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Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - Druckversion

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RE: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - icheinfachma - 22.12.2014

(22.12.2014, 13:50)MZPTLK schrieb: Sorry, aber dann sollten sie sich nicht an Menschen vergreifen und lieber an Autos rumpfuschen. Angry

Viele Menschen gehen nicht mit wachen Augen durch die Welt und schauen weder genau hin, noch über den Tellerrand. Das wird sich auch nicht ändern. Es ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe sich zu überlegen, wie man das Wissen um Sportmedizin / Verletzungsprävention in die Praxis bringen könnte zum Wohle der Athleten. Ich denke, darüber lohnt es sich auch, hier zu diskutieren (passt ja sogar zum Thema).

Ich habe den Eindruck, dass die Trainerausbildung und -fortbildung nötiges Wissen der Trainingswissenschaft und der speziellen Methodik der Leichtathletik zufriednstellend vermitteln kann. Ich vermute, die Gebiete, bei denen das noch nicht so ist, ist zum einen besagte Medizin, möglicherweise Sprintbiomechanik, Neurologie/Motorik. In der Zukunft wird auch die Psychologie eine zunehmende Rolle spielen, dort steckt Potenzial zum einen für die Leistungsfähigkeit in Training und Wettkampf, andererseits für die Rahmenbedingungen (Motivation, Stressbewältigung, ...), welches zu einem großen Teil schon heute zur Verfügung steht, aber einfach nicht erkannt wird.


RE: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - Gertrud - 22.12.2014

(22.12.2014, 15:42) icheinfachma schrieb: Während die Biomechanik gewisse Reserven im Sprint bietet (bemerkenswert z.B. Knipphals und Jakubcyk), werden in Zukunft wahrscheinlich die Motorik und ferner die Psychologie ein Rolle spielen und wünschenswerterweise auch die Verletzungsprävention ohne Leistungseinbußen.

Ich bin mal knallhart: Entscheidend ist der Erfolg bei WM und OS!!! Nur das ist letztlich das Maß der Dinge. Die Beweihräucherung in den Zwischenjahren sollte mal lieber lassen. Erfolge bei EM sind zwar auch schön; aber die Musik spielt im Sprint nun mal auf Jamaika und in den USA und das dann bei WM und OS! Fairerweise muss man natürlich resümieren, dass viele Erfolge im Sprint suspekt erscheinen. Justin Gatlin sprintet nach seiner Sperre ebenso schnell wie vorher. Was soll man davon halten? Jamaika hat genauso interne Kontrollen wie Deutschland auch (???).

Als Nahziel sind sicherlich kleine Schritte auch lobenswert, wenn sie denn gegen internationale Konkurrenz auf internationalem Parkett stattfinden.

Die Trainingsausbildungen hier im prophylaktischen Bereich sind aus meiner Sicht eine Farce und äußerst rudimentär! Thumb_down In den USA ist die Schnittstelle Theorie und Praxis sicherlich besser als hier besetzt.


RE: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - gera - 23.12.2014

(22.12.2014, 18:35)Gertrud schrieb:
(22.12.2014, 15:42)  schrieb: ...Fairerweise muss man natürlich resümieren, dass viele Erfolge im Sprint suspekt erscheinen. Justin Gatlin sprintet nach seiner Sperre ebenso schnell wie vorher. Was soll man davon halten?  ....
In den USA ist die Schnittstelle Theorie und Praxis sicherlich besser als hier besetzt.

Du schreibst ganz richtig, dass die Erfolge mancher Sprinter viele Fragen aufwerfen.
Ich hatte ja  schon mal alle Medaillengewinner seit Anfang der 1990-er Jahre mit Doping + / -  gekennzeichnet.

Da verbietet es sich m.E. , Trainingsmethoden und Organisationsformen dieser Leute als nachahmenswert zu sehen.
Wir sollten lieber unsere Trainingsmethoden aus unserer Sicht - nicht nur für Sprinter - immer wieder auf Schwachstellen abklopfen.

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mit dem zweiten sieht man besser , aber nur mit beiden sieht man richtig.


