Hoch auf Kurs - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Masters (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=3) +--- Thema: Hoch auf Kurs (/showthread.php?tid=34) |
RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 12.06.2017 Hallo Halloo und Kollegen. Hab in Allendorf und Baunatal Halloo kennengelernt. Das war lustig. Und da der Alfred nicht alles bringt was ich verlaute, weiche ich zum ominösen Abschied dann nochmal zum Forum aus. Hier mein Erguss zu den Hintergründen meines Scheiterns. Edenkoben – die Chance nicht genutzt Super Wetter, tolle Stimmung und dann so ein Murks! Meine ganze Springerei ähnelt einem Kartenhaus aus vier Etagen: Mein Körper ist zerbrechlich und klapperig wie eine Marionette. Kaum noch Kraft und daher auch keine Kontrolle, keine Führung. Wenn ich die Kräfte eines Särndahl hätte, würde ich 1m70 springen. Oder anders: wenn er meine Technik hätte, würde er vor zehn Jahren 1m70 gesprungen sein. Anstatt 1m59. Ich hab auch mal wieder Flop probiert: Mehr als 1m30 sind nicht drin. Obwohl es technisch sehr vernünftig aussieht. Egal. Jedenfalls sind meine Rekorde von einer perfekten Technik abhängig. Aber ich beherrsche diese Technik nicht (mehr). Jeder kleine Fehler kann das Kartenhaus zusammenfallen lassen. Und meistens mach ich einige davon. Immer wieder vergesse ich die eine oder andere Kernbewegung und dann komm ich nicht mehr hoch oder zwar hoch aber nicht mehr rüber. Und alles trotz großer Spickzettel, die ich in der Netztasche an der Stirnseite meiner Sporttasche in Sichtbereitschaft halte und immer wieder mal lese. Und so kommt es, dass ich mich doppelt schwach fühle, einmal weil ich es wirklich bin und obendrein weil die technischen Fehler den ganzen redlichen Kraftaufwand zunichtemachen. Mental breche ich dann auch zusammen, weil ich im Stress, die Höhe ja nun im dritten Versuch endlich mal schaffen zu müssen, erstrecht vergesse, worauf es technisch ankommt. Es versagen die Nerven und die Gedanken. Dann komm ich mir vor wie die Kandidaten bei Jauch auf dem Stuhl: Ich weiß es doch und komm nicht drauf. In der vierten Etage lauert die Vernunft, die ich stilllegen muss, damit die Motivation sich durchsetzen kann. Dieses komische Gebilde aus Eitelkeit und Stolz und Minderwertigkeitsgefühlen, aus Hoffnung auf und Freude am Gelingen, aus der Illusion, ich wäre glücklicher, wenn ich besser hochspringe. Was ja keineswegs der Fall ist. Und wenn die Sprünge dann nicht gut sind, dann meldet sich die Vernunft und stellt alles in Frage. Mit Recht. Spaß machen dann nur noch die Gemeinsamkeiten mit den Kollegen, das Kommentieren unserer Sprünge und das Fachsimpeln. Und das in sich zusammengeklappte Kartenhaus liegt unbeachtet darnieder. Nun ist das Scheitern für den Hochspringer ja Alltag. Er kommt rüber oder eben nicht. Ich werd’s noch ein paar Mal versuchen und dann mehr oder weniger unbekümmert in den Lebensabend gleiten. Das Sterben hab ich ja nun schon eine Weile geübt. Irgendwann liegt die Latte endgültig zu hoch… RE: Hoch auf Kurs - MZPTLK - 12.06.2017 Schön, mal wieder von Dir zu hören, Thomas! Mach Dir nichts draus, Anderen geht es ähnlich. Mit dem Alter lässt der Bewegungsapparat nach, und das hat Folgen für Technik und Leistung. Kommen Handicaps, mehr oder weniger grössere Malässen, hinzu, produziert man Ausweichbewegungen. Die Frage ist, ob das auf Dauer gesund ist und noch Spass macht. Meine Einstellung ist, trotz der Handicaps - im Rahmen des gesundheitlich Vernünftigen und Vertretbaren - in Richtung des Möglichen zu arbeiten. Ich sehe es als Herausforderung, nicht als Kampf gegen den eigenen Körper an. RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 12.06.2017 Richtig! Niemals gegen den Körper. Auch nichtmit ihm, sondern immer für ihn. Ich schreib ja, weil ich weiß, dass es Euch allen irgendwie ähnlich geht. So fühl ich mich verstanden und kann getrost weiterleben - nicht -leiden! RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 12.06.2017 In der Hoffnung es wird auch von denen gelesen, um die es geht.... Es gibt LA-Kampfrichter, die haben ihre Aufgabe nicht verstanden, nämlich innerhalb des von den Regeln vorgegebenen Rahmens alles zu tun, um den Athleten bestmögliche Bedingungen zu bieten. Manche machen das mit dankenswerter Selbstverständlichkeit. Andere verstehen ihr Amt als Gelegenheit, Macht auszuüben. Und das erlebt man natürlich nur, wenn man Dinge anordnet, die andere zu etwas zwingt, was sie nicht wollen, oder ihnen verwehrt, was sie mit gewissem Recht beanspruchen. Nun haben die neuen Hochsprunglatten auf dem Markt nur noch eine Markierung in der Mitte. Warum das früher anders war (bis zu 5 Markierungen waren üblich, dann nur noch drei oder zwei) können die Hersteller und offenbar auch die Kampfrichter nicht verstehen. Sie wissen nicht dass es beim Hochsprung um Millimeter geht, und dass der Springer dafür die Latte mit dem Blick präzise orten können muss. Und dies ist bei einer Mittelmarkierung und noch dazu von gelber oder grünlicher Leuchtfarbe geblendet, nicht möglich. Bei den Hessischen Meisterschaften 2017 in Geisenheim brachte ich folglich vor Beginn des Wettkampfes 40cm rechts und links von der Mittelmarkierung mit dunkelgrünem Klebeband weitere Markierungen an. Als die Kampfrichterinnen das sahen, meinten sie, das dürfte ich nicht, das sei ein „verbotenes Hilfsmittel“. Das ist natürlich absurd, denn Hochsprunglatten können auf vielfältige Weise vom Hersteller markiert sein. Und wenn der Hersteller keine Ahnung von den Bedürfnissen der Hochspringer hat, dann muss es den Springern oder dem Veranstalter erlaubt sein, die Latten sinnvoll nachzurüsten. So sah das auch der Oberkamprichter des Hessischen Verbandes, und gab mir grünes Licht. Verboten sind auch nur Hilfsmittel, die dem Benutzer einen Vorteil gegenüber seinen Gegnern verschafft. Und die Markierungen waren ja für alle besser. Sie waren ja nicht nur von Anfang an und für alle Springer da. Die Springer begrüßten ja alle die Verbesserung. Und da sollte ein Kampfgericht doch gleich und spontan mehr „Fingerspitzengefühl“ zeigen. die zwei Damen im mittleren Alter hatten aber offensichtlich sadistischen Spaß daran, meine sportlich fairen Bemühungen zu sabotieren und mich eines Vergehens überführen zu können. Ähnlich ist ja auch der Übereifer der Linienrichter, die sich wichtiger nehmen können, wenn sie die Fahne heben, als wenn sie sie unten lassen. Nur gut dass sie heute vom Fernsehen dafür abgestraft werden. Eine Woche später bei den Westfälischen Meisterschaften in Paderborn brachte ich in weiser Voraussicht gleich meine eigene, bestmöglich markierte Hochsprunglatte mit. Noch weiser war, dass ich mehr als ein Stunde vor Beginn des Wettkampfs bereits auf beiden Anlagen die nagelneuen, natürlich nur in der Mitte markierten Latten wieder mit Klebeband herrichtete. Dann sprangen wir uns aber alle über meine Latte ein, und alles schien problemlos. Plötzlich sah ich im Augenwinkel die Oberkampfrichterin dem Hauptkampfrichter etwas zuflüstern, und ihre Gestik deutete auf die Latte hin. Ich frage den Hauptkampfrichter gleich, worum es ginge. Und er sagt, er solle zum Wettkampfbeginn die Latte austauschen. Daraufhin ging ich zur Oberkamprichterin um sie zu überreden, uns