RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - TranceNation 2k14 - 08.01.2025
(07.01.2025, 23:49)runner5000 schrieb: (07.01.2025, 14:48)Delta schrieb: (07.01.2025, 11:54)runner5000 schrieb: (07.01.2025, 11:38)Delta schrieb: Stabspringer müssen draussen trainieren.
Warum?
Weil es in Wettkämpfen Wind und Regen hat. Klarer Fall. Das ist ja mal wieder ein Beitrag aus der Kategorie abenteuerlich. Stabhochtraining ohne Halle ist nicht möglich. Ein solches Wetter wie seit Wochen vorherrscht, hast du bei keinem Wettkampf, denn dabei ist Stabhochsprung lebensgefährlich.
Ich glaube Delta meint sowas wie "eher draußen im Warmen bei Wetter als in der ruhigen Halle". Das ist zwar durchaus richtig, würde aber nicht nur für Stabhoch sondern alle Disziplinen gelten. Andererseits gibt es im Jahresverlauf genug Möglicheiten bei wettkampfartigen Bedingungen zu trainieren und es werden ja nicht immer volle Sprünge trainiert.
RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - dominikk85 - 08.01.2025
(07.01.2025, 10:37)Rawal schrieb: (06.01.2025, 19:29)dominikk85 schrieb: (06.01.2025, 14:34)Atanvarno schrieb: Provokant weitergedacht - braucht es überhaupt verbandsseitige Spitzensportförderung in der Hauptklasse? Die USA sind die erfolgreichste Leichtathletiknation der Welt, aber Förderung gibt es (über die Colleges) nur bis zur U23. Danach bist du so erfolgreich, dass du über Sponsoring vom Sport leben kannst, betreibst es als Zuschussgesschäft auf eigene Kosten zur Selbstverwirklichung oder du lässt es.
In den usa gibt es auch generell keinen organisierten Erwachsenen-wettkampfsport im engagierten hobbybereich.
99,9% aller Sportler machen nach der high school nie einen Wettkampf, nach dem college erst recht nicht mehr.
Es gibt natürlich reinen hobbysport für Erwachsene(volksläufe, Softball "beer league" etc), aber es gibt keine organisierten engagierten Leistungsorientierten hobbysportler die mit 25 nen 7000 Punkte zehnkampf machen.
Ich glaube nicht das das us System zum Vorbild taugt, die USA produzieren einfach eine riesige Masse guter junger Athleten so das sie sich den riesigen exit von Athleten nach college und high school verkraften können.
Die hohen Studiengebühren und deshalb die stipendien sind halt auch eine große Motivation.
Die Entwicklung findet dafür übrigens nur noch teilweise in den high schools statt, Eltern geben inzwischen tausende von Dollars für privattraining aus damit die Kids es zur scholarship in einer top Uni schaffen. Diese Motivation gibt es bei uns einfach nicht da es keine 50k Studiengebühren pro Jahr gibt wo alle nach dem Stipendium jagen.
https://cwuobserver.com/27131/opinion/pay-to-play-gives-united-states-soccer-no-chance-at-success/
Nach meinem Verständnis ging es um die Fragestellung, wann eine staatliche Förderung enden sollte. Nicht um die Übernahme eines USA-Systems, was absolut utopisch wäre. Irgendwann sollten AuA schon auf eigenen Beinen stehen und sich von Förderungen unabhängig machen. Schon ihres weiteren Lebensweges selbst Willen. Ich erinnere den Hürdenläufer, der mit Anfang 30 wieder ins Elternhaus einziehen musste. Ansonsten gibt es Möglichkeiten mit dem öffentlichen Dienst (Bundeswehr, …) eine Lebensgrundlage (zweites Standbein) für Spitzensportler aufzubauen. Mit dem regelmäßigen Einkommen lassen sich zudem Trainingsmaßnahmen gut finanzieren. Um den Plan B sollte man sich frühzeitig kümmern, hier sehe ich nicht nur AuA alleine in der Verantwortung.
Es bekommt doch bereits jetzt eine sehr begrenzte Anzahl erwachsener Athleten Förderung durch den Staat.
Wenn man das einstellt werden sich kaum noch Athleten die leichathletik leisten können weil sich mit der leichtathletik bis auf wenige Ausnahmen kein Geld verdienen lässt. Im Prinzip sind 90% der olympiasportler in Deutschland doch quasi "staatsamateure" wie damals im Ostblock, sprich sie werden durch den Staat subventioniert.
Wenn man das abstellt werden sich kaum noch Athleten den Sport leisten können.
RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - Reichtathletik - 08.01.2025
(07.01.2025, 23:46)runner5000 schrieb: (07.01.2025, 23:14)toso schrieb: (07.01.2025, 22:10)Reichtathletik schrieb: Das kann ich nur unterschreiben. Ich empfehle interessierten sich die vielen Insta-Videos oder andere Quellen zu den Trainingslagern immer mal genauer anzuschauen, wer abseits der Athleten manchmal alles mit vor Ort ist. Da würde ich mir stets lieber einige Athleten mehr (oder Trainer mit Athleten oder durchaus auch 1-2 anderen sinnvolle Funktionen) wünschen. Da wird dann aber lieber bei Cross- oder Straßenlauf-Teams bei EMs gespart statt dort.
Da wäre ich vorsichtig. Einige der Athleten und Trainer auf den Videos sind auf eigene Kosten im Trainingslager, z.B. in Monte Gordo.
Auch lohnt sich ein Kostenvergleich von 10 Tagen Monte Gordo mit Selbstverpflegung mit 10 Tagen Oberhaching Sportschule... Ich denke auch Dullstroom schneidet über 3 Wochen nicht schlecht ab.
Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Reichtathletik schrieb doch abseits der Athleten.
Aber ja, du hast Recht in Monte Gordo sind sehr viele Leute auf eigene Kosten. Das ist auch kein Wunder bei einer dreistelligen Anzahl an Athleten. Und Monte Gordo ist sehr günstig. Mit Frühstück und Abendessen in guter Hotelqualität sind dort Preise <50 € pro Nacht Standard. Selbstverpflegung machen dort nur sehr wenige. Dann ist es natürlich noch günstiger. In dieser Jahreszeit ist Monte Gordo durch nichts zu toppen.
