wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Training im Spiegel der Sportwissenschaft (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=21) +--- Thema: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? (/showthread.php?tid=1592) |
RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - Hellmuth K l i m m e r - 01.02.2016 (01.02.2016, 09:43)lor-olli schrieb: 'lor-olli' pid='41849' dateline='1454316231' (31.01.2016, 21:05)Hellmuth K l i m m e r schrieb: … Anderer Meinung bin ich zum Abfangen, Nachgeben (der Beine) im Moment der Landung. Das ist ein a k t i v e r Vorgang, der nicht "automatisch/instinktiv" (besser: intuitiv) erfolgt und der sehr wohl von erfahrenen W.springern eingeleitet wird. Wie ich schon gestern schrieb (s. dort!) gilt das für den Lernenden noch nicht. Er muss für den präzisen Absprung(!) und die (davon abhängende) Landung noch viele tausend Landungen machen; entsprechendes "Feingefühl" entwickeln. Und die Fähigkeit optimal zu landen verliert sich ziemlich schnell - wie ich nun erfahre musste. Aber selbst Bob Beamon landete nicht optimal; seine Füße waren zwar beim Landeanflug über Gesäßhöhe, sie fielen aber bis zur Grubenberührung auf ca. 45° (im Vgl. zur Horizontalen). Das zeigte sich auch darin, das er - mehr ein "Sprinter-Springer"! - durch ein beim Absprung verursachtes Drehmoment n.v. nach der Landung 3 ... 4 beidbeinige Hüpfer nach vorn machte. (Wäre er vielleicht n o c h w e i t e r gesprungen - bei bessere Landung? ) H. Klimmer / sen. RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - MZPTLK - 01.02.2016 Hellmuth K l i m m e r schrieb:Aber selbst Bob Beamon landete nicht optimal; seine Füße waren zwar beim Landeanflug über Gesäßhöhe, sie fielen aber bis zur Grubenberührung auf ca. 45° (im Vgl. zur Horizontalen). Das zeigte sich auch darin, das er - mehr ein "<i>Sprinter-Springer"! - durch ein beim Absprung verursachtes Drehmoment n.v. nach der Landung 3 ... 4 beidbeinige Hüpfer nach vorn machte. Wenn Du den 8,90er meinst, dann sehe ich es etwas anders. Beamon hatte sich beim Absprung voll und ausbalanciert getroffen, er hatte eine ruhige Flugphase und setzte wie gewohnt zur Landung an mit seiner charakteristischen, hohen und weiten Beinführung. Eine Vorwärtsrotation kann ich bei diesem Sprung nicht erkennen. Seine Landung erscheint mir nahezu optimal, leider kann man das anhand des vorliegenden Filmmaterials nicht genau erkennen. In einem anderen Thread hatte ich von wenigen Zentimetern 'Luft' gesprochen. Das hat aber nichts mit seiner charakteristischen Beinführung zu tun. Auch die Hüpfer nach der Landung resultieren nicht aus dem Absprung oder dem Flugverhalten. Das ist allein seinem instinktiven aktuellen (Nach-)Landeverhalten geschuldet. Er war in einem schon während des Sprunges erlebten Hochgefühl. Noch was zum Thema KSP und Lande-/Hebelpunkt: gehebelt werden kann nur bei festem Untergrund, im Sand nicht nennenswert. Mir ist auch unbekannt, dass der KSP im, geschweige am Hintern liegen soll. Die KSP-Bahn beschreibt einen Bogenlauf, der Hintern entfernt sich kurz vor und während der Landung - KSP-bezogen - nach hinten. Aber machternixe wegen der Vowärtsbewegung des KSP während des Landevorgangs. RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - Hellmuth K l i m m e r - 01.02.2016 (01.02.2016, 16:18)MZPTLK schrieb:Hellmuth K l i m m e r schrieb:Aber selbst Bob Beamon landete nicht optimal; seine Füße waren zwar beim Landeanflug über Gesäßhöhe, sie fielen aber bis zur Grubenberührung auf ca. 45° (im Vgl. zur Horizontalen). Das zeigte sich auch darin, das er - mehr ein "<i>Sprinter-Springer"! - durch ein beim Absprung verursachtes Drehmoment n.v. nach der Landung 3 ... 