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Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Druckversion

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RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - MZPTLK - 09.01.2016

Das deutsche Steuer-finanzierte Theater- und Opernunwesen ist weltweit einmalig, anachronistisch  und verfassugswidrig,
weil viele sowohl finanziell Schwache wie Desinteressierte die Erbauung von Privilegierten finanzieren müssen.

Ich würde an de Maizieres Stelle sagen:
Deutschland könnte mehr Medaillen holen, wenn ich als für den Sport zuständiger Bundesinnenminister die Voraussetzungen dafür schaffe.


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Pollux - 09.01.2016

(09.01.2016, 19:22)Robb schrieb:
(09.01.2016, 13:34)Pollux schrieb: PS: Was ja keinesfalls ausschließt, dass man sich sowohl im Opernhaus als auch beim Sport sehr gut unterhalten kann. Aber es geht nicht - und kann nicht - um die Frage der staatlichen Förderung von guter Unterhaltung durch Sport gehen.


Kann es nicht? Warum nicht? Theater als Unterhaltung ist förderungswürdig, Sport als Unterhaltung ist es nicht, diesen Widerspruch darf man nicht hinterfragen und sollte man in einem Artikel nicht klären?

Wäre eine Sportförderung legitim, in der das Spektakel regiert? Wo es also völlig legitim ist, dass Manipulation an der Tagesordnung ist. Weil trotzdem für beste Unterhaltung gesorgt ist. Die Frage lässt sich nur mit einem klaren Nein beantworten. Ein Sport verliert seine Förderungswürdigkeit, wenn wir der Manipulation und der Korruption nicht Herr werden. 

Folglich geht es notwendigerweise um höhere Ansprüche als um Unterhaltung. Wie üblicherweise auch in Bezugnahme auf die Frage, ob ein Land sich gute Theater leisten sollte.


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Robb - 09.01.2016

(09.01.2016, 20:03)Pollux schrieb: Wäre eine Sportförderung legitim, in der das Spektakel regiert? Wo es also völlig legitim ist, dass Manipulation an der Tagesordnung ist. Weil trotzdem für beste Unterhaltung gesorgt ist. Die Frage lässt sich nur mit einem klaren Nein beantworten. Ein Sport verliert seine Förderungswürdigkeit, wenn wir der Manipulation und der Korruption nicht Herr werden. 

Folglich geht es notwendigerweise um höhere Ansprüche als um Unterhaltung. Wie üblicherweise auch in Bezugnahme auf die Frage, ob ein Land sich gute Theater leisten sollte.

Manipulationen im Sport sind legitim? Das wird ja immer interessanter. Seltsamerweise findet man in dem Artikel kein Wort über Manipulationen im Sport und die Folgen für seine Förderungswürdigkeit. Wenn der Staat die Förderung für alle Bereiche einstellen würde, wo Korruption vorkommt, gäbe es keine staatliche Förderung mehr.
Falls es um höhere Ansprüche geht als um Unterhaltung, welche wären das? Kultur? Warum wird Popmusik dann nicht genauso gefördert wie Opernhäuser? Warum wird jede Eintrittskarte für die Staatsoper in Berlin mit mehr als 200 Euro subventioniert, eine Karte für die Rolling Stones aber mit Null Euro? Kultur ist nur, was Bildungsbürger dafür halten?


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - RalfM - 09.01.2016

Klare Worte tun gut. Ich finde Spitzensportförderung in den nicht vollständig kommerziell gesteuerten Sportarten (ist in D fast nur Fussi) grundsätzlich richtig und gut, weil von der Leistungsbereitschaft im Sport ein starker Vorbildcharakter auf sehr breite Teile der Gesellschaft ausgeht. Exzellenz im Sport heißt, dass man aus eigener Leistung möglichst gut sein will, dass man seine Konkurrenten im fairen Wettbewerb annimmt, und dass man auch verlieren kann. Kein Verlierer wird liegen gelassen. Vor allem: im Sport erwirbt man sich keine Leistung durch Zockerei. Der Sport in seinem Leistungsdenken war schon immer ein Spiegelbild der Gesellschaft, aber - und das ist ganz wichtig - bereichert um den britischen Gedanken des fair play.

