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Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 (Hartmann DR 20,02) - Druckversion

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RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - Atanvarno - 04.07.2023

(04.07.2023, 18:09)Befürworter schrieb: Es vergessen mal wieder einige, dass es um Leistungssport und attraktive Wettkämpfe für die Öffentlichkeit geht, wenn unsinnige Forderungen wie eine Streichung der B-Normen und Vorkämpfe am Freitag aufgestellt werden. Wer bspw. keine 55,65 s über 400 Meter laufen kann, hat bei einer Deutschen Meisterschaft nicht das Geringste verloren. Eine solche Zeit sind dieses Jahr 1254 Frauen weltweit und 25 Niederländerinnen gelaufen. Wenn man alle Wettbewerbe aufblähen würde, um unbedingt noch mehr am Ende weit abgeschlagene Leute am Start zu haben, würde man jede Attraktivität für eine Fernsehübertragung zerstören.

Zwänge jemand das Fernsehen die Vorkämpfe am Freitag zu übertragen? Da täte es auch ein Livestream vom DLV.

ARD und ZDF können sich doch weiterhin die Highlights am Samstag und Sonntag rauspicken, wie sie das jetzt schon tun, wenn sie Finalentscheidungen ohne bekannte Stars komplett ignorieren


RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - Diak - 04.07.2023

(04.07.2023, 18:09)Befürworter schrieb: Es vergessen mal wieder einige, dass es um Leistungssport und attraktive Wettkämpfe für die Öffentlichkeit geht, wenn unsinnige Forderungen wie eine Streichung der B-Normen und Vorkämpfe am Freitag aufgestellt werden. Wer bspw. keine 55,65 s über 400 Meter laufen kann, hat bei einer Deutschen Meisterschaft nicht das Geringste verloren. Eine solche Zeit sind dieses Jahr 1254 Frauen weltweit und 25 Niederländerinnen gelaufen. Wenn man alle Wettbewerbe aufblähen würde, um unbedingt noch mehr am Ende weit abgeschlagene Leute am Start zu haben, würde man jede Attraktivität für eine Fernsehübertragung zerstören.

in Bezug auf das Niveau über 400m hast Du natürlich recht. Die Forderungen nach Vorkämpfen und athletengerechten Meisterschaften sind aber mitnichten Unsinn, sondern elementar für die Weiterentwicklung unserer Sportart. Du sprichst von aufblähen? Die Meisterschaft ist in den letzten Jahren massiv geschrumpft worden, zahlreiche Athlet:innen verprellt, die ihre Kinder später weniger wahrscheinlich zur Leichtathletik bringen werden, die als Aushängeschilder den Vereinen und Verbänden fehlen, die als Multiplikatoren fehlen.
Ja, schlechte Felder sind unattraktiv für Fernsehzuschauer. Aber schlecht sind die Felder nicht, weil sie zu groß wären, sondern weil das Niveau der Leichtathletik in Deutschland in den letzten Jahren immer weiter eingebrochen ist und die Verbandsspitze alles ihr Mögliche dafür tut, diesen Einbruch immer weiter zu verstetigen.


RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - frbcrane2 - 04.07.2023

(04.07.2023, 18:09)Befürworter schrieb: Es vergessen mal wieder einige, dass es um Leistungssport und attraktive Wettkämpfe für die Öffentlichkeit geht, wenn unsinnige Forderungen wie eine Streichung der B-Normen und Vorkämpfe am Freitag aufgestellt werden. Wer bspw. keine 55,65 s über 400 Meter laufen kann, hat bei einer Deutschen Meisterschaft nicht das Geringste verloren. Eine solche Zeit sind dieses Jahr 1254 Frauen weltweit und 25 Niederländerinnen gelaufen. Wenn man alle Wettbewerbe aufblähen würde, um unbedingt noch mehr am Ende weit abgeschlagene Leute am Start zu haben, würde man jede Attraktivität für eine Fernsehübertragung zerstören.
Ich weiß nicht, was du mit dem Vergleich mit NED bezwecken wolltest, aber die niederländischen Meisterschaften sind ein denkbar schlechtes Beispiel. Die Niederländer hatten letztes Jahr bei den Meisterschaften Vorläufe über 400m, Manon Stringa lief im ersten Vorlauf 62,04s PB (nur im zu verdeutlichen, mit welchem Leistungs-Niveau man vom Verband zugelassen wurde).
Deutsche Meisterschaften sollten in erster Linie der Jahreshöhepunkt für die meisten Athleten sein, das hat der DLV seit Jahren vergessen. Wenn es um attraktive Wettbewerbe für die Öffentlichkeit ginge, müßte man konsequenterweise die Hälfte der Disziplinen streichen. Dreisprung Männer ist attraktiv? Kugelstoßen Männer? Hochsprung Frauen? Weitsprung Männer? 100m Hürden Frauen...
Wenn man keine abgeschlagenen Teilnehmer will, müßte man Klosterhalfen in Hochform alleine laufen lassen.


RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - Jonny - 04.07.2023

(04.07.2023, 18:16)Atanvarno schrieb:
(04.07.2023, 18:09)Befürworter schrieb: Es vergessen mal wieder einige, dass es um Leistungssport und attraktive Wettkämpfe für die Öffentlichkeit geht, wenn unsinnige Forderungen wie eine Streichung der B-Normen und Vorkämpfe am Freitag aufgestellt werden. Wer bspw. keine 55,65 s über 400 Meter laufen kann, hat bei einer Deutschen Meisterschaft nicht das Geringste verloren. Eine solche Zeit sind dieses Jahr 1254 Frauen weltweit und 25 Niederländerinnen gelaufen. Wenn man alle Wettbewerbe aufblähen würde, um unbedingt noch mehr am Ende weit abgeschlagene Leute am Start zu haben, würde man jede Attraktivität für eine Fernsehübertragung zerstören.

Zwänge jemand das Fernsehen die Vorkämpfe am Freitag zu übertragen? Da täte es auch ein Livestream vom DLV.

ARD und ZDF können sich doch weiterhin die Highlights am Samstag und Sonntag rauspicken, wie sie das jetzt schon tun, wenn sie Finalentscheidungen ohne bekannte Stars komplett ignorieren

Mit einem Livestream verdient der DLV aber kein Geld. Und Fernseheinnahmen sind ein häufig stark unterschätzter Teil, die sind nicht gering.


RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - menarfin - 04.07.2023

Ich wuerde mal behaupten den meisten TV-Zuschauern ist es egal ob ein 400m-Rennen in 45 Sekunden oder in 60 Sekunden zuende ist solange es spannend, also eng ist. Da kann der erste Weltrekord laufen (was die wenigsten Zuschauer am TV wissen duerften ohne dass man es ihnen sagt), wenn die Leute alle im Abstand von mehreren Sekunden reintroepfeln ist es langweilig. Das aber waere Aufgabe des Veranstalters die Felder so zu gestalten dass es interessant wird. Beim DLV kann dieser sogar die Athleten direkt beeinflussen. Leider funktioniert die Sache schon seit Jahrzehnten an keiner Ecke der Geschichte. Deswegen steht die Leichtathletik als ganzes da wo sie heute steht, und sie steht auch zurecht dort wo sie steht.

In den Landesverbaenden sieht die Geschichte ja auch nicht besser aus, es ist ja auch nicht nur die Schuld des DLV. Und auch nicht nur der Verbaende insgesamt, auch was bei einigen Vereinen so als Wettkampf angeboten wird... Das war schon teilweise schlimm als ich noch aktiv war und heute ist das eher schlimmer geworden. Wobei der Schritt von der Lichtschrankenzeitmessung weg zur verpflichtenden Videozeitmessung da einige Sportfeste ausgesiebt hat. Ob das nun besser ist dass sie garnicht stattfinden sei mal dahingestellt, so eine Uhr kostet ja auch ne Kleinigkeit.

Mein Verein ist immerhin in der Situation eine eigene Uhr zu besitzen. Morgen darf ich deswegen die Zeitnahme machen im Nachbarort wo EIGENTLICH der Landesverband die Zeitmessung machen wollte, aber kurzfristig abgesagt hat. Immerhin findet ein Sportfest statt. Dafuer muss man inzwischen schon fast dankbar sein. Aber auch das ist leider wieder nicht der Verdienst des Verbandes.

