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Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Druckversion

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+--- Thema: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung (/showthread.php?tid=1343)

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RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Atanvarno - 01.10.2015

Ich glaube, wir sind uns hier mehrheitlich einig, dass der Ausbildungsteil einer Karriere parallel mit dem Sport sinnvoll und nötig ist und auch von vielen geschafft werden kann.

Aufgabe der Verbände ist es, dem Athleten bei seinem Bemühen, diesen Teil der Karriere anzugehen, jede mögliche Unterstützung angedeihen zu lassen.

Ist aber die Ausbildung abgeschlossen, liegt alles weitere in der Hand des Athleten. Er kann sich entscheiden weiter auf den Sport zu setzen und die Fortführung seiner beruflichen Karriere auf später zu verschieben (aktuelles Beispiel Arne Gabius), oder er kann seine Leistungssportkarriere beenden und seine berufliche Karriere vorantreiben (aktuelle Beispiele Silvio Schirrmeister, Christiane Klopsch).

Den sich an die Ausbildung anschließenden Teil der beruflichen Karriere parallel zu einer Hochleistungssportkarriere optimal voranzutreiben halte ich für schwer bis unmöglich.

Können wir uns darauf einigen?


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Astra - 01.10.2015

Kann Linda Stahl Beruf (nicht Ausbildung) und Sport wirklich gut verbinden?
Es war schon auffällig, dass sie in diesem Jahr doch echte Problemem hatte, regelmäßig über 60m zu werfen.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Drizzt - 01.10.2015

(10.09.2015, 20:51)Atanvarno schrieb: Die guten Briten gehen an ein US-College Wink

Und danach?


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Astra - 02.10.2015

(01.10.2015, 23:00)Drizzt schrieb:
(10.09.2015, 20:51)Atanvarno schrieb: Die guten Briten gehen an ein US-College Wink

Und danach?
Das gilt aber auch für die deutschen Athleten. Was macht z.B. Hock nach seinem Abschluss?


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - lor-olli - 02.10.2015

Klären wir doch mal ein wenig ab…
Karriere ? Ob jemand "Karriere" macht, klärt sich in der Regel NACH der Ausbildung und je nach "Denke" gehört die Ausbildung dazu oder eben nicht (ist es keine Karriere wenn ich ein Studium abbreche um mich geschäftlich selbstständig "erfolgreich zu bereichern"?)

Die Frage der "beruflichen Karriere" muss man unabhängig vom Sport betrachten, viele machen eine Ausbildung, aber keine Karriere im Sinne von "beruflich aufsteigen", andere sind erfolgreich, obwohl ihre Biographie einige "Knicke" aufweist

Die entscheidende Frage müsste doch eher lauten: schafft es jemand parallel neben dem Leistungsport ein berufliches Standbein oder eine Ausbildung zu erhalten und nicht in Förderinstitutionen (Bundeswehr…) zu "parken". Ob jemand "Karriere" gemacht hat entscheidet sich doch nicht schon in der Ausbildung sondern erst nach Abschlüssen und eines beruflichen Werdegangs.

Eine andere Frage ist die nach der zeitlichen Probabilität bestimmter Kombinationen. Hätte eine Linda Stahl das Medizinstudium (inkl. Praktika, Laborzeiten etc.) UND ein Mehrkampftraining hinbekommen? Das ist auch eine Mentalitätsfrage, in Japan gibt es mehr als einen Marathonläufer die Vollzeit arbeiten und dennoch den Marathon in Spitzenzeiten absolvieren. Familienleben? Andere private Interessen? Wieviele Stunden hat die Woche und wieviel Schlaf braucht der Mensch? Wink

Und tun wir nicht so, als würde heutzutage eine Ausbildung allein eine Karriere garantieren - ich wurde neulich von einem ausgebildeten Juristen "kutschiert" (Na, jedenfalls könnte dieser Taxifahrer glatt mit einem Verkehrspolizisten über eventuelle Verkehrvergehen diskutieren)


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Atanvarno - 02.10.2015

(02.10.2015, 17:53)lor-olli schrieb: Das ist auch eine Mentalitätsfrage, in Japan gibt es mehr als einen Marathonläufer die Vollzeit arbeiten und dennoch den Marathon in Spitzenzeiten absolvieren.

Wen noch außer Yuki Kawauchi? Alle anderen japanischen Spitzenläufer (<2:10h) sind Berufsläufer in Firmenteams.
Kawauchi ist ein Beispiel für jemand, der einen Beruf ausübt, aber keine berufliche Karriere macht (damit kann man zufrieden und glücklich sein, keine Frage, aber um nochmal auf Schirrmeister zurückzukommen: der wollte eben nicht einfach Schalterdienst schieben, sondern berufliche Karriere machen)

Kjell-Erik Stahl wird auch immer gerne als Beispiel für die erfolgreiche Verbindung von Beruf und Leistungssport gebracht. Er ist auch so ziemlich der einzige, wo ich das gelten lassen kann - 2:10:38 (zu Zeiten, als das noch eine Weltklasseleistung war) und gleichzeitig leitender Manager bei Telia - besser geht es kaum.


