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Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen (/showthread.php?tid=685) |
RE: Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - MZPTLK - 26.02.2015 (26.02.2015, 01:23)Gertrud schrieb:Laut Denises Aussagen tut ihr nichts weh.(25.02.2015, 19:06)kugel1 schrieb: Meint ihr nicht, dass es Rücksprachen mit Ärzten gegeben hat?Ich kann diesen Fall von den Ärzten her nicht beurteilen; nur fallen die Urteile der Ärzte oft sehr unterschiedlich aus. Wenn z. B. Knorpelschäden bestehen, dann ist ein hartes Training nie produktiv. Warum wird oft z. B. bei Kreuzbandrissen nachgebessert? Dann hätten Ärzte doch diese Sache vorhersehen müssen. Sicherlich hat dann vorher ein Arzt auch die Sache abgesegnet. Die Knorpelsache ist letztes Jahr offenbar gut behoben worden. Sie sieht noch Reserven im Bereich Kraft und Technik. Toi toi toi! RE: Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - Gertrud - 27.02.2015 (26.02.2015, 20:19)MZPTLK schrieb: Laut Denises Aussagen tut ihr nichts weh. Es ist natürlich wichtig, schmerzfrei und auch zu jeder Prophylaxe bereit zu sein. Für mich ist die Dimension "Knorpelschaden" immer ein "Ritt auf der Rasierklinge". Das linke Knie scheint die "Baustelle" zu sein. Schmerzfrei heißt für mich einiges, aber beileibe nicht alles. Wenn man einen diabetischen Zeh abnimmt, ist man nach der OP für lange Zeit auch schmerzfrei, aber auch nicht mehr!!! Das sollte man schon im Kontext sehen. Es gibt ja auch Anomalien, bei denen Training Schmerzen bedeuten, die man aber nur durch eine OP beheben oder durch "Umschiffen" im Training ausbalancieren kann. Ich hatte einen solchen Fall bei einem Schüler, der nur durch angepasstes Übungsmaterial trainieren konnte. Diese Dinge muss man aber wissen. Als Sportlerin will man das Wort "Karriereende" nicht hören und zieht Spätschäden auch gar nicht ins Kalkül. Da war ich nicht anders, weil für mich damals die Kugel auch überdimensional lebensbestimmend war. Das Herz hängt halt an dem kleinen Ding!!! - Als Trainerin habe ich diese Sachen sehr viel klarer gesehen und weniger emotional reagiert. Für mich ist heute da Schluss, wo die Gesundheit vielleicht später einen Strich durch die Rechnung macht oder man beruflich enorme Einbußen über Dekaden hinnehmen muss. Viele meinen nach Verletzungen, das Thema Verletzungen mit gravierendem Ausmaß weiterhin durch das frühere Erfolgsprogramm und parallele Physiotherapie beheben zu können. Da ist meine heutige Meinung: "Mitnichten!!" Meistens liegen die Ursachen im System. Das und vor allem das Erkennen sinnvoller Umstellungen erfordert eine Menge Wissen des jeweiligen individuellen Körpers. Die Schnittstelle Arzt - Trainer ist oft die Crux. "Alles ist perfekt, aber es gibt noch viel Spielraum für Verbesserungen." Shunryu Szuki Gertrud RE: Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - gera - 27.02.2015 Ich glaube, es ist bei solch gesundheitlich vorbelasteten Athleten einfach vom Trainer zu viel verlangt, die nötige Umstellung des Trainings ohne Zusammenarbeit mit guten Orthopäden/Physiotherapeuten zu bewerkstelligen. RE: Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - Gertrud - 27.02.2015 (27.02.2015, 11:00)gera schrieb: Ich glaube, es ist bei solch gesundheitlich vorbelasteten Athleten einfach vom Trainer zu viel verlangt, die nötige Umstellung des Trainings ohne Zusammenarbeit mit guten Orthopäden/Physiotherapeuten zu bewerkstelligen.Dieses Wissen macht den Unterschied zwischen qualitativ gutem und schlechtem Trainer im gesundheitlichen "Endprodukt" aus. Gertrud RE: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - Halloo - 28.02.2015 (27.02.2015, 12:11)Gertrud schrieb:Trotzdem meine ich wie gera, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit kompetenten