Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Spezial (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=7) +--- Forum: Leichtathletik - quo vadis? (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=8) +--- Thema: Quo vadis "Doping-Sünder" ? (/showthread.php?tid=43) |
RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - lor-olli - 06.11.2014 Zitat:Wusste gar nicht das es soooo teuer ist Da scheinen einige richtig gut und daran zu verdienen in einer ehemaligen Firma meiner Frau wurden mehrmals Kartons mit medizinisch reinem Testosteron geklaut - Wert je Karton 11000 € (offiziell, auf dem Schwarzmarkt deutlich mehr). Die Karton war nur etwa so groß wie einer für kleine Kinderschuhe! Ein Problem bezüglich "Doping" im Alltag ist, dass es mittlerweile "normal" sich zu dopen. Alkohol ist Massendroge (und gilt bei den Schützen als Doping), Nikotin ist Massendroge (und kann durchaus beim Gewichtsverlust helfen, weswegen einige Hochspringer rauchen…), Schlaftabletten und Stimmungsaufheller werden massenhaft genommen, Botox scheint einen echten Siegeslauf als "Gesichtsdoping" angetreten zu haben (ungeachtet der ersten Nachweise der Substanz im Liquor Cerebrospinalis). Ohne Koffein würde in manchen Büros erst ab Mittags gearbeitet und kein Krankenhaus funktionieren (Manch ein Arzt würde sportlich disqualifiziert bei DEN Werten, ab ca. 8 Tassen…) Schmerzmittel werden Lastwagenladungenweise täglich durch die Republik gekarrt, verschreibungspflichtige "Happypillen" sind heute in manchen Arztpraxen Standard, Kinder werden in immer größeren Maßstab mit Methylphenidat (Ritalin) ruhiggestellt, amerikanische Studenten erhoffen sich eine geistig leistungsteigernde Wirkung (die sich nicht nachweisen lässt) davon, weswegen Ärzte das Mittel sehr großzügig verschreiben… Angesichts dieser Umstände ist es schwer dem Nichtsportler oder nicht am Leistungssport beteiligten die Problematik im Detail klar zu machen. Die Aussage "Betrug", "Täuschung" offenbart das Kernproblem, den meisten ist gar nicht bewusst was da "wirklich vor sich geht". Wenn dann noch die Unterscheidungen gemacht werden ob schwere oder weniger schwere Vergehen (in Abhängigkeit von der Substanz), oder eine Sperre wegen verpasster Probentermine oder wegen Unerreichbarkeit am gemeldeten Ort etc. schaltet der "Normalzuschauer" doch ab. Ist doch ähnlich zum Finanzwesen, da schauen die wenigsten wirklich durch, weswegen befriedigende Regeln so schwer durchzusetzen sind - gegen die Interessen derjenigen, die sich AUSKENNEN und vom Ist-Zustand profitieren … RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Pollux - 07.11.2014 (06.11.2014, 14:09)lor-olli schrieb: Die Aussage "Betrug", "Täuschung" offenbart das Kernproblem, den meisten ist gar nicht bewusst was da "wirklich vor sich geht". Wenn dann noch die Unterscheidungen gemacht werden ob schwere oder weniger schwere Vergehen (in Abhängigkeit von der Substanz), oder eine Sperre wegen verpasster Probentermine oder wegen Unerreichbarkeit am gemeldeten Ort etc. schaltet der "Normalzuschauer" doch ab. Ist doch ähnlich zum Finanzwesen... Aber, Lor-Olli! Alk ist doch kein Doping. Schmerzmittel sind im Grunde auch kein Doping. Wenn bei den 85kg Marathonis (nach 3 Monaten zum ersten Marathon- und nach 6Monanten nach New York. Ist der Schnelligkeit und der Koketterie des ‚Weltbürgers’ geschuldet. Als Manager muss natürlich noch der Mount Everest dazukommen!) nach 30km das Fußgewölbe durchhängt, kann ich das Einwerfen immerhin nachvollziehen. Die Dummheit kennt schließlich keine Grenzen ihrer Entwürfe. (Immanuel Rant, Nichtläufer!) Wenn sich Studies Ritalin reinziehen, ist das immerhin eine Form der Leistungssteigerung. Aber kein Verstoß gegen die Moral des Studiums. Oder gegen seine Sportlichkeit. Eher die Unfähigkeit, auch so wichtige Dinge wie Prüfungen sportlich nehmen zu können. Upps, jetzt habe ich doch eine bekannte Redensart zweckentfremdet. Wo es doch eigentlich darum geht, den Sport sportlich nehmen zu können. Selbst dort, wo er ernst ist. Aber ernst sind eigentlich alle Widerfahrnisse. Deshalb geht es ja auch darum, Niederlagen sportlich zu nehmen. (Bei Siegen muss das nicht unbedingt sein. „Wie fühlen Sie sich nach ihrem Olympiasieg?