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RE: Talent - angeboren oder erworben? - ThomZach - 09.04.2015 (09.04.2015, 11:14)MZPTLK schrieb: Und was soll der geneigte Leser jetzt damit anfangen, wo Du Dich von Satz zu Satz selbst ad absurdum führst?Die Welt und das Leben sind per se absurd. Wer etwas darüber sagt und sich dabei nicht selbst widerspricht, hat also von allem nur die Hälfte gesehen. Sobald man das Ganze sieht und es beschreiben will, muss man auf einer Seite anfangen und dann zur anderen übergehen. Dabei tritt unweigerlich die Widersprüchlichkeit der Realität zutage. Ein Gipfel dieser ist eben, dass man sich, je mehr man weiß, umso unwissender erkennt. Und so ist es, lieber Sewi, mit der Demut. Einerseits ist man so unbescheiden, alles wissen zu wollen. Andrerseits ist man bescheiden genug, sein Unwissen zu bekennen. Das Prinzip des Lebens ist das Pulsieren. Anspannung-Entspannung/Anspannung-Entspannung/Anspannung - usw. Und so Handeln-Ruhen / Reden-Schweigen / Wünschen-Fürchten / Geben-Nehmen / Lieben-Ärgern / Annehmen-Ablehnen / Tag-Nacht / ... All das ist Leben und scheint nur absurd, wenn man glaubt es müsse doch einen Zustand ohne Widersprüche geben. RE: Talent - angeboren oder erworben? - MZPTLK - 09.04.2015 Jetzt wird's aber hochphilosophisch. Wahr ist, was der Fall ist. Das Ganze ist das Wahre. Widersprüche und Paradoxien sind - ausnahmslos? - Wahrnehmungsprobleme und/oder Zwischenstationen auf dem Weg zur Wahrheitsfindung. 'Wissen' ist (Selbst)-Vergewisserung von Wahrheit. Wirklichkeit kommt von Wirken. So verstanden bedeutet 'falsches' Denken und Handeln auch Wirklichkeit, wenn und insofern sie wirken. So, jetzt habt Ihr was zu tun. RE: Talent - angeboren oder erworben? - ThomZach - 09.04.2015 (09.04.2015, 11:59)dominikk85 schrieb: Ich denke das vieles Veranlagung ist, aber das gerade bei der Entwicklung der Koordination vieles auch in der "frühen Prägung" passiert. Vermutlich werden da in den ersten 3-4 Lebensjahren viele Grundlagen gelegt, die dann natürlich nur schwer messbar sind und am ende auch als "angeboren" durchgehen.Als junger Mann war ich begeistert von der Theorie der frühkindlichen Prägung und von der Idee, dass jeder Mensch alles lernen kann. Ich habe dann alles versucht, mir erstrebenswerte Fertigkeiten anzueignen und bin dabei auf eindeutig unüberwindliche Grenzen gestoßen. Lange habe ich geglaubt, diese Grenzen seien neurotisch, dass ich mich also an meiner erfolgreichen Weiterentwicklung selber hinderte. Das ist in der Tiefenpsychologie (die ja auch davon ausgeht, seelische Störungen seien durch verdrängte Traumata erworben) als masochistisches Syndrom bekannt. Ein hoch interessanter Ansatz, die Selbstzerstörungskräfte des Menschen zu erklären. Ich habe die fortschrittlichsten Therapien durchlaufen und dabei immens viel über das Menschsein gelernt. Aber die Grenzen blieben. Mit den Jahrzehnten musste ich anhand zahlloser Widersprüche zu jener Theorie also erkennen, dass sie eine zwar fromme aber doch dumme Illusion ist. Ganz salopp wie lapidar auf den Punkt gebracht: Du machst aus einem Elefanten keine Gazelle. Punkt! Jetzt nicht nach den Ausnahmen und Freiräumen haschen, sondern das Prinzip konsequent auf das eigene Erleben anwenden. Was regiert da über unsere Wahrnehmung? Die Hoffnung. Sie nährt sich aus Lebenskraft und will nichts Gegenteiliges wahrhaben. Ohne Hoffnung, so glauben wir unbewusst, könnten wir nicht leben. Also eliminieren wir aus dem Erleben alles, was sie uns zu nehmen droht. Und so kommen wir der Wahrheit nie auf die Schliche... RE: Talent - angeboren oder erworben? - MZPTLK - 09.04.2015 (09.04.2015, 12:36)ThomZach schrieb: Was regiert da über unsere Wahrnehmung? Die Hoffnung. Sie nährt sich aus Lebenskraft und will nichts Gegenteiliges wahrhaben.Das ist auch gut und notwendig so. Aber die Hoffnung ist keit Verdränger oder Töter der Wahrheitsfindung, sondern eine conditio. Die Hoffnung ist ein Antrieb, die Wahrheit wegen ihres vermuteten Nutzens zu fördern. Entscheidend bei der Hoffnung als Antrieb ist aber, erwünschte Wahrheiten, Fakten, Lebensverhältnisse zu schaffen. Und so kommen wir nicht nur auf die Schliche der Wahrheit, sondern schaffen Wahrheiten/Fakten. Sogar durch Nichtstun oder Falschtun. RE: