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Individuelles Mittel- und Langstreckentraining - alte und neue erfolgreiche Ansätze - Druckversion

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Individuelles Mittel-Und Langstreckentraining - DLV Laufkonferenz Mainz - beity - 02.12.2014

auf der LA Seite ganz interessanter Artikel über die DLV Laufkonferenz in Mainz. War leider nicht dabei, aber hört sich an, als wenn es interessant war und der ein oder andere auch die Fähigkeit zur Selbstkritik zeigt.

http://www.leichtathletik.de/news/news/detail/arne-gabius-haelt-den-spiegel-vor/

Dem Vortrag vom Arne Gabius wird in dem Artikel breiter Raum zugemessen. Bin ganz ehrlich, ich war nie ein Fan von Arne. Er hatte schon früher immer forsche, andere würden sagen selbstbewusste Sprüche drauf. Ich hatte mich immer gefreut, wenn er dann im Spurt wieder von Jan Fitschen abgehängt wurde.
Aber jetzt, mal ganz abgesehen von seiner großartigen ( aber nicht zufälligen) Marathonleistung, muss ich sagen seine Philosophie, seine Herangehensweise, die Diskussionsfreudigkeit, die Offenheit, die Bereitschaft zu lernen und eben AUCH anzunehmen !! begeistert mich.
Canova himself.
Da steht eine ganz andere Philosophie dahinter als bei einigen (deutschen) stoffeligenTrainern, die das Abschotten ihrer Athleten bevorzugt haben. Sie hielten ihre Athleten bewusst unmündig. Vielleicht auch eine Frage der fehlenden Klasse. Wenn mein Athlet sich vermehrt mit anderen austauscht, könnte er ja vielleicht mich als Trainer hinterfragen. Ich nenn jetzt mal keine Trainernamen, sonst hüpft Hellmuth auf mir rumBig Grin 


RE: Individuelles Mittel- und Langstreckentraining - alte und neue erfolgreiche Ansätze - Atanvarno - 02.12.2014

(02.12.2014, 12:21)lor-olli schrieb: Laktatbestimmung im "Do-it-yourself" Verfahren, Ergospirometrie mit einer Genauigkeit in der Analyse der Atemgase, dass man noch eine "Zigarette vom Vortag" erkennt und mehr, liefern uns eine Basis für die individuelle Trainingssteuerung insbesondere im Spitzensport.
[...]
ich wünsche mir einfach auch mehr Vertrauen ins Bauchgefühl, immerhin hat es uns vom Keulenschwinger bis zum Pulsuhrträger gebracht… Wink

Man sollte das Bauchgefühl nur nicht mit zu viel Messergebnissen überfordern, sonst geht es verloren.
Was bringt mir die zehntelprozentgenau Analyse der Atemgase fürs Training? Gewinne ich wirklich einen Mehrwert für meine Trainingsgestaltung, wenn ich weiß, dass mein VL3-Schwellentempo bei 4:00/km liegt, besonders, wenn ich berücksichtige, dass das Konzept der Schwelle an sich immer noch umstritten ist?


RE: Individuelles Mittel- und Langstreckentraining - alte und neue erfolgreiche Ansätze - DerC - 02.12.2014

(02.12.2014, 12:21) lor-olli schrieb: (Männliche Amateur-Marathonies laufen im Training viel zu häufig in den "roten" Laktatbereich wenn sie eine Pulsuhr tragen).
Da würde ich erstens gerne die zu Grunde gelegten Definitionen wissen für a) den "roten" Laktatbereich und b) was ist "viel zu häufig"
und c), natürlich die große quantitative empirische Studie lesen, die zu dieser Erkenntnis geführt haben wird.

