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DVZ und Reaktivkraft - Druckversion

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RE: DVZ und Reaktivkraft - W. Kronhard - 30.04.2015

(30.04.2015, 13:53)MZPTLK schrieb:
(29.04.2015, 16:58)omega schrieb:
(29.04.2015, 13:29)MZPTLK schrieb: Laufsprünge sind sprintspezifischer als Sprungläufe.
Wie muss ich mir denn die Laufsprünge bewegungstechnisch vorstellen?
Sprungläufe kenne ich.
Du musst garnix.
Höchstens müssen.

Bei Laufsprüngen ist die KSP-Bahn flacher(Horizontal Mechanics).
Sinn, Zweck und Ausführung:
- Druckverbesserung vom Vorderfuss her
- Vorlage, vermeiden, auf die Sch.... zu fallen
- Schrittverlängerung, ziehende Bewegung(HM)
- Starkes Unterstützen durch die oberen Antriebe
- Bewegende und bewegte Hüften
- Gleichgewichtssin. ausbalancierte, ruhige Schwebephase
- usw.

Eher was für Fortgeschrittene.
Kann man hintereinander machen oder aus dem Lauf - in den Lauf.
Tempo, Frequenz und Schrittlänge kann/sollte man variieren.
Ausführung mit geeigneten Schuhen, keine Spikes.
Weniger harte Böden sind anzuraten.

Habe ich alles irgendwo ausm Gehirn geklau(b)t.

Da die schlaue Forschung festgestellt hat, dass man an der Frequenz gaaaanz wenig machen kann,
klappen schnellere Zeiten nur über Schrittverlängerung.
Sorry, ist nur meine Laien-Lehr-Meinung.

Ob das was mit Lombardei, DVZ, Reaktivkraft, Hüfthammer oder sogar Straddle zu tun hat?
Ich habe keine Ahnung.

Dueinfachma(chen) und Olympiasieger werden.

Hervorragend lieber MiZiPiTiLiK,

Dafür verleihe ich hiermit einen, nein mehrere, Professortitels!!!

Habe schon immer gesagt: Gute Logik ersetzt viel gelerntes Wissen!!!

Erfreu mich weiter so!!!!


RE: DVZ und Reaktivkraft - W. Kronhard - 30.04.2015

(30.04.2015, 15:53)Gertrud schrieb:
(30.04.2015, 13:36)W. Kronhard schrieb:
(30.04.2015, 08:45)gera schrieb: egal, ob Reaktivkraft trainierbar ist oder nicht, bei allen von mir gelesenen wiss.Betrachtungen darüber sind für die Nutzung der Reaktivkraft eine max. Zeit von 0,2 sec.genannt.
Also - und das war meine ursprüngliche Feststellung - kann der Straddle  die Reaktivkraft nicht nutzen.
Es kann natürlich auch sein, dass alle Sportwissenschaftler wieder falsch liegen.Wink

Wir versuchen die gar nicht zu beachten, und aus unseren Bewegungen soweit wie möglich auszuschliessen . Wir sind auch so reaktiv genug.Fahne

Der Stabhochsprng ist sicherlich auch ein Sonderfall, weil die Kontaktzeiten weit unter denen der übrigen Sprünge und auch der üblichen Dropjumps in der Normalausführung liegen. Deshalb halte ich es auch für sehr gut, wenn man disziplinübergreifende Kenntnisse hat.

Gertrud

Nee Gertrud,

das tue ich auch im Dreisprung, Weitsprung und Hochsprung. Dafür sind neue Techniken nötig. 

Gruß


RE: DVZ und Reaktivkraft - MZPTLK - 30.04.2015

(30.04.2015, 18:01)W. Kronhard schrieb: Hervorragend lieber MiZiPiTiLiK,

Dafür verleihe ich hiermit einen, nein mehrere, Professortitels!!!

Habe schon immer gesagt: Gute Logik ersetzt viel gelerntes Wissen!!!

Erfreu mich weiter so!!!!
Danke!

Hast Du eigentlich schon meine Kontonummer, um die vielen Professorengehälter zu überweisen?

Du hast es erkannt, ich habe keine Ahnung, mache alles nur mit der Birne.

Wenn ich Dich weiter erfreuen soll, musst Du aber Vergnügungssteuer zahlen!


RE: DVZ und Reaktivkraft - W. Kronhard - 30.04.2015

Aber ein Schuft bist Du auch noch  Thumb_upFahne


RE: DVZ und Reaktivkraft - icheinfachma - 01.05.2015

(30.04.2015, 17:42)La Vicu schrieb: (...) „stabilen Querbrücken“! Letzteres sind Aktin-Myosinverbindungen, die auch bei fehlender Innervation bestehen und u.U. zur Ruhespannung (zusätzlich zu den in der Wirkung parallel geschalteten Titinfilamenten) beitragen bzw. dies gerade wegen der fehlenden Innervation tun, weil jetzt die Wirkungskette Innervation –> Ca-Freisetzung –> Aktivierung der ATPase –> ATP-Spaltung -> Lösen der Querbrücken unterbrochen ist.