Ich persönlich sehe einen wesentlichen Unterschied darin, ob jemand in einer breit akzeptierten Sportart exzellent ist, oder in einem Gesellschaftsspiel.

Und de Maiziere nimmt doch niemand mehr Ernst, oder?


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - lor-olli - 09.01.2016

Die Karikatur des Leistungsgedankens heißt T.d.M. Angel  - unabhängig davon führt er ein ganzes Ministerium an welches eben genau jenen Leistungssport, bzw. seine Finanzierung bestimmt…

Der Mensch ist Individuum, weswegen der Leistungsgedanke (als evolutionär-genetisch bestimmte Komponente des Überlebenswillens in Konkurrenz zu Gleichen bei allen höheren Lebewesen - Ameisen würden das Prinzip Leistungssport selbst bei ausreichender Interlligenz nicht verstehen…) nicht so einfach "auszurotten" wäre. Wir lieben und suchen den Vergleich, dass zeigt sich schon bei Kindern, die ein "kooperatives Spiel ohne Sieger und Verlierer" schnell langweilt, die Erfolgsaussicht auf ein "Tor" aber lange bei der Stange hält.

Der Leistungsgedanke / Leistungssport ist also per se nicht schlechtes, die Perversion seiner Organisationsstrukturen schon. Funktionäre die unter keinerlei "Leisungsdruck" Qualifikationsregeln für Sportler festlegen, den Rahmen von Wettkämpfen bestimmen etc. agieren oft ohne echte Kontrolle auf Lebenszeit. Der Sport wird in ein enges Regelkonzept gezwängt, Sportler werden kontrolliert (Doping, Leistung, Verträge) Funktionäre kontrollieren sich in aller Selbstherrlichkeit selbst (und brauchen dazu 5-Sterne Unterkünfte).

Kultur ist kein feststehender Begriff, Kultur ist das was wir über einen längeren Zeitraum darunter verstehen und verstehen wollen - und "jede Kultur" definiert das etwas anderes. Die kulturellen Begriffspräger enstammen in der Regel immer den dominierenden Schichten - sogar bei "Urwaldbewohnern". Unser Kulturbegriff ist nicht von den "arbeitenden Massen" definiert worden, sondern von den gesellschaftlichen Oberschichten der Vergangenheit für die körperliche Ertüchtigung nicht erstrebenswert schien (Was hätten die "alten Spartaner" dazu wohl gesagt?). Es ist also durchaus denkbar, dass in ein paar Generationen der Sport zur Kultur gerechnet wird, sofern er sich nicht selbst durch Auswüchse ad absurdum führt. Für die Ureinwohner von Hawai waren/sind die rituellen Kraftproben des Steinhebens (Natursteine, manchmal 150 kg und mehr und meist sehr unhandlich) durchaus mit der Leistung verbunden und trotzdem Kultur.

Wer Leistungssport nur über Medaillengewinnabsichten definiert und finanzieren möchte hat nicht den Sport im Sinn, hier geht es um die Befriedigung eines "unsportlichen Egos". Dienen Medaillen dem Sport, oder eher den "Unsportlichen" (Zuschauer, Politiker, Funktionäre)? Ein Sportler kann seine Leistung auch ohne Medaille einschätzen, ein Minister scheinbar nicht… (das gibt die rote Laterne Wink)


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Pollux - 10.01.2016

(09.01.2016, 20:26)Robb schrieb:
(09.01.2016, 20:03)Pollux schrieb: Wäre eine Sportförderung legitim, in der das Spektakel regiert? Wo es also völlig legitim ist, dass Manipulation an der Tagesordnung ist. Weil trotzdem für beste Unterhaltung gesorgt ist. Die Frage lässt sich nur mit einem klaren Nein beantworten. Ein Sport verliert seine Förderungswürdigkeit, wenn wir der Manipulation und der Korruption nicht Herr werden. 

