Achillessehnen-Seuche - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6) +--- Thema: Achillessehnen-Seuche (/showthread.php?tid=934) |
RE: Achillessehnen-Seuche - Hellmuth K l i m m e r - 28.06.2014 (28.06.2014, 19:36)Maschkov schrieb:Toll!!, wenn ein Insider mit Innensicht (in den SC [Motor] Jena) berichtet.(28.06.2014, 16:05)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Kürzlich meinte Ines Geipel, ihr Trainer H-D. Hille habe sie in Jena so trainiert wie er's in seinem erlernten Beruf [Maschinenbauer] gewohnt war.Dann Wechsel zu Balzer. Dort : Gewicht runter, Laufstil verändert, Schuhwerk verändert, Trainingsumfang runter, Trainingsuntergrund verändert, um noch zu retten was noch da war. Beim Trainer-Namen wäre genauer anzugeben: Karin. Ihr (noch) erfolgreichere Mann, Karl-Heinz, assistierte nur noch Karins Arbeit ... H. Klimmer / sen. RE: Achillessehnen-Seuche - MZPTLK - 29.06.2014 (28.06.2014, 19:38)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Gertrud Schäfers E i n s t e l l u n g ist die eine Seite; anderseits: Wer kann denn sagen, dass sie als MK-Trainerin früher tatsächlich immer alles s o vorsichtig und weitsichtig hinsichtlich der Dosierung verletzungsinduzierender Übungen angegangen ist?Ich bin nicht Gertruds Anwalt, aber sie hat im alten Forum mehrmals erwähnt, dass sie heute einige Dinge anders handhaben würde als vor 20 Jahren. Und die Formulierung: 'an der Seite von Prof. Klümper'... naja... Harte Böden - DerC - 30.06.2014 Hallo, interessant ist, dass empirische Untersuchungen soweit ich weiß etwas überraschendes zu Tage gebracht haben: Der harte Asphalt ist nicht "böse", sondern "gut" und führt im Mittel- und Langstreckenlauf zu weniger Verletzungen als die weichen Böden. Daher wäre ich auch mit den Schuldzuweisungen an die Bahnen oder die Spikes vorsichtig. Woher kommen aber die Vorteile vom Asphalt? Meine Vermutung ist, dass es eben auf den unebenen Böden häufiger zu umknicken, ausrutschen oder "in ein Loch treten" kommt, wodurch die Verletzungszahl hochgetrieben wird. D. h., der sicherere Boden (im Vergl zum Waldboden z. B.) ist der Asphalt, und ein shehr gepflegter Rasen und erst recht eine Tartanbahn dürften auch zu den sichersten Böden gehören. Weitere These zur Erklärung: Wenn man eben nicht umknickt etc, macht einen das Laufen auf den unebenen Untergründen widerstandsfähiger gegen Verletzungen, hat also durchaus Vorteile. Das Hauptproblem ist imo immer die Änderungen von Böden oder Schuhen zu weit über das gewohnte Maß hinaus. Also dass im Trainingslager z. B. zu viel auf ungewohntem Boden trainiert wird. Oder auch beim Wechsel von Hallentraining nach draußen und umgekehrt. Auch harte Winter können Folgen für die Läufer haben: EIn Läufer, der sonst viel auf weichen Naturboden gelaufen ist, hat auf einmal wochenlang nur noch gefrorenen Untergrund, EIs und Schnee. Wenn zum neuen (meint nicht ausreichend gewohnten) Untergrund jetzt Leistungsdruck und/oder Ungeduld dazu kommen, wird es natürlich erst recht brenzlig. Zu den Schuhen später vielleicht mehr, nur so viel: Schuhe werden allgemein extrem überbewertet, von den "natural running" fans ebenso wie von denen, die den Versprechungen der herkämmlichen Schuhe glauben. Und wieder geht es bei den Schuhen um Gewöhnung. Ziel sollte imo immer sein, die Sportler mit dem passenden Training so widerstandsfähig zu machen, dass sie mit einer großen Bandbreite von Untergründen und Schuhen verletzungsfrei zu recht kommen. Gruß C RE: Achillessehnen-Seuche - sperlie83 - 30.06.2014 Meine Erfahrungen als Trainer und Physiotherapeut sind das gerade in der Dehnung der Wadenmuskulatur ein Fehler besteht. Da in die Achillessehne zwei Muskeln einstrahlen ist dieses Problem entstanden, denn beim Dehnen dehnt man am häufigsten nur den großen Wadenmuskel (M. Gastrocnemius), der über zwei gelenke geht und den man mit einem gestreckten Bein sehr gut dehnen kann, doch der Muskulus Soleus der sich flächig unter diesem befindet vergessen die meisten, dieser ist meist total überlastet und verkürzt, wenn man diesen nun mit gebeugten Bein dehnt und dies merkt man nicht so stark wie bei dem Großen Muskel, da dieser nicht so viele Schmerzrezeptoren besitzt, wird man eine Besserung bemerken. Natürlich ist dies nur eine von vielen Ursachen, aber in meiner Trainingsgruppe hat dies sehr gut geholfen. RE: Achillessehnen-Seuche - lor-olli - 30.06.2014 Ich weiß nicht ob die Untersuchung noch beendet wird, aber ich weiß von einer Arbeit, die die Kräfte die auf den Fuß bei unterschiedlichen Untergründen wirken, erfassen soll. (Finanzierungsfragen…) Einen ersten recht deutlichen Hinweis auf eine besondere Belastung beim Laufen auf den neuen Kunstatoffbahnen gibt es aber schon: ALLE anderen Böden nehmen die in sie "hineingetretene Kraft" lediglich auf (Asphalt, Waldboden, Asche, Rasen), die Kunsttoffbahn reagiert mit einem Reboundimpuls ähnlich einem "Vollgummiball". Für den kurzen Zeitraum bei dem der Abdruck des Fußes auf dem Boden, kurz vor dem Abheben, den Druck normalerweise vermindert, erhöht die Kunststoffbahn ihn noch einmal (für 1-1,5/1000stel sec.). Die Sehne bekommt einen ungewohnten Impuls. Das macht zum einen natürlich auch die höhere Sprintgeschwindigkeit auf diesem Belag aus, auf der anderen Seite liegt das Belastungsniveau hier etwas über dem "natürlichen Niveau". Mit letzterem ist jenes Niveau gemeint, an welches sich der menschliche Fuß im Laufe der Evolution angepasst hat. Es gibt wohl einen Zusammenhang zwischen Sprinten / Trainieren auf elastischen Böden und Achillessehnenverletzungen. (Elastische Böden = auch einige Hallenbodenkonstruktionen). Ich habe diese Info von einem Gespräch mit einem beteiligten Techniker für biomechanische Messungen (GB, auch dort gibt es eine Häufung der Sehnenprobleme), die Arbeit pausiert in einem noch frühen Stadium (Ausfall eines beteiligten Forschers und Geldmangel), aber die Tendenzen sind wohl deutlich. Es sieht auch so aus, dass Athleten die nicht oder selten auf diesen unnatürlichen Untergründen trainieren, weniger Sehnenprobleme haben (betrifft neben der Achilles- auch die Plantarsehne!). Wir sind hier also nicht die Einzigen die Vermutungen anstellen oder einen Verdacht haben… Die Forschung würde sicher sofort fortgesetzt, wenn man einen der großen Sportschuhhersteller als Profiteur, äh Forschungspartner gewinnen könnte - bisher wohl leider nicht, werden wir wohl noch eine Weile auf die schmerzhafte Weise lernen müssen… (Ich habe selbst derzeit ordentliche Probleme mit der Sehne…) RE: Achillessehnen-Seuche - MZPTLK - 30.06.2014 (30.06.2014, 11:11)sperlie83 schrieb: Meine Erfahrungen als Trainer und Physiotherapeut sind das gerade in der Dehnung der Wadenmuskulatur ein Fehler besteht. Da in die Achillessehne zwei Muskeln einstrahlen ist dieses Problem entstanden, denn beim Dehnen dehnt man am häufigsten nur den großen Wadenmuskel (M. Gastrocnemius), der über zwei gelenke geht und den man mit einem gestreckten Bein sehr gut dehnen kann, doch der Muskulus