4 beidbeinige Hüpfer nach vorn machte. Auf der mir vorliegenden Bildreihe meines ehem. Kollegen Prof. Heinrich GUNDLACH/WZ des DVfL der DDR (in Balkenhöhe, v. li.; insges. 48 Bilder, 35-mm-Kamera) erkennt man, dass B.B. - einen unheimlich langen letzten Schritt auf den Balken (!) macht, - den Kopf stark in den Nacken nimmt (was die Streckaktivitäten reflektorisch verbessert); - im von mir beschriebenen < von ca. 45° (U.schenkel zur Horiz.) landet und nicht zurückfällt, sondern mit viel Schwung nach vorn hüpft - das geht eben nur, wenn die Landung nicht "ausgereizt" war. (Sonst wäre er g e r a d e n o c h s o , wie ich schrieb, also optimal gelandet.) Und allein darum ging es hier im von gera eröffneten Thread. H. Klimmer / sen. P.S.: Und das Hebeln im Sand geht sehr wohl; "weiter unten", etwa 30 ... 40 cm tiefer bietet auch der weicheste Sand ausreichend Widerstand. RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - MZPTLK - 01.02.2016 Auf dem Material, was ich bisher gesehen habe, gleitet Beamons Hintern knapp auf der gedachten Linie zwischen beiden Fussabdrücken, ohne den Sand nachteilig zu berühren, also optimal. Eventuell waren die Füsse nicht genau parallel 90 Grad zum Balken, das könnte ein paar Zentimeter Nachteil bedeutet haben. Das mehrmalige Hüpfen hinterher lässt nicht zwingend auf verschenkte Zentimeter schliessen. Denn er ist voll in die TKB gegangen, das erlaubt ihm nach den Hebelgesetzen ein Aufstehen nach oben, bzw. vorn-oben(KSP wandert weiter). Bei aufrechterer Landung wäre das nicht machbar gewesen. Das folgende mehrmalige Hüpfen ist keine zwangsläufig resultierende Bewegung, er hätte auch durchrutschen können. Dies wäre womöglich nachteilger gewesen, aber da können wir nur spekulieren. Wir kennen die Bodenbeschaffenheiten nicht. ThomZach hatte mal von einer perfekten Landung gesprochen, ich würde das fast genauso sehen. Bei alleroptimalstem Verlauf wären wegen der vermutlich nicht ganz parallelen Fusslandungen vielleicht ein paar Zentimeter mehr drin gewesen. RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - gera - 02.02.2016 Auf der angefügten Skizze ( die ich hoffentlich reinkriege ) sieht man die Bewegung des KSP und er anderen Körperteile. Es ist nicht so einfach, die Füße bei der Landung vor die KSP-Linie zu kriegen, noch schwerer ist es, das Gesäß so weit vor zu bringen. Sehe ich mir Videos an, fällt es mir schwer, zu beurteilen. ob die Füße oder das Gesäß den letzten Abdruck hinterlassen. Bei bauschke- schlecht, das ist zu sehen. Bei den anderen Deutschen - ich weiß nicht so recht. RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - lor-olli - 02.02.2016 Zitat:Sehe ich mir Videos an, fällt es mir schwer, zu beurteilen. ob die Füße oder das Gesäß den letzten Abdruck hinterlassen. Das ist bei den normalen Fernseh- und Videoaufnahmen aus der Distanz auch nur ansatzweise möglich! Um das wirklich zu beurteilen bedarf es einer seitlich in der Nähe des Landepunktes angebrachten Kamera mit viel Licht um eine starke Zeitlupe zu ermöglichen. Eine solche Zeitlupe offenbart zum Beispiel, dass die Füße den Sand berühren, aber noch lange nicht stoppen, sondern sich bis zu 30 cm schräg in den Sand "bohren". Bei einer gelungenen Landung zieht das Gesäß hier genau hinterher in die entstandene Senke, markiert man im Video genau die Postition wo die Füße im Sand den ersten (also zu messenden) Abdruck hinterlassen und markiert dann die Stelle