Das ist jetzt aber sehr weit hergeholt. Stabile Querbrücken sind typisch für glatte Muskulatur (z.B. Tunica media der Blutgefäße), um ohne Energieverbrauch lange Zeit eine Spannung aufrecht zu erhalten. Das passiert nicht durch eine fehlende Innervation (die führt an sich nur zur Entspannung), sondern durch enzymatische Prozesse.

Der Ruhetonus der Skelettmuskulatur hingegen wird durch Titin und die innvervationsbedingte Dauerkontraktion der Arbeitsfasern bedingt. Durch die Innervation kann der Ruhetonus gut reguliert werden, Einfluss haben zum Beispiel Stress, geistige Entspannung, Temperatur u.a.

Anfangs hast du geschrieben, nur das Titin sei verantwortlich, jetzt bist du schon bei stabilen Querbrücken angekommen. Du wandelst deinen Standpunkt während der Argumentation.


RE: DVZ und Reaktivkraft - La Vicu - 01.05.2015

In einem Post vom 29.04.2015 bat ich um Definitionen zu den Begriffen Reaktivität und Reaktivkraft. Um die Debatte in Gang zu setzen, schlage ich folgende Begriffsbestimmungen als Diskussionsgrundlage vor:


Reaktivität
(in der sportlichen Bewegungslehre) meint die Fähigkeit eines Körpers, eines Körperabschnittes, eines Muskelsehnenkomplexes und / oder des gesamten aktiven Bewegungsapparates (einschließlich des Zentralnervensystems) einen von außen einwirkenden Kraftstoß zu speichern und zielgerichtet modifiziert wieder nach außen abgeben zu können. Reaktivität wird quantifiziert durch die Betragsdifferenz zwischen dem einwirkenden und dem freigesetzten Kraftstoß.


Als „Reaktivkraft“ bezeichnet man im Dehnungsverkürzungszyklus (DVZ) den Kraftstoß (F*t) der sich aus der „Entladung“ einer durch einen Dehnungskraftstoß vorgedehnten Muskelsehneneinheit ergibt.
- Biomechanischer Sinn des DVZ ist es, durch einen fließenden Übergang vom Dehnungskraftstoß zum Reaktivkraftstoß für letzteren eine möglichst große Anfangskraft zu gewinnen und somit in dem zur Verfügung stehenden Beschleunigungszeitraum  (bzw. längs des zur Verfügung stehenden Beschleunigungsweges) einen möglichst großen Kraftstoß zur Verfügung zu haben.
- Muskelfunktionelle Bedingung: Die durch den Dehnungskraftstoß gewonnene Energie wird im Muskelsehnenkomplex gespeichert und zwar vorwiegend in den Myosinhälsen (engl. sprach. Term: „myosin tail“) der geschlossenen Aktin-Myosin-Querbrücken.
- Neurophysiologische Voraussetzung: Das komplette Muster für die neuronale Ansteuerung der notwendigen Muskelkontraktion muss insbesondere beim kurzen DVZ (beispielsweise drop jump, Absprung in den Sprungdisziplinen, Bodenkontaktzeit <~ 150 ms) von den Koordinationszentren des ZNS unter Berücksichtigung aller äußeren und inneren biomechanischen Bedingungen treffsicher vorgeplant sein, weil während des Ablaufes der Aktion für eine Beseitigung von Abweichungen vom Bewegungsziel durch Regelungsprozesse (Dehnungsreflexe) nicht genügend Zeit zur Verfügung steht.

- (Hier müssten Implikationen für das Training folgen)


RE: DVZ und Reaktivkraft - MZPTLK - 02.05.2015

(01.05.2015, 21:58)La Vicu schrieb: - Neurophysiologische Voraussetzung: Das komplette Muster für die neuronale Ansteuerung der notwendigen Muskelkontraktion muss insbesondere beim kurzen DVZ (beispielsweise drop jump, Absprung in den Sprungdisziplinen, Bodenkontaktzeit <~ 150 ms) von den Koordinationszentren des ZNS unter Berücksichtigung aller äußeren und inneren biomechanischen Bedingungen treffsicher vorgeplant sein, weil während des Ablaufes der Aktion für eine Beseitigung von Abweichungen vom Bewegungsziel durch Regelungsprozesse (Dehnungsreflexe) nicht genügend Zeit zur Verfügung steht.