In Monte Gordo sind sehr viele Athleten (und Vereinstrainer) auf eigene Kosten. Ich habe das Beispiel hier einige Beiträge zuvor ja auch als mögliches Positiv-Beispiel genannt, weil es dort eben gerade möglich zu sein scheint, dass Vereinsathleten sich sogar den Trainingseinheiten anschließen oder vereinsübergreifend zu welchen verabreden, anders als in den "geschlossenen Gesellschaften" von disziplinübergreifenden Maßnahmen in Südafrika oder der Türkei.
Aber bei leichtathletik.de stand neulich auch, wer von DLV-Betreuerseite alles vor Ort ist. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass sie es selbst bezahlen...
RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - toso - 08.01.2025
(08.01.2025, 09:02)Reichtathletik schrieb: In Monte Gordo sind sehr viele Athleten (und Vereinstrainer) auf eigene Kosten. Ich habe das Beispiel hier einige Beiträge zuvor ja auch als mögliches Positiv-Beispiel genannt, weil es dort eben gerade möglich zu sein scheint, dass Vereinsathleten sich sogar den Trainingseinheiten anschließen oder vereinsübergreifend zu welchen verabreden, anders als in den "geschlossenen Gesellschaften" von disziplinübergreifenden Maßnahmen in Südafrika oder der Türkei.
Aber bei leichtathletik.de stand neulich auch, wer von DLV-Betreuerseite alles vor Ort ist. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass sie es selbst bezahlen... 100% Zustimmung: offene, vereins- und verbandsübergreifende Kommunikation, nationenübergreifendes Training, jeder findet die Leistungsgruppe, die er braucht, unabhängig von irgendeinem Kaderstatus. Geht in die richtige Richtung.
RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - gocgn - 09.01.2025
(07.01.2025, 17:46)TranceNation 2k14 schrieb: Ich denke man sollte hier in der Argumentation aufpassen. Ich nehme einfach mal wohlwollend an, dass du dich ungünstig ausgedrückt hast (gogcn ebenso).
Ihr gehört zu einer priveligierten Minderheit, die (zwar aufgrund des hier diskutierten Systems nur zum Teil, aber ein paar wenige können das auch in D) von ihrem Hobby leben können. Wenn du sagst, du brauchst die TL in Florida, weil ihr da mit den besten trainieren könnt, oder Wettkämpfe habt, oder oder, ist das ja alles schön und nachvollziehbar. Es muss halt ein Listungsfortschritt erkennbar sein. Aber von "rauskommen" und "Motivation" zu sprechen, ist da wirklich frech. Was soll der Arzt sagen, der stetig im selben OP Nachtschichten schiebt? Was mit dem Klempner, der dieselben baufälligen Anschlüsse repariert? Das Wetter ist ein Benefit für euch, aber wenn ihr Florida (o.ä.) rechtfertigen wollt (nicht mir oder uns gegenüber, sondern Geldgebern), dann muss erkennbar sein, wodrin die besseren Trainingsbedingungen liegen, und warum ihr die nicht am OSP, in Kienbaum oder sonstwo hier habt. Interessanterweise wurde mein Einschub zu Tenero nicht aufgegriffen. Nenn mir mal eine Stadion-Disziplin unter 800 m, die man im März-Mai dort nicht höchstprofessionell trainieren kann. Tenero hier stellvertretend, weil ich die Anlage persönlich kenne. Sicher gibt es genug andere, auch günstigere, Beispiele...
Da gebe ich dir Recht, ich glaube ich musste kaum ein TL komplett aus eigener Tasche bezahlen. Entweder gab es Zuschüsse (oder komplette Übernahme) vom Verein oder vom Verband. Und dafür bin ich dankbar.
So wie Roy es auch schon geschrieben hat, es kann eine unglaubliche Motivation sein, die Möglichkeit zu haben im Winter aus der Halle raus zu kommen und mal einen Tapeten Wechsel zu haben. Jan Gerrit-Keil hat bei einem Lehrgang mal zu den verschiedenen Motivations-Typen von (Top-) Athleten einen Vortag gehalten. Ich kriege sie nicht ganz zusammen da es schon über 10 Jahre her ist, aber hier einmal ein Auszug aus meinen Erinnerungen:
Gruppenorientierter Typ- Motivation durch soziale Interaktion und den Teamgeist.
- Trainiert und performt besonders gut in einem Umfeld, in dem Zusammenarbeit und Gruppendynamik im Vordergrund stehen.
Prozessorientierter Typ
- Motivation durch die Freude am Training und der Verbesserung der eigenen Fähigkeiten.
- Fokussiert sich auf den Prozess, nicht nur auf Ergebnisse.
- Hat oft Spaß daran, neue Techniken zu lernen oder die eigene Performance im Detail zu optimieren.
Ergebnisorientierter Typ
- Motivation durch äußere Erfolge, wie Medaillen, Preise oder Anerkennung.
- Fokussiert stark auf das Ziel und weniger auf den Weg dorthin.
- Kann bei ausbleibenden Erfolgen Probleme mit der Motivation bekommen.
Da fehlt jetzt der "Ich brauche Trainingslager in der Sonne" Typ, aber ich hoffe ihr versteht ein bisschen worauf ich hinaus will
Deshalb sagte ich, man sollte berücksichtigen welche Psychischen Effekte Sonne und Wärme in solch einer Trainingsintensiven Zeit ausmachen können. Für Athleten die Tag Täglich 1-2 mal in der gleichen Halle stehen. Ich gehe mal davon aus, dass alle vom DLV finanzierten Athleten den eigenen Anspruch und Motivation haben für eine neue Bestleistung zu trainieren. Aber wie man psychisch durch die Zeit kommt spielt solch eine Große Rolle. Wir sind keine Roboter.
