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DLV-Kritik von Hendrik Pfeiffer - Druckversion

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+--- Thema: DLV-Kritik von Hendrik Pfeiffer (/showthread.php?tid=5897)

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RE: OS Paris - Tag 10 (10.08.) - aj_runner - 14.08.2024

(13.08.2024, 18:56)longbottom schrieb:
(13.08.2024, 17:51)marathoni schrieb: Da aber ja unzweifelhaft Läufer aus den afrikanischen Ländern im Laufbereich Vorteile mitbringen und eine erhöhte Anzahl an zusätzlichen Athleten dadurch natürlich eine ungleich höhere Konkurrenz darstellen ist klar. Das anzusprechen muss erlaubt sein. 

Selbst wenn es wirklich so sein sollte, dass Läufer aus afrikanischen Ländern biologische Vorteile mitbringen, was soweit ich weiß nicht belegt ist: Na und. Ich bin gerade einmal 1,65 Meter groß und hätte daher Nachteile, wenn ich Basketballer werden wollte. Kann man aber trotzdem nicht ändern. Gleiche Voraussetzungen für jeden im Sport gibt es nicht. Wink

Petros, und das gleiche gilt auch für Fitwi, ist kein eingekaufter Athlet, wie sie manche Staaten haben. Er ist als Teenager nach Deutschland gekommen, um vor Krieg zu fliehen und hat hier seit 12 oder 13 Jahren seinen Lebensmittelpunkt. Ich finde es hochgradig bedenklich, dass es darüber überhaupt Diskussionen gibt. 

Klar sorgt das für eine größere nationale Konkurrenz, aber da hält sich mein Mitleid in Grenzen. Dann ist das halt so und die anderen müssen sich dieser Konkurrenz stellen, oder es sein lassen.

Marathoni vertritt eine Position, die ich gar nicht teile. Ein Eingebürgerter ist nur dann okay, wenn er einem Gebürtigen keinen Startplatz wegnimmt? Für die Mannschaft ist es dann aber wieder okay, weil sonst keine Medaille gewonnen werden würde?
Vielleicht mal darüber nachdenken, dass den Gebürtigen, wohl situierten Deutschen es einfach nicht Wert ist, so viel in den Sport zu investieren? Amanal und Samuel können durch den Sport nur gewinnen - viele andere ziehen die duale Karriere oder den Job vor (Krafzik, Trrost, ...) und sind dann in ihren Möglichkeiten begrenzt.
Ein Arne Gabius wurde erst dann richtig gut, als er voll auf den Sport gesetzt hat. Ein Richard Ringer trainiert quasi auch als Vollprofi, weil er einen entsprechenden Arbeitsvertrag aushandeln konnte. Er trainiert zudem in einer belgischen Trainingsgruppe, sein Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit.
Im letzten Podcast hat Pfeiffer bei einem italienischen Läufer (ich meine es war Crippa) ohne dass es für den Kontext wichtig gewesen wäre, noch darauf hingewiesen, dass es ein gebürtiger Äthiopier ist. Was soll denn diese subversive Stichelei? Muss das sein? Crippa war z.B. Vollwaise und wurde von einer italienischen Familie als Kind adoptiert.

Bevor ich jetzt noch etwas Unüberlegtes schreiben, lasse ich es dabei bewenden.


RE: OS Paris - Tag 10 (10.08.) - aj_runner - 14.08.2024

(14.08.2024, 17:10)runner5000 schrieb:
(14.08.2024, 16:52)Besiger schrieb: Der DLV will noch ein Statement zu Pfeiffers Kritik bringen.

Hier noch Besigers Artikel:

Olympia 2024: "Extrem krasse Respektlosigkeit“ - DLV-Star stinksauer (sport1.de)

Nach wie vor finde ich es grenzüberschreitend, dass Pfeiffer aus persönlichen Mitteilungen mit Petros zitiert. Da hat er jetzt ganze Arbeitet geleistet, wenn das über weitere Medien wie Sport 1 weiterverbreitet wird.


RE: OS Paris - Tag 10 (10.08.) - runner5000 - 14.08.2024

(14.08.2024, 18:06)aj_runner schrieb: Vielleicht mal darüber nachdenken, dass den Gebürtigen, wohl situierten Deutschen es einfach nicht Wert ist, so viel in den Sport zu investieren? Amanal und Samuel können durch den Sport nur gewinnen - viele andere ziehen die duale Karriere oder den Job vor (Krafzik, Trrost, ...) und sind dann in ihren Möglichkeiten begrenzt.
Ein Arne Gabius wurde erst dann richtig gut, als er voll auf den Sport gesetzt hat. Ein Richard Ringer trainiert quasi auch als Vollprofi, weil er einen entsprechenden Arbeitsvertrag aushandeln konnte. Er trainiert zudem in einer belgischen Trainingsgruppe, sein Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit.

