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Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - Druckversion

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RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - lor-olli - 03.11.2014

Ein Trainer im leistungstechnischen Spitzenbereich klingt unglaubwürdig, wenn er nicht auch Leistung verlangt - damit hat keiner, auch kein Athlet, Schwierigkeiten. Ein Trainer wird aber nur dann ein "Star", wenn er Stars produziert und zwar nicht einen oder zwei, sondern regelmäßig Leute in die Spitze bringt. Das dies nicht ohne (auch hartes) Training geht ist bekannt, wenn aber immer wieder Athletem die Motivation und Leistungsbereitschaft, aufgrund der fehlenden menschlichen Fähigkeiten eines Trainers verlieren, macht der "Star"-Trainer etwas falsch…

Der Sinn der Trainertätigkeit ist schließlich nicht das "Leistung erbringen", sondern Leistung zu ermöglichen - geht schlecht ohne Athleten. Ein Trainer wie Heinig hätte z.B. in anderen Ländern so seine Probleme - in den USA z.B., wo die guten Athleten nicht so stark vereinsfixiert agieren müssen, ist für einen Trainer schnell Schluss, wenn ihm regelmäßig die Athleten weglaufen und anderswo Erfolg haben. (Gemeint ist hier das "Weglaufen" nicht das "Wegkaufen" von Athleten). Die nationalen Verbände haben meist nicht die Machtfülle, die hierzulande der DLV hat - und dadurch auch ein Bundestrainer.

Es gibt immer auch unglückliche Trainer-Athleten Konstellationen, weil die Chemie, auch mit Mühe, einfach nicht stimmt - auch diese Erkenntnis zeichnet einen Spitzentrainer aus und er sollte einen solchen Ahtleten ohne Groll ziehen lassen. Wenn aber gleich der größere oder größte Teil der Nationalmanschaft Probleme mit einem Trainer hat, liegt etwas sehr im Argen.

Vokabular wie "Ballast" sollte wenigstens maritimes Flair haben, wenn man es schon nutzt ... Wink


RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - Windfahne - 09.11.2014

Hab ich irgendwas übersehen, oder warum ist Lisa Hahner im B-Kader, Anna aber nicht? oder ist sie in einem anderen (Langstecken-) Kader?


RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - Gertrud - 09.11.2014

(03.11.2014, 15:04)lor-olli schrieb: Es gibt immer auch unglückliche Trainer-Athleten Konstellationen, weil die Chemie, auch mit Mühe, einfach nicht stimmt - auch diese Erkenntnis zeichnet einen Spitzentrainer aus und er sollte einen solchen Ahtleten ohne Groll ziehen lassen. Wenn aber gleich der größere oder größte Teil der Nationalmanschaft Probleme mit einem Trainer hat, liegt etwas sehr im Argen.

Vokabular wie "Ballast" sollte wenigstens maritimes Flair haben, wenn man es schon nutzt ... Wink

Von außen kann man sich da eigentlich kein Urteil erlauben. Ich hatte damals von Wolfgang Heinig im Umgang eigentlich einen positiven Eindruck. Entscheidend ist sein Trainingskonzept, dass bei H. Tesfaye aufzugehen scheint. Das muss natürlich nicht für jede/n stimmen. Insofern bin ich eine Vertreterin der absoluten Individualität. Die Förderungen sollten nur leistungsbedingt ausgegeben werden und nicht, ob eine/r an Lehrgängen oder TL teilnimmt.

Er muss doch auch nicht mit jedem auskommen. Im Endeffekt ist aus meiner Sicht die fachliche Kompetenz wichtiger als vielleicht mal verbale "Ausrutscher".