Um auf deine Kernaussage zurück zu kommen: Ja es sollte erkennbar sein, wodrin die besseren Trainingsbedingungen liegen. Vor allem im Anbetracht dessen, das man jetzt mehr als zuvor aufs Geld gucken muss, könnten die jeweiligen Bundestrainer einen Art Anforderungskatalog mit priorisierungungen erstellen, was ein Zielgerichtetes Trainingslager braucht, um damit zu entschieden, ob und wo ein kostengünstigeres TL verwirklicht werden kann. Das könnte Wetterbeständigkeit, Qualität der Laufbahn und Anlagen, Prehab Möglichkeiten, gute Infrastruktur, Essensqualität etc. beinhalten. Muss es das TL in Florida sein, weil man es schon immer so gemacht hat, oder kommen auch nähere und günstigere Ziele in Frage? Ansprechpartner und Kommunikation vor Ort, die man sich teils über Jahre aufgebaut hat sind im Gegenzug aus meiner Erfahrung aber auch ein wichtiger Faktor.
Ich weiß ich spreche aus einer sehr privilegierten Sichtweise. Ich spreche mich klar für Trainingslager aus weil ich die Erfahrung machen durfte und nicht missen will. Schon mit 8 Jahren war ich mit der Trainingsgruppe meines Vaters bei Trainingslagern dabei, das waren meist meine Osterferien. Ich war als Schülerin auch in Trainingscamps mit Schnee in Tschechien oder in Deutschland. Deshalb kann ich von meiner Erfahrung sprechen und es befürworten, was aber nicht heißt dass ich der Meinung bin, dass Trainingslager nur in Stellenbosch o.ä. stattfinden sollten.
Lange Rede kurzer Sinn: Ja man sollte sich über Trainingslager Ausgaben Gedanken machen, aber unter der Berücksichtigung vieler Faktoren.
RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - CoachnEngineer - 09.01.2025
(09.01.2025, 10:17)gocgn schrieb: (07.01.2025, 17:46)TranceNation 2k14 schrieb: Ich denke man sollte hier in der Argumentation aufpassen. Ich nehme einfach mal wohlwollend an, dass du dich ungünstig ausgedrückt hast (gogcn ebenso).
Ihr gehört zu einer priveligierten Minderheit, die (zwar aufgrund des hier diskutierten Systems nur zum Teil, aber ein paar wenige können das auch in D) von ihrem Hobby leben können. Wenn du sagst, du brauchst die TL in Florida, weil ihr da mit den besten trainieren könnt, oder Wettkämpfe habt, oder oder, ist das ja alles schön und nachvollziehbar. Es muss halt ein Listungsfortschritt erkennbar sein. Aber von "rauskommen" und "Motivation" zu sprechen, ist da wirklich frech. Was soll der Arzt sagen, der stetig im selben OP Nachtschichten schiebt? Was mit dem Klempner, der dieselben baufälligen Anschlüsse repariert? Das Wetter ist ein Benefit für euch, aber wenn ihr Florida (o.ä.) rechtfertigen wollt (nicht mir oder uns gegenüber, sondern Geldgebern), dann muss erkennbar sein, wodrin die besseren Trainingsbedingungen liegen, und warum ihr die nicht am OSP, in Kienbaum oder sonstwo hier habt. Interessanterweise wurde mein Einschub zu Tenero nicht aufgegriffen. Nenn mir mal eine Stadion-Disziplin unter 800 m, die man im März-Mai dort nicht höchstprofessionell trainieren kann. Tenero hier stellvertretend, weil ich die Anlage persönlich kenne. Sicher gibt es genug andere, auch günstigere, Beispiele...
Da gebe ich dir Recht, ich glaube ich musste kaum ein TL komplett aus eigener Tasche bezahlen. Entweder gab es Zuschüsse (oder komplette Übernahme) vom Verein oder vom Verband. Und dafür bin ich dankbar.
So wie Roy es auch schon geschrieben hat, es kann eine unglaubliche Motivation sein, die Möglichkeit zu haben im Winter aus der Halle raus zu kommen und mal einen Tapeten Wechsel zu haben. Jan Gerrit-Keil hat bei einem Lehrgang mal zu den verschiedenen Motivations-Typen von (Top-) Athleten einen Vortag gehalten. Ich kriege sie nicht ganz zusammen da es schon über 10 Jahre her ist, aber hier einmal ein Auszug aus meinen Erinnerungen:
Gruppenorientierter Typ- Motivation durch soziale Interaktion und den Teamgeist.
- Trainiert und performt besonders gut in einem Umfeld, in dem Zusammenarbeit und Gruppendynamik im Vordergrund stehen.
Prozessorientierter Typ
- Motivation durch die Freude am Training und der Verbesserung der eigenen Fähigkeiten.
- Fokussiert sich auf den Prozess, nicht nur auf Ergebnisse.
- Hat oft Spaß daran, neue Techniken zu lernen oder die eigene Performance im Detail zu optimieren.
Ergebnisorientierter Typ
- Motivation durch äußere Erfolge, wie Medaillen, Preise oder Anerkennung.
- Fokussiert stark auf das Ziel und weniger auf den Weg dorthin.
- Kann bei ausbleibenden Erfolgen Probleme mit der Motivation bekommen.
Da fehlt jetzt der "Ich brauche Trainingslager in der Sonne" Typ, aber ich hoffe ihr versteht ein bisschen worauf ich hinaus will
Deshalb sagte ich, man sollte berücksichtigen welche Psychischen Effekte Sonne und Wärme in solch einer Trainingsintensiven Zeit ausmachen können. Für Athleten die Tag Täglich 1-2 mal in der gleichen Halle stehen. Ich gehe mal davon aus, dass alle vom DLV finanzierten Athleten den eigenen Anspruch und Motivation haben für eine neue Bestleistung zu trainieren. Aber wie man psychisch durch die Zeit kommt spielt solch eine Große Rolle. Wir sind keine Roboter.
