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Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Druckversion

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RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Pollux - 11.11.2015

(11.11.2015, 12:26) Atanvarno schrieb:
(11.11.2015, 11:50)EsZet schrieb: [...]die Sportförderung lässt sich nun mal nur dauerhaft rechtfertigen, wenn auch sichtbare Ergebnisse ( ich vermeide den Begriff ERFOLG ) vorhanden sind.

Das kann man so sehen. Mann könnte aber auch wünschen, dass es eigentlicher Sinn der Sportförderung wäre, talentierten jungen Menschen zu ermöglichen ihr sportliches Potential auszuschöpfen, unabhängig davon, ob sie damit einen für die Medaillenzähler verwertbaren Erfolg erreichen.
Auch das wäre ein sichtbares Ergebnis.

Es gab mal einen LA-Funktionär, der meinte sogar:

„Aber junge Leute, die einmal Freude an der Unsicherheit im Wettkampf gewonnen haben und daraus inneren Nutzen ziehen, lassen sich nicht mehr in die Leistungsbürokratie zwingen. Das ist rum.“

http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/leichtathletik-wm/im-gespraech-dlv-vizepraesident-eike-emrich-die-leistungsbuerokratie-funktioniert-nicht-mehr-1840592-p2.html


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - gera - 11.11.2015

ich gebe Dir recht, Wlad , richtig urteilen könnten wir erst, wenn uns mal exakte Zahlen der Einnahmen und Ausgaben zugänglich wären, so zu sagen eine Bilanz.
Das wird aber bei den jetzigen Strukturen nie geschehen und so stochern wir da im Nebel herum.
Deshalb ja fordere ich die Organisation großer Sportorganisationen in der Art großer Wirtschaftsunternehmen.
Das ist wie bei vielen Streiks- solange ich nicht weis, wie viel eine Berufsgruppe verdient, kann ich mir gar kein Urteil über die Berechtigung des Streiks bilden.
Um noch mal über das Nachdenken der Verwendung der Finanzen konktret zu werden, - ich halte es nach wie vor für Unsinn, z.B.. auf Marktplätzen extra Wettkampfstätten für nur einen Wettkampf auf zu bauen.
Das nutzt nur der ausführenden Baufirma.


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - EsZet - 11.11.2015

@Atanvarno

In einer perfekten Welt hättest du sicherlich Recht. In der Realität entscheidet leider die Medaille über Zuschauerzahlen-Werbeeinnahmen-Sponsorengelder-Mitgliederzahlen der Vereine etc. Es entscheidet schlicht das allgemeine Interesse über die Attraktivität des Sports - nicht das spezielle...


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - RalfM - 11.11.2015

(11.11.2015, 11:56)W. Kronhard schrieb: Nur aus Neugier und Überblicklust wird es mich interessieren, was mein Staat mit dem Sport so wirklich treibt. Oder habe ich als Burger (gehöre nicht zu PEGIDA oder CDU) kein Recht dazu?

Du stellst zur Schau, dass Du ein Sowjetbürger bist, der das System des Staates, in dem Du lebst, und an den Du Forderungen stellst, noch nie verstanden hat.

Der Sport wird in der westlichen Welt (tschuldi, dass ich in meiner Ohrfeige so weit aushole, aber ich tus trotzdem) nicht vom Staat organisiert. Natürlich sind bei großen Vorhaben staatliche Zuschüsse notwendig, aber die müssen sich die Verbände in Selbstständigkeit erarbeiten. Wie freihändig das staatsunabhängig funktioniert, sobald genug Geld verfügbar wird, sieht man ja gerade im Fußball. Der Staat ist nur dafür da, in diesem freien Spiel auf die Einhaltung der Regeln zu achten, notfalls mit juristischen Sanktionen.


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - W. Kronhard - 11.11.2015

Du musst mich nicht belehren, kläre einfach durch zahlen auf.
Merk dir nur bitte, dass ich nur die Deutsche Staatsangehörigkeit mir einem Heimkehrerschein habe. Soweit klar.

Ich habe dich so verstanden dass der DLV privat finanziert wird, nur irgendwann mit viel Glück staatliche Zuschüsse aus Steuergeldern kriegt. Sehr interessant!!!! dann sag mal wie viel im letzten Jahr DLV privat bekommen hat und wie viel vom Staat. Diese Zahlen gehören doch zu der demokratischen Transparenz. 
Mach es einfach und deutlich.
Ich mag immer alles sehr konkret und ohne auszuholen, tschuldige.

Und ich stelle keine Forderungen an den Staat. Habe aber lange enorme Steuersummen bezahlt.


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Pollux - 09.01.2016

"Im Kalten Krieg, und aktuell unter dem für Spitzensport zuständigen Bundesinnenminister Thomas de Maizière reanimiert, ist die zentrale Antwort auf das Warum der öffentlichen Sportförderung: Wir fördern den Spitzensport, damit das dadurch ermöglichte Ausmaß an sportlichen Erfolgen unsere Nation repräsentiert respektive sie als Sieger der sportlichen Schlacht der Nationen/Systeme hervorgehen lässt. Bei dieser klassischen Antwort ist nicht einmal klar, wie sie überhaupt ein Hinweis auf den Sinn einer Selbstzweckstruktur sein könnte. Heutzutage dürfte, anders als Anfang des 19. Jahrhunderts zu Zeiten der frühen Turnbewegung, jede Anrufung der Nation als sinnstiftende Instanz ein Rückfall in einen fatalen Nationalismus sein. In einer faktisch bestehenden Weltgesellschaft muss man schon sehr viel Phantasie aufbringen, um der Konstruktion „Wir fördern den Spitzensport, weil wir den Spitzensport fördern (wollen) - dies geschieht im Dienste der Nation“ einen plausiblen oder gar positiven Sinn abzugewinnen."