Es wird an der Basis UND an der Spitze ueberall vergeigt.


RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - Reichtathletik - 04.07.2023

Die Gegenargumente wurden hier schon genannt: Vorkämpfe müssen nicht ins TV, man könnte mit ihrer Hilfe die Felder sogar noch geringer bekommen in der Finalsession, weil der Rest vorher abläuft. Der Stream kostet Geld, das tut er aber auch bei U23 Meisterschaften umd die entstehenden Kosten bekommt man durch zusätzliche Meldegelder und ggf mehr verkauften Tickets wieder rein.
Man darf auch nicht vergessen, dass ein entscheidender Anteil der Einnahmen für den DLV Mitgliedsbeiträge sind, sprich es müssen mehr Leute in die Vereine. Dafür müssen mehr Leute Bock auf Leichtathletik haben oder behalten. Das geht nicht, indem allen ab Platz 12 der Bestenliste keine Perspektive geboten wird. Viele beklagen die krasse zweiklassen Gesellschaft: die einen dürfen nicht zur DM, die anderen bekommen Sportförderung und Sonderstartrecht.

Das Argument: Leistung muss zählen und Meisterschaften brauchen ein Mindestniveau lasse ich gelten. Die Frage muss aber erlaubt sein, wie man das Niveau heben will? Sicher nicht, indem man sich nur auf die wenigen konzentriert, die das Niveau haben. Wir kommen dann wieder an den Punkt an dem man sagen müsste: Geld eigentlich nicht da investieren, wo schon starke Vereine und Stützpunkte sind, sondern dort wo bislang keine sind.


RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - Reichtathletik - 04.07.2023

(04.07.2023, 17:17)frbcrane2 schrieb:
(03.07.2023, 19:59)markus-jonda@gmx.de schrieb: Immer wieder landen wir bei den Themen gehäufte Verletzungen, Trainingssteuerung, Trainingsinhalte, Gesundheitsvorsorge und Rekonvaleszens.
Das hat zwar nur indirekt mit der Aktiven-Mannschaft zu tun, aber in der Jugend fängt es schon an. Der DLV zwingt seine U20-Athleten dazu, Ende Juni bei der Gala in Mannheim in Topform zu sein, dann nochmal vier Wochen später bei den U20-Meisterschaften und drei Wochen später in Jerusalem sollen sie Medaillen holen. Die großen schaffen es nicht, zweimal in vier Wochen in Eugene und München in Topform zu sein, aber vom Nachwuchs erwartet man es dreifach?
Die Prioritäten beim DLV liegen völlig falsch, das Prestige der Juniorengala ist wichtiger als eine sinnvolle Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt, solche zweifelhaften Entscheidungen sind seit Jahren Standard. Meisterschaften Anfang Juni, um Fußball auszuweichen, Zeitpläne werden kurzfristig geändert, weil die Sender es wollen, und wenn die Strategie unausweichlich schief geht, schiebt man es auf die Sportler.

Tatsächlich eigentlich sogar viermal, weil wer vor Mannheim keine Topleistung erbracht hat, wird dort gar nicht erst eingeladen.


RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - longbottom - 04.07.2023

(04.07.2023, 19:16)menarfin schrieb: Ich wuerde mal behaupten den meisten TV-Zuschauern ist es egal ob ein 400m-Rennen in 45 Sekunden oder in 60 Sekunden zuende ist solange es spannend, also eng ist. [...] Das aber waere Aufgabe des Veranstalters die Felder so zu gestalten dass es interessant wird.  
Ersteres glaube ich nicht. Klosterhalfens DM-Rekordlauf über die 5000m war ein absolutes Highlight in der jüngeren DM-Geschichte, und in ihrer Nähe war weit und breit keine Andere zu sehen. Wäre sie eine Minute langsamer und das Rennen enger gewesen, hätte das bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit erzielt. Oder international betrachtet: Warholms Rennen oder die Stabhochsprünge von Duplantis ziehen, selbst wenn sie der Konkurrenz meilenweit enteilt sind. Und sorry, aber hier im Forum sind doch die Ersten, die das niedrige Niveau beklagen, wenn z.B. ein DM-Titel über 400m mit 46+ weggeht. Da kann das Rennen noch so spannend gewesen sein.