Um auf deine Kernaussage zurück zu kommen: Ja es sollte erkennbar sein, wodrin die besseren Trainingsbedingungen liegen. Vor allem im Anbetracht dessen, das man jetzt mehr als zuvor aufs Geld gucken muss, könnten die jeweiligen Bundestrainer einen Art Anforderungskatalog mit priorisierungungen erstellen, was ein Zielgerichtetes Trainingslager braucht, um damit zu entschieden, ob und wo ein kostengünstigeres TL verwirklicht werden kann. Das könnte Wetterbeständigkeit, Qualität der Laufbahn und Anlagen, Prehab Möglichkeiten, gute Infrastruktur, Essensqualität etc. beinhalten. Muss es das TL in Florida sein, weil man es schon immer so gemacht hat, oder kommen auch nähere und günstigere Ziele in Frage? Ansprechpartner und Kommunikation vor Ort, die man sich teils über Jahre aufgebaut hat sind im Gegenzug aus meiner Erfahrung aber auch ein wichtiger Faktor.
Ich weiß ich spreche aus einer sehr privilegierten Sichtweise. Ich spreche mich klar für Trainingslager aus weil ich die Erfahrung machen durfte und nicht missen will. Schon mit 8 Jahren war ich mit der Trainingsgruppe meines Vaters bei Trainingslagern dabei, das waren meist meine Osterferien. Ich war als Schülerin auch in Trainingscamps mit Schnee in Tschechien oder in Deutschland. Deshalb kann ich von meiner Erfahrung sprechen und es befürworten, was aber nicht heißt dass ich der Meinung bin, dass Trainingslager nur in Stellenbosch o.ä. stattfinden sollten.
Lange Rede kurzer Sinn: Ja man sollte sich über Trainingslager Ausgaben Gedanken machen, aber unter der Berücksichtigung vieler Faktoren. Alexandra und Roy, ihr betont hier mE doch recht deutlich die Bedeutung von Trainingslagern in der Sonne für die extrinsische Motivation.
Täusche ich mich, oder ist das durchaus eine Tatsache, dass sich bei der heutigen Generation an Leistungssportlern (nicht nur im absoluten Topbereich) eine Verschiebung der Motivation von intrinsisch zu deutlich übergewichteten extrinsischen Anteilen feststellen lässt? Manchmal scheint mir der "gesunde Mix" aus beiden Anteilen nicht mehr so gegeben zu sein.
Nochmal zur Einordnung, warum ich seit Jahren der Entwicklung zu immer mehr und immer längeren TLs in der Sonne kritisch gegenüber stehe (HTL für Ausdauersportler mal explizit ausgenommen):
Jede Form von ausgeprägter extrinsischer Motivation ist nachgewiesener Maßen kurzlebig und verliert schnell an Wirkung. Bzw. es muss eine stätige Steigerung der extrinsischen Reize vorliegen, um eine Regression zu vermeiden.
Das ist langfristig zum einen unter Kostengesichtspunkten nicht mehr zu leisten, auch kann man die Reizintensität nicht grenzenlos steigern. Dazu kommt, dass diese häufigen Langzeit-Trainingslager auch durchaus negative soziale Aspekte mit sich bringen (lange Trennung von sozialem Umfeld außerhalb der "Sportblase", fehlende Ausgleichsmöglichkeiten wie ernsthaftes Studium oder gar Beruf). Man kommt dann doch schnell in ein "Hamsterrad" in dem man sich gezwungen fühlt, immer weiter und schneller mitzudrehen, weil es sonst praktisch keine Alternative gibt, die nicht frustriert. Ist das nicht so?
Und (ohne zu werten nach dem Motto "früher war alles besser") abschliessend noch ein erinnernder Blick zurück.
Ich bin sportlich gesehen ein Kind der 80er in der BRD. Für mehr als Landeskader hat es bei mir sportlich nie gereicht, allerdings hatte ich das Glück immer in einem sehr leistungsstarken Umfeld trainieren zu können. Dadurch hatte ich viel Kontakt mit DLV-Kaderathleten und -Trainern. Für die meisten dieser Athleten wäre es ein Segen gewesen in einem Laufschlauch auf Spikes trainieren zu können. Für viele von ihnen bestand zumeist im Winter nur die Gelegenheit mit Spikes zu trainieren im Rahmen von Lehrgängen z.B. in Dortmund oder Mainz alle paar Wochen. Das waren dann schon kleine Highlights. Ich kenne Deutsche Meister und Olympiamedaillengewinner, die haben vor den dt. Hallenmeisterschaften nicht mehr als 5-6 TE auf Spikes absolviert.
Danach waren die Frühlingstrainingslager in Albufeira, Viareggio, Estepona oder, wenn exklusiv, auf den Kanaren natürlich auch ein enormer Stimmungsaufheller, kein Zweifel. Es schien mir aber alles etwas "ausbalancierter" gewesen zu sein.
Daher sehe ich einen großen Bedarf, nicht nur beim Thema "TL in der Sonne", sondern ganz allgemein bei der Verteilung der immer spärlicher werdenden Mittel, darauf zu achten, dass man nicht immer mehr Gelder zur Steigerung der extrinsischen Motivation der Spitzenathleten ausgibt, sondern auch andere Dinge im Blick hat. Die zukünftige Leichtathletik wird es uns ggf. danken!
RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - Roy Schmidt - 09.01.2025
(09.01.2025, 11:47)CoachnEngineer schrieb: (09.01.2025, 10:17)gocgn schrieb: (07.01.2025, 17:46)TranceNation 2k14 schrieb: Ich denke man sollte hier in der Argumentation aufpassen. Ich nehme einfach mal wohlwollend an, dass du dich ungünstig ausgedrückt hast (gogcn ebenso).