doch zu erlauben, über meine Latte den Wettkampf auszutragen, die ja schließlich auch ein anerkanntes Wettkampfgerät sei. Sie kannte trotz Engelszungen und stärkster Argumente keine Gnade. Früher wäre ich unhöflich geworden und hätte beim Wettkampfbüro protestiert. Aber sooo wichtig ist mir das Ganze nun auch nicht mehr. Und einen Aufstand machen und dann vor lauter Ärger und Streit keinen Rekord springen – das wäre mir zu peinlich gewesen. Das Ganze war aber schon eine gefühlte Niederlage, ja eine persönlich schmerzliche Zurückweisung. Ich bin da immer noch wie ein Kind. Und das hat mir offenbar ein wenig die Laune verdorben. Beim Einspringen zuvor war ich jedenfalls noch top fit. Und als es ernst wurde war ich platt. Wenn ich die Latte des Veranstalters nicht zusätzlich markiert hätte, dann hätte ich vielleicht die Springer zusammengetrommelt und ihnen die Entscheidung überlassen, welche Latte sie bevorzugen wollten. Und dann hätte der Kamprichter ja wohl kaum opponieren können. Schließlich darf man ja auch mit eigenen Speeren und Disken antreten. Warum also nicht mit eigener Latte?! So sahen das auch die Veranstalter der Nordhessischen Meisterschaften in Baunatal bei Kassel. Ihnen war ich mit meiner Latte von vorn herein willkommen. Und so war es kein Wunder, dass ich mich wohl fühlte und einen Deutschen Rekord aufstellen konnte. Das Leben ist super schön, wenn man keine anderen Sorgen hat. Welch ein Luxus! Auf der Autobahn durch eines der schönsten und glücklichsten Länder der Welt zu brausen, um auf einer modernen Sportstätte das zu tun, was man am besten kann oder zumindest früher mal konnte. Nette Menschen treffen, die ähnlich fühlen. Typische Dialog: Findste nich, du wirst langsam zu alt für sowas? Nö. Solange ich höher springe als die Kinder in der Schule. Die sollen, und ich soll nicht dürfen?! Nachschlag Zu dieser an Machtgefühlen orientierten Motivation einiger Kampfrichter gehört auch die Manie, unmittelbar nach dem Wettkampf, die Latte verschwinden zu lassen, bzw. die ganze Anlage abzubauen und einzupacken. Der Wunsch, bitte noch ein paar Übungs- oder Kontrollsprünge zu machen, prallt an ihrer Einstellung ab, ohne ihr Mitwirken habe kein Sport stattzufinden. Dabei könnten sie ja mitwirken, wenn sie nur auf der Seite der Athleten stehen würden, anstatt diese von oben bevormunden und maßregeln zu wollen. So gibt es Kampfrichter, die nach dem Wettkampf gerne noch mit den Teilnehmern fachsimpeln und sich sogar dafür interessieren, was ich über meine eben gerade erbrachte oder nicht erbrachte Leistung denke. Es ist wie mit den Polizisten. Manche sind tatsächlich Freund und Helfer. Manche aber leider auch das Gegenteil. Manche Kampfrichter verhalten sich unbewusst machtfreudig. Sie stehen sinnlos auf der Anlage herum und behindern das Einspringen vor dem Wettkampf. Sie schreiten majestätisch an der Latte entlang und streicheln sie mit der Hand, vorgeblich um ihr Vibrieren zu dämpfen. Sie sind schlecht organisiert, so dass das Vermessen der neuen Höhe anstatt möglicher 15 Sekunden 60 bis 100 Sekunden dauert. Sie denken nicht daran, dass bei 15 im Laufe des Wettkampfes zu vermessenden Höhen ein sinnloser Zeitverlust von bis zu 20 Minuten entstehen kann. Man sieht ihnen an, dass sie nicht darauf ausgerichtet sind, alles so zügig wie möglich zu erledigen. Es fehlt ihnen der Eifer in der Körpersprache. Sie schauen während der Sprünge in alle möglichen Richtungen, als ginge ihnen das Geschehen am Po vorbei. Oder sie gehen hin und her und unterhalten sich mit den Kollegen. Und all das steht im Widerspruch zur Motivation der Wettkämpfer. Wirkt zerstreuend