RE: Verantwortungsvoller Umgang mit orthopädischen Problemfällen - Gertrud - 27.12.2014

Es wäre sehr wichtig, das Gebiet der Physiotherapie auszuweiten und aufzuwerten. In den USA gibt es den Doctor of Physiotherapy. Es wird dort also auf die wissenschaftliche Ebene mit Dissertationen ... gehoben. Es gehören so viele Themengebiete zu diesem medizinischen Gebiet, so dass es wichtig wäre, das Gebiet aufzuwerten - auch übrigens in der Bezahlung, die meines Erachtens unglaublich schlecht ist, zumal immer sehr teure Fortbildungen besucht werden müssen. So viel ich weiß, muss man für die Physiotherapie-Ausbildung in Holland acht Semester an einer Universität absolvieren, weshalb holländische Physiotherapeuten hier einen sehr guten Ruf haben. Die Anhebung von Schulen auf die akademische Ebene in Verbindung mit einer universitären Ausbildung wäre angebracht. Ich verspreche mir davon auch einen Fortschritt in der Verletzungsprophylaxe und eine vernünftige Installierung im Gesundheitswesen. Die Krankenkassenzuschüsse zu dieser Therapieart ist immer weiter eingedämmt worden, was die OP in die Höhe katapultiert. 

Gertrud


[geteilt] Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - Gertrud - 24.02.2015

(21.02.2015, 18:53)MZPTLK schrieb: - Hinrichs nach jahrelangen Problemen und OPs an Kreuzbändern eine sehr gute Leistung. Da ist noch einige Luft nach oben, sie hat noch zurückhaltend mit vorsichtigem Setzen und etwas Päusken agiert.

Wenn man sich den Leidensweg ab 2010 mit Kreuzbandrissen, Knorpelschaden und dem Entfernen von freien Gelenkkörpern mal ansieht, dann ist aus meiner Sicht ein späterer Leidensweg bei erneuter Kraftbelastung vorprogrammiert. In einem solchen Fall würde ich einer Athletin immer vom Leistungssport abraten, was ich in einem Fall bei wesentlich geringeren Schwierigkeiten geraten und die Athletin zum Aufhören bewegt habe, die bei mir trainieren wollte. Manchmal sollte man die Notbremse ziehen. Ich sehe Leistungssport unter derartigen Vorzeichen sehr skeptisch. Bei drohenden starken Knieproblemen relativieren sich sportliche Erfolge in der Vergangenheit sehr schnell.  Mich hat ein Hinweis mal in einem Bericht sehr stutzig gemacht, als ein Kreuzbandriss auftauchte und man den genauen Zeitpunkt nicht wusste.

Man muss als Trainer in einem solchen Fall orthopädisch schon sehr fit sein, um weiteres Unheil zu verhindern und die Serie an Operationen nicht zu verlängern. Ich bin in solchen Dingen sehr konsequent. Ich wünsche ihr Glück, bin aber sehr, sehr skeptisch, weil auch die Propriozeption nicht ohne ist. In einem solchen Fall ist wahnsinnig exaktes Arbeiten bei Kraftübungen vonnöten, wobei man die Mechanismen bis in die Einzelheiten kennen muss. Dazu gehören Kenntnisse aus den verschiedenen Blickwinkeln. Punktlandungen sind Meisterarbeit.

Es ist halt so, dass das Herz oft immer noch ja sagt, wo der Verstand längst nein sagen müsste. So sehe ich das. Jede/r hat das Recht, diese Dinge anders als ich zu sehen und zu werten.

Gertrud

edit mod: Beiträge aus
Hallen-DM 2015 in Karlsruhe
ausgelagert



RE: Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - MZPTLK - 24.02.2015

(24.02.2015, 08:15)Gertrud schrieb: Ich wünsche ihr Glück, bin aber sehr, sehr skeptisch, weil auch die Propriozeption nicht ohne ist. In einem solchen Fall ist wahnsinnig exaktes Arbeiten bei Kraftübungen vonnöten, wobei man die Mechanismen bis in die Einzelheiten kennen muss. Dazu gehören Kenntnisse aus den verschiedenen Blickwinkeln. Punktlandungen sind Meisterarbeit.
Volle Zustimmung. Ich wundere mich auch, wie tapfer sie das durchgestanden hat und zurück gekommen ist. Ganz tiefe Verbeugung!


RE: Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - Astra - 25.02.2015

(24.02.2015, 09:28)MZPTLK schrieb:
(24.02.2015, 08:15)Gertrud schrieb: Ich wünsche ihr Glück, bin aber sehr, sehr skeptisch, weil auch die Propriozeption nicht ohne ist. In einem solchen Fall ist wahnsinnig exaktes Arbeiten bei Kraftübungen vonnöten, wobei man die Mechanismen bis in die Einzelheiten kennen muss. Dazu gehören Kenntnisse aus den verschiedenen Blickwinkeln. Punktlandungen sind Meisterarbeit.
Volle Zustimmung. Ich wundere mich auch, wie tapfer sie das durchgestanden hat und zurück gekommen ist. Ganz tiefe Verbeugung!