Es gibt aber genügend Beispiele, wo das mit dem vollen Fokus auf den Sport nicht funktioniert. Bestes Beispiel ist zurzeit Niklas Kaul, der dieses Experiment deswegen jetzt auch wieder abbricht.


RE: OS Paris - Tag 10 (10.08.) - marathoni - 14.08.2024

Ich hab dazu eigentlich keine Meinung. Ich wollte nur die Argumentation von Pfeiffer etwas aufgreifen. Wir können froh sein, dass wir Athleten mit Migrationshintergrund haben, die für Deutschland starten.
Das sind sowohl die Eingewanderten als auch die mit Doppelpass.


RE: OS Paris - Tag 10 (10.08.) - siebenschläfer - 14.08.2024

(14.08.2024, 18:44)runner5000 schrieb:
(14.08.2024, 18:06)aj_runner schrieb: Vielleicht mal darüber nachdenken, dass den Gebürtigen, wohl situierten Deutschen es einfach nicht Wert ist, so viel in den Sport zu investieren? Amanal und Samuel können durch den Sport nur gewinnen - viele andere ziehen die duale Karriere oder den Job vor (Krafzik, Trrost, ...) und sind dann in ihren Möglichkeiten begrenzt.
Ein Arne Gabius wurde erst dann richtig gut, als er voll auf den Sport gesetzt hat. Ein Richard Ringer trainiert quasi auch als Vollprofi, weil er einen entsprechenden Arbeitsvertrag aushandeln konnte. Er trainiert zudem in einer belgischen Trainingsgruppe, sein Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit.

Es gibt aber genügend Beispiele, wo das mit dem vollen Fokus auf den Sport nicht funktioniert. Bestes Beispiel ist zurzeit Niklas Kaul, der dieses Experiment deswegen jetzt auch wieder abbricht.

Auch der Block in die so hoch gelobten Laufnationen Großbritannien und Australien zeigt, dass du kein Vollprofi sein musst, sondern z.B. sogar als Arzt arbeiten kannst und trotzdem erfolgreich an Olympischen Spielen teilnehmen.


RE: OS Paris - Tag 10 (10.08.) - dominikk85 - 14.08.2024

(14.08.2024, 18:06)aj_runner schrieb:
(13.08.2024, 18:56)longbottom schrieb:
(13.08.2024, 17:51)marathoni schrieb: Da aber ja unzweifelhaft Läufer aus den afrikanischen Ländern im Laufbereich Vorteile mitbringen und eine erhöhte Anzahl an zusätzlichen Athleten dadurch natürlich eine ungleich höhere Konkurrenz darstellen ist klar. Das anzusprechen muss erlaubt sein. 

Selbst wenn es wirklich so sein sollte, dass Läufer aus afrikanischen Ländern biologische Vorteile mitbringen, was soweit ich weiß nicht belegt ist: Na und. Ich bin gerade einmal 1,65 Meter groß und hätte daher Nachteile, wenn ich Basketballer werden wollte. Kann man aber trotzdem nicht ändern. Gleiche Voraussetzungen für jeden im Sport gibt es nicht. Wink

Petros, und das gleiche gilt auch für Fitwi, ist kein eingekaufter Athlet, wie sie manche Staaten haben. Er ist als Teenager nach Deutschland gekommen, um vor Krieg zu fliehen und hat hier seit 12 oder 13 Jahren seinen Lebensmittelpunkt. Ich finde es hochgradig bedenklich, dass es darüber überhaupt Diskussionen gibt. 

Klar sorgt das für eine größere nationale Konkurrenz, aber da hält sich mein Mitleid in Grenzen. Dann ist das halt so und die anderen müssen sich dieser Konkurrenz stellen, oder es sein lassen.

