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Kernpunkte der Talentfindung am Beispiel Duplantis - Druckversion

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RE: Kernpunkte der Talentfindung am Beispiel Duplantis - Reichtathletik - 12.09.2024

(12.09.2024, 00:29)trackwatchnds schrieb:
(11.09.2024, 08:32)Reichtathletik schrieb:
(11.09.2024, 07:44)Chirurg schrieb:
(10.09.2024, 19:01)Rawal schrieb: Apropos Talentfindung: Auf der Insta-Seite von Rico May lese ich, dass ab 1.9. die DLV-Nachwuchsbundestrainer abgeschafft sind. Wie ist das vor dem Hintergrund einer möglichst optimalen Talentfindung / -Identifizierung zu erklären? Gibts ein neues Konzept?
Das ist doch konkret mal wieder eine intransparente Vorgehensweise seitens des DLV, ein Nachwuchsbundestrainer wurde zum 01.09. abgeschafft und er selber verkündigt das nachwirkend am 03.09. auf Instagram - mir geht es erstmal gar nicht darum, ob das Sinn macht oder nicht, aber sind jetzt alle abgeschafft und nur er postet das oder nur einzelne Nachwuchsbundestrainer. Die DLV-Seite ist nicht aktualisiert, da steht Rico May noch. 

Auch im Erwachsenenbereich sollten gerüchteweise Umstrukturierungen erfolgen, zumindest @ Mehrkampf hatte ich das gehört…weiß da jemand aus dem Forum mehr @ Hallmann und @ Roos bzw. @ Frank Müller???

Es gibt an einigen Stellen viele Fragezeichen. Oft wissen die Coaches es selbst nicht. Soweit ich weiß laufen ALLE Veträge aus. Den NWBT wurde wohl überwiegend gesagt, dass es keine neuen Veträge gibt. Bei den BT ist es noch offener, einige haben ggf auch die Chance auf eine andere (meist als Stützpunkt-Coach)-Position.
Will heißen: Die BT können selbst nicht viel dafür und hätten selber gerne Klarheit.

Gleichzeitig gibt es zig Heim- und Landestrainer sowie Athleten, die gerne jetzt zum Trainingsauftakt Infos hätten, wie es um eine Kader-Nominierung steht oder im Fall einer realistischen Nominierung: Weleche Maßnahmen geplant sind... Kann halt nur keiner beantworten. Oder es kommt mit dem Beipackzettel: "Aber vielleicht gibt es dann auch einen Nachfolger, der was anderes entscheidet"

Ein großes Problem für sämtliche Spitzenfachverbände stellt die Finanzplanung dar, denn die Förderkommission aus BMI und DOSB hat noch keine Beschlüsse über die konkrete Fördersummen erteilt. Bis dato fehlt in der PotAS-Analyse noch das Hauptattribut 1 - "Olympische Erfolge 2024". Diese werden zum Teil erst Anfang Oktober erstellt. Ohne Planungssicherheit über den Haushalt verhält es sich daher leider nicht so einfach. Das ist ausnahmsweise mal nicht auf den Mist des DLV gewachsen  Wink Selbstverständlich bleibt hier die Frage, warum das so mies getimet ist.

Zeitgleich bildet dieser bürokratische Wildwuchs natürlich wieder ein Hindernis für Athlet:innen und ihr direktes Trainingsumfeld. Um den Verband nicht aus der Pflicht zu lassen ganz konkret: 
Es gibt mehrere Fälle von Athlet:innen und Trainer:innen, die - Stand heute, 12.09.2024 (!) - noch nicht darüber Bescheid wissen, in welcher Konstellation sie in die nächste Saison gehen, da die Verträge der Trainer faktisch ausgelaufen sind. Darunter TGs mit Topathlet:innen, alles internationale Starter, die schon die ganze Saison gehemmt unter diesem Damoklesschwert trainiert und Wettkämpfe bestritten haben. Vom Verband ist dazu keine Aussage zu bekommen, obwohl diese Szenarien teils monate- bis jahrelang bekannt waren und dringlichst Handlungsbedarf bestand. Das so etwas nicht leistungsförderlich ist, versteht sich von selbst. Solche Geschichten kommen nur leider nie an die Öffentlichkeit, resultieren aber in teils unzufriedenstellenden Leistungen, über die dann im Unwissen geurteilt wird und erhebliche Konsequenzen hervorruft. Ein Gruß an dieser Stelle an die neuen Kadernormen und ihre Urheber  Thumb_up

Aus dem Strukturgespräch DLV-DOSB geht in der Bundesstützpunktstruktur mindestens eine entscheidende Verschiebung (Omnibus-Verfahren) hervor, die zum status quo aberwitzig erscheint. Selbstverständlich auch wieder mit hauptamtlichem Personal.

