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BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - Druckversion

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RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - lor-olli - 26.09.2016

Das der Marathon, im Gegensatz zu vielen “kürzeren" Distanzen, seine ganz eigene Charakteristik hat, hat auch der Lauf von Bekele am Sonntag gezeigt. Ich war an der Strecke (Betreuung…) irgendwo zwischen km 33 und 34 und zu diesem Zeitpunkt hätte ich kein Geld auf Bekele gesetzt. Er wirkte eher angestrengt (oder nur konzentriert ?) aber es zeigte sich hier wieder einmal sehr schön, wie wichtig der Kopf im Marathon ist - Bekele wollte einfach nicht aufgeben und der Körper hat diesmal mitgespielt. Er hat in der Vergangenheit sein Marathon-Potenzial nie wirklich abrufen können und ich persönlich führe dies nicht nur auf die Physis zurück!

Es freut mich aber, denn Bekele war immer ein sympathischer und toller Athlet und die Politik die in Äthiopien derzeit in den Sport reinspielt hat ihm unschön zugesetzt - auch das sollte man in einer Diskussion um Leistung und Erfolge nicht unterschlagen! Manche beziehen aus diesen poitischen Machtspielchen und der resultierenden Benachteiligung Motivation, andere Frustration. Gerade weil ich schon befürchtete, dass Bekele nicht noch einmal groß zurückkommt, freut es mich um so mehr für ihn. Aber auch Kipsang halte ich, gerade in der Niederlage, für einen großen Sportsmann und Charakter! Und Weltrekord oder nicht ist mir ehrlich gesagt egal, wenn es zu solch tollem Rennen kommt.


RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - Atanvarno - 26.09.2016

@lor-olli
Es hätte dem Fernsehkommentar sehr gut getan, wenn Scholt mehr das superspannende Rennen an der Spitze kommentiert hätte, statt immer wieder die Vergleiche zum Weltrekord zu ziehen.

Zu Bekeles Psyche und seinem Traininig noch ein paar Anmerkungen von Canova
http://www.letsrun.com/forum/flat_read.php?board=1&thread=7709996&id=7712767#7712767

Dass sich Kipsang nach drei schwächeren Rennen noch einmal in diese Form bringen konnte ist natürlich hoch beeindruckend. Auch bei ihm haben wohl politische Vorgänge (durch seine Arbeit für die kenianische Athletenvereinigung im Streit mit dem Verband) durch fehlenden mentalen Fokus die Leistungen beeinflusst.
 
 



RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - greenhag - 26.09.2016

Bekele war heute morgen auch noch im ZDF-Morgenmagazin zu Gast.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2844378/Marathon-Sieger-Fuehle-mich-entspannt#/beitrag/video/2844378/Marathon-Sieger-Fuehle-mich-entspannt


RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - beity - 26.09.2016

So vieles am Weltrekord festzumachen, ist.. Angry ..überlassen wir lieber den fachfremden Medien.

Jedenfalls sensationelles Rennen mit tollen Akteuren an der Spitze.

Allerdings tut Berlin so ziemlich alles, um seinen Topathlethen bestmögliche Bedingungen zu verschaffen.
Wenn dann noch die äußeren Bedingungen passen, die Tagesform stimmt....dann gibt es eben Ergebnisse wie gestern.

Wie ein Rennen ausgehen kann, wenn ein Plan optimal aufgeht, sieht man bei Katharina Dörre.
Ziel 2:29st. Wie ein Uhrwerk jeden Kilometer so im Schnitt von 3:32 den Kilometer, bei Kilometer 40 war die Sicherheit da, 2:29 wird es und schwupps geht es im Bewußtsein es zu schaffen um die Kirschen auf der Sahne, jede Sekunde unter 2:29 und dann wird es noch ein paar Sekündchen schneller die letzten 2 KM.
Die Zwischenzeiten:
http://results.scc-events.com/2016/?content=detail&fpid=list&pid=list&idp=00001705C9AF4A0000412F89&lang=DE&event=MAL_99999905C9AF3F0000000945&search%5Bsex%5D=W&search_event=MAL_99999905C9AF3F0000000945

So ein Rennen zu wiederholen wird nicht einfach. Toll das es an dem Tag geklappt hat.


RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - dominikk85 - 26.09.2016

Den weltrekord hat er vom läuferischen potential sicher drauf, aber die frage ist ob er bei seinem alter und vor allem seiner verletzungsgeschichte nochmal eine Vorbereitung am absoluten limit durchziehen kann ohne sich zu verletzen. Ich kann mir garnicht vorstellen, dass seine Form gar nicht bei 100% war, aber ob er im training noch mehr bringen kann ist die frage und nächstes Frühjahr ist er nochmal ein halbes jahr älter.

Wenn er noch einmal komplikationsfrei durch die vorbereitung kommt traue ich ihm den WR in london aber durchaus zu, aber dahinter stehen noch fragezeichen.

vom potential her ist er vermutlich  der stärkste langstreckler aller zeiten.


RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - lor-olli - 26.09.2016

(26.09.2016, 11:07)beity schrieb: Wie ein Rennen ausgehen kann, wenn ein Plan optimal aufgeht, sieht man bei Katharina Dörre.
Ziel 2:29st. Wie ein Uhrwerk jeden Kilometer so im Schnitt von 3:32 den Kilometer, bei Kilometer 40 war die Sicherheit da, 2:29 wird es und schwupps geht es im Bewußtsein es zu schaffen um die Kirschen auf der Sahne, jede Sekunde unter 2:29 und dann wird es noch ein paar Sekündchen schneller die letzten 2 KM.
Danke beity, es war nicht meine Absicht Katharina zu "unterschlagen" - für sie war es natürlich einfach optimal. Wenn es im Kopf läuft, läuft in der Regel auch der (gesunde!) Körper. Man kann ihr nur wünschen, dass sie die Erinnerung an diesen Lauf bei ihren weiteren Starts das nötige Selbstvertrauen gibt wenn eine Startphase mal etwas schneller ausfallen muss - geht natürlich leichter wenn man weiß "ich kann das".

Das ist auch so ein Punkt wo man sich fragt wie es sein kann, dass viele Afrikaner vor Selbstvertrauen (nicht immer gerechtfertigt) nur so strotzen und Zeiten nie defensiv ankündigen.  Sie hören natürlich auch, dass der Begriff Weltrekord sich in barer Münze auszahlt und sie gehen Rennen auch mit dieser Einstellung an. Sieht man mal vom unterschiedlichen Leistungsvermögen ab, ist es bei vielen deutschen Marathonies oft so, dass sie diesen unbedingten Leistungswillen nie zur Schau stellen - weder verbal noch im Rennen. Wirklich nur eine Mentalitätsfrage? (eine echte Frage!)


RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - jonas - 26.09.2016

Naja, es wurde schon oft seitens deutscher Marathonläufer Großes angekündigt und dann hinterher enttäuscht (oder jedenfalls deutlich weniger gebracht als die vorher formulierte Zielstellung). Uliczka wollte schon in Hamburg 2:13 h laufen, dann wurden es 2:20 h. Stöckert hat jahrelang von Olympia in Rio gesprochen und bis heute keine Marathon PB stehen. Mockenhaupt träumt seit Jahren von 2:24 h und auch Katharina Heinig ist jahrelang ihren eigenen Ansagen weit hinterhergelaufen, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.


RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - beity - 26.09.2016

Zitat:Das ist auch so ein Punkt wo man sich fragt wie es sein kann, dass viele Afrikaner vor Selbstvertrauen (nicht immer gerechtfertigt) nur so strotzen und Zeiten nie defensiv ankündigen.  Sie hören natürlich auch, dass der Begriff Weltrekord sich in barer Münze auszahlt und sie gehen Rennen auch mit dieser Einstellung an. Sieht man mal vom unterschiedlichen Leistungsvermögen ab, ist es bei vielen deutschen Marathonies oft so, dass sie diesen unbedingten Leistungswillen nie zur Schau stellen - weder verbal noch im Rennen. Wirklich nur eine Mentalitätsfrage? (eine echte Frage!)

Ich vermute fast.
Ich habe früher viel an Straßenläufen teilgenommen. Hier in Deutschland wenn man kurz vor dem Start jemand fragte.....hey, wie geht`s (vielleicht auch eine doofe Frage Big Grin )  "Oh, nee, laufe heute voll aus dem Training; nur 80 Prozent heute;  nur Trainingslauf;  Probleme mit der Nase oder dem Beuger oder dem Knie oder gestern Familienfeier mit Oma oder, oder oder..
die optimistischen Cool  eher so bedächtig, "mal gucken..... was so geht".  Erinnert mich dann vom Sprechtempo immer an den Rüdiger Hoffmann (ich weiß nicht ob sie es schon wußten).... Im Ziel jammern Sie dann warum sie aus welchen Umständen heute um 5 Sekunden ihre 10 K Bestzeit verfehlt haben.
Bin wenige Male auch in den USA gewesen. Da hörst Du "habe super trainiert, ich fühle mich großartig, ich freue mich auf das Rennen, heute wird ein toller Tag....."


RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - Atanvarno - 26.09.2016

Ist auch eine Frage, wie andere hinterher damit umgehen, wenn jemand an hohen Zielen gescheitert ist. In den USA oder in Afrika wird man gelobt, dass man es versucht hat. Hier wird man im schlimmstenfalls noch niedergemacht, weil man es gewagt hat, etwas offensiver anzugehen, als es die letzte Bestzeit opportun erscheinen ließ.
Tendenziel wird es hier eher kritisch beäugt, wenn jemand Risiken eingeht und falls er scheitert, gern die "ich hab's doch vorher gesagt" Keule rausgeholt.

---edit
Insofern finde ich es gut, dass Uliczka immer wieder die 2:13 versucht - irgendwann wird er durchkommen Fahne


RE: BMW Berlin-Marathon - 25.09.2016 (Kenenisa Bekele 2:03:03) - lor-olli - 26.09.2016

Tja, also doch eine Mentalitätsfrage …

ALLERDINGS etwas anders als ich sie gemeint hatte Wink, denn es geht hier eher um die Mentalität der Zuhörer als die der Athleten - klingt plausibel, der laut nach außen getragene Optimismus (egal ob gerechtfertigt oder nicht) ist in Afrika und den USA eher angesagt, als bei den “zögerlichen" Deutschen. Schade, dass Kathtarina Dörre-Heinig nicht vorher laut eine Sub 2:29 angekündigt hat  … hätte man “unsere" Mentalität mal “live" testen können Wink