Ihr gehört zu einer priveligierten Minderheit, die (zwar aufgrund des hier diskutierten Systems nur zum Teil, aber ein paar wenige können das auch in D) von ihrem Hobby leben können. Wenn du sagst, du brauchst die TL in Florida, weil ihr da mit den besten trainieren könnt, oder Wettkämpfe habt, oder oder, ist das ja alles schön und nachvollziehbar. Es muss halt ein Listungsfortschritt erkennbar sein. Aber von "rauskommen" und "Motivation" zu sprechen, ist da wirklich frech. Was soll der Arzt sagen, der stetig im selben OP Nachtschichten schiebt? Was mit dem Klempner, der dieselben baufälligen Anschlüsse repariert? Das Wetter ist ein Benefit für euch, aber wenn ihr Florida (o.ä.) rechtfertigen wollt (nicht mir oder uns gegenüber, sondern Geldgebern), dann muss erkennbar sein, wodrin die besseren Trainingsbedingungen liegen, und warum ihr die nicht am OSP, in Kienbaum oder sonstwo hier habt. Interessanterweise wurde mein Einschub zu Tenero nicht aufgegriffen. Nenn mir mal eine Stadion-Disziplin unter 800 m, die man im März-Mai dort nicht höchstprofessionell trainieren kann. Tenero hier stellvertretend, weil ich die Anlage persönlich kenne. Sicher gibt es genug andere, auch günstigere, Beispiele...
Da gebe ich dir Recht, ich glaube ich musste kaum ein TL komplett aus eigener Tasche bezahlen. Entweder gab es Zuschüsse (oder komplette Übernahme) vom Verein oder vom Verband. Und dafür bin ich dankbar.
So wie Roy es auch schon geschrieben hat, es kann eine unglaubliche Motivation sein, die Möglichkeit zu haben im Winter aus der Halle raus zu kommen und mal einen Tapeten Wechsel zu haben. Jan Gerrit-Keil hat bei einem Lehrgang mal zu den verschiedenen Motivations-Typen von (Top-) Athleten einen Vortag gehalten. Ich kriege sie nicht ganz zusammen da es schon über 10 Jahre her ist, aber hier einmal ein Auszug aus meinen Erinnerungen:
Gruppenorientierter Typ- Motivation durch soziale Interaktion und den Teamgeist.
- Trainiert und performt besonders gut in einem Umfeld, in dem Zusammenarbeit und Gruppendynamik im Vordergrund stehen.
Prozessorientierter Typ
- Motivation durch die Freude am Training und der Verbesserung der eigenen Fähigkeiten.
- Fokussiert sich auf den Prozess, nicht nur auf Ergebnisse.
- Hat oft Spaß daran, neue Techniken zu lernen oder die eigene Performance im Detail zu optimieren.
Ergebnisorientierter Typ
- Motivation durch äußere Erfolge, wie Medaillen, Preise oder Anerkennung.
- Fokussiert stark auf das Ziel und weniger auf den Weg dorthin.
- Kann bei ausbleibenden Erfolgen Probleme mit der Motivation bekommen.
Da fehlt jetzt der "Ich brauche Trainingslager in der Sonne" Typ, aber ich hoffe ihr versteht ein bisschen worauf ich hinaus will
Deshalb sagte ich, man sollte berücksichtigen welche Psychischen Effekte Sonne und Wärme in solch einer Trainingsintensiven Zeit ausmachen können. Für Athleten die Tag Täglich 1-2 mal in der gleichen Halle stehen. Ich gehe mal davon aus, dass alle vom DLV finanzierten Athleten den eigenen Anspruch und Motivation haben für eine neue Bestleistung zu trainieren. Aber wie man psychisch durch die Zeit kommt spielt solch eine Große Rolle. Wir sind keine Roboter.
Um auf deine Kernaussage zurück zu kommen: Ja es sollte erkennbar sein, wodrin die besseren Trainingsbedingungen liegen. Vor allem im Anbetracht dessen, das man jetzt mehr als zuvor aufs Geld gucken muss, könnten die jeweiligen Bundestrainer einen Art Anforderungskatalog mit priorisierungungen erstellen, was ein Zielgerichtetes Trainingslager braucht, um damit zu entschieden, ob und wo ein kostengünstigeres TL verwirklicht werden kann. Das könnte Wetterbeständigkeit, Qualität der Laufbahn und Anlagen, Prehab Möglichkeiten, gute Infrastruktur, Essensqualität etc. beinhalten. Muss es das TL in Florida sein, weil man es schon immer so gemacht hat, oder kommen auch nähere und günstigere Ziele in Frage? Ansprechpartner und Kommunikation vor Ort, die man sich teils über Jahre aufgebaut hat sind im Gegenzug aus meiner Erfahrung aber auch ein wichtiger Faktor.
Ich weiß ich spreche aus einer sehr privilegierten Sichtweise. Ich spreche mich klar für Trainingslager aus weil ich die Erfahrung machen durfte und nicht missen will. Schon mit 8 Jahren war ich mit der Trainingsgruppe meines Vaters bei Trainingslagern dabei, das waren meist meine Osterferien. Ich war als Schülerin auch in Trainingscamps mit Schnee in Tschechien oder in Deutschland. Deshalb kann ich von meiner Erfahrung sprechen und es befürworten, was aber nicht heißt dass ich der Meinung bin, dass Trainingslager nur in Stellenbosch o.ä. stattfinden sollten.
Lange Rede kurzer Sinn: Ja man sollte sich über Trainingslager Ausgaben Gedanken machen, aber unter der Berücksichtigung vieler Faktoren. Alexandra und Roy, ihr betont hier mE doch recht deutlich die Bedeutung von Trainingslagern in der Sonne für die extrinsische Motivation.
Täusche ich mich, oder ist das durchaus eine Tatsache, dass sich bei der heutigen Generation an Leistungssportlern (nicht nur im absoluten Topbereich) eine Verschiebung der Motivation von intrinsisch zu deutlich übergewichteten extrinsischen Anteilen feststellen lässt? Manchmal scheint mir der "gesunde Mix" aus beiden Anteilen nicht mehr so gegeben zu sein.
Nochmal zur Einordnung, warum ich seit Jahren der Entwicklung zu immer mehr und immer längeren TLs in der Sonne kritisch gegenüber stehe (HTL für Ausdauersportler mal explizit ausgenommen):
Jede Form von ausgeprägter extrinsischer Motivation ist nachgewiesener Maßen kurzlebig und verliert schnell an Wirkung. Bzw. es muss eine stätige Steigerung der extrinsischen Reize vorliegen, um eine Regression zu vermeiden.