@Chirurg: Es werden höchstwahrscheinlich nicht alle "abgeschafft", da etliche der gelisteten Nachwuchs-BT nur mit Honorarmitteln für den DLV tätig waren und hauptamtlich bei den LSB/OSP oder als Lehrer-Trainer im Schulsystem unterwegs sind. So sieht es im genannten Fall Rico May bspw. auch aus. Da tut eine Trennung finanziell nicht weh.

Im Bereich Sprint/Hürde:
Claudia Marx - LFV Sachsen
Rico May - Sportgymnasium Jena (Sportkoordinator)
Christopher Montague - LSB Berlin
Alexander Seeger - keine Ahnung, allerdings absolut langjährig in der Rolle tätig 
Björn Sterzel - OSP/LSB Niedersachsen

Moin,
dass die meisten BNT im Hauptamt etwas anderes gemacht haben, hatten wir ja schon herausgestellt. Dennoch bleibt die Frage wer bzw ob jemand in künftig dieses "Ehrenamt" übernimmt. Eigentlich sollte hier mehr Zeit investiert werden als es bislang von den meisten möglich war/praktiziert wurde. Das würde nur gehen, wenn die Leute nicht nebenher was anders in Vollzeit machen müssen.

Zu den Gruppen der Erwachsenen muss ich sagen, dass dies zT aber auch eine sehr deutsche Debatte ist. "Mein Trainer geht in Rente" oder "der Vertrag von meinem Trainer wird nicht verlängert" wird im Ausland meist mit Kopfschütteln beantwortet und der Gegenfrage: Trainiert der dich nur wegen des Geldes und macht der das nicht gern?
Auch ehrenamtliche innerhalb Deutschlands fühlen sich da oft auf die Füße getreten, die sich denken: Ich gebe mein Training IMMER nach Feierabend und wäre unfassbar dankbar solche Talente betreuen zu dürfen.
Ich will damit nicht sagen, dass man nicht von seiner Trainertätigkeit leben können soll – ganz im Gegenteil. Aber mir fehlt da bisweilen die richtige Reihenfolge: Erst kommt die Berufung, dann der Beruf. oder anders ausgedrückt: Der Athlet steht im Mittelpunkt, nicht die Trainerkarriere. Ich kenne es im Ausland so, dass zuerst die Trainingsgruppe steht und man sich dann mit dieser um die nötigen Einnahmen bemüht. In Deutschland ist es zumindest bei den öffentlichen Stellen andersherum: Irgendwo wird eine Trainerstelle geschaffen und dann Athleten dahin gelotst.

In diesem Zusammenhang lohnt auch ein Blick in die Schweiz: Louis Heyer hat laut seinem Instagram gerade bei Swiss Athletics gekündigt – um mehr Zeit für seine Athleten zu haben. Und soweit ich weiß steht noch nciht sofort ein Sponsor bereit um die Lücke zu füllen...


RE: Kernpunkte der Talentfindung am Beispiel Duplantis - Gertrud - 12.09.2024

(12.09.2024, 07:54)trackwatchnds schrieb:
(12.09.2024, 00:43)Gertrud schrieb: Wer soll sich bei einer solchen Handlungsweise für den hauptberuflichen Trainerberuf erwärmen? 

Gertrud

Nur positiv bekloppte Idealisten oder wahrhaftig Bekloppte. 