“ Antwort: „So was muss man sportlich nehmen!“)Aber Niederlagen sind nicht mehr die Normalität des Sports. Das heißt, sie sind es schon. Aber sie sind nicht erlaubt im System Medaillen-produktiver Vierjahrespläne. Oder werden plötzlich zum Attribut von „Loosern“. Also wird nunmehr das Verlieren unsportlich. Ganz und gar unsportlich! Um die Unsportlichkeit von Niederlagen zu vermeiden, muss man freilich auch das sportliche Doping umwerten: zur optimalen medizinischen Unterstützung. Und dann finden der Sport und die Gesellschaft auch wieder zusammen.... ...:InderSelbsttäuschung: RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 07.11.2014 (07.11.2014, 09:36)Pollux schrieb: ...eigentlich darum geht, den Sport sportlich nehmen zu können. Selbst dort, wo er ernst ist. Aber ernst sind eigentlich alle Widerfahrnisse. Deshalb geht es ja auch darum, Niederlagen sportlich zu nehmen. (Bei Siegen muss das nicht unbedingt sein. „Wie fühlen Sie sich nach ihrem Olympiasieg?“ Antwort: „So was muss man sportlich nehmen!“)Aber Niederlagen sind nicht mehr die Normalität des Sports. Das heißt, sie sind es schon. Aber sie sind nicht erlaubt im System Medaillen-produktiver Vierjahrespläne. Oder werden plötzlich zum Attribut von „Loosern“. Also wird nunmehr das Verlieren unsportlich. Ganz und gar unsportlich! Um die Unsportlichkeit von Niederlagen zu vermeiden, muss man freilich auch das sportliche Doping umwerten: zur optimalen medizinischen Unterstützung. Und dann finden der Sport und die Gesellschaft auch wieder zusammen....Was verstehst Du unter Ernst im Zusammenhang mit Sport? Alles, was (subjektiv?) keinen Spass macht? Was verstehst Du unter sportlich? Freisein von Konkurrenz? RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - RalfM - 08.11.2014 Der Begriff "Doping" ist inzwischen zu einem Kernproblem geworden, weil er völlig verwaschen ist. Ich plädiere dafür, diesen in der breiten Öffentlichkeit für alles mögliche verwendeten Begriff im Leistungssport und beim Austausch darüber nicht mehr zu verwenden. Aus Gründen der Klarheit sollte nur von Regelverstoß gesprochen werden, wenn mutmaßlich einer vorliegt. Regeln können gesetzt werden, am besten im Konsens. Eine den Leistungssport genau abbildende Definition der Begriffes "Doping" in der Öffentlichkeit kann es niemals geben, wenn auch Botox und Bier darunter fällt, und ich das Spektrum in beliebige Richtungen leicht erweitern könnte. RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Hellmuth K l i m m e r - 08.11.2014 (08.11.2014, 00:30)RalfM schrieb: Der Begriff "Doping" ist inzwischen zu einem Kernproblem geworden, weil er völlig verwaschen ist.Für den Vorschlag könnte ich mich erwärmen. Aber der Begriff Regelvertoß, der dann arg verallgemeinernd und "entschärft" ist (im Vgl. zu "Doping" ) müsste klar abgegrenzt werden zum Sportregelverstoß, also den Verstoß gegen die Intern. Wettkampfbestimmungen. Tatsächliches Doping im Leistungssport sollte aber niemals bagatellisiert werden; man sollte es klar als Betrug (an anderen Beteiligten) brandmarken. H. Klimmer / sen. RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 08.11.2014 Das tritt.. nach meiner Kenntnis.. ist das