Ich beobachte immer mehr einen "Einheitsbrei" in der Anwendung auf Individualsportler/innen. Frage: Warum sollte eine Ausnahme-Mehrkämpferin, die ich trainiere, bei einem TL obligatorisch teilnehmen, wenn sie woanders bessere, maßgeschneiderte Trainingsbedingungen hat? Solche obligatorischen Aktionen sind für mich absolut kontraproduktiv. Ich finde derartige Mammutveranstaltungen nicht für jede/n geeignet. Hier sind einfach Schemata übernommen worden, die nicht für jede/n passen. Ich kann verstehen, wenn Konkurrentinnen nicht gemeinsam ein TL besuchen möchten. Andere wiederum wollen das - also Individualität ist angesagt!!! Ich würde mich auch nie verpflichtet fühlen, z. B. Trainingsinhalte im Mehrkampf oder Wurfbereich mit Bundestrainern abzustimmen. Ich glaube, dass ich das noch selbst gesund hinkriege. Ich habe mir meine "Zubringer" immer noch selbst ausgesucht und habe dabei immer gut gelegen. Das spricht überhaupt nicht dagegen, dass man vielleicht mal über Themen diskutiert. Ich kann verstehen, dass sich einige Langstreckler unter ihren eigenen Trainern ohne Bundestrainer entwickeln wollen. Beate Conrad z. B. scheint auch eine gute Arbeit zu machen. Arne Gabius hat sich auch positiv entwickelt. Die Karrieren sind vielfältig, und das sollte man von offizieller Seite auch akzeptieren. Ich spreche mich z. B. für die duale Karriere aus, wobei dann jeglicher Zeitverlust störend wäre. Das Schema "Oben wird bestimmt, unten wird angenommen" passt gut für diktatorische Staaten.

Gertrud


RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - smiling_star - 09.11.2014

(09.11.2014, 00:21)Windfahne schrieb: Hab ich irgendwas übersehen, oder warum ist Lisa Hahner im B-Kader, Anna aber nicht? oder ist sie in einem anderen (Langstecken-) Kader?
Vielleicht weil sie nicht bei der EM starten wollte?!


RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - Atanvarno - 09.11.2014

(09.11.2014, 15:46)Gertrud schrieb: Ich hatte damals von Wolfgang Heinig im Umgang eigentlich einen positiven Eindruck. Entscheidend ist sein Trainingskonzept, dass bei H. Tesfaye aufzugehen scheint. Das muss natürlich nicht für jede/n stimmen. Insofern bin ich eine Vertreterin der absoluten Individualität. Die Förderungen sollten nur leistungsbedingt ausgegeben werden und nicht, ob eine/r an Lehrgängen oder TL teilnimmt.
Und das ist das Problem. Heinig ist BT und kann sich daher in das Training von Athleten einmischen, die eventuell lieber individuell trainieren würden.
Die Athleten, die freiwillig bei ihm trainieren, wissen ihn zu nehmen und sind anscheinend mit seiner Art des Umgangs mit Athleten zufrieden. Viele Athleten, die gezwungenermaßen als Kaderathleten mit ihm zu tun haben, haben aber ein Problem mit ihm.


RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - Gertrud - 09.11.2014

Das Procedere ist das generelle Problem. Als ich damals DLV-Trainerin für das Kugelstoßen Frauen wurde, hatte ich mit Christian Gehrmanns Gruppe nichts zu tun. Vera Schmidt kam freiwillig. Es wäre doch nur eine Doppelversorgung gewesen. Wenn Gesprächswünsche bestehen, kann man in der Position darauf eingehen. Ansonsten sollte man gut arbeitende Teams in Ruhe lassen. Das war und ist meine Meinung. Wenn gravierende Verletzungen vorhanden sind und man in der Lage ist, Abhilfe durch ein geeignetes Übungspotential zu schaffen, sollte man sich als DLV-Trainer/in einklinken dürfen, falls man Ahnung auf dem Gebiet hat.

Netterweise hat sich Klaus Baarck auch immer so verhalten. Sein Tenor war immer: "Du arbeitest vernünftig! Warum soll ich mich einmischen?" Andere dagegen wollten sich gerne Sabines Leistungen auf die Fahnen heften, obwohl die Arbeit bei unserem Team vor Ort lag. Ich bin total gegen derartige Trittbrettfahrer eingestellt. Geld und Förderung gehören an die Basis der Arbeit - bei mir gab´s keine Diskussion darüber!!! Ich habe nicht mich, sondern diejenigen, die ohne Arbeitsaufwand profitieren wollten, als unverschämt empfunden.

Gertrud


RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - Gertrud - 10.11.2014

Ich zeichne mal Negativseiten gegen eine volle Ausrichtung von den Bundestrainern hin zu den Athletentrainern auf. Warum gibt es Diskrepanzen? Ich habe den Eindruck, dass der DLV in der letzten Zeit eine völlige Aufsetzung von Prinzipien bis hin an die Basis mit der Konsequenz der Durchsetzung von gemeinsamer Strategie und gemeinsamen Trainingslagern durchsetzen möchte. Man will folglich eine völlige Strukturierung nach bestimmten Mustern. Im Grunde wäre das noch nicht einmal so verkehrt, wenn denn Kontinuität gewahrt bliebe. Die Bundestrainer wechseln aber auch, so dass eine Umstellung der Athleten auf die unterschiedlichen Trainer erfolgen muss. Wenn der neue Bundestrainer bessere Qualitäten als der alte hat, wäre es ein Vorteil. Die Frage bleibt natürlich bestehen: Ist der Bundestrainer überhaupt der beste Trainer in seiner Disziplin? Das würde ich z. B. u. a. nach seinem Übungsangebot und seiner Verletztenstatistik beurteilen.