an der das Gesäß den Boden berührt, so ist das meist genau die gleiche Stelle (Variation um wenige Zentimeter sind immer möglich, dass hängt auch von der Beweglichkeit der Gelenke vom Fuß bis zur Hüfte des Springeneden ab, Frauen haben bei gleicher Fußstellung leichte anatomische Vorteile). Dieses Prinzip des Einklappens des Körpers funktioniert nur aufgrund des Widerstandes den der Sand beim Eindringen der Füße aufbaut, die Landung eines "Weitsprungs" ins Wasser sieht z.B. in einem ähnlichen Videoaufbau ganz anders aus, die Füße werden hier nur eher gering gebremst, der Springer saust in der angefangenen Landehaltung direkt ins Wasser (waren zwar nur Spielereien mit einer neuen Kamera, die 240 Bilder/s schaffte die wir da vornahmen, aber doch aufschlussreich). Kann jeder auch ohne Kamera selbst physisch erfahren. (Badehose nicht vergessen, könnte sonst schmerzhaft werden… ) RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - MZPTLK - 02.02.2016 Wir kommen jetzt aber in wackeliges Gelände. Beamon ist in einer anderen Geologie gelandet als seine Konkurrenten. Wir wissen nicht, ob der Sand da eher 'Treibsand' oder fester war, womöglich mit noch festerem Untergrund. Dann kämen auch mehr Hebeleffekte zum Tragen. Soll der Springer das bei seiner Lande- oder gar Absprunggestaltung antizipieren?. Ich meine nein. RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - lor-olli - 02.02.2016 Lieber MZ, Du missverstehst oder missdeutest da etwas… wir sind nie davon ausgegangen, dass bei der Landung im Sand (vorschriftsmäßig aufbereitet) so riesige Unterschiede entstehen - einen Unterschied zu etwa Wasser gibt es aber schon, denn wenn man im Wasser landet bremsen die Füße nur wenig, man sinkt immer bis mindestens zum Hals ein. Im Sand kommt der Körper nach ca 30cm zum Stillstand, egal ob die Beine zusammenklappen oder gestreckt bleiben, bei der zweiten Variante sitzt man halt direkt auf dem Hintern ab . Diesen Widerstand des Sandes kann man durchaus als Hebel verwenden, auch wenn ein massives Hindernis einen viel stärkeren Hebel bedeuten würde, ohne diesen Effekt wäre die Weite um fast eine Unterschenkellänge geringer! RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - MZPTLK - 02.02.2016 (02.02.2016, 19:10)lor-olli schrieb: Diesen Widerstand des Sandes kann man durchaus als Hebel verwenden, auch wenn ein massives Hindernis einen viel stärkeren Hebel bedeuten würde, ohne diesen Effekt wäre die Weite um fast eine Unterschenkellänge geringer! O.k., aber (du meinst sicher festes Hindernis, wo die Füsse arretierbar sind) ich bezweifle stark starke Unterschiede zwischen Sand und festem Untergrund, wenn die Beine ab Bodenkontakt nachgeben und der KSP weiter nach vorn wandern kann. Beamon hatte das bei seinem Sprung auch gemacht, bei festem Untergrund hätte es nur eine geringe Weitendifferenz gegeben - höchtens kaputte Knie... RE: wann ist eine Weitsprunglandung gut ? - gera - 03.03.2016 es wurde schon 1968 viel darüber diskutiert, wie es sein konnte, dass Beamon den Weltrekord gleich um 55 cm auf 8,90 m verbessern konnte. Ich habe recherchiert und folgendes gefunden: Mexico-Stadt liegt 2240 m hoch , dort ist die Luftdichte 20 % geringer, was einen schnelleren Anlauf und auch eine höhere Abfluggeschwindigkeit mit 0,7 % ermöglicht. Ausserdem verringert sich in der Höhe die Erdbeschleunigung von 9,81 m/sec 2 auf 9,78 m/ sec.2 . Die mögliche höhere Geschwindigkeit bringt 7 cm Weitengewinn und die geringere Erdbeschleunigung noch mal 2 cm. Beamons Sprung ist von der Höhe also um 9 cm begünstigt worden . |