Dabei hat man noch nicht mal über teilweise deutlich besseren Konditionen im Ausland gesprochen oder die kleine, aber gar nicht so kleine Feinheit, dass das Gros der Trainer in rechtlich fragwürdigen Kurzzeit-/Kettenarbeitsverträgen, angelehnt an den öffentlichen Dienst gegangen sind. Das bedeutet eine per se weitestgehend leistungsresistente Systematik, in der nicht etwa Arbeitsqualität honoriert wird, sondern besserer Verdienst einzig und allein über die Dienstjahre erfolgen kann.
Ist der/die Trainer:in - entgegen aller Voraussetzungen - dann auch noch erfolgreich, dann greift bei etwaigen Prämienzahlungen das Besserstellungsverbot. Während der mittelgroße Blumenstrauß noch im Rahmen einer dezenten Gratifikation durchgeht, wird selbiger bei einem zusätzlichen Rotwein (no pun intended) schon in die Bredouille gebracht und man macht sich der Bestechlichkeit schuldig - die öffentliche Hand waltet gnadenlos.

Vielleicht etwas überspitzt, aber im Kern genau so. Die Trainer:innen sind gut beraten, ihr Glück in die eigene Hand zu nehmen und anderweitig im System unterzukommen. Leider gibt es nicht in jedem Bundesland (genug) Lehrer-Trainer Stellen.


Als Person mit Familienanhang kann man sich eine derartige Position kaum leisten. Man kann heute der Held sein und kann mirgen die Kündigung erhalten. Herr Steilmann nannte das immer "freischwebende Arschlöcher"! Man ist dann doch in Gedanken mehr bei der Arbeitsplatzerhaltung als auf dem Platz. 

Es gibt ein "Schlupfloch" für das Überleben - zwar auch mit befristeten Arbeitsverträgen; aber in Situationsgeschmeidigkeit kann man gut überleben und kann schon mal über viele Kontakte für die Sprossenleiter  nach oben Ausschau  halten. Ich meine damit die Trainer, die sich in den Positionen der Bürokratie wie Idriss Gonschinska oder Dr. Bügner und deren Stab" etabliert haben oder Leiter im DLV und "Anhang", OSP-Leitungen... Nur will das ein leidenschaftliche/r Trainer:in meistens nicht.

Die US-Modelle mit teilweise Gehältern von einer halben Million $ bieten da ganz andere Möglichkeiten.

Gertrud


RE: Kernpunkte der Talentfindung am Beispiel Duplantis - dominikk85 - 12.09.2024

Wie ist denn die Aufgabe der Nachwuchs BT definiert? Mit Sicherheit Auswahl der Kader Athleten und vermittlung an Stützpunkte, aber was sollen sie darüber hinaus machen? Wie soll die Kooperation mit den heimtrainern funktionieren?

Da würde mich interessieren was dieser Trainer den heimtrainern und Athleten für einen Mehrwert gibt?

Ich fände es zum Beispiel sinnvoll wenn jemand Trends in der weltklasse und Studien beobachtet und daraus für die Trainer leicht verdauliche Newsletter mit umsetzbaren handlungsempfehlungen baut. Dieser Mensch müsste aber natürlich die skills haben das zu filtern und die richtigen Schlüsse zu ziehen.


RE: Kernpunkte der Talentfindung am Beispiel Duplantis - Gertrud - 12.09.2024

(12.09.2024, 08:44)dominikk85 schrieb: Wie ist denn die Aufgabe der Nachwuchs BT definiert? Mit Sicherheit Auswahl der Kader Athleten und vermittlung an Stützpunkte, aber was sollen sie darüber hinaus machen? Wie soll die Kooperation mit den heimtrainern funktionieren?

Da würde mich interessieren was dieser Trainer den heimtrainern und Athleten für einen Mehrwert gibt?

Ich fände es zum Beispiel sinnvoll wenn jemand Trends in der weltklasse und Studien beobachtet und daraus für die Trainer leicht verdauliche Newsletter mit umsetzbaren handlungsempfehlungen baut. Dieser Mensch müsste aber natürlich die skills haben das zu filtern und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Wenn du und ich uns heute im Verbund z.B. mit chirurg oder Dr. Conny van Hauten hinsetzen und wirklich sehr gute Konzepte entwickeln, sind die Institutionen drumherum viel zu träge, das umzusetzen. Das ist das Problem. Da brauchen wir Leute in der Führung, die unerschütterlich diese Sachen in einem Team bei den höheren Institutionen erklären und einfordern. Sie hangeln sich stattdessen von EM, zu WM und zu OS mit immer ängstlichem Blick.

