren. 
Braucht nur 3-4 Voraussetzungen.
Körperliche und vor allen geistige Gesundheit und Belastbarkeit muss vorhanden sein.
Das machen, was man wirklich selber will und dann wird es gut sein.
Selbstbewusst sein, seine Nische finden und seinen Weg gehen.
Den Mut haben etwas zu wagen, eventuell auch zu scheitern, dann aber offen sein für eine neue Tür die sich öffnet...

Also ich bin gespannt, wie die nächsten Jahre für den jungen Mann verlaufen werden.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Hans - 02.01.2021

(02.01.2021, 18:45)beity schrieb: Ich finde es konseqent, wenn ein junger Mensch erkennt, das er in eine Ausbildung hineingegangen ist, für die er nicht (mehr) brennt, diese dann auch vorzeitig beendet.
...
Den Mut haben etwas zu wagen, eventuell auch zu scheitern, dann aber offen sein für eine neue Tür die sich öffnet...

Also ich bin gespannt, wie die nächsten Jahre für den jungen Mann verlaufen werden.
Volle Zustimmung Danke


[geteilt] Fällt Olympia 2021 aus ? - krebsan - 17.02.2021

(17.02.2021, 09:06)Gertrud schrieb: Der Ausfall bedeutet für Profi-Sportler auch das Setzen auf nur eine Karte und damit erhöhte finanzielle Einbußen. Ich wäre als Trainerin über eine solche Lösung jenseits der dualen Karriere nicht glücklich. Im Grunde hat ein solches Procedere auch sein Gutes, dass den AuA diese Tatsache massiv vor Augen geführt wird, wobei ich ihnen eine solche Erfahrung nicht wünsche. Auch wird damit untermauert, das man im Leben nicht drauflos wirtschaften, sondern Rücklagen für Notfälle bilden sollte.

Gertrud

Dual mag bis zu einem gewissen Grad gehen, heisst aber auch, dass man bei zwei eigentlich Vollzeitbeschäftigungen nicht voll bei der Sache ist. Für viele geht es nicht anders, aber wenn doch, dann ist das doch kein idealer Zustand. Insofern wäre es mir lieber, man würde vorübergehend, vielleicht für einen Olympiazyklus, voll auf die Karte Sport setzen. Aber auch genauso entschlossen danach abbrechen, wenn es nicht klappt, und man vom Sport nicht leben kann.
Aber natürlich sind das immer individuelle Entscheidungen.