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Drizzt - 02.10.2015

(02.10.2015, 16:34)Astra schrieb:
(01.10.2015, 23:00)Drizzt schrieb:
(10.09.2015, 20:51)Atanvarno schrieb: Die guten Briten gehen an ein US-College Wink

Und danach?
Das gilt aber auch für die deutschen Athleten. Was macht z.B. Hock nach seinem Abschluss?

Das war ja auch eine ernstgemeinte Frage von mir. Was machen die nach einem erfolgreichen Abschluß (unabhängig von der Nationalität)?
Was ist zB mit den ganzen Jamaikanern? Leben die alle von ihrem Sport? Oder die unzähligen US-Athleten? Machen die nur LA während ihrer Collegezeit?


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - matkob - 03.10.2015

Ein Beispiel aus einer anderen, in der Resonanz vergleichbaren Sportart, ist der Nordische Kombinierer Hannu Manninen, der ja nun absolute Weltklasse war. Er ist neben dem Sport Pilot geworden, musste/hat dann aber auch die Karriere schweren Herzens beendet - mit Comebackversuch - weil dieser anstrengende Job und der (Winter)Sport nicht ging.

Ich denke je nach Job, ist eine Doppelrolle möglich. Ein Spitzensportler könnte vermutlich Lehrer werden und als solcher in Teilzeit arbeiten (natürlich beides nur mit außerordentlichen Mühen) - aber Direktor, Stellvertreter, Koordinator u. Ä., also Karriere im engeren Sinne kann er auf keinen Fall machen. 


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Gertrud - 03.10.2015

Es hängt vieles eben von den äußeren Umständen ab, sprich Zeitaufwand für Anfahrten, mögliche Trainingszeiten usw.  

Entscheidend ist auch in vielen Fällen, dass man einen Fuß in die Tür setzt, wie Linda Stahl das gemacht hat.

Richtig ist sicherlich auh, dass nicht jeder Weltklasseathlet das Potential hat, auch im Beruf "Weltklasse" zu werden. 

Aus meiner Sicht ist sehr entscheidend, dass ein Athlet später nicht wehmütig zurückbleibt, weil er so gar nicht während so gar nicht an seine berufliche Zukunft gedacht hat. 

Man kann unsere Sportler nicht mit amerikanischen und jamaikanischen Verhältnissen vergleichen, weil es z. B. hier keine scholarships und Studienplätzgarantien für Sport gibt. In den USA gibt es wesentlich mehr Trainerstellen im universitären Bereich, die Theorie und Praxis koppeln.

Gertrud


RE: Duale Karriere - Leistungssport und Ausbildung - Atanvarno - 03.10.2015

(02.10.2015, 22:17)Drizzt schrieb: Oder die unzähligen US-Athleten? Machen die nur LA während ihrer Collegezeit?

Die meisten ja. Die, die weitermachen, leben manchmal unterhalb der Armutsgrenze bspw. in einem alten Wohnwagen.

Die Plätze in den Teams der Schuhfirmen sind auch nicht besonders gut bezahlt. Da bekommt man (wenn man nicht Rupp oder Ritzenhain heißt) ein kleines Grundgehalt und kann ein paar Stunden am Tag in einem Schuhladen arbeiten (bspw. im Brooks-Hansons Team ist das so). Karriere sieht anders aus.

Das ist ja einer der Gründe, warum Nick Symmonds so einen riesen Wind wegen des Sponsorenkonflikts mit Nike gemacht hat - weil "professionelle" Athleten absolut unterbezahlt sind.

Zitat:Adidas and Reebok have virtually left the sport. Hoka One One and Oiselle have come in recently, joining the likes of Asics and New Balance. But those companies sign fewer athletes than Nike, and according to Fleshman, Nike has responded to the lack of competition by offering less lucrative contracts.

“It’s become big bucks or poverty level for athletes,” says Fleshman. “The number of $30,000-to-$60,000 contracts has evaporated. Now it’s big money for stars and $15,000 for others, and I mean athletes on world championship teams. And there are very accomplished athletes getting just bonuses and travel expenses.”
Quelle

Zitat:There is wide variation across each event and within the highest rankings. In aggregate though, combining all T&F events:
  • Approximately 50% of our athletes who rank in the top 10 in the USA in their event make less than $15,000 annually from the sport (sponsorship, grants, prize money, etc.) and
  • Approximately 20% of our athletes in top 10 in the USA in their event make more than $50,000 annually.
  • Athletes outside of a top 10 USA ranking, other than some sprinters, milers, and distance runners, can expect to face very limited (if any) income support.
Quelle

Auch diese Athleten stehen immer wieder vor der Entscheidung: Will ich mir das weiter antun, oder nutze ich endlich meinen College-Abschluss und verdiene Geld?

Zeitgleich mit dem Spitzensport arbeitet auch da keiner Vollzeit mit Karriereambitionen.