Da bin ich als Trainerin in der Peripherie relativ autark. Allerdings gehe ich das Risiko ein, weniger oder nie mehr beim Verband eingesetzt zu werden. Sie bevorzugen dann lieber die situtationsgeschmeidigen TuT, die mir fachlich nicht das Wasser reichen können. Somit bleibt sehr gutes fachliches Gedankengut mit 20-30 Jahren Vorsprung bei einer kleinen Auswahl an befreundeten TuT. Geht´s noch deutlicher???

Gertrud


RE: Diamond League 2024 - Zürich, 04./05.09.2024 - Gertrud - 12.09.2024

(05.09.2024, 08:12)trackwatchnds schrieb: Raphael Holzdeppe war ebenfalls super schnell, ohne seine Werte mit Mondo vergleichen zu können wahrscheinlich am nächsten an ihm dran. Für

Er war sprintschnell, aber nicht schnell in vielen Einzelbewegungen des Stabhochsprungs im Vergleich zu Duplantis und für mich der Rechts-Dran-Vorbei-Springer, was bis zum Schluss kaum eliminiert worden ist.

Gertrud


RE: Kernpunkte der Talentfindung am Beispiel Duplantis - Reichtathletik - 12.09.2024

(12.09.2024, 08:44)dominikk85 schrieb: Wie ist denn die Aufgabe der Nachwuchs BT definiert? Mit Sicherheit Auswahl der Kader Athleten und vermittlung an Stützpunkte, aber was sollen sie darüber hinaus machen? Wie soll die Kooperation mit den heimtrainern funktionieren?

Da würde mich interessieren was dieser Trainer den heimtrainern und Athleten für einen Mehrwert gibt?

Ich fände es zum Beispiel sinnvoll wenn jemand Trends in der weltklasse und Studien beobachtet und daraus für die Trainer leicht verdauliche Newsletter mit umsetzbaren handlungsempfehlungen baut. Dieser Mensch müsste aber natürlich die skills haben das zu filtern und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Ich befürchte, dass ist überhaupt nicht definiert. Das ist bei denen für die Erwachsenen ja schon nicht der Fall: Einige sind Heimtrainer der besten in der Disziplin, andere Heimtrainer ganz anderer Athleten und sollen "nebenbei" noch eine Disziplin betreuen, andere wiederum haben keine Athleten und definieren ihre Tätigkeit eher darüber, die Disziplin zu entwickeln und sich in Aus- und Fortbildung einzubringen...

Bei den Nachwuchs-BT war es (auch mangels Zeit) bislang massiv unterschiedlich, wie sie die Rolle ausgefüllt haben. Meist haben sie 1-2 Lehrgänge geleitet, bisweilen ein Trainingslager begleitet und eine der U-Meisterschaften. Ansonsten schwankte der Austausch von "steht immer auf Abruf bereit bei Fragen" bis hin zu "man bekommt keine Antwort auf E-Mails"...


RE: Kernpunkte der Talentfindung am Beispiel Duplantis - Reichtathletik - 25.09.2024

(10.09.2024, 19:01)Rawal schrieb: Apropos Talentfindung: Auf der Insta-Seite von Rico May lese ich, dass ab 1.9. die DLV-Nachwuchsbundestrainer abgeschafft sind. Wie ist das vor dem Hintergrund einer möglichst optimalen Talentfindung / -Identifizierung zu erklären? Gibts ein neues Konzept?

Lustig übrigens, dass die DLV-Jugend parallel für einen Workshop wirbt, bei dem Jungtrainer sich insbesondere mit Nachwuchsbundestrainern austauschen sollen. Nur doof, wenn es die nicht mehr gibt:
https://www.leichtathletik.de/fileadmin/user_upload/004_LA_fuer_Alle/01_Junges-Engagement/Jungtrainer/Ausschreibung_Shadowing.pdf

Schöne Umstrukturierung, ich frage mich ob überhaupt jemand (Vorstand?) weiß, wie die neue Struktur aussehen soll oder ob das Buzzword nur verwendet wird, um alle bewusst im Unklaren zu lassen...