Folglich geht es notwendigerweise um höhere Ansprüche als um Unterhaltung. Wie üblicherweise auch in Bezugnahme auf die Frage, ob ein Land sich gute Theater leisten sollte.


Manipulationen im Sport sind legitim? Das wird ja immer interessanter. Seltsamerweise findet man in dem Artikel kein Wort über Manipulationen im Sport und die Folgen für seine Förderungswürdigkeit. Wenn der Staat die Förderung für alle Bereiche einstellen würde, wo Korruption vorkommt, gäbe es keine staatliche Förderung mehr.
Falls es um höhere Ansprüche geht als um Unterhaltung, welche wären das? Kultur? Warum wird Popmusik dann nicht genauso gefördert wie Opernhäuser? Warum wird jede Eintrittskarte für die Staatsoper in Berlin mit mehr als 200 Euro subventioniert, eine Karte für die Rolling Stones aber mit Null Euro? Kultur ist nur, was Bildungsbürger dafür halten?


Ich kann mich nur wiederholen. Auch ein manipulativer Sport (d.h. ein Sport, in dem Doping freigegeben ist) könnte ja unterhaltsam sein. Das zeigt aber: die Unterhaltungsqualität ist kein Kriterium für die Förderungswürdigkeit des Sports. Ist das zu schwer zu verstehen? 

Wieso hängst du dich überhaupt an Unterhaltung als Kriterium auf. Schürmann sah die Sache von vorneherein komplexer. Zur Erinnerung: 

„Unsere Gesellschaft leistet sich eine vielfältige Theaterlandschaft. Die Frage, warum wir das tun, löst Stirnrunzeln aus. Dass wir es uns leisten, ist selbsterklärend. Wer das nicht versteht, der hat nicht gut verstanden, was ein gutes gesellschaftliches Leben ist. Vielfältig blühende Kulturlandschaften nützen nichts für das bloße Überleben, aber zu einem guten gesellschaftlichen Leben gehört Unterhaltung, gehören Orte der Besinnung, gehören Finger in den Wunden schlechter Zustände - was auch immer. Deshalb leisten wir uns, fraglos, eine Theaterlandschaft.“

Was ist also dein Problem? Dass die Stones nicht so subventionswürdig sind wie die Aufführungen der Staatsoper? Darum geht es nicht. Wenn ein Konzert der Stones subventioniert wird, aber stets bloß ein paar Doubles auftreten, würde das notwendigerweise die Förderungswürdigkeit tangieren. So wie ein Sport nur förderungswürdig ist, der wirklich den Namen Sport verdient. Also was anderes als Beschiss ist. Meine Güte.....


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - MZPTLK - 10.01.2016

Robb schrieb:Falls es um höhere Ansprüche geht als um Unterhaltung, welche wären das? Kultur? Warum wird Popmusik dann nicht genauso gefördert wie Opernhäuser? Warum wird jede Eintrittskarte für die Staatsoper in Berlin mit mehr als 200 Euro subventioniert, eine Karte für die Rolling Stones aber mit Null Euro? Kultur ist nur, was Bildungsbürger dafür halten?


Die Stones sind doch schon lange föderungs-bedürftig, weil Mick Jagger mit seinem lustlosen Gelalle
und die Gitarristen mit ihren Gichtkrallen ausm letzten Loch pfeifen,
ebenso wie ihr (Spiess-)Bürgerliches Geronten-Publikum. Teufel

Früher wurden die armen Schüler im Musikunterricht mit Joseph Haydn und Christoph Willibald Gluck traktiert und ins Theater geschleift(gähn),
dann wurden ihnen die Stones oktroyiert, später Techno und heute Huh


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Pollux - 10.01.2016

(10.01.2016, 11:07)MZPTLK schrieb: ...und heute Huh

und heute? 

MZ! 

In der linken Hand den Hammer - und im rechten Arm zwei Klaviere!


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - MZPTLK - 10.01.2016

Das gibt aber Dysbalancen.
Gertrud, zu Hülf!