Medizinern bzw. (und) Physios sinnvoll und angebracht ist. Alles andere wäre Ignoranz von Personen, die es wahrscheinlich doch noch besser wissen. Überhaupt wundere ich mich, wie hier konstant von bestimmter Seite gegen Ärzte gewettert , und ihre Kompetenz in Frage gestellt wird. Man kann ein sehr guter Trainer sein, ohne jahrelang im stillen Kämmerlein über Wälzern zu hängen - ohne irgendwelche Trainingsarbeit zu leisten. Dazu gehört natürlich eine konstante Weiterbildung UND der Kontakt zu medizinischen Fachleuten. Man stelle sich vor: Alle Trainer/innen widmen sich wöchentlich mehrere Stunden der Weiterbildung. Meist hat man einen Beruf und eine Familie. Was bleibt dann noch an Zeit übrig, Arbeit auf dem Platz oder in der Halle zu leisten? Nichts.(27.02.2015, 11:00)gera schrieb: Ich glaube, es ist bei solch gesundheitlich vorbelasteten Athleten einfach vom Trainer zu viel verlangt, die nötige Umstellung des Trainings ohne Zusammenarbeit mit guten Orthopäden/Physiotherapeuten zu bewerkstelligen.Dieses Wissen macht den Unterschied zwischen qualitativ gutem und schlechtem Trainer im gesundheitlichen "Endprodukt" aus. Das aber ist das Wichtigste, sonst kann man die LA begraben. Ich kenne Übungsleiter, die eine hervorragende Ausbildung. genossen haben, von Weiterbildung zu Weiterbildung eilen und trotzdem totale Nieten sind. Sehr oft sind das Selbstdarsteller. RE: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - lor-olli - 28.02.2015 Eine entscheidende Komponente sollte nicht außer acht gelassen werden: Fachleute sind wichtig, eine gute Zusammenarbeit oder mindestens eine gute Interaktion der Beteiligten ist viel wichtiger! Eine Reihe von Ärzten haben mich fast 20 Jahre zum Simulanten erklärt (unregelmäßige Knieschmerzen, trotzdem Leistungsport…), bis dann eine auf Knie spezialisierte Klinik den Grund fand: einen freien, winzigen Gelenkkörper, der aber nur recht aufwändig zu entfernen war, ohne die Struktur zu schädigen. Ich konnte danach noch eine Reihe von Marathons ohne Probleme laufen (Knie ist auch heute noch ok). Lange Rede kurzer Sinn, ohne die ausgezeichnete Anamnese in der Klinik, dem zu Rate ziehen der alten OP Unterlagen (als 10 jähriger hatte man mir bereits zwei freie Gelenkkörper entfernt), einer detailierten Analyse zur Schmerzsymptomatik, einer Bewegungsanalyse (unauffällig) und dem damals neuen MRT (auch dort ließ sich der Gelenkkörper nicht erkennen) vermutete man einen Rest eines der entfernten Gelenkkörper und konnte ihn entfernen - er war nicht einmal 2mm groß, rutschte manchmal in den Gelenkspalt und verursachte den Schmerz. Lauter Spezialisten die "nichts fanden", erst die Einbeziehung aller möglichen Fakten, das genaueste Befragen des Patienten, mehrfache wiederholte Untersuchungen, ein gut kooperierendes Team aus Ärzten und Physios etc. brachten eine Lösung - ich hätte sonst wohl heute keinen Meniskus mehr… Ich stimme halloo zu wenn er sagt : "Auf'm Platz ist was zählt" (freie Wiedergabe), aber niemand ist allwissend, egal wie umfangreich die Bildung und gerade "Experten" sehen manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. (Weil sie nur ihren Lieblingsbaum sehen) Nach einer solchen Erfahrung bleibt man skeptisch und beäugt auch die Fachleute kritischer. RE: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - decathlonitis - 28.02.2015 "olli", solch ein winziges Teilchen habe ich seit weit über 10 Jahren im re. Fußgelenk, außen. Als erste Beschwerden auftraten, da entdeckte man auch nichts. Man hatte aber die Vermutung, dass eben so ein Teilchen dort hin und wieder im Gelenk wandert. Besonders nach einem entspannten Nachtschlaf rutscht es wohl und verursacht morgens nach dem Aufstehen diffuse Schmerzen, welche sich nach Bewegung verringern bzw. am nächsten Tag für Wochen