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Doping- und Anti-Doping News - Druckversion

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RE: Doping- und Anti-Doping News - Robb - 29.08.2017

(29.08.2017, 14:44)alex72 schrieb: Das ist etwas völlig anderes als dass vierzig Prozent vorsätzliches Doping zuegegebn hätten ! Die Stichprobe ist nicht hoch gewesen . das Hochrechnen auf alle Athleten ist daher sehr fragwürdig.

Man kann höchstens sagen dass vierzig Prozent der befragten ! Athleten indirekt Doping eingreräumt haben. Aber auch der Schluss von den Antworten auf Doping ist nicht zwingend.

Wieviele wurden denn befragt? Bei ca. 2000 Athleten in Daegu braucht es nicht viele, um eine repräsentatives Ergebnis zu erstellen.


RE: Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 29.08.2017

(29.08.2017, 14:44)alex72 schrieb: Ein Institut hat eine begrenzte Zahl von Athleten befragt
 
Zitat:The Tübingen study (see below) surveyed 2,163 athletes at two major sporting events, the Daegu IAAF World Championships and the Doha Pan-Arab Games, both held in 2011.
Quelle

Das ist eine geradezu riesenhafte Stichprobengröße


RE: Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 29.08.2017

Hier ein Link zur kompletten Studie
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs40279-017-0765-4.pdf

Zitat:After performing numerous sensitivity analyses, assessing the robustness of our estimates under various hypothetical scenarios of intentional or unintentional noncompliance by respondents, we found that the prevalence of past-year doping was at least 30% at WCA

Das sind bei 1945 Teilnehmern mindestens 583 Doper. Erwischt hat man durch Dopingkontrollen 14.


RE: Doping- und Anti-Doping News - EAF2017 - 30.08.2017

Unsere Tageszeitung verkündet heute als "Breaking News", dass 40% der Teilnehmer von Daegu Doping zugegeben hätten. Liest sich so, als seien alle Teilnehmer direkt befragt worden und hätten es offen ausgesprochen. Von dem System mit "indirekten Fragen" wird nichts erwähnt. Meine zukünftigen Journalistenkollegen haben sich anscheinend keine Mühe gemacht, richtig zu recherchieren, sondern lassen den Leser mal wieder glauben, dass jeder Leichtathlet der Welt gedopt ist.


RE: Doping- und Anti-Doping News - lor-olli - 30.08.2017

In den Zeiten des "postfaktischen Journalismus" (auch ich bin doch überrascht und angesäuert, dass scheinbar nur wenige Journalisten sich die "Mühe" machen die Studie korrekt und vollständig wieder zu geben - Ist sie dann nicht mehr spektakulär genug?) kommt es scheinbar wirklich nicht mehr auf den Inhalt, sondern nur auf die Schlagzeile an. Der "Bento / Bild / RTL2" (beispielhaft für alles was sich "Nachrichten" nur nennt) Leser oder Zuschauer möchte seine vorliegende Meinung bestätigt haben und nicht mit Fakten verunsichert werden. Zunehmend gilt das aber auch für Organe die lange als seriös galten! (Nicht in allen Themenbereichen, aber in diesem schon)

Faktenkontrolle? Ernsthafte Gespräche über den Fußball-Trash-Talk hinausgehende Themen scheinen nur noch mit wenigen, sich tiefergehend informierenden Menschen sinnvoll möglich. Ich hatte gerade wieder mal ein Aha-Erlebnis mit jungen Leistungssportlern, als ich versuchte ihre Gedanken zur Studie in Erfahrung zu bringen….

Es ist lästig bei Diskussionen über den Sport immer wieder auf das Thema Doping kommen zu müssen und viele Fakten richtig zu stellen, aber dies ist eben auch ein Fakt. Fast noch ärgerlicher als das Doping (was ich nicht für ein Kavaliersdelikt halte!) ist aber die Rolle von IAAF und anderen Verbänden in Fragen Aufklärung und Vorgehensweise. Der wenig informierte Sportrezipient glaubt doch häufig tatsächlich, das NADA, WADA, IAAF, IOC wirklich an einem Strang ziehen und das es vor allem um sportliche Interessen geht… Wo wollen wir "landen"? Da wo Fußball, Tennis, Radsport, Golf, Football und Baseball schon angekommen sind? Also der Behauptung, dass Doping in ihrem Sport keine Rolle (mehr) spielt? Es fällt zunehmend schwer einem 14 oder 15 jährigen, guten Gewissens, die Fairness in der Welt des Sports zu versichern (auch in der Leichtathletik) .