- (Hier müssten Implikationen für das Training folgen)
Sind schon lange - bei guten Trainern - gefolgt.
Treffsichere Vorplanung=Antizipation.
Das macht der Kopf und der Körper.

Die Kunst ist, alles auf den Punkt zu koordinieren.
Was nützt es, wenn die unteren Antriebe just-in-time arbeiten,
während der Rest hinterher hinkt,
weil er neurophysiologisch und/oder energetisch nicht auf dem gleichen Niveau ist?
Ich hatte bei der bisherigen Diskussion oft den Eindruck,
dass das - sträflich, aber unabsichtlich - ausgeblendet wurde.

Deine Definitionen sind gut.


RE: DVZ und Reaktivkraft - Gertrud - 02.05.2015

(02.05.2015, 09:29)MZPTLK schrieb: Was nützt es, wenn die unteren Antriebe just-in-time arbeiten,
während der Rest hinterher hinkt,
weil er neurophysiologisch und/oder energetisch nicht auf dem gleichen Niveau ist?
Ich hatte bei der bisherigen Diskussion oft den Eindruck,
dass das - sträflich, aber unabsichtlich - ausgeblendet wurde.

Sicherlich nicht!!!

Gertrud


RE: DVZ und Reaktivkraft - La Vicu - 02.05.2015

(02.05.2015, 09:29)MZPTLK schrieb: Sind schon lange - bei guten Trainern – gefolgt

Wenn dem so ist: umso besser!
 
Zitat:Treffsichere Vorplanung=Antizipation. Das macht der Kopf und der Körper.

Mit der treffsicheren Vorplanung beziehe ich mich ausschließlich auf die Innervierung durch die Koordinationszentren, also nicht auf eine antizipationelle Vorplanung durch das Bewusstsein, weil ich der Meinung bin: Je mehr das Bewusstsein versucht, in die Bewegungsabläufe einzugreifen und willkürlich (im Sinne „durch den Willen“) zu steuern und zu korrigieren, desto mehr geht die ökonomische und somit effektive Bewegungsweise flöten.
 
Zitat:Die Kunst ist, alles auf den Punkt zu koordinieren.
Was nützt es, wenn die unteren Antriebe just-in-time arbeiten,
während der Rest hinterher hinkt,
weil er neurophysiologisch und/oder energetisch nicht auf dem gleichen Niveau ist?
Ich hatte bei der bisherigen Diskussion oft den Eindruck,
dass das - sträflich, aber unabsichtlich - ausgeblendet wurde.
 
Wenn „Kunst“ heißt: Unbewusstes, spontan abgerufenes Können: Einverstanden!
Wenn „Kunst“ heißt: Bewusstes planerisches Gestalten: Abgelehnt!

Den Hinweis auf ein "treffsichers Vorplanen" habe ich zwar nur auf einen DVZ bezogen, er gilt aber - wie es deiner Forderung entspricht - für die gesamte Motorik.
 


RE: DVZ und Reaktivkraft - MZPTLK - 02.05.2015

(02.05.2015, 12:40)La Vicu schrieb: Mit der treffsicheren Vorplanung beziehe ich mich ausschließlich auf die Innervierung durch die Koordinationszentren, also nicht auf eine antizipationelle Vorplanung durch das Bewusstsein, weil ich der Meinung bin: Je mehr das Bewusstsein versucht, in die Bewegungsabläufe einzugreifen und willkürlich (im Sinne „durch den Willen“) zu steuern und zu korrigieren, desto mehr geht die ökonomische und somit effektive Bewegungsweise flöten.
[...]
Wenn „Kunst“ heißt: Unbewusstes, spontan abgerufenes Können: Einverstanden!
Wenn „Kunst“ heißt: Bewusstes planerisches Gestalten: Abgelehnt!


Das Bewusstsein muss schon dabei sein,
sowohl als Planer der Bewegung wie als Korrektor.
Ohne dem geht es nicht im motorischen Lernprozess.
Du hast aber insofern recht, als es theoretisch, in der Endkonsequenz,
in der Automatisierungs- und Perfektionsphase obsolet und störend wäre.

Es ist auch die Kunst, zu dissoziieren:
Einerseits nicht an zuviel zu intensiv denken,
andererseits eine 'innere Antenne' eingeschaltet lassen,
um durch das Feedback korrigieren zu können.

Die Kunst ist sowohl der Weg wie auch das Ziel.
In der Praxis bewegen wir uns fast immer,
auch bei hohem Niveau,
auf dem Weg zur perfekten Bewegung, dem Ziel.

Ich hatte dazu ausführlicher im Thread: 'Gefühltes Hammerwerfen' geschrieben.

Ich weiss nicht, wieviel Bewegungserfahrung auf welchem Level Du hast.
Eine perfekte Bewegung heute kann morgen in die Hose gehen(andere äussere Bedingungen, etc.).