Das ist langfristig zum einen unter Kostengesichtspunkten nicht mehr zu leisten, auch kann man die Reizintensität nicht grenzenlos steigern. Dazu kommt, dass diese häufigen Langzeit-Trainingslager auch durchaus negative soziale Aspekte mit sich bringen (lange Trennung von sozialem Umfeld außerhalb der "Sportblase", fehlende Ausgleichsmöglichkeiten wie ernsthaftes Studium oder gar Beruf). Man kommt dann doch schnell in ein "Hamsterrad" in dem man sich gezwungen fühlt, immer weiter und schneller mitzudrehen, weil es sonst praktisch keine Alternative gibt, die nicht frustriert. Ist das nicht so?
Und (ohne zu werten nach dem Motto "früher war alles besser") abschliessend noch ein erinnernder Blick zurück.
Ich bin sportlich gesehen ein Kind der 80er in der BRD. Für mehr als Landeskader hat es bei mir sportlich nie gereicht, allerdings hatte ich das Glück immer in einem sehr leistungsstarken Umfeld trainieren zu können. Dadurch hatte ich viel Kontakt mit DLV-Kaderathleten und -Trainern. Für die meisten dieser Athleten wäre es ein Segen gewesen in einem Laufschlauch auf Spikes trainieren zu können. Für viele von ihnen bestand zumeist im Winter nur die Gelegenheit mit Spikes zu trainieren im Rahmen von Lehrgängen z.B. in Dortmund oder Mainz alle paar Wochen. Das waren dann schon kleine Highlights. Ich kenne Deutsche Meister und Olympiamedaillengewinner, die haben vor den dt. Hallenmeisterschaften nicht mehr als 5-6 TE auf Spikes absolviert.
Danach waren die Frühlingstrainingslager in Albufeira, Viareggio, Estepona oder, wenn exklusiv, auf den Kanaren natürlich auch ein enormer Stimmungsaufheller, kein Zweifel. Es schien mir aber alles etwas "ausbalancierter" gewesen zu sein.
Daher sehe ich einen großen Bedarf, nicht nur beim Thema "TL in der Sonne", sondern ganz allgemein bei der Verteilung der immer spärlicher werdenden Mittel, darauf zu achten, dass man nicht immer mehr Gelder zur Steigerung der extrinsischen Motivation der Spitzenathleten ausgibt, sondern auch andere Dinge im Blick hat. Die zukünftige Leichtathletik wird es uns ggf. danken!
Ich denke zu diesem Thema kann man sehr viel schreiben aber grundsätzlich ist das auch ein gesellschaftliches Problem. Die Motivation für seine Ziele zu leiden und viel zu opfern ist heutzutage nicht mehr so gegeben. Das zeigt sich natürlich auch in diesem Spektrum.
Nur würde ich niemanden vorwerfen der durch Klimalehrgänge motiviert wird nicht auch andere Grundlagen für seine Motivation hat.
RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - Reichtathletik - 09.01.2025
Es geht in der Diskussion ja aktuell viel um Trainingslager angesichts der Frage:
Sinnvoll (= Geld drain investieren) oder nicht zielführend (sparen).
Das verengt die Diskussion aus mehreren Gründen:
1. Wie bereits durch andere angemerkt setzt es den Rotstift einseitig bei den Athleten an, statt an anderer Stelle.
2. Es führt die "Spardiskussion" einseitig auf Trainingslager
3. Trainingslager werden hier auschließlich im Ist-Zustand nach Kosten/Nutzen bewertet.
Ich würde dazu einladen wollen, alle drei Punkte zu öffnen:
1a: Welche sonstigen "Dienstreisen" sind nötig und welche lassen sich auch in anderem Rahmen oder sogar via Videocall erledigen?
1b: Wer steht so alles auf der Payroll und mit welchem Benefit (für die Sportler)?
1c: Wer steht so alles auf der Payroll der/die eigentlich die größte Zeit eher Vereinstrainer, Landesverbandstägigkeiten oder sonstiges begeht und vielleicht zumindest anteilig von wem anders bezahlt gehört?
2a: Welche anderen Aktionen (Testbatterien, Teamwochenenden) sind wirklich zielführend?
2b: Wie lassen sich externe Gelder generieren oder Trainingslager z.B. auch vermarkten?
3a: Wie profesionell sind die Trainingslager wirklich oder ist es manchmal eher Trainingsurlaub?
3b: Wären Kooperationen mit anderen Fachverbänden oder Staaten denkbar um Kosten zu senken und Qualität zu erhöhen?
3c: Würde es Sinn ergeben, im Ausland Trainingsstätten zu kaufen/errichten, um langfristig die Kosten masiv zu senken und die Anlage in Leerzeiten an Vereine/andere Staaten zu vermieten und sogar Einnahmen zu generieren? Warum nicht ein Leistungszentrum auf den Kanaren oder an der Algarve – ggf mit Nike oder einen anderem Partner als Investor?
3d: Vielleicht sollte man ganz offen Trainingslager-Plätze für Nicht-Kader-aber-DM-Teilnehmer verkaufen zum Eigenpreis +X womit die Kosten für die betreuenden Trainer gedeckt sind UND man die Profesionalisierung der Athleten unterhalb des Kaderniveaus vorantreiben kann?
RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - CoachnEngineer - 09.01.2025
(09.01.2025, 12:18)Roy Schmidt schrieb: (09.01.2025, 11:47)CoachnEngineer schrieb: (09.01.2025, 10:17)gocgn schrieb: (07.01.2025, 17:46)TranceNation 2k14 schrieb: Ich denke man sollte hier in der Argumentation aufpassen. Ich nehme einfach mal wohlwollend an, dass du dich ungünstig ausgedrückt hast (gogcn ebenso).