Bezüglich der Qualität der Studie: Hier wurde wirklich gewissenhaft und unter Vermeidung eventueller statistischer "Tricks" gearbeitet, eine belastbare Stichprobe (2100 Befragte bei 5100 Sportlern), hohe Crossreferenzialität der Fragen etc. lassen wenig Raum für Zweifel. Den Untersuchenden war von vornherein klar, dass versucht werden würde ihre Arbeit zu zerlegen, zu bagatellisieren, zu ignorieren - letztlich sogar die Veröffentlichung zu verhindern. Wer dies vorher einkalkulieren muss, arbeitet nicht schlampig!


RE: Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 30.08.2017

Kleine Korrektur meines Beitrags weiter oben: Die Studie, die unter deutschen Olympiateilnehmern eine Dopinprävalenz von 14 bis 39% festgestellt hat, stammt nicht von Olivier de Hon, sondern von Eike Emrich und Kollegen, s.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25169441

Wenn man die aktuellen Kommentare zur Daegu-Studie aus dem WADA/IAAF-Lager verfolgt, geht das in die Stoßrichtung: ja, das war 2011, heute ist alles besser Rolleyes . Wenn dem so wäre, sollte es ja kein Problem sein, eine Kontrollstudie für 2019 anzusetzen. Ich habe aber meine Zweifel, dass die IAAF dem nochmal zustimmt, da die Ergebnisse wohl ähnlich ausfallen würden.


RE: Doping- und Anti-Doping News - longbottom - 30.08.2017

Mir ist klar, dass man beim Thema Doping aus naheliegenden Gründen bei solchen Erhebungen nicht mit exakten Ergebnissen rechnen kann. Aber ist 14 bis 39% nicht ein sehr weit auseinander liegender Wert? Also für mich macht es schon einen erheblichen Unterschied, ob 14% der deutschen Olympiateilnehmer gedopt waren oder 39.


RE: Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 30.08.2017

Sorry, falscher Link oben, der führt zu de Hon, der mehrere Untersuchen herangezogen hat, u.a. die von Emrich.

"14% is 39%" müsste eigentlich heißen, 14% bzw. 39%, weil es um zwei verschiedene Methoden geht

Zitat:It is concluded that a combination of questionnaires using the Randomised Response Technique and models of biological parameters is able to provide the statistical possibilities to reveal accurate estimates of this often undisclosed practice. Data gathered in this way yield an estimation of 14-39% of current adult elite athletes who intentionally used doping.

Die 14% ergeben sich aus den biologischen Parametern (Blutpass) und gelten nicht nur für Deutschland, die 39% aus der RRT-Umfrage, die sich spezifisch auf deutsche Bundeskaderathleten bezieht.

Die Studie von Emrich findet man hier
http://www.uni-saarland.de/fileadmin/user_upload/Campus/Forschung/forschungsmagazin/2009/1/Emrich.pdf

Da sind die 39% aber auch die obere Grenze eines Intervalls von 20-39%. Es handelt sich nunmal um ein statistisches Verfahren,daher kann kein genauer Wert angegeben werden.


RE: Doping- und Anti-Doping News - icheinfachma - 31.08.2017

Ich glaube, dass - Studie hin oder her - der Dopingsumpf der Leichathletik und anderer Sportarten sowieso nicht mehr zu retten ist. Man kann nur das beste daraus machen und seinen eigenen Sport auf sauberem Niveau machen und sich nicht so sehr darüber aufregen, dass gedopte Athleten Plätze und Tickets wegschnappen.


RE: Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 31.08.2017

Ich denke schon, dass es unsere gesellschaftliche Aufgabe ist, alles zu tun, damit die, die ihren Sport sauber betreiben wollen, eine faire Chance auf Erfolg haben.
Natürlich werden wir Doping nie ganz beseitigen können (ebensowenig wie jede andere Form der Kriminalität). Dass man aber erheblich mehr tun kann und sollte, ist wohl offensichtlich.