Es gibt aber auch sehr selbstständige Heimtrainer mit hervorragendem Know How, die eine Strategie „an die Hand nehmen“ nicht brauchen, so dass eine Reglementierung nicht erfolgen sollte und muss.

Außerdem gibt es Athleten, die sehr gerne in sehr ruhigen Bahnen trainieren und nicht an jeder Ecke andere deutsche Konkurrenten antreffen möchten. Ich kann mich übrigens sehr gut an den Ausspruch eines ehemaligen DDR-Trainers, der in vielen Dingen sehr innovativ war, erinnern: „Gertrud, ich mache mir Gedanken und andere profitieren bei den gemeinsamen TL von meinen Trainingskonzepten!“ Genau das wollen nicht alle. Ich kann das gut verstehen. Ich habe damals gesagt: „Dann muss du den Mut haben, nicht mitzufliegen. Notfalls musst du auf TL-Zuschüsse verzichten." Ich finde das gesamte Procedere der TL-Zuschüsse ohnehin gewöhnungsbedürftig. Auch die gemeinsamen TL sind keineswegs heute „freiwillig“. Ich weiß von einem Fall, wo ganz schön Druck gemacht wird. Entscheidend ist im Endeffekt die Leistung und entsprechend sollte auch die individuelle Förderung ausfallen. Gemeinsame TL sollten nicht durch Druck für alle legitimiert werden. 

Außerdem würde ich für ein zweites deutsches Trainingszentrum im westdeutschen Raum plädieren, um Anfahrwege zu begrenzen. Der Köln-Düsseldorf-Leverkusen-Bereich und der Frankfurt-Mainz-Bereich würde sich anbieten, wobei man auch dort die biomechanischen Bereiche hinsichtlich LA-Intensivierung aufstocken könnte. Es spricht nichts gegen innerdeutsche Kooperationsmöglichkeiten und Transparenz auf vielen Ebenen,weil dann ja wohl beide Gebiete durch den BMI gefördert würden. Die biomechanischen Möglichkeiten in Frankfurt und an der DSHS Köln leisten sehr gute Dienste. Der Zug sollte nicht nur noch Richtung Osten abfahren! Wink

Gertrud


RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - Robb - 17.11.2014

Zitat aus diesem Artikel auf la.de:
Zitat:Für die Mittel- und Langstrecke ist künftig Henning von Papen bei den Frauen verantwortlich und Jens Boyde bei den Männern.

Wurde Heinig also als Bundestrainer Langstrecke Männer & Frauen abgelöst und ist jetzt "nur" noch Leitender Bundestrainer? Wäre interessant, welche Folgen das in der Zusammenarbeit mit den Athleten hat.
Die Überschrift des Artikel ist toll "Weiterentwicklung des DLV-Trainer-Teams", immer schön positiv klingen, sonst kommt noch jemand auf die Idee, dass der eine oder andere Trainer wegen Problemen/Erfolgslosigkeit "abgewickelt" wurde.


RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - Hellmuth K l i m m e r - 17.11.2014

Das interessiert mich auch; aber aus einem ganz anderen Grund: Wird nun der erfolgreiche Gehtrainer Jens Boyde (einst einer meiner begeisterten und fleißigsten Studenten an der DHfK), u.a. junger Trainer seiner späteren Naumburger Frau Katrin Born, nun für Deutschlands Lang- u. Mittelstreckler verantwortlich zeichnen? Dann wärs ja auch nur ein Austausch von ehem. DDR-Trainern ...Wink

H. Klimmer 


RE: Deutsche Top-Läufer meutern gegen Bundestrainer Wolfgang Heinig - Gertrud - 17.11.2014

(17.11.2014, 18:52)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Dann wärs ja auch nur ein Austausch von ehem. DDR-Trainern ...Wink

Schön, dass Sie die Tendenzen auch merken? Letztens sagte ein Wissenschaftler, der auch für den DLV arbeitet, zu mir: "Gertrud, der Zug geht nur noch nach Osten ab!" 

Gertrud