http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/sport-im-dienst-der-wuerde-13993153.html


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - lor-olli - 09.01.2016

Kaum gönnt man sich mal ein paar Tage digitale Abstinenz… Rolleyes

“Heutzutage dürfte …jede Anrufung der Nation als sinnstiftende Instanz ein Rückfall in einen fatalen Nationalismus sein.“

Meine Prämisse lautete eher: Haben wir diesen Nationalismus jemals überwunden? Zwei Weltkriege, eine gescheiterte “sozialistische Nation auf deutschem Boden“ später taumeln die Anhänger von Pegida und Co. (und der großen Zahl ihrer leise auftretenden Anhänger!) immer noch tumb einer Fahne hinterher - viel mehr sinnstiftende Identität bringen sie nicht zusammen - Fahnenschwenken scheint leichter als Nachzudenken.

“In einer faktisch bestehenden Weltgesellschaft muss man schon sehr viel Phantasie aufbringen, um der Konstruktion „Wir fördern den Spitzensport, weil wir den Spitzensport fördern (wollen) - dies geschieht im Dienste der Nation“ einen plausiblen oder gar positiven Sinn abzugewinnen.“

Wir fördern vor allem den Glauben an die “Elite“, denn ein egalitäres System dient “uns“ (der Elite) nicht. Ein Sieger nimmt Vorrechte aufgrund seines besonderen Leistungsvermögens in Anspruch > das geht bei den meisten Menschen durch. Wie aber stehen wir zu der Selbstbetrachtung, dass Politiker, die pekuniäre Oberschicht, “Medienstars“ sich auch ohne besonderen Leistungsnachweis zur Elite rechnen? Oder ist ihre bloße Existenz als solche der Nachweis? Geht durch?

Schürmann rüttelt an einer ganz zentralen Frage des spitzensportlichen Selbstverständnisses (tritt in anderen Sportarten noch viel krasser auf, zum Beispiel beim Balltreten), aber zugleich wage ich die Behauptung, dass ein T.d.M. ihn genauso ignorieren würde, wie er scheinbar alles außer seiner Selbstdarstellung ignoriert. Fatal hieran ist vor allem, dass er sich zurecht nicht allein weiß oder fühlt…





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RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Robb - 09.01.2016

<p>Ich finde den Artikel extrem schlecht, nachdem de Maiziere die Antwort auf die Frage nach dem Warum der Spitzensportförderung aus der Zeit des Kalten Kriegs "reanimiert" hat, ergibt sich die logische aber unbeantwortete Frage, wie die Antwort denn nach dem Kalten Krieg aber vor der Reanimierung lautete? Außerdem, warum ist es selbsterklärend, wieso wir uns staatlich subventionierte und hochdefizitäre Theater/Opernhäuser leisten? Er beantwortet dies mit dem Wunsch nach gutem gesellschaftlichen Leben und Unterhaltung, ignoriert aber die Frage, wieso Spitzensport nicht als Unterhaltung gelten soll, usw...</p>


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Pollux - 09.01.2016

Ich finde diese Bewertung extrem oberflächlich. 

Das Ende des Kalten Krieges bedeutet nicht das Ende bestimmter Denkmuster. Sie bleiben bisweilen wirksam, selbst wenn sie niemand mehr zur Sprache bringt. Und selbst dann, wenn der Wettbewerb um die größte Medaillenanzahl einer vehementen Kritik ausgesetzt ist. Dies war oft der Fall. Nun jedoch tritt ein Minister wieder die Flucht nach vorne an. Das interpretiert Schürmann offensichtlich als Wiederkehr der alten Denkmuster. Absolut nachvollziehbar, wie ich finde. 

Wenn Politik nicht nur im Dienst der Sicherstellung des Überlebens, sondern des guten Lebens steht, ist das nicht rechtfertigungsbedürftig. Sondern selbsterklärend!!! 
Theater und Opernhäuser sind Teil der Kultur. Und auch der Sport ist Teil der Kultur. Theater, Opernhäuser und Sport sind somit gleichzeitig mehr als bloße Unterhaltung. Sie sind – dem Anspruch nach- Teil einer gesellschaftlichen Selbstvergewisserung. (Über Werte, Prinzipien, etc) In diesem Sinn erkennt Schürmann im Sport offensichtlich einen Mehrwert. (Und hat ein paar sehr plausible Kriterien benannt) Was übrigens selten anders gewesen ist bei denen, die den Sport schon immer zur Kultur zählten.

PS: Was ja keinesfalls ausschließt, dass man sich sowohl im Opernhaus als auch beim Sport sehr gut unterhalten kann. Aber es geht nicht - und kann nicht - um die Frage der staatlichen Förderung von guter Unterhaltung durch Sport gehen.


RE: Thomas de Maiziere: Deutschland muss mehr Medaillen holen - Robb - 09.01.2016

(09.01.2016, 13:34)Pollux schrieb: PS: Was ja keinesfalls ausschließt, dass man sich sowohl im Opernhaus als auch beim Sport sehr gut unterhalten kann. Aber es geht nicht - und kann nicht - um die Frage der staatlichen Förderung von guter Unterhaltung durch Sport gehen.

Kann es nicht? Warum nicht? Theater als Unterhaltung ist förderungswürdig, Sport als Unterhaltung ist es nicht, diesen Widerspruch darf man nicht hinterfragen und sollte man in einem Artikel nicht klären?