sofort. Unverzüglich. RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Javeling - 08.11.2014 Zitat:RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ?Regelverstoß ? Sportregelverstoß ? Selbstverständlich ist es ein Regel-(Sportregel-) Verstoß lt. IWR. Auch ein kleiner 'Übertritt' beim Weitsprung ist so einer.....wird deshalb nicht gewertet (keine neue Erkenntnis). *Wenn z.B. Botox, Bier, Kokain, blaue Pillen usw. unter dem allgemeinen Begriff "Doping" für alles definiert wird, so mache ich hier mal 'nen Vorschlag, der gezielt für die UM im Sport eindeutig ist. SPORTDOPING ! Zitat:Geschrieben von MZPTLK - Heute 11:44 RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Pollux - 09.11.2014 (07.11.2014, 16:25)MZPTLK schrieb: Was verstehst Du unter Ernst im Zusammenhang mit Sport? Um dir auf die Sprünge zu helfen, verweise ich mal auf die zwei Worte im Threadtitel: Quo vadis? Sie markieren in ihrer historischen Herkunft nämlich eine äußerst bange Frage. Im Ernst des Spiels stellt man keine bangen Fragen. Und die alten Götter kannten nicht mal die wirklich bangen Fragen. Aber ein sterbliches Wesen kennt bange Fragen. Und nicht wenige glauben, dass eigentlich nur ein Wesen, das bange Fragen kennt, mit wirklicher Intensität und Begeisterung spielen kann. Aber das nur am Rande. Im professionalisierten Sport bzw. einem Sport, bei dem sich der Athlet schon längst nicht mehr selbst gehört (weil er im Schatten eines Erwartungskollektivs agiert), kommt der Athlet bisweilen nicht um bange Fragen rum. (Und wenn du mit Heidegger kokettieren willst, solltest du über die ‚Sorgestruktur’ lesen. Aber nicht, wenn sie über den Fluss-, sondern über die Latte geht!) Damit erübrigt sich die Frage nach dem sportlichen Spaß. Aber mit dem wichtigen Hinweis darauf, dass sich den ein echter Athlet trotzdem nicht nehmen lässt. Weil er in der Lage ist, auch den unspielerischen Ernst sportlich zu nehmen. Und sich in dem Fall auch nicht zu falschen Entscheidungen verleiten lässt. Die als D-Entscheidung zwar auch ohne die „Eskalation von Erfolgserwartungen“ möglich ist. Aber uns dennoch die Verantwortung auferlegt, nicht allein dem Sportler alle Verantwortung dafür aufzubürden, dass der Sport nicht unsportlich wird. Während wir uns als Chio-Chips-Haudegen ja gerne am Erwartungskollektiv beteiligen. Urteilend, versteht sich. Wie könnte es auch anders sein. Und zu ‚sportlich’ und Konkurrenz: Wie könnte beides nicht zusammengehören? Aber Konkurrenzverhalten ist eben nicht gleich Konkurrenzverhalten. Aber auch das ist nix Neues. Wie die Redensart von „Sportlich nehmen“ und so. Aber aufs Neue kommt es nicht an. Sondern eher darauf, an etwas Bekanntes zu erinnern. Alles klar? RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 09.11.2014 (09.11.2014, 12:27)Pollux schrieb: Alles klar?Geht doch. So kann man weiter arbeiten. Und vor allem wirst Du auch für Hellmuth verständlicher. RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Hellmuth K l i m m e r - 09.11.2014 (09.11.2014, 13:07)MZPTLK schrieb:"Ernst im Sport - bange Fragen - 'Sorgenstruktur' - ... " und dann noch Heidegger. Wenn sich "Philosophen" unterhalten, verstehe ich nur Bahnhof..(09.11.2014, 12:27)Pollux schrieb: Alles klar?Geht doch. Da lese ich lieber bei Heideggers Freundin Hannah Ahrendt *) nach - die schrieb klar und verständlich. Es tut mir leid, ich kann bei Pollux nicht folgen - und ich finde die Beiträge hier im LA-Forum überhaupt nicht erhellend ... Und den Zusammenhang zum ursprünglichen Problem D o p i n g sehe ich schon lange nicht mehr. H. Klimmer / sen. --------- *) Lit.empfehlung: Alois Prinz: Hannah Ahrendt oder die Liebe zur Welt. insel taschenbuch; 8. Aufl. 2013. ISBN 978-3-458-35872-5 - nur 10.-€ |