Talent - angeboren oder erworben? - W. Kronhard - 09.04.2015 Wenn man das Thema mal ernst betrachten würde, dann würde man staunen wie vieles direkt angeboren ist und was als angeborene Neigung mit den Genen mitgegeben wird. Um manche nicht zu verunsichern fange ich mal gleich mit Beispielen an: ANGEBOREN ist - die Zahl der weissen und roten Fasern in den (Sprint)Muskeln. Da muss man nicht lange rumfaseln. Laufen können so einige, besonders schnell laufen können nur angeborene Sprinter. - Alle Gehirnprogramme samt Reflexe sind angeboren. - Zwei Augen, angeboren. - genauso einige andere Fähigkeiten. Einer der besten cubanischen Kunstmaler hat als Rentner aus Langeweile damit angefangen, und sich rasant entwickelt. - "Zwei linke Hände" angeboren. Und so weiter, und sofort, immer weiter, ungestört. TRAURIG - dagegen kann man kaum was machen!!!!!! ANGEBORENE NEIGUNGEN sind - die meisten Seelisch-Geistige Abweichungen von der Norm wie: Neurosen, Psychosen, Manisch- Depressive Zustände, Neurodermitis, Asthma, Allergien, Entgiftungsschwäche der Nieren und Leber, genau so wie dessen gestörten Stoffbildungen, auch andere Abweichungen von der normalen Programmsteuerung der Körperfunktionen. ERFREULICH - dagegen kann man was tun. Unsere Haltung und Handlungen können die Neigungen entweder verstärken und zum Problem machen, oder aber die schwächen und ausschalten. Viel Wissen und gesunde Lebensweise können dabei helfen. Z.B: Gesunde natürliche Nahrung hilft da schon bisschen weiter. Gezielte gewusst-gekonnte Einwirkung auf das Gehirn, mit dem Ziel der Normalisierung der gestörten Programme, kann weiter bis zur vollen Genesung führen. Wissen, Können und das richtige Handeln entscheiden es! Mehr muss man nicht Wissen, glaube ich. Es mus genau alles richtig verteilt sein, auch im Sport: Der Trainer muss viel wissen, der Sportler muss viel (angeboren) können. So ein Team ist unschlagbar! Ciao! RE: Talent - angeboren oder erworben? - ThomZach - 09.04.2015 (09.04.2015, 12:29)MZPTLK schrieb: Jetzt wird's aber hochphilosophisch.Also ran! Je weniger man sich mit dem was man zu wissen meint begnügt, desto philosophischer wirds. Das sah man zuletzt bei den Quantenphysikern die einen Hang zum Mystischen entwickelt haben. Auch sie konnten nicht anders als das Absurde bestätigen. Der erste Spruch lautet richtig: Die Welt ist alles was der Fall ist. Der zweite lautet: Wahrheit ist nur im Ganzen (in der Sicht des Ganzen). Soll bedeuten: Wer nicht alles weiß, weiß gar nichts. Also wir alle. 3. Widersprüche sind realitätsimmanent, sind ihr unverzichtbarer Aspekt. Paradoxie bedeutet "jenseits der (gegen die) Lehre". Das Dumme an allen Lehren ist aber gerade, dass sie versuchen, der Realität ihre Widersprüchlichkeit abzustreiten. Und so provoziert jede Doxie ihre Paradoxien selber. 4. Wissen liegt vor, wenn die Realität und unsere Vorstellung von ihr übereinstimmen. Wahrnehmung begründet diese Vorstellungen. Der Begriff enthält (nicht bein-haltet) allerdings das Wort "wahr". Und wahr sind nur Vorstellungen, die mit der Realität übereinstimmen. Daher müsste Wahrnehmung in Vernehmung/Vernahme umgetauft werden. Man müsste sich darauf einigen, dass Wahrheit mental und Wirklichkeit (Realität) real ist. Wird aber leider gleichgehalten, so dass anstatt Klarheit Verwirrung herrscht. Da wo wir in Wörtern denken, macht diese Unklarheit dumm. 5. Denken ist tatsächlich wirklich. Ob falsch oder richtig. Die Nervenzellen und ihre Durchströmung sind dieselben. Nur die Synapsen sind andere. RE: Talent - angeboren oder erworben? - ThomZach - 09.04.2015 (09.04.2015, 12:45)MZPTLK schrieb: Sogar durch Nichtstun oder Falschtun.Haste jetzt den Zuch verpasst oder sausen lassen weils hier grad so spannend ist? RE: Talent - angeboren oder erworben? - MZPTLK - 09.04.2015 Nee, hatte noch 20 Minuten Luft. Deine Replik ist nicht übel, allerdings müsste ich hier und da dran schrauben, aber lassen wir das. Es ist Frühling, und da kommt mir Folgendes in den Sinn: 'Ob man das Leben lachend oder weinend verbringt, es ist dieselbe Zeitspanne.' (Zen) RE: Talent - angeboren oder erworben? - Halloo - 11.04.2015 Ist schon interessant, wie intensiv man darüber diskutieren kann, ob Talent angeboren ist oder erst erworben wird. Wer in dieser Runde