Soleus der sich flächig unter diesem befindet vergessen die meisten, dieser ist meist total überlastet und verkürzt, wenn man diesen nun mit gebeugten Bein dehnt und dies merkt man nicht so stark wie bei dem Großen Muskel, da dieser nicht so viele Schmerzrezeptoren besitzt, wird man eine Besserung bemerken. Natürlich ist dies nur eine von vielen Ursachen, aber in meiner Trainingsgruppe hat dies sehr gut geholfen.Richtig, die Wadenmuskeln gehen faserig in die Sehne über. Allerdings lassen sich Sehnen auch dehnen, nur wesentlich weniger als Muskeln, bei denen auch Unterschiede in der Dehnfähigkeit bestehen. Könntest Du bitte noch genauer beschreiben, wie Ihr den Soleus dehnt, das habe ich nicht richtig verstanden, das wäre sehr interessant. RE: Achillessehnen-Seuche - MZPTLK - 30.06.2014 @Lor-Olli: Ich nenne das Frequenzirritationen, das Phänomen ist im Grunde bekannt, aber wohl noch nicht genau untersucht, bzw, lange in seiner Bedeutung unterschätzt worden. Unterschiedliche Böden haben unterschiedliche Eigenfrequenzen, genau wie unterschiedliche Läufer. Und das passt mal zusammen und mal eben nicht. Die einen profitieren von Schwingböden, die anderen fallen in sich zusammen. Dieser Effekt bringt oft zuviel Druck zur falschen Zeit und zuwenig zur richtigen, Läufer mit synchronen Frequenzen haben natürlich einen Leistungs-Vorteil. Die Frage ist, ob der unwillkürlich von aussen erzeugte Mehr-Druck ein (Mit-)Schuldiger sein könnte. RE: Achillessehnen-Seuche - sperlie83 - 30.06.2014 (30.06.2014, 11:19)MZPTLK schrieb:Der Soleus ist ja ein eingelenkiger Muskel, seine Sehne (Sehnenfasern) geht somit als Teil der Achillessehne nur über das obere Sprunggelenk. Um ihn zu dehnen muss man den größeren Muskel ausschalten, da dieser mit über das Kniegelenk zieht, muss bei der Dehnung das Knie gebeugt sein, denn der Gastro schlägt bei gestrecktem Knie immer eher an als der Soleus. Der Athlet lehnt vorwärts an der Wand und drückt bei gebeugten Knie die Ferse eines Fußes nach unten, das andere Bein stabilisiert, je mehr man nach hinten aus der Körperachse geht desto größer ist die Dehnwirkung.(30.06.2014, 11:11)sperlie83 schrieb: Meine Erfahrungen als Trainer und Physiotherapeut sind das gerade in der Dehnung der Wadenmuskulatur ein Fehler besteht. Da in die Achillessehne zwei Muskeln einstrahlen ist dieses Problem entstanden, denn beim Dehnen dehnt man am häufigsten nur den großen Wadenmuskel (M. Gastrocnemius), der über zwei gelenke geht und den man mit einem gestreckten Bein sehr gut dehnen kann, doch der Muskulus Soleus der sich flächig unter diesem befindet vergessen die meisten, dieser ist meist total überlastet und verkürzt, wenn man diesen nun mit gebeugten Bein dehnt und dies merkt man nicht so stark wie bei dem Großen Muskel, da dieser nicht so viele Schmerzrezeptoren besitzt, wird man eine Besserung bemerken. Natürlich ist dies nur eine von vielen Ursachen, aber in meiner Trainingsgruppe hat dies sehr gut geholfen.Richtig, die Wadenmuskeln gehen faserig in die Sehne über. Allerdings lassen sich Sehnen auch dehnen, nur wesentlich weniger als Muskeln, bei denen auch Unterschiede in der Dehnfähigkeit bestehen. RE: Achillessehnen-Seuche - MZPTLK - 30.06.2014 (30.06.2014, 11:17)lor-oll schrieb: (Ich habe selbst derzeit ordentliche Probleme mit der Sehne…)Aber hoffentlich nicht, seitdem der Thread eröffnet wurde? Spass beiseite, gute Besserung! RE: Achillessehnen-Seuche - MZPTLK - 30.06.2014 @Sperlie: Super erklärt, sehr hilfreich. Vielen Dank! |