(02.12.2014, 17:07)Atanvarno schrieb: Man sollte das Bauchgefühl nur nicht mit zu viel Messergebnissen überfordern, sonst geht es verloren.
Was bringt mir die zehntelprozentgenau Analyse der Atemgase fürs Training? Gewinne ich wirklich einen Mehrwert für meine Trainingsgestaltung, wenn ich weiß, dass mein VL3-Schwellentempo bei 4:00/km liegt, besonders, wenn ich berücksichtige, dass das Konzept der Schwelle an sich immer noch umstritten ist?
Und nicht nur das Schwellenkonzept. Den Artikel von Steve Magness zum Zonentraining insgesamt fand ich sehr interessant:

Physiological Model of Training- Why it and "zone training" are outdated

Viel zu oft wird außer acht gelassen, dass die Modelle nur Modelle sind.

Gruß

C


RE: Individuelles Mittel- und Langstreckentraining - alte und neue erfolgreiche Ansätze - Rolli - 15.12.2014

Schade. Anstatt sich über moderne/bewerte Trainingsansätze zu unterhalten, wieder nur Grabenkämpfe zwischen den Befürwortern und Gegnern der Pulsuhr.

C., ich dachte, man sollte solche Überlegungen eher dem RW-Forum überlassen und hier das als einer der Überwachungsmethoden akzeptieren und sich über andere, wichtigere Trainingsansätze unterhalten.

Ich finde Gabius Aussage etwa zu kurz gedacht. Das hoche Tempo seine DL können erst durch Kilometer fressen mit Baumanns's Training möglich geworden sein. Ob man das als Vorgeben für einen Jugendtrainier empfehlen soll, wage ich zu bezweifeln. 

Gruß
Rolli


RE: Individuelles Mittel- und Langstreckentraining - alte und neue erfolgreiche Ansätze - Atanvarno - 15.12.2014

(15.12.2014, 15:56)Rolli schrieb: Ich finde Gabius Aussage etwa zu kurz gedacht. Das hoche Tempo seine DL können erst durch Kilometer fressen mit Baumanns's Training möglich geworden sein.

S. auch Canova: First you have to build your aerobic house.

Er sagt immer wieder, dass seine Trainingsmethodik mit hohem Anteil spezifischer Kilometer erst angewendet werden kann, wenn die aerobe Grundlage steht. Einer der Vorteile, die ostafrikanische Läufer uns gegebenbüer haben, ist seiner Meinung nach, dass diese Grundlage mit 18 aufgrund des aktiven Lebensstils bereits gelegt ist. Ein Mitteuropäer nähert sich da gerade erst den Kilometerumfängen, die über Jahre nötig sind, um später im Canova oder Salazar-Stil trainieren zu können.


RE: Individuelles Mittel- und Langstreckentraining - alte und neue erfolgreiche Ansätze - DerC - 26.02.2015

(15.12.2014, 17:27)Atanvarno schrieb:
(15.12.2014, 15:56)Rolli schrieb: Ich finde Gabius Aussage etwa zu kurz gedacht. Das hoche Tempo seine DL können erst durch Kilometer fressen mit Baumanns's Training möglich geworden sein.

S. auch Canova: First you have to build your aerobic house.
Das interessante ist ja: Wie baut man das aerobe Haus? Da hat Canova auch mal ausgeführt, dass viele Afrikaner, die auch auf dem Schulweg informelles Training absolvierten, natürlich nicht im gleichmäßigen lockeren Dauerlauf unterwegs waren. Sondern dass das Ganze eher einem Fahrtspiel mit verschiedenen Tempi sowie Jogg- und Gehphasen gleicht. Und das aber mit diesem informellen Training große Ausdauer aufgebaut wird.

Viele Fahrtspiele und allgemein viel Bewegung für ein großes aerobes Haus.

Bob Schul hat sein ganzes aerobes Haus nahezu ausschließlich aus Intervalltraining gebaut.

Da gibt es leider bei vielen Läufern ein Mißverständnis, dass in seiner Extremform in etwa so lautet: "Ausdauer wird am besten mit langen langsamen Läufen aufgebaut, Intervalltraining dagegen schadet der Ausdauer".