Ich habe schon vor einiger Zeit gesagt, dass ich es unverantwortlich finde - und dabei bleibe ich auch.
Sie hat nichts davon, wenn sie mit 50 im Rollstuhl sitzt.


RE: Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - kugel1 - 25.02.2015

(25.02.2015, 18:11)Astra schrieb:
(24.02.2015, 09:28)MZPTLK schrieb:
(24.02.2015, 08:15)Gertrud schrieb: Ich wünsche ihr Glück, bin aber sehr, sehr skeptisch, weil auch die Propriozeption nicht ohne ist. In einem solchen Fall ist wahnsinnig exaktes Arbeiten bei Kraftübungen vonnöten, wobei man die Mechanismen bis in die Einzelheiten kennen muss. Dazu gehören Kenntnisse aus den verschiedenen Blickwinkeln. Punktlandungen sind Meisterarbeit.
Volle Zustimmung. Ich wundere mich auch, wie tapfer sie das durchgestanden hat und zurück gekommen ist. Ganz tiefe Verbeugung!

Ich habe schon vor einiger Zeit gesagt, dass ich es unverantwortlich finde - und dabei bleibe ich auch.
Sie hat nichts davon, wenn sie mit 50 im Rollstuhl sitzt.

Meint ihr nicht, dass es Rücksprachen mit Ärzten gegeben hat?
Vielleicht sollte man sich nicht dazu äußern, wenn man den Fall nur aus den Medien kennt.


RE: Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - Gertrud - 26.02.2015

(25.02.2015, 19:06)kugel1 schrieb: Meint ihr nicht, dass es Rücksprachen mit Ärzten gegeben hat?
Vielleicht sollte man sich nicht dazu äußern, wenn man den Fall nur aus den Medien kennt.

Ich kann diesen Fall von den Ärzten her nicht beurteilen; nur fallen die Urteile der Ärzte oft sehr unterschiedlich aus. Wenn z. B. Knorpelschäden bestehen, dann ist ein hartes Training nie produktiv. Warum wird oft z. B. bei Kreuzbandrissen nachgebessert? Dann hätten Ärzte doch diese Sache vorhersehen müssen. Sicherlich hat dann vorher ein Arzt auch die Sache abgesegnet. Wie viele Sportler/innen mit späteren Beschwerden haben wir? Da waren doch auch früher Ärzte am Werk.

Ich war immer froh, dass ich nicht hauptberuflich als Trainerin tätig war, so dass meine Trainertätigkeit nie vom Fortbestand einer Karriere oder von Überredungskünsten abhing. Das war übrigens auch bei mir ein sehr sanftes Ruhekissen nach Sabine Braun, nicht hauptberuflich vom Segen einer Sportlerin mein Dasein zu fristen. Wink 

Die Athletin entscheidet ohnehin im Endeffekt selbst. Da helfen sehr oft auch andere Meinungen nicht. Mit den Konsequenzen muss sie schließlich später alleine leben. Uns sind doch TV-Bilder bekannt, wie Leute aus dem Kugelstoßbereich technisch stoßen, wenn sie unter Knieproblemen leiden. Dann wird eben reflektorisch das linke Bein unter kompensatorischen Bewegungen anderer Bereiche weggezogen. Wenn dann wieder hart mit Tiefkniebeugen eingestiegen wird, ist die nächste OP nicht weit. Es ist so!!!

Gertrud


RE: Hallen-DM 2015 in Karlsruhe - Gertrud - 26.02.2015

Ich muss noch mal nachlegen und den Fall einer Kollegin anführen, die Hüftprobleme hat und Rückenprobleme hatte. Im Rücken ist ein gutartiger Tumor entdeckt und später entfernt worden, nachdem man sie eine geraume Zeit als Simulantin abgestempelt hat. Im Fall der Hüftprobleme gab es suksessive drei Diagnosen. Nachdem man zunächst auf eine Arthrose "getippt" hatte, kam man zur Nekrose und ist schließlich jetzt bei "Geröllzysten" gelandet. So viel zu eindeutigen Diagnosen und Verlass darauf. Ich schalte grundsätzlich meinen Kopf bei Diagnosen und den Folgeerscheinungen nicht aus!!!

Gertrud