und letztlich störend und leistungsmindernd. Selbst ohne Disziplin wollen sie diese aber anderen beibringen. Natürlich alles all zu menschlich. Und daher kein Vorwurf sondern Danke, dass sie überhaupt mitmachen. Ohne sie geht es ja tatsächlich nicht. Obwohl: Ein Kampfrichter der Vermessung und Ablauf überwacht, aufruft und schreibt wäre genug. Es finden sich immer zwei Teilnehmer, die ihm beim Vermessen helfen und die Höhe der Auflagen nach seinen Anweisungen verstellen. Dann geht erfahrungsgemäß alles am schnellsten und völlig reibungslos. RE: Hoch auf Kurs - Halloo - 16.06.2017 Ich fand es auch lustig. War sehr entspannt, nachdem ich mich vorstellte. Leider gab es in Baunatal ein heftiger Regenguß, der Besseres verhinderte. 2Tage später dann ein erneutes Treffen in Allendorf/ Eder. Wir haben uns ausgetauscht - nicht unsympathisch .Man kann sich sachlich trefflich streiten uns sich trotzdem verstehen. Viele können leider zwischen persönlicher Abneigung und anderer Meinung nicht differenzieren. Thomas`Rekordsprung von 1,53m ( über seine eigens mitgebrachte Latte ) habe ich fotographisch festgehalt RE: Hoch auf Kurs - Angerländer - 23.06.2017 Lieber Thomas, vielen Dank, dass Du uns an Deinen Erlebnissen und Gedanken teilhaben läßt! Es ist immer wieder erfrischend und motivierend, Deine Erfahrungsberichte lesen zu dürfen. Zwar habe ich selber seit Jahrzehnten an keinen offiziellen Wettkämpfen mehr teilgenommen, und meine vielen kleinen Verletzungen hindern mich derzeit noch daran, wieder einzusteigen, aber an die Attitüden mancher Kampfrichter kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich hoffe, dass Du weiterhin erfolgreich an Wettkämpfen teilnimmst, und vor allem dass wir noch viele Deiner Trainings- und Wettkampfberichte verfolgen dürfen. Ich wünsche Dir alles Gute, aber vor allem beste Gesundheit! RE: Hoch auf Kurs - alex72 - 23.06.2017 Würden wir es richtig finden dass der weltjahresbeste bei der WM einfach mal seine eigene Latte mitbringt oder einfach mal Markierungen an der Latte anbringt? wer soll entscheiden ob ein Gerät zulässig ist? Die Athleten selbst? Entscheiden dann die Athleten mehrheitlich ob der Speer oder die Kugel regelkonform ist? Oder vllt doch besser ein neutraler Schiedsrichter? Man kann natürlich sagen dass man das bei den Senioren nicht so streng sehen sollte. Nur leider steht das doch sehr im Widerspruch zum Anspruch und Ehrgeiz gerade der Senioren wettkämpfer. es gibt in keiner AK soviel Diskussionen mit den Kari wie bei den Senioren obwohl die selben Kari auch die Jugendlichen betreuen . Sicher nicht weil die Senioren so entspannt und kooperativ mit den Kari umgehen. Interessanterweise sind auch die Kari mehrheitlich Senioren. Vllt sollte man da einfach mal etwas kooperativer miteinander umgehen und nicht die ehrenamtlichen Kari wie hier charakterlich abqualifizieren ! RE: Hoch auf Kurs - Angerländer - 25.06.2017 Na ja, man muss sich jetzt auch nicht künstlich echauffieren. Niemand will irgendwen charakterlich abqualifizieren. Natürlich darf man profilneurotische Kampfrichter kritisieren. Es ist deutlich erkennbar, dass es sich nicht um ein Pauschalurteil handelt. Es werden lediglich bestimmte Situationen beschrieben. Kampfrichter sind auch nur Menschen. Und besonders ehrgeizige, machthungrige Mitmenschen begegnet man in allen Teilen der Gesellschaft. Im Übrigen finde ich die Frage durchaus legitim, warum ein Hochspringer oder eine Hochspringerin nicht seine/ihre eigene Latte mit zum Wettkampf bringen sollte. RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 30.06.2017 Die Eingeschaften einer Wettkampflatte