Gruß

C


RE: Individuelles Mittel- und Langstreckentraining - alte und neue erfolgreiche Ansätze - Rolli - 26.02.2015

Intervalltraining ist nicht gleich Intervalltraining und dass die oxidative Kapazität (Ausdauerleistungsfähigkeit) insgesamt abnimmt, wenn die glykolytische Kapazität (Anaerobe Leistungsfähigkeit) zunimmt ist bewiesen und deckt sich mit meiner Erfahrung.


Mihaly Igloi hat auch seine Erfolge mit Intervallen erzielt, die mehr als 75% des Trainingsvolumen ausgemacht hatten... Trotzdem hat man damit Umfänge von 160km+ gemacht.



RE: Individuelles Mittel- und Langstreckentraining - alte und neue erfolgreiche Ansätze - Atanvarno - 26.02.2015

(26.02.2015, 15:16)Rolli schrieb: Mihaly Igloi hat auch seine Erfolge mit Intervallen erzielt, [...]
Igloi war der Trainer des von C erwähnten Bob Schul. Ein paar Seiten vorher in diesem Thread hatte ich schonmal ein paar Infos zu Iglois Trainingsmethoden verlinkt.


RE: Individuelles Mittel- und Langstreckentraining - DerC - 26.02.2015

(26.02.2015, 15:16)Rolli schrieb: Intervalltraining ist nicht gleich Intervalltraining

Dazu kein Widerspruch. Aber leider lese ich eben noch oft genug, dass Intervalltraining immer so und so sein müsse.

(26.02.2015, 15:16)Rolli schrieb: und dass die oxidative Kapazität (Ausdauerleistungsfähigkeit) insgesamt abnimmt, wenn die glykolytische Kapazität (Anaerobe Leistungsfähigkeit) zunimmt ist bewiesen und deckt sich mit meiner Erfahrung.
Mit "das ist bewiesen" wäre ich sehr vorsichtig, was sportwissenschaftliche Erkenntnisse angeht. In der Mathematik ist das bei vielen alten Sätzen klar, da gibt es längst mehrere schlüssige Beweise.

Im Sport fängt es schon damit an, dass ich das gar nicht so leicht trennen kann. Wenn ich selbst im 400m Lauf schon mind 30 % aeroben Anteil am Stoffwechsel habe ... wie will ich das so klar trennen?

Und klassisches Intervalltraining im bereich von 1500m bis 1000m WK Tempo ist natürlich mehr aerob als anaerob.

Die von mir erwähnten Mißverständnisse beruhen auf anderen Ursachen und haben natürlich einen wahren Kern: Der Mensch kann eben nicht beliebig lang beliebig hart trainieren. Und man kann auch nicht den Umfang beliebig reduzieren, ohne sich irgendwann Ausdauerverluste einzuhandeln.

Und wenn dann ein Sportler eine Phase mit Wettkämpfen und intensiven Intervalleinheiten und WDH-Läufen, aber reduziertem Umfang macht, hat das verschiedene Wirkungen.

Wenn dann jemand Vorurteile gegenüber Intervalltraining oder angeblich "anaerobem" Training hat, schreibt er die Ursachen für einen Ausdauer- oder Formverlust diesen Dingen zu.

Die wirklichen Ursachen sind aber möglicherweise die Umfangsverringerung, einseitiges Training oder einfach eine Art "ausbrennen" durch zu viel trainingsstress.

(26.02.2015, 15:16)Rolli schrieb: Mihaly Igloi hat auch seine Erfolge mit Intervallen erzielt, die mehr als 75% des Trainingsvolumen ausgemacht hatten... Trotzdem hat man damit Umfänge von 160km+ gemacht.
Ja klar, geht natürlich nur, weil die Intervalle eben nicht immer "anaerob und böse" sind.


Gruß

C