![]() |
Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? (/showthread.php?tid=6182) |
RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - h3inz_h4rtm4nn - 03.06.2025 (02.06.2025, 15:59)Markus Schmidt schrieb: Ich kann mit diesem Athletentypus, der offensichtlich Probleme damit hat, das eigene bei Instagram aufgebaute Selbstbild und die sportliche Realität auseinanderzuhalten, ehrlich gesagt nur bedingt etwas anfangen. Aus deinen Kommentaren spricht leider nicht nur ein Hang zur pauschalen Abwertung, sondern auch eine latente Form von Neid oder Missgunst gegenüber Athleten, die neben sportlicher Leistung auch medial sichtbar sind. Du unterstellst Hendrik Pfeiffer, er könne sein Selbstbild von Instagram nicht von der sportlichen Realität trennen – dabei scheint es eher, als hättest du ein Problem damit, dass ein Athlet öffentlich kommuniziert, Haltung zeigt und sich nicht still in ein System fügt, das an vielen Stellen offensichtlich dysfunktional ist. Dass Pfeiffer 2:12 in Tokio läuft, ist zwar über der Norm, aber sportlich keineswegs irrelevant. Vor allem nicht in einem Rennen mit tiefem Elitefeld und ohne eigene Tempomacher. Wenn man ihm daraus einen Strick dreht, müsste man bei vielen anderen Nominierten auch genauer hinsehen. Stattdessen wird hier wieder selektiv bewertet – und genau das ist der Vorwurf, den er und viele andere Athlet:innen äußern: ungleiche Maßstäbe, intransparente Kommunikation und eine fehlende nachvollziehbare Linie. Dein ironischer Kommentar über den Linksverkehr in Japan mag lustig gemeint sein, zeigt aber, dass du kein echtes Interesse an einer sportlichen Diskussion hast, sondern eher daran, Personen abzuwerten, deren Stil oder Auftreten dir nicht passen. Dass du Pfeiffers Kritik als „nicht sachlich“ abtust, obwohl sie auf sehr konkreten Abläufen, Aussagen und Regelungen basiert, wirkt wie eine klassische Abwehrhaltung gegenüber berechtigtem Protest. Die eigentliche Frage wäre doch: Warum sind die Normen nicht standardisiert und geschlechtergerecht berechnet? Warum erfolgen Rückmeldungen so spät? Warum gibt es immer wieder mündliche Zusagen, die dann plötzlich nicht mehr gelten? Solche Fragen müssten auch dich interessieren – wenn du wirklich an Fairness und Leistung orientierter Förderung interessiert bist. Aber dazu müsste man sich von persönlichen Aversionen lösen. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass du dich eigentlich nur genau aus diesem Grund hier angemeldet hast: Nämlich, um mutige Athlet:innen reflexhaft kleinzureden. RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - aj_runner - 03.06.2025 (02.06.2025, 16:01)criso1234 schrieb: Er hat sich auch nochmal im MainAthlet Podcast dazu geäußert. Seine Stellungnahme dort hat für mich nochmals einiges eingeordnet. U.a. > macht er auf den Widerspruch aufmerksam, dass er vom Staat gefördert wird, aber nicht für den Staat an den Start gehen kann > sei es für eine Nominierung noch nicht zu spät > sieht er das Thema Klage grundsätzlich, auch für die Zukunft. Das wird teuer und die Finanzierung könnte er nicht selbst stemmen RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - Markus Schmidt - 03.06.2025 Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich finde vieles daran nachvollziehbar – nur halte ich es für falsch, Kritik an einem bestimmten Stil oder Auftreten direkt als Neid abzutun. Mein Punkt war nie, dass Pfeiffer kein guter Läufer ist – sondern dass seine Erzählung von der „verweigerten Gerechtigkeit“ mehr mit Erwartungshaltung als mit Fakten zu tun hat. Er hat die Norm verfehlt. Punkt. Und wer zwei Marathons innerhalb von sechs Wochen läuft – plus einen 70-km-Charitylauf für einen Limohersteller – stellt eben andere Prioritäten als eine gezielte WM-Quali. Dass man das benennen darf, ohne gleich als „reflexhafter Kleindenker“ zu gelten, sollte möglich sein. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn der DLV nach der unglücklichen Geschichte in Paris 2024 ihn jetzt nominiert hätte – aber das wäre eben eher Kulanz gewesen, kein verbrieftes Recht. Klar, der DLV kommuniziert schlecht. Aber schlechte Kommunikation ersetzt keine sportliche Qualifikation. Nur weil dort Kommunikationsgenies wie Dr. Jörg Bügner sitzen (seit dem Vorfall mit Alice Finot bei der EM in Rom letztes Jahr wissen wir: seine Doktorarbeit hat er schonmal nicht über die deutsche Besatzung von Paris geschreiben), heißt das nicht, dass Pfeiffer automatisch im Recht ist. Ich wünsche ihm trotzdem, dass er sich sportlich nochmal aufdrängt und sich sein extremes sportliches Commitment über all die Jahre auch international noch mehr auszahlt. Dann wird er auch irgendwann auf Weltniveau nominiert – völlig unabhängig von Insta, Podcasts oder PR-Debatten. Weil Leistung am Ende eben doch zählt. Und das ist doch das Gute an diesem Sport. RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - gelpi - 03.06.2025 Ich denke auch, dass dies ein komplexes Thema ist. Die letzte Instagram-Story von Claus Dethloff zum Beispiel hilft meiner Meinung nach Hendriks Argumentation nicht weiter. Auch wenn es wahrscheinlich eine schlechte Idee ist, teilnahmeberechtigte PK-Athleten nicht für internationale Wettkämpfe zu nominieren, geht es hier nicht um die Frage, wie die Politik des DLV aussehen sollte, sondern darum, ob irgendwelche Richtlinien oder Regeln überhaupt verletzt wurden. Ursprünglich schien das Argument zu sein, dass der DLV einfach gegen seine eigenen Regeln verstößt, aber jetzt scheint es sich in die Richtung zu bewegen, ob die DLV-Normen überhaupt Sinn machen. Das ist an sich eine berechtigte Diskussion, aber ich sehe nicht, wie sie der Nominierung von Hendrik konkret hilft. RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - Tankward - 03.06.2025 Zu dem Wings for Life Run hat er sicht ja auch geäußert. Die Geschwindigkeit war für ihn nur Zone 1/Zone 2 also eher einfach ein sehr langer lockerer Dauerlauf. Denke nicht dass ihn das so belastet hat wie hier suggeriert wird. RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - S_J - 03.06.2025 Ein Ultramarathon ist kein "sehr langer, lockerer Dauerlauf." Wenn man danach ohnehin eine Woche in den Urlaub fährt und es einem Spaß macht, ist es ja okay, aber man sollte das wirklich nicht unterschätzen. Bis Enzyme, Mitochondrien, Gewebe etc. sich von einer solchen überlangen Belastung erholt haben, dauert es auch bei einer vergleichsweise niedrigen Intensität mindestens mehrere Tage. Aber es soll hier ja nicht unbedingt um die Trainings- und Wettkampfplanung von Hendrik gehen. Ich denke gelpi hat es gut zusammengefasst, dass sich die Diskussion immer weiter vom eigentlichen Kern entfernt: Egal ob man nun darüber spricht, ob Hendriks Planung sinnvoll war, oder ob es um die Sinnhaftigkeit der Normen geht – die seit einem halben Jahr bekannten Normen wurden nicht verletzt. Das auch angebrachte Argument, dass ein vom Staat geförderter Athlet auch den Staat repräsentieren dürfen solle, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Das zäumt ja das Pferd von hinten auf. Ein vom Staat geförderter Athlet sollte dieses Privileg nutzen, um sich für die Veranstaltungen qualifizieren zu können. Es ist eine Erleichterung auf dem Weg, die Normen zu erreichen, aber doch kein Freifahrtschein. RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - Reichtathletik - 03.06.2025 Man sollte schon zwei Dinge bedenken: Die Argumentation "er hat die Qualifikation nunmal nicht erreicht" ist zwar faktisch richtig, übersieht aber WER diese Qualifikation definiert: Nämlich der DLV. Das gleiche Spiel haben wir bei den Deutschen Meisterschaften jedes Mal. Wer die Quali hat und wegen willkürlicher Teilnehmerlimits dann gestrichen wird (manchmal sogar weil andere eine Wildcard bekommen) sagt für sich: Mir wurde der Startplatz weggenommen. Der DLV sagt: Du hast dich ja gar nicht qualifiziert. Diese Argumentation sollte man als Dritte Person auf keinen Fall übernehmen. Wo gibt es das sonst, dass derjenige, über den sich beschwert wird, selbst definieren kann, was die Fakten sind? Das sind Trump-Methoden: Ich deiniere den Golf von Mexiko als Golf von Amerika und wer dann sagt, dass man den nicht einfach einseitig umbenennen kann bekommt die Presseakreditation entzogen, weil er Fake News verbreite und den Golf von Amerika nicht so nenne... Zweiter Punkt: Saisonplanung. Die sehe ich auch kritisch. Aber: Es wäre dann