sind in den Regeln genau beschrieben. Wenn eine fremde Latte diese Bedinungen erfüllt, gibt es keine Regel die verbietet, sie in einem WK zum Einsatz zu bringen. Allerdings respektiere ich den Anspruch eines Ausrichters, die Latte zu verwenden, die er gekauft hat und die von der Marke ist, mit der er vieleicht einen Vertrag hat. In Zittau habe ich natürlich keine eigene Latte zur Deabtte gestellt. Trotzdem gab es tüchtig Zoff. Man lese... RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 30.06.2017 Na, die 440 km Nachtfahrt mit anschließenden fünf Stunden Schlaf im Auto haben sich ja gelohnt! Nicht wegen des Titels und noch weniger wegen der Leistung, sondern weil es mir vergönnt war, eine ganz neue Erfahrung zu machen, nämlich vom Kampfrichter verwarnt zu werden. Richtig mit Gelber Karte und so. Und damit das nicht als Fake News und haltloses Gerücht durch die Seniorenlandschaft irrt, beschreibe ich den Hergang hier mal so, wie ich ihn erlebt habe. Es fing damit an, dass das Höhenmessgerät nicht richtig zum Einsatz kam. Es stand immer so schief, dass die Latte beim Darüberschieben des Fingers um mindestens 4mm heruntergedrückt wurde. Mit meinem freundlichen Hinweis darauf habe ich mir spürbar schon Feinde gemacht. Wie kann auch ein alter, seniler Wettkämpfer sich anmaßen, einem uniformierten Kampfgericht mit tadelloser Ausbildung sagen zu wollen, wie es seinen Job zu machen habe. Der sehr junge Oberschiri wollte das Vorgehen auch noch rechtfertigen, und zum Glück kam ein erfahrener Kollege herbei und gab mir Recht, indem er den Betroffenen zeigte, wie das Gerät korrekt zu benutzen ist. Das muss den erwähnten Oberschiri aber schon arg gewurmt, ja in seinem Autoritätswahn gestört haben. Jedenfalls stellte ich fest, dass die Gummienden an der Latte sich beim Zubodenfallen verdrehten, und wollte das während des Einmessens der nächsten Höhe korrigieren. Dabei entdeckte ich auch, dass dies gar nicht die Latte vom Einspringen war, sondern eine noch neuere, die noch keine Markierungen besaß, an denen man sich beim Zurechtdrehen der Auflagen hätte orientieren können. Also sah ich nach und musste feststellen, dass die Krümmung der Latte zur Seite, also zur Matte hin wies, wodurch ihr Schwerpunkt sich nicht genau zwischen den Ständern befand, wie es die Regel vorschreibt. Ich sah mich nach dem Kampfrichter um, sah ihn aber nicht gleich und kümmerte mich selbst um das Problem. Und das hätte ich natürlich so eigenmächtig nicht machen dürfen. Schon kam nun aber der Schiri angeschnaubt und herrschte mich respektlos an, was mir da einfiele, an der Latte rumzumachen. Ich sagte höflich: Oh, da sind Sie ja, ich hab sie eben gesucht und nicht gesehen. Schaun Sie mal: Die Krümmung der Latte geht zur Seite und das darf nicht sein. Könnten Sie das bitte ändern? Und der raunzt mich an und sagt: Nein. Das haben wir jetzt so ausgemessen und das bleibt so. Tut mir leid, sag ich. So geht das nicht. Das entspricht nicht den Regeln und benachteiligt die Springer, weil die Latte leichter fällt. Ich besteh darauf, dass das geändert wird. Nebenbei bemerkt kann ich keine Rekorde springen, wenn ich weiß, dass die Bedingungen nicht optimal sind. Und eine korrekt aufliegende Latte gehört nun mal dazu. Also habe ich insistiert. Da fährt mich der Kollege an, als wär er der Kaufhausdetektiv und ich der Landedieb. Ich soll mich jetzt entfernen oder er würde mich verwarnen. Na, das muss man mir nicht zweimal sagen. Da zieh ich natürlich den Schwanz ein und geh meiner Weg. Aber nein. Mir war das zu wichtig. Ich sage also nun auch leicht erregt: Ich besteh darauf dass Sie die Anlage den Regeln