zweifelt denn daran, dass Talent erst einmal in die Wiege gelegt wird? Das dürfte doch unbestritten sein. Wie wir wissen, reicht Talent nicht aus, um ganz Großes zu erreichen. Also muss es gefördert werden. Das mit erwerben zu vergleichen halte ich für fraglich, denn T. ist vorhanden oder nicht - wird aber durch Förderung oft erst sichtbar. Dazu bedarf es natürlich einer guten Grundausbildung ohne das frühzeitige spezialisieren in eine Richtung, weil man vor der Pub. meist noch nicht entscheiden kann, in welche Richtung es geht. Neben fachgerechter Anleitung bedarf es jedoch auch neben vorhandenem Talent des Willens der Sportler/innen, etwas erreichen zu wollen. Ob dieser Wille verbunden mit Konstanz ebenfalls Talent ist, muss man nicht diskutieren. Natürlich ist auch ein Bauchgefühl der Sportler talentbedingt. Entscheidungen aus dem Bauchgefühl heraus - und die Auseinandersetzung mit dem Trainer - halte ich beim Sportler für sehr wichtig, und ein erfahrener Übungsleiter wird sich dem nicht verschließen. Das Gefühl eine Pause zu brauchen, gewisse Einheiten weniger anstrengend zu gestalten u.ä. sollte ein Sportler nicht unterdrücken, weil die innere Belastung oft vom Trainer nicht zutreffend festgestellt werden kann. Es ist gut, in sich reinhorchen zu können, und das kann man bekanntlich nur selbst ![]() Also: Talent ist natürlich angeboren. Aus einem Ackergaul wird man nie - trotz bester Förderung - ein Rennpferd machen können, aber einen relativ schnellen Ackergaul. Und ein Rennpferd wird ohne entspreches Training nie um hohe Prämien rennen. Entscheiden sind weitere Umwelteinflüsse, die oft schon genannt wurden (soziales Umfeld, Beruf, Schule, Trainingsmöglichkeiten usw.) RE: Talent - angeboren oder erworben? - lor-olli - 11.04.2015 Bevor man über "angeboren" oder "erworben" überhaupt diskutieren kann, bedarf es doch wohl einer präzisen Definition von Talent! "Schnell" kann ich messen, genau wie "weit" und "hoch", bei "Schön" tun wir uns schon schwer, auch wenn es kulturübergreifende Maßstäbe (teilweise messbar) für schön gibt, wie symetrisch (Gesicht vor allem, aber auch der Körperbau), jung bzw. NICHT alt, anmutig (auch wenn dies geschlechtsspezisch anders zu definieren ist). Bei Talent kommt aber noch stärker der kulturelle Aspekte hinzu, Fähigkeiten die in unserer Kultur hoch geschätzt werden, werden anderswo verachtet und umgekehrt etwa. Talent ist nur bedingt messbar, auch wenn es bestimmte Fähigkeiten durchaus sind. Als Talent gilt es bei uns etwa einen Text nach einmaligem Lesen fehlerfrei wiedergeben zu können, Aboriginies (die australischen Ureinwohner) tun sich damit immens schwer, dafür ist ihre optische Kombinatorik für uns "märchenhaft". Die Kinder dieser Ureinwohner etwa, können zu einem enormen Prozentsatz ein ganzes Memoryspiel (das mit den doppelten Karten…) nach nur einmaligen Betrachten sofort lösen. Ist die genetische Disposition "das" Talent, oder erst seine Anwendung in einer uns "genehmen" Disziplin? Hat ein Kind, welches ich seit dem 3.ten Lebensjahr mit Klavierunterricht traktiere und welches in der Konsequenz mit 10 Jahren auch komplexere Werke Mozarts spielt "mehr" Talent, als ein 10 jähriger, der erstmalig am Klavier sitzt, aber nach nur einmaligen Hören eine einfache Melodie fehlerlos wiedergeben kann? Ist der Maßstab für Talent unsere eigene Fähigkeit, die Fähigkeiten gleichaltriger oder gar nur die Leistung im Vergleich zu Könnern dieser Diziplin? Ist der Begriff Talent im Zusammenhang mit Kindern etwa genau so einzuschätzen wie: "das hast Du gut gemacht" (und wer beurteilt "gut"? Die Eltern sicher anders als die Eltern anderer Kinder in Konkurrenz ![]() Talent als genetische Vorgabe allein ist kaum etwas wert, denn es gibt durchaus den Umstand, dass der "genetisch Bevorteilte" diese Fähigkeit in Prüfungssituationen nicht abrufen kann. Hat er dann "Talent"? Oder erst wenn er uns den Beweis erbringt? Und wenn er keine genetischen Vorteile hat (z.B. überdurchschnittliche Motorik) und den Beweis für seine Leistung aber trotzdem bringt (durch Fleiß, durch Hartnäckigkeit etc.), hat er dann Talent erworben? Manche Menschen sind einfacher formbar, konditionierbar, trainierbar als andere, Talent allein ist in unserer Kultur nur ein schönes Wort… |