verschwunden sind. Auch eine zuhohe Belastung beim Gewichtstraining löst/e gelegentlich die Schmerzsymptomatik aus. Ich hab es auch rechtzeitig so eingeschätzt und akzeptiert und lebe damit. Aber, mich wundert`s, dass bei Dir selbst und im sozialen Umfeld die Vermutung mit Erkenntnis (Diagnose) nicht eher gefallen ist, da ja mit 10 J. bereits 2 OP`s mit dieser Symptomatik vorlagen. Naja, irren ist menschlich. Nun komme aber nicht mit der Ausrede daher, dass bei rechtzeitiger Behebung deiner Knieprobleme, deine Zehnkampfleistung sich einem Spitzenniveau von über 8000 Points angepasst hätte. ![]() ![]() ![]() Zum Thema: pauschale Anklagen und Forderungen an Ärtzte, Trainer, Übungsleiter sind nicht angebracht. Qualitativ auf höchstem Stand zu arbeiten, da sind zwar alle gefordert, allein die Ausgangslage ist zu unterschiedlich. Beste Grüße deca RE: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - lor-olli - 28.02.2015 Zitat:pauschale Anklagen und Forderungen an Ärzte, Trainer, Übungsleiter sind nicht angebracht.Ich würde mir nie anmaßen, Fachleute die nicht bei mir persönlich versagt haben, zu kritisieren . Außerdem habe ich ein paar wirklich beindruckend gute Leute kennengelernt (Ärzte und Physios, aber auch Trainer)Fakt ist aber auch, dass manche Athleten / Betroffene eine recht fatalistische Einstellung zu physischen Problemen haben, oft wäre eine geänderte Einstellung dazu schon der erste Schritt zur Besserung (warum machen manche Übungen, die eindeutig Schmerzen verursachen immer weiter?) In manchen Fällen ist aber überhaupt niemanden die Schuld zu geben, der betroffene Körper ist dann einfach nicht leistungssporttauglich, auch diese Erkenntnis muss man erlangen - und zwar nicht erst wenn man "nicht mehr kriechen kann" Heute ist die Diagnostik aber auch deutlich weiter, meine erste Knie OP liegt nun schon Jahrzehnte zurück (nix mit Athroskop und so) und auch die zweite, erfolgreiche liegt nun schon ca. 40000 Laufkilometer zurück… Aus dem Geschehen habe ich folgende Lehre gezogen: etwas was nicht "in Ordnung ist" wird nicht einfach hingenommen, seien es Schmerzen, oberflächliche Diagnosen, schlechte Übungsinhalte etc. Der Leichtathlet hat nicht nur zwei Beine und Arme, sondern auch einen Kopf und den darf er auch gern benutzen / trainieren. Heute ist die Informationsbeschaffung deutlich einfacher geworden, man muss nicht mehr stundenlang in der Unibibliothek durch die medizinische Abteilung blättern - das Internet kann einem die Suche erheblich vereinfachen nur Lesen muss man noch weiterhin ![]() Zu den 8000 Punkten: Ich fühlte mich eigentlich nicht groß eingeschränkt mit dem Knie, vermutlich hätte ich ein paar Punkte im 1500m Lauf mehr erhalten (um die längere Ausdauer habe ich micht gedrückt…), eventuell auch im Weitsprung - dann wären es vielleicht (!) 7100 geworden, naja, hätte auch keinen umgehauen. Sorry für den vielen Text: der Fluch des "flotten" Vielschreibers… RE: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - Gertrud - 02.04.2017 (28.02.2015, 08:50)Halloo schrieb: Ich kenne Übungsleiter, die eine hervorragende Ausbildung. genossen haben, von Weiterbildung zu Weiterbildung eilen und trotzdem totale Nieten sind. Sehr oft sind das Selbstdarsteller. Es ist eine Frage der Qualität der Fortbildungen!!! Nicht die Anzahl der Fortbildungen macht es. Man muss dann auch Kenntnisse über die relevanten Fortbildungsmöglichkeiten haben. Ich habe zudem den Vorteil, dass ich meinen finanziellen Einsatz dafür, der erheblich ist, nicht abzustimmen brauche. Ich habe jetzt wieder zwei sehr gute Geräte gesehen, die ich, ohne lange zu überlegen, kaufe.Ob diese Trainer/innen Nieten sind, kann man wohl am Athletenerfolg und an der Vielzahl der orthopädischen Schäden erkennen. Natürlich müssen die Trainer noch fähig sein, das