Und das Zweite ist dann halt auch nicht so einfach. Ein Meeting kann sich die Felder vielleicht so zusammenstellen, dass spannende Duelle erwartet werden können. Eine Meisterschaft muss nehmen, was da ist. Und wenn z.B. Krafzik deutlich schneller als die nationale Konkurrenz ist, dann ist das so.


RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - Reichtathletik - 04.07.2023

Ich kann mir die Konkurrenz aber auch nicht schnitzen. Wenn Bayern das erste Pokalspiel macht wird das Fernsehen es wieder zeigen, 90+ Minuten, fast solange wie Leichathletik. Das Niveau wird auf einer Seite überschaubar sein und die Spannung in der Regel ebenso. Und dennoch hoffen viele, dass es vielleicht eine Überraschung gibt.
So läuft Sport: Wir wollen Helden, Helden die Scheitern und knappe Duelle. Es gibt nicht immer alles aber gerade die Leichathletik kann sehr wohl alles in 90 Minuten haben. Ein enges Duell sagen wir im Stabhoch der Frauen auf überschaubaren Niveau (Zweitligisten gegeneinander), eine Machtdemonstration von z.B. Hartmann über 200m (Bayernspiel), eine Wachablösung? (Weitsprung Frauen), einen scheiterten Helden (ich nenne das naheliegende Beispiel hier nicht)...


RE: Deutsche Meisterschaften 2023 - Kassel, 06.-09.07.2023 - menarfin - 04.07.2023

Es ist ja wohl auch in der Verantwortung des Verbandes die Leute so zu foerdern dass man sich praesentieren kann. Dass sich die Leute verletzen oder sonstwie gerade ausser Form sind oder aus anderen Gruenden gerade keinen Bock haben liegt auch dort im Verantwortungsbereich. Wenn man mal Disziplinen hat die von einem Athleten dominiert werden: Geschenkt, das ist dann auch eine gute Show (wenn man sie drauss macht natuerlich).

Aber ich glaube du ueberschaetzt das Wissen von neutralen Zuschauern ueber unsere Disziplin. Das ist schon laengst kein Allgemeinwissen mehr ob man beim Weitsprung jetzt einen guten Versuch mit 5m macht oder mit 9m. Da koennte jemand 10m springen, aber ein neutraler Zuschauer wuesste erst dass das gut ist wenn es ihm der Kommentar auch erzaehlt.

Beim Fussball ist das zwar generell anders weil dort mehr Allgemeinwissen zu finden ist (einfach schon weil man es staendig sieht), aber selbst dort wuessten schon viele der zahlreichen Zuschauer nicht ob das was der Typ da unten treibt jetzt ein super Dribbling ist oder ob das einfach dummes Zeug war wenn man es ihm nicht erzaehlen wuerde. Allerdings ist das natuerlich beim Fussball auch einfacher zu machen weil man eigentlich nur gucken muss wo der Ball sich gerade rumtreibt. Den Ueberblick ueber den ganzen Platz haben schon nur noch eher wenige Zuschauer und etwas damit anfangen koennen noch weniger. Bei der Leichtathletik ist das nicht so einfach. Wenn du da nur guckst wo sich der Ball gerade herumtreibt wird das vermutlich ein eher langweiliger Abend ;-)

Schlussendlich muss die Leichtathletik endlich wieder dahin kommen dass die Veranstaltung als ganze attraktiv wird fuer neutrale Zuschauer. Das wird sicher nicht ganz einfach, und es wird vermutlich auch in manchen Disziplinen ziemlich schmerzhaft, aber unter dem Strich ist es generell in jedem Sport halt so dass man das Geld nicht dafuer bekommt dass man guten Sport zeigt sondern dafuer dass sich viele Leute angucken wollen dass man Sport macht.