entsprechend herrichten. Ich bin nicht 1000km hergefahren und habe nicht 14€ Startgeld bezahlt, damit Sie mir hier den Wettkampf kaputtmachen. Wenn Sie die Regeln nicht kennen, dann rufen Sie den Oberschiedsrichter. Das war ihm nun echt zu viel: Erstens sei er der Oberschiedsrichter und zweitens Oberkampfrichter (oder umgekehrt – da kenn ich mich nicht aus). Es war ihm also auch um seinen Titel wichtig. Und so wechselte er vom Detektiven zum Korporal, der seinen Rekruten zusammenscheißt. Er hü ich hott. Noch zwei Ermahnungen – der Mann hatte Geduld! – dann zückte er die Gelbe Karte, woraufhin ich mich abwendete und lauthals nach der Wettkampfleitung rief. Die kam dann auch und klärte irgendwas mit dem Schiri. Mir war’s egal. Der Wettkampf war eh gelaufen. Beinahe hätte ich ihn sogar noch verloren. Und ein Mitspringer war sogar sauer auf mich, weil er nicht verstanden hatte, dass es auch um seine Interessen ging. Jedenfalls: Dem Schiri ging es die ganze Zeit mehr darum, mich zurechtzustutzen als seinen Job zu tun und für die Einhaltung der Regeln zu sorgen. Er war also nicht nur inkompetent sondern auch ignorant, autoritär und impertinent, hatte keine Skrupel einen alten Mann zurechtzuweisen wie ein Schulkind, das sein Pausenbrot weggeschissen hat. Und dabei selbstherrlich und beleidigt. Nur gut dass ich am Vorabend zu viel Blutdruck hatte und einen Betablocker nahm. Sonst hätte ich mich sicher richtig aufgeregt. So nahm ich’s mit Humor. Nun war das nur der Gipfel der schlechten Erfahrungen, die ich mit Kampfrichtern in den neuen Bundesländern gemacht habe. Heute ging es schon gleich bei der Meldestelle los. Ein Klima wie im Erziehungsheim. Gehn Sie wieder raus und suchen in den Listen die Nummer Ihres Vereins und dann kommen Sie wieder rein. Klar. Kein Problem. Aber der Ton. Strafkompanie. Ich bin sicher, die Mehrheit der Sachsen ist gemütlich und nett. Aber was sich da in der Leichtathletik tummelt, sucht scheinbar Ersatz für die FDJ, für den Kasernenhof und die Stasi-Mitarbeit. Ich muss immer an die netten Kerls an der damaligen Zonengrenze denken. Die hatten wohl den Befehl, uns Wessis wie Dreck zu behandeln. Aber heute?! Leider führt der Gedankengang zu der Erkenntnis, dass der Hang zum Despotismus zunimmt, je weiter man nach Osten vordringt. Anstatt sich um die Wahrheit zu kümmern, werden die Sucher eingesperrt. Dabei waren die zwei Obstbauern, die ich früh morgens gleich jenseits Neiße begrüßte, herzensgute Menschen. Da läuft was gehörig schief östlich von Eisenach. Zu meinen Sprüngen: Je länger ein Fehler im System unerkannt bleibt, desto schlimmer wird er und desto mehr zieht er den ganzen Ablauf in Mitleidenschaft. Nicht nur wegen des Ärgers kam ich auch heute nicht drauf und sprang entsprechend schlecht. Das ist wie in unsrem Wirtschaftssystem (ich weiß nicht mehr wie man es nennen muss, um nicht als Ideologe hingestellt zu werden). Die Reichen werden immer reicher, bis eine Minderheit alles hat und die große Mehrheit wird immer ärmer, bis sie nichts mehr hat. Die Einen sterben am Luxus, die anderen an Hunger und Elend. Jedenfalls stirbt meine Hochsprungtechnik, wenn ich nicht bald den Fehler finde. Also bin ich flugs abgereist und Bleifuß nach Obersuhl ins Stadion. Um 15 Uhr stand fest, wo es hapert. Um 15h20 gelangen die ersten korrekten Sprünge über 1m45 seit mindestens 6 Wochen. 15 am Stück. Das war ein versöhnlicher Abschluss eines sportlichen Freitags, des 30sten. PS. Bernd Schuhmacher ist volle 14cm kleiner als ich. Also geb ich ihm 8cm Handicap. Folglich ist er mit seinen 1m41 Deutscher Meister 2017, denn ich schaffte ja nur 1m44. |