Ihr gehört zu einer priveligierten Minderheit, die (zwar aufgrund des hier diskutierten Systems nur zum Teil, aber ein paar wenige können das auch in D) von ihrem Hobby leben können. Wenn du sagst, du brauchst die TL in Florida, weil ihr da mit den besten trainieren könnt, oder Wettkämpfe habt, oder oder, ist das ja alles schön und nachvollziehbar. Es muss halt ein Listungsfortschritt erkennbar sein. Aber von "rauskommen" und "Motivation" zu sprechen, ist da wirklich frech. Was soll der Arzt sagen, der stetig im selben OP Nachtschichten schiebt? Was mit dem Klempner, der dieselben baufälligen Anschlüsse repariert? Das Wetter ist ein Benefit für euch, aber wenn ihr Florida (o.ä.) rechtfertigen wollt (nicht mir oder uns gegenüber, sondern Geldgebern), dann muss erkennbar sein, wodrin die besseren Trainingsbedingungen liegen, und warum ihr die nicht am OSP, in Kienbaum oder sonstwo hier habt. Interessanterweise wurde mein Einschub zu Tenero nicht aufgegriffen. Nenn mir mal eine Stadion-Disziplin unter 800 m, die man im März-Mai dort nicht höchstprofessionell trainieren kann. Tenero hier stellvertretend, weil ich die Anlage persönlich kenne. Sicher gibt es genug andere, auch günstigere, Beispiele...
Da gebe ich dir Recht, ich glaube ich musste kaum ein TL komplett aus eigener Tasche bezahlen. Entweder gab es Zuschüsse (oder komplette Übernahme) vom Verein oder vom Verband. Und dafür bin ich dankbar.
So wie Roy es auch schon geschrieben hat, es kann eine unglaubliche Motivation sein, die Möglichkeit zu haben im Winter aus der Halle raus zu kommen und mal einen Tapeten Wechsel zu haben. Jan Gerrit-Keil hat bei einem Lehrgang mal zu den verschiedenen Motivations-Typen von (Top-) Athleten einen Vortag gehalten. Ich kriege sie nicht ganz zusammen da es schon über 10 Jahre her ist, aber hier einmal ein Auszug aus meinen Erinnerungen:
Gruppenorientierter Typ- Motivation durch soziale Interaktion und den Teamgeist.
- Trainiert und performt besonders gut in einem Umfeld, in dem Zusammenarbeit und Gruppendynamik im Vordergrund stehen.
Prozessorientierter Typ
- Motivation durch die Freude am Training und der Verbesserung der eigenen Fähigkeiten.
- Fokussiert sich auf den Prozess, nicht nur auf Ergebnisse.
- Hat oft Spaß daran, neue Techniken zu lernen oder die eigene Performance im Detail zu optimieren.
Ergebnisorientierter Typ
- Motivation durch äußere Erfolge, wie Medaillen, Preise oder Anerkennung.
- Fokussiert stark auf das Ziel und weniger auf den Weg dorthin.
- Kann bei ausbleibenden Erfolgen Probleme mit der Motivation bekommen.
Da fehlt jetzt der "Ich brauche Trainingslager in der Sonne" Typ, aber ich hoffe ihr versteht ein bisschen worauf ich hinaus will
Deshalb sagte ich, man sollte berücksichtigen welche Psychischen Effekte Sonne und Wärme in solch einer Trainingsintensiven Zeit ausmachen können. Für Athleten die Tag Täglich 1-2 mal in der gleichen Halle stehen. Ich gehe mal davon aus, dass alle vom DLV finanzierten Athleten den eigenen Anspruch und Motivation haben für eine neue Bestleistung zu trainieren. Aber wie man psychisch durch die Zeit kommt spielt solch eine Große Rolle. Wir sind keine Roboter.
Um auf deine Kernaussage zurück zu kommen: Ja es sollte erkennbar sein, wodrin die besseren Trainingsbedingungen liegen. Vor allem im Anbetracht dessen, das man jetzt mehr als zuvor aufs Geld gucken muss, könnten die jeweiligen Bundestrainer einen Art Anforderungskatalog mit priorisierungungen erstellen, was ein Zielgerichtetes Trainingslager braucht, um damit zu entschieden, ob und wo ein kostengünstigeres TL verwirklicht werden kann. Das könnte Wetterbeständigkeit, Qualität der Laufbahn und Anlagen, Prehab Möglichkeiten, gute Infrastruktur, Essensqualität etc. beinhalten. Muss es das TL in Florida sein, weil man es schon immer so gemacht hat, oder kommen auch nähere und günstigere Ziele in Frage? Ansprechpartner und Kommunikation vor Ort, die man sich teils über Jahre aufgebaut hat sind im Gegenzug aus meiner Erfahrung aber auch ein wichtiger Faktor.
Ich weiß ich spreche aus einer sehr privilegierten Sichtweise. Ich spreche mich klar für Trainingslager aus weil ich die Erfahrung machen durfte und nicht missen will. Schon mit 8 Jahren war ich mit der Trainingsgruppe meines Vaters bei Trainingslagern dabei, das waren meist meine Osterferien. Ich war als Schülerin auch in Trainingscamps mit Schnee in Tschechien oder in Deutschland. Deshalb kann ich von meiner Erfahrung sprechen und es befürworten, was aber nicht heißt dass ich der Meinung bin, dass Trainingslager nur in Stellenbosch o.ä. stattfinden sollten.
Lange Rede kurzer Sinn: Ja man sollte sich über Trainingslager Ausgaben Gedanken machen, aber unter der Berücksichtigung vieler Faktoren. Alexandra und Roy, ihr betont hier mE doch recht deutlich die Bedeutung von Trainingslagern in der Sonne für die extrinsische Motivation.
Täusche ich mich, oder ist das durchaus eine Tatsache, dass sich bei der heutigen Generation an Leistungssportlern (nicht nur im absoluten Topbereich) eine Verschiebung der Motivation von intrinsisch zu deutlich übergewichteten extrinsischen Anteilen feststellen lässt? Manchmal scheint mir der "gesunde Mix" aus beiden Anteilen nicht mehr so gegeben zu sein.