doch Aufgabe der Bundestrainer proaktiv auf diese einzuwirken. Es scheint sich aber die Handhabung (auch in der Jugend) durchzusetzen: Wenn Leute nicht so agieren, wie wir es für profesionell halten, strafen wir sie ab bzw. beachten sie nicht, weil sie sich dann schon ändern werden in unserem Sinne. Das finde ich eine unangebrachte Herangehensweise. Warum nicht proaktiv auf Leute zugehen, auf Athlet und Trainer und sagen: Hier das finden wir nicht sinvoll, mach es lieber so. Vielleicht auch mal fragen: Warum macht ihr es nicht so, wie wir es uns wünschen. Bundestrainer sollten doch beratend zur Seite stehen. Stattdessen lässt man machen und reagiert nachher so? Die Geisteshaltung begegnet uns leider an vielen Stellen. Könnte lange Lieder davon singen, was einem so alles "vorgeworfen" wird mit der Zielsetzung durch Vorwürfe Verhalten zu ändern. Teilweise absurde Sachen dabei. Kann jeder Mal bei seinen Kindern oder in der Ehe probieren, wie gut das klappt ![]() RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - Reichtathletik - 03.06.2025 (03.06.2025, 09:19)S_J schrieb: Das auch angebrachte Argument, dass ein vom Staat geförderter Athlet auch den Staat repräsentieren dürfen solle, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Das zäumt ja das Pferd von hinten auf. Ein vom Staat geförderter Athlet sollte dieses Privileg nutzen, um sich für die Veranstaltungen qualifizieren zu können. Es ist eine Erleichterung auf dem Weg, die Normen zu erreichen, aber doch kein Freifahrtschein. Ich stimme zu, dass dies kein Argument sein sollte, dass Athleten ein Privileg erhalten. Ich glaube aber die Dimension ist eine andere: Sportförderung steht unter einem enormen Rechtfertigungsdruck. Das bekommen einige nicht mit, aber man muss z.T. sehr dicke Bretter bohren, um Gelder für Leistungssport aus öffentlichen Mitteln zu generieren. Zum einen, weil die Politik entscheiden muss, geht das in den Sport oder z.B. die Verteidigung, die Infrastruktur, die Schulen etc. Zum anderen weil es in der Gesellschaft tendenziell nicht mehrheitsfähig ist. Das bekommen Sportler in ihrem Umfeld häufig anders mit, weil sie eher sportaffine Leute um sich haben, aber jede Wette: Bei einer Volksbefragung würde eher weniger Geld für den verbandlich organisierten Sport rauskommen als mehr. Wenn dann solche Dinge passieren wie: 2 staatlich geförderte Athleten sind nicht bereit für Deutschland zu starten, 1 staatlich geförderter Athlet wird nicht vom Verband nominiert und deshalb bleibt ein Startplatz frei heißt das: 3 Athleten wurden finanziert und aus verschiedenen Gründen ist keiner davon für Deutschland am Start, obwohl es jeder hätte tun können. Sowas sorgt dafür, dass die Bereitschaft "im Volk" / in der Politik, Geld in den leistungssport zu investieren, sinkt. Und das ist brandgefährlich. RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - gelpi - 03.06.2025 Ich denke, dass hier unbedingt eine Erklärung des Bundestrainers erfolgen muss. Denn WENN es stimmt, dass in seinem Gespräch mit Hendrik die DLV-Norm nicht erwähnt wurde, dann ist das meiner Meinung nach mehr oder weniger der wichtigste Teil des Themas. Denn die Bundestrainer sollten in der Lage sein, ihre Athleten über alle relevanten Kriterien für ihre Saisonplanung zu informieren. Ich stimme mit Reichtathletik überein, dass dies vor allem ein schlechtes Bild für die Sportförderung ist. Zumal Hendrik Pfeiffer ein Athlet ist, der durchaus in eine Weltmeisterschaft gehören würde. Die DLV-Norm scheint nun mehr Probleme zu schaffen als zu lösen. RE: Hendrik Pfeiffer vom DLV ausgebootet? - runner5000 - 03.06.2025 (03.06.2025, 09:19)S_J schrieb: Das auch angebrachte Argument, dass ein vom Staat geförderter Athlet auch den Staat repräsentieren dürfen solle, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Das zäumt ja das Pferd von hinten auf. Ein vom Staat geförderter Athlet sollte dieses Privileg nutzen, um sich für die Veranstaltungen qualifizieren zu können. Es ist eine Erleichterung auf dem Weg, die Normen zu erreichen, aber doch kein Freifahrtschein. Er hat sich nach den Vorgaben des Weltverbandes qualifiziert. Und durch diese Zusatznormen torpediert der Staat die Teilnahme. |