Marathoni vertritt eine Position, die ich gar nicht teile. Ein Eingebürgerter ist nur dann okay, wenn er einem Gebürtigen keinen Startplatz wegnimmt? Für die Mannschaft ist es dann aber wieder okay, weil sonst keine Medaille gewonnen werden würde?
Vielleicht mal darüber nachdenken, dass den Gebürtigen, wohl situierten Deutschen es einfach nicht Wert ist, so viel in den Sport zu investieren? Amanal und Samuel können durch den Sport nur gewinnen - viele andere ziehen die duale Karriere oder den Job vor (Krafzik, Trrost, ...) und sind dann in ihren Möglichkeiten begrenzt.
Ein Arne Gabius wurde erst dann richtig gut, als er voll auf den Sport gesetzt hat. Ein Richard Ringer trainiert quasi auch als Vollprofi, weil er einen entsprechenden Arbeitsvertrag aushandeln konnte. Er trainiert zudem in einer belgischen Trainingsgruppe, sein Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit.
Im letzten Podcast hat Pfeiffer bei einem italienischen Läufer (ich meine es war Crippa) ohne dass es für den Kontext wichtig gewesen wäre, noch darauf hingewiesen, dass es ein gebürtiger Äthiopier ist. Was soll denn diese subversive Stichelei? Muss das sein? Crippa war z.B. Vollwaise und wurde von einer italienischen Familie als Kind adoptiert.

Bevor ich jetzt noch etwas Unüberlegtes schreiben, lasse ich es dabei bewenden.
Finde das auch problematisch von Pfeiffer. Ich kann seine Position verstehen wenn ein Land irgendwelche juniorenweltmeister einkauft wie Katar, aber wenn man kritisiert das Leute die als Teenager nach Deutschland gekommen sind für deutschland starten finde ich das schon fast rassistisch.


RE: DLV-Kritik von Hendrik Pfeiffer - mark1967 - 15.08.2024

Vollprofi: die einen brauchen volle Konzentration, die anderen brauchen Abwechslung. Ich wüsste nicht, warum man das so ausgiebig diskutieren muss.

Zu Pfeiffer: klassisches Eigentor. Es gibt keine zwei Kategorien von Deutschen. Wäre er schneller gewesen, wäre er in Paris dabei gewesen. Punkt. Und warum sollte Petros nach der Vorgeschichte für ihn verzichten?


RE: DLV-Kritik von Hendrik Pfeiffer - Besiger - 15.08.2024

Hier dss Statement des DLV zur Causa Hendrik Pfeiffer:

Hendrick Pfeiffer hat als Ersatz-Starter Marathon ausdrücklich betont, dass er nicht die Nominierung und den Start von Amanal Petros bei den Olympischen Spielen in Paris kritisiert hat, sondern die persönliche Kommunikation seitens der beteiligten Trainer. Wir nehmen diese Kritik ernst und werden diesen Fall im Trainerteam der Disziplin Marathon kurzfristig aufarbeiten. Schriftliche Informationen wurden bis kurz vor dem Marathon in Paris jeweils an Hendrick Pfeiffer weitergegeben. Eine engere und persönliche Abstimmung wäre sicherlich angebracht gewesen. Allerdings sehen wir nicht, dass der Teamgeist mit Füßen getreten wurde.
Der 12. und 15 Platz von Richard Ringer und Samuel Fitwi Sibhatu sind sehr hoch anzuerkennende Leistungen auf einer sehr anspruchsvollen Strecke in einem Weltklassefeld.
Viele Weltklasseathleten beendeten den Marathon hinter ihnen oder konnten wie Eliud Kipchoge das Rennen nicht beenden.
Zum Hintergrund
Amanal Petros hat sich entsprechend der DOSB-Nominierungsrichtlinien für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifiziert und wurde durch den DOSB für die Olympischen Spiele nominiert.
Es erfolgte im Vorbereitungsprozess eine enge Abstimmung mit dem medizinischen Team des DLV durch zahlreiche medizinische Tests.
Eine gesundheitliche Gefährdung des Athleten bzw. auch die Gefährdung des Starts lag nach Einschätzung des medizinischen Teams und der verantwortlichen Trainer nicht vor.
Ein Ersatzstarter kann nur auf der Basis einer Absage eines qualifizierten Athleten zum Einsatz kommen


RE: DLV-Kritik von Hendrik Pfeiffer - Reichtathletik - 15.08.2024

Viel Text, wenig Inhalt.
In beiden Fällen, in denen der DLV bzw. seine Trainer kritisiert werden vermisse ich ein Eingeständnis, dass die Kommunikation nicht gut lief sowie Aussagen der jeweiligen Trainer.
Das Trainer-Team der Disziplin Marathon besteht seitens des DLV doch nur aus einer Person oder sind alle Heimtrainer mit gemeint?