Nochmal zur Einordnung, warum ich seit Jahren der Entwicklung zu immer mehr und immer längeren TLs in der Sonne kritisch gegenüber stehe (HTL für Ausdauersportler mal explizit ausgenommen):
Jede Form von ausgeprägter extrinsischer Motivation ist nachgewiesener Maßen kurzlebig und verliert schnell an Wirkung. Bzw. es muss eine stätige Steigerung der extrinsischen Reize vorliegen, um eine Regression zu vermeiden.
Das ist langfristig zum einen unter Kostengesichtspunkten nicht mehr zu leisten, auch kann man die Reizintensität nicht grenzenlos steigern. Dazu kommt, dass diese häufigen Langzeit-Trainingslager auch durchaus negative soziale Aspekte mit sich bringen (lange Trennung von sozialem Umfeld außerhalb der "Sportblase", fehlende Ausgleichsmöglichkeiten wie ernsthaftes Studium oder gar Beruf). Man kommt dann doch schnell in ein "Hamsterrad" in dem man sich gezwungen fühlt, immer weiter und schneller mitzudrehen, weil es sonst praktisch keine Alternative gibt, die nicht frustriert. Ist das nicht so?
Und (ohne zu werten nach dem Motto "früher war alles besser") abschliessend noch ein erinnernder Blick zurück.
Ich bin sportlich gesehen ein Kind der 80er in der BRD. Für mehr als Landeskader hat es bei mir sportlich nie gereicht, allerdings hatte ich das Glück immer in einem sehr leistungsstarken Umfeld trainieren zu können. Dadurch hatte ich viel Kontakt mit DLV-Kaderathleten und -Trainern. Für die meisten dieser Athleten wäre es ein Segen gewesen in einem Laufschlauch auf Spikes trainieren zu können. Für viele von ihnen bestand zumeist im Winter nur die Gelegenheit mit Spikes zu trainieren im Rahmen von Lehrgängen z.B. in Dortmund oder Mainz alle paar Wochen. Das waren dann schon kleine Highlights. Ich kenne Deutsche Meister und Olympiamedaillengewinner, die haben vor den dt. Hallenmeisterschaften nicht mehr als 5-6 TE auf Spikes absolviert.
Danach waren die Frühlingstrainingslager in Albufeira, Viareggio, Estepona oder, wenn exklusiv, auf den Kanaren natürlich auch ein enormer Stimmungsaufheller, kein Zweifel. Es schien mir aber alles etwas "ausbalancierter" gewesen zu sein.
Daher sehe ich einen großen Bedarf, nicht nur beim Thema "TL in der Sonne", sondern ganz allgemein bei der Verteilung der immer spärlicher werdenden Mittel, darauf zu achten, dass man nicht immer mehr Gelder zur Steigerung der extrinsischen Motivation der Spitzenathleten ausgibt, sondern auch andere Dinge im Blick hat. Die zukünftige Leichtathletik wird es uns ggf. danken!
Ich denke zu diesem Thema kann man sehr viel schreiben aber grundsätzlich ist das auch ein gesellschaftliches Problem. Die Motivation für seine Ziele zu leiden und viel zu opfern ist heutzutage nicht mehr so gegeben. Das zeigt sich natürlich auch in diesem Spektrum.
Nur würde ich niemanden vorwerfen der durch Klimalehrgänge motiviert wird nicht auch andere Grundlagen für seine Motivation hat.
Bitte nicht falschverstehen. Ich spreche niemandem und insbesondere auch dir nicht ab, auch über andere Motivationsanteile als nur der der "Belohnung" zu verfügen. Aber ganz allgemein scheint mir da eine leichte "Verrückung" stattgefunden zu haben. Das ist alles.
RE: Staatliche Zuschüsse für den DLV enorm gekürzt - CoachnEngineer - 09.01.2025
(09.01.2025, 12:18)Reichtathletik schrieb: Es geht in der Diskussion ja aktuell viel um Trainingslager angesichts der Frage:
Sinnvoll (= Geld drain investieren) oder nicht zielführend (sparen).
Das verengt die Diskussion aus mehreren Gründen:
1. Wie bereits durch andere angemerkt setzt es den Rotstift einseitig bei den Athleten an, statt an anderer Stelle.
2. Es führt die "Spardiskussion" einseitig auf Trainingslager
3. Trainingslager werden hier auschließlich im Ist-Zustand nach Kosten/Nutzen bewertet.
Ich würde dazu einladen wollen, alle drei Punkte zu öffnen:
1a: Welche sonstigen "Dienstreisen" sind nötig und welche lassen sich auch in anderem Rahmen oder sogar via Videocall erledigen?
1b: Wer steht so alles auf der Payroll und mit welchem Benefit (für die Sportler)?
1c: Wer steht so alles auf der Payroll der/die eigentlich die größte Zeit eher Vereinstrainer, Landesverbandstägigkeiten oder sonstiges begeht und vielleicht zumindest anteilig von wem anders bezahlt gehört?
2a: Welche anderen Aktionen (Testbatterien, Teamwochenenden) sind wirklich zielführend?
2b: Wie lassen sich externe Gelder generieren oder Trainingslager z.B. auch vermarkten?
3a: Wie profesionell sind die Trainingslager wirklich oder ist es manchmal eher Trainingsurlaub?
3b: Wären Kooperationen mit anderen Fachverbänden oder Staaten denkbar um Kosten zu senken und Qualität zu erhöhen?
3c: Würde es Sinn ergeben, im Ausland Trainingsstätten zu kaufen/errichten, um langfristig die Kosten masiv zu senken und die Anlage in Leerzeiten an Vereine/andere Staaten zu vermieten und sogar Einnahmen zu generieren? Warum nicht ein Leistungszentrum auf den Kanaren oder an der Algarve – ggf mit Nike oder einen anderem Partner als Investor?
3d: Vielleicht sollte man ganz offen Trainingslager-Plätze für Nicht-Kader-aber-DM-Teilnehmer verkaufen zum Eigenpreis +X womit die Kosten für die betreuenden Trainer gedeckt sind UND man die Profesionalisierung der Athleten unterhalb des Kaderniveaus vorantreiben kann?
Das unterschreibe ich zu 100%
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