Wissen einzuordnen und richtig anzuwenden. Die Trennung von Wissenschaft und Praxis ist ein entscheidender Fehler. Man kann einem Trainer nicht die autodidaktische Arbeit vorwerfen, weil man selbst aus irgendwelchen Gründen diese Zeit nicht hat oder nicht aufbringen möchte. Nehmen Sie mich mal als Beispiel! Ich habe in der Vergangenheit orthopädisch wohl sehr gut mit den Athleten gearbeitet; sonst würde meine Statistik über Jahre nicht so gut ausfallen. Das kann kein Zufall sein. Ich trete hier nicht als Selbstdarstellerin auf, sondern dokumentiere nur meine Einstellung und Arbeitsweise. Natürlich erzeugt diese Form nicht immer nur Anerkennung, sondern ist manchmal auch mit einem gewissen Neidfaktor belegt oder einfach mit einem Gefühl, den Trainer mit diesen Voraussetzungen zu beneiden. In den letzten zwanzig Jahren habe ich eine sehr intensive Fortbildung betrieben, aber immer in Anbindung an die Praxis z.B. in meiner Schularbeit bis heute. Momentan arbeite ich sehr ausgiebig mit einem Schüler im Langsprintbereich, bei dem einiges funktionell korrigiert werden muss. Da Mutter und Vater aus dem medizinischen Bereich kommen, fällt meine Arbeit auf sehr fruchtbaren Boden. Der Vater ist Chirurg im HWS- Und Kopfbereich. Hier ist folglich eine gute Kooperation gegeben, bei der auch ich immer wieder lerne. Man kann einem Trainer, einer Trainerin doch nicht vorwerfen, seine Zeitressourcen intensiv einzusetzen, weil man selbst nicht in der Lage dazu ist. Ich messe die Qualität eines Trainers nicht immer nur am Erfolg. Ein Trainer eines Olympiasiegers kann für mich trotzdem eine partielle Niete sein!!! Ich verkneife mir mal einen solchen nachweisbaren Katalog von Trainern. Ich halte das nicht für überheblich, das besser als Sie einschätzen zu können. Außerdem hängt in Deutschland der Erfolg bei Trainern sehr wesentlich davon ab, ob man vereins- oder verbandsmäßig mit Athleten "bedient" wird. Ich habe sehr gutes Hintergrundwissen, um Fehlentscheidungen in manchen Fällen voraussagen zu können und ob Athletinnen und Athleten verschlissen werden. Ich lasse aber ruhigen Gewissens machen, weil es bestimmte Cliquen gibt, die das Procedere bestimmen. Es sind fast "politische" Entscheidungen. Ich betrachte mich selbst nie als fertig und habe "Antennen" zu sehr vielen Inhalten. Ich bin momentan in sehr regem Kontakt, was den Langsprint anbetrifft. Ich lerne täglich dazu. Es findet ein sehr stetiger Datenaustausch statt. Können Sie sich nicht vorstellen, dass das in mir ungeheuren Spaß auslöst, umfangreich zu recherchieren? Ich bin in einer sehr professionellen Lebenslage, Dinge intensiver als jeder BT zu recherchieren, weil ich meine anderweitigen Verpflichtungen reduziere. Ich lebe für die Schnittstelle Theorie - Praxis. Ich würde z. B. die Fortbildungsschiene erheblich mit neuen Gedanken zum Test- und Prüfungsprocedere verbessern, um die Trainer in eine bessere Position von relevanten Inhalten zu versetzen. Beispiel Westfalen: Ein Marler LA-Trainer war ganz stolz, mir ausgiebig zu berichten, dass er bei der Fortbildung die Übungsbeispiele eines Gewichthebertrainers toll fand. Ich habe ihm in drei Sätzen diesen Nonsense für die LA erklärt. Sein Mund ging nicht mehr zu. Kein Trainer ist sicherlich ohne Fehler. Es kommt auf den Auswirkungsgrad und die Schnelligkeit an, diese Fehler zu orten und zu begradigen. Wenn in einer Gruppe immer wieder dieselben Symptome auftreten, muss ich mich als Trainer doch nach meinen Fehlern fragen. Geschieht das aber oder wird vorrangig durch OP korrigiert? Ich gehe dann nach eingehender Recherche einen Schritt weiter und sehe die Fehler im Übungspotential und im System der Fortbildungsinhalte und damit verbundener sehr unvollkommener und teilweise falscher Inhaltsvermittlung aus meiner Sicht. Gertrud |