RE: DLV-Kritik von Hendrik Pfeiffer - Kyascaily95 - 15.08.2024

Erst einmal: Danke an Hendrik für seine Offenheit! Man wird ja das Gefühl nicht los, dass die Athletinnen und Athleten (zumindest metaphorisch) einen Maulkorb vom DLV aufgesetzt bekommen, wenn es um Kritik am Verband geht. Mit der Olympianorm im Gepäck hat er das notwendige Selbstvertrauen, um sich zu äußern, was beispielsweise einer Luna Bulmahn fehlt, weil sie aufgrund der fehlenden Kadernorm um ihre Weiterförderung bangt.

Dann: Der DLV sollte sich umbenennen lassen in "Deutscher Stellungnahme-Verband". Ich kenne keinen Verband, der zu den verschiedensten Themen so viele Stellungnahmen in kurzer Zeit gegeben hat wie der DLV. Die Ursache für die Notwendigkeit von Stellungnahmen liegt häufig in einer zu undeutlichen Kommunikation nach Außen und/oder nach Innen. Hendrik Pfeiffer und Luna Bulmahn zeigen da die Schwächen hinter den Kulissen auf. Ich bin gespannt, ob der Verband die Kritik tatsächlich ernst nimmt und Besserung gelobt. Missverständnisse entstehen nicht (oder zumindest eher selten) bei glasklaren Aussagen und transparenter Kommunikation.

Weiter: Ich verstehe den Unmut von Hendrik Pfeiffer, dass Amanal Petros nicht zu einem Gespräch bereit war. Andererseits hat dieser vielleicht im Moment mit seiner persönlichen Frustration zu kämpfen, muss seinen Sponsoren und dem Verein das DNF erklären. Vielleicht ist auch das Verhältnis zwischen den beiden Athleten wegen einiger Aussagen in dem Podcast angespannt. In der Verantwortung sehe ich hier aber ganz klar den DLV. Man kann sich nicht für Erfolge von Athletinnen und Athleten feiern, aber dann nichts für diese tun wollen. Ein Verband steht und fällt mit seinen Leistungsträgern. Dementsprechend fair sollte man auch mit diesen umgehen und dazu zählt auch Ehrlichkeit. Pfeiffer zeigt auf, dass diese ihm nicht gegenüber gebracht wurde. Ich mag keine Verschwörungstheorie aufstellen und behaupten, dass alles bewusst gegen den NLV gerichtet ist. Ich behaupte, dass es dem Sportdirektor und seinen "Bediensteten" an Feingefühl im Umgang mit Sportlerinnen und Sportlern, die eben auch nur Menschen sind und so behandelt werden wollen, mangelt.

Ersatzathlet(innen) sind nicht gleich Ersatzathlet(innen): Wir hatten das Thema schon einmal in einem anderen Beitrag ausdiskutiert. Deborah Schöneborn und Hendrik Pfeiffer haben mit der viertschnellsten Zeit innerhalb der Qualifikationsperiode für Paris die WA-Norm geschafft und wurden in der Folge als Ersatz nominiert. Warum dürfen diese nicht vor Ort sein (z.B. auch als Trainingspartner oder Refreshment-Unterstützung, wenn kein aktiver Einsatz erforderlich wird)? Warum werden diese wenige Tage vor Beginn der Spiele aus einer dafür vorgesehenen WhatsApp-Gruppe entfernt? Sie sind doch genauso Teil des Ganzen wie jeder andere auch, haben es z.T. sogar mehr verdient als diejenigen, die ohne jegliche Norm vor Ort waren. Ich könnte jetzt mit den 4x400-Querelen kommen, dann heißt es wieder: Sprint ist eine schnellkräftige Disziplin, die Athlet(innen) sind verletzungsanfälliger als im Ausdauersport und so weiter... Ich könnte aber auch einfach hinterfragen, warum die Ersatzleute für die Mixed-Geher-Staffel vor Ort waren. Weil es eine Staffel ist, müssen die Leute vor Ort sein... und in Einzeldisziplinen kann man ihnen auch kurz vor Wettkampfbeginn sagen, sie sollen in den TGV steigen und sich zack-zack nach Paris machen (und am besten gleich nach dem Wettkampf wieder nach Hause fahren)? Entschuldigung, aber ist so ein Einzelstart weniger wert - etwas, worauf man notfalls verzichten kann? Man redet hier von Athlet(innen) MIT NORM, die ihre #DaSeins-Berechtigung gehabt hätten, die sich genauso wie jeder andere mehrere Jahre auf das Event vorbereitet haben. Schöneborn und Pfeiffer saßen bis zuletzt auf heißen Kohlen und wussten nicht, woran sie sind; andere waren in Paris zum Kaffeetrinken und Applaus spenden.