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Ausdauertraining ohne Schnelligkeitsverlust - Druckversion

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Ausdauertraining ohne Schnelligkeitsverlust - LA2020 - 11.04.2014

Kennt jemand Studien, Berichte, Erfahrungen wie viel Ausdauertraining für einen Mehrkämpfer möglich ist ohne dabei einen Schnelligkeitsverlust zu erleiden?


RE: Ausdauertraining ohne Schnelligkeitsverlust - lor-olli - 17.04.2014

Ich kann da nur mit eigener Erfahrung aufwarten, die da in der Bilanz lautet: es lohnt sich für einen Zehnkämpfer nicht die Ausdauer, speziell für die 1500m, zu trainieren. Der mögliche Punktegewinn wird durch den Verlust an Schnellkraft sehr schnell "aufgefressen".

Steigerst Du beispielsweise deine 1500m Zeit um 5 Sekunden (5:00 auf 4:55) und verlierst 1/10 Sekunde über 100m (11,0 werden zu 11,1) hast Du in der Summe genau 6 Punkte gewonnen… Der Verlust an Schnellkraft wirkt sich aber unter Umständen sogar auf 8 oder 9 Diziplinen aus (wobei die 400m noch profitieren könnten).  Allgemein braucht auch ein Mehrkämpfer "Ausdauer", aber eher im Sinne von "Stehvermögen über 2 Tage", er muss in der Nacht gut regenerieren können, er muss die mentale Fähigkeit haben sich auch am Ende des zweiten Tages noch "quälen" zu können. (Ich empfand die 1500m immer als extrem...)

Die 1500m werden oft durch die Motivation mitentschieden - weißt Du einen Konkurrenten der ein geringfügig besserer 1500m Läufer ist als Du, Du aber liegst nach 9 Diziplinen 20 Punkte vor ihm… Es ist natürlich sinnvoll zu wissen wie schnell man die 1500m wirklich (maximal) laufen kann, auch um ein Gefühl für das Tempo zu haben (nur wenige Mehrkämpfer haben ein wirklich gutes Tempogefühl und eine gute Laufeinteilung, die meisten "laufen mit").

Selbstverständlich läuft man auch längere Strecken als den kurzen Sprint, aber eine wirklich Ausrichtung hin zum Ausdauertraining würde ich aus meiner Erfahrung nicht empfehlen. Die Frage ist auch, bist Du ein guter oder ein sehr schlechter Mittelstreckler (es gibt da ein paar echt fixe Jungs....) und könntest Du in der Summe von einer Steigerung im 1500m Lauf profitieren. Jeder (!) spricht auf das Ausdauertraining etwas unterschiedlich an, es wird auch immer etwas mittrainiert, die Dosierung musst Du aber schon individuell herausfinden. (Ich habe mal gezielt eine Winterlaufserie mitgemacht - immer so zwischen 4 und 8 km, gebracht hat es mir nicht viel...)


RE: Ausdauertraining ohne Schnelligkeitsverlust - Hinkebein - 17.04.2014

(17.04.2014, 07:59)lor-olli schrieb: Ich kann da nur mit eigener Erfahrung aufwarten, die da in der Bilanz lautet: es lohnt sich für einen Zehnkämpfer nicht die Ausdauer, speziell für die 1500m, zu trainieren. Der mögliche Punktegewinn wird durch den Verlust an Schnellkraft sehr schnell "aufgefressen".
Allerdings kann man durch kluges Training auch im Mehrkampf gute Zeiten über 800/1500m laufen. Auch im Mehrkampf geht die Tendenz zu schlankeren Athleten, mit besserem Last-Kraft-Verhältnis.  


RE: Ausdauertraining ohne Schnelligkeitsverlust - lor-olli - 17.04.2014

(17.04.2014, 08:44)Hinkebein schrieb: Allerdings kann man durch kluges Training auch im Mehrkampf gute Zeiten über 800/1500m laufen. Auch im Mehrkampf geht die Tendenz zu schlankeren Athleten, mit besserem Last-Kraft-Verhältnis.  

Der Typus hat sich definitv geändert, Athleten wie Kratschmer, Daley Thompson etc. werden selten. Thompson lebte von seiner exellenten Sprintschnelligkeit (100m in 10,36…) brauchte für die 1500 aber immer über 5 min Wink. Häufig lagen die Jungs im Ziel auch minutenlang platt am Boden, aber die Muskelmassen ließen eine 7,25 kg Kugel klein aussehen.... 
Ein Busemann war so mit der erste der zeigte, dass die "leichteren" Athleten in einigen Diziplinen durchaus Vorteile hatten und viele brachten einfach auch gute Ausdauervoraussetzungen mit (Busemann ist den Marathon schon in 3 Std gelaufen!). Das man Speer und Diskus nicht nur mit Masse, sondern vor allem mit Technik weit schleudert sieht man ja auch. (70m sind schon ein Wort und Behrenbruch ist auch nicht der Schwergewichtigste).

Die Tendenz geht eindeutig weg von Springer/Werfer gegen Sprinter/Springer Typen zu wahren Allroundern welche z.B. in einem Ashton Eaton kulminieren. Nicht einmal mehr im Kugelstoßen und Diskuswerfen ist er "schwach" und die 1500 läuft er auch noch gut. Auch Schrader ist so ein Typ, vielleicht körperlich leichter anfällig (oder liegt es am Training ...  Angel  ). die 1500m (noch mehr als die 800m) sind aber auch eine Frage des Talents, der Eignung. Wer hier nicht schon gute Ansätze zeigt, wird auch mit reinem Mittelstrecklertraining nie Top werden - lohnt es dann sehr viel Energie reinzustecken?

Aber es stimmt, heute traininert man anders, die reine Kraftarbeit ist anderen Inhalten und Methoden gewichen.

Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Was und wieviel Ausdauertraining man macht, hängt von mehreren Faktoren ab:
- wie ist die Ausgangssituation (schon guter "Lang"-Läufer?)
- wie umfangreich wird insgesamt trainiert (es gilt effektiv zu arbeiten, oft bringt eine gute Technik mehr als "mehr Muskeln"
- wie sieht die Belastbarkeit aus - bei den Umfängen eines Zehnkämpfers ist die Regenration genauso wichtig wie das Training und gerade Ausdauertraining kann "schlauchen"!
- wie wird kontrolliert und wer kontrolliert? Es gehört sehr viel Erfahrung dazu richtig zu dosieren.
- was ist das Ziel für die 1500m Zeit?

(Ich lief z.B. erst nach der aktiven Mehrkämpferzeit und einigem Marathontraining die 1500m in weniger als 4:45min)