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OS Paris - Tag 1 (01.08.) - Druckversion

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RE: OS Paris - Tag 1 (01.08.) - Reichtathletik - 02.08.2024

Das Training ist durchaus angepasst. Aber jemand der über die Ausdauer kommt, wird sich sämtlicher Stärken berauben, wenn er plötzlich in ein ganz anderes Trainingsystem switcht...


RE: OS Paris - Tag 1 (01.08.) - Kyascaily95 - 02.08.2024

(02.08.2024, 16:07)Reichtathletik schrieb: Das Training ist durchaus angepasst. Aber jemand der über die Ausdauer kommt, wird sich sämtlicher Stärken berauben, wenn er plötzlich in ein ganz anderes Trainingsystem switcht...

Ein diskussionsfreudiger Genosse... deinen Verteidigungsversuchen in allen Ehren, aber wenn das Training angepasst ist, dann wohl bei einem Großteil der Deutschen noch nicht richtig. Oder es handelt sich bei Strava um sogenannte "Lügenprotokolle" (der Verweis auf das Training stammt im Übrigen nicht von mir).


RE: OS Paris - Tag 1 (01.08.) - Reichtathletik - 02.08.2024

(02.08.2024, 16:27)Kyascaily95 schrieb:
(02.08.2024, 16:07)Reichtathletik schrieb: Das Training ist durchaus angepasst. Aber jemand der über die Ausdauer kommt, wird sich sämtlicher Stärken berauben, wenn er plötzlich in ein ganz anderes Trainingsystem switcht...

Ein diskussionsfreudiger Genosse... 

Mir ist einfach nur neu, dass wir auf einmal so viele Geh-Experten in Deutschland haben... Dass die gleichen Trainer seit Jahrzehnten dafür verantwortlich sind liegt ja auch daran, dass selbst aus dem Disziplinblock Lauf/Gehen sich damit niemand beschäftigen möchte...


RE: OS Paris - Tag 1 (01.08.) - h3inz_h4rtm4nn - 02.08.2024

(02.08.2024, 14:41)Kyascaily95 schrieb:
(02.08.2024, 13:22)h3inz_h4rtm4nn schrieb: Ich habe eine Frage an die Spezialisten des Gehens. Okay, abgesehen von der bereits angemerkten Schummelei und irgendwelchen Slow Motion Videos, die kursieren, mal etwas off-topic: Ich habe auf Strava die Trainingsdaten von Linke und Hilbert angeschaut. Die Profile sind öffentlich. Ich sehe hier große, vielleicht sogar übermäßig hohe Kilometerumfänge und nur sehr wenige Einheiten im hohen Geschwindigkeitsbereich. Hilbert scheint alle zwei Wochen ein Tempotraining zu absolvieren, aber in der Geschwindigkeit, in der die Frauen gestern ihren Wettkampf gegangen sind (4.20-4.25min/km). Bei Linke sieht es ähnlich aus. Der macht vielleicht noch ein paar spezifischere Kilometer, also nur Gehen, weil der andere noch Rennradfahren zwei, drei Mal pro Woche einbaut, aber was Tempo angeht, ist da nicht viel. Ich vergleiche das mal mit Marathon und da muss man schon eins, zwei Mal in der Woche auch schneller rennen im Fartlek, mit Intervallen o.ä…… einfach, um den wettkampfnahen Bereich konditionell und muskulär auszubilden. Warum ist das im Gehen anders? Da muss man ja sogar noch auf die Technik als zusätzliche Komponente achten, wenn man schneller wird. Kann es sein, dass die Geher deshalb auch im Wettkampf manchmal sehr fliegend/laufend/springend aussehen, weil sie in diesem Tempo zu wenig trainieren und es gar nicht gewohnt sind?

Vielleicht ist das auch nur bei den Deutschen so. Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe nur bei den beiden nachgeschaut.

Überwiegend lange Strecken im gemäßigten Tempo zu gehen, ist ein Überbleibsel aus DDR-Zeiten. Wir haben damals in der Vorbereitung sehr hohe Umfänge gemacht, im Training fast täglich Überdistanzen trainiert, haben am Berg oder in der Unterdruckkammer Kilometer geschrubbt. Rennradfahren haben wir gemieden, weil die Bewegung zu sehr vom Gehen abweicht und wir Angst vor "dicken Beinen" hatten. Im Winter stand oft Skilanglauf im klassischen Stil auf dem Plan. Wenn es dann in Richtung Wettkampf ging, haben wir einmal pro Woche ein überschwelliges Programm absolviert, in den "geraden" Wochen ein GA2 (das von der Länge maximal 60% der Wettkampfdistanz entsprach) und in den "ungeraden" Wochen Intervalle (klassisch 12x 1000m, 5x 3000m oder 8x 2000m). Dabei sind wir aber mindestens die angepeilte Wettkampfgeschwindigkeit gegangen. Ich habe mich mit Trainern anderer Nationen darüber unterhalten, die der Überzeugung sind, dass unser System veraltet sei, insbesondere wenn man bedenkt, wie sich das Gehen entwickelt hat (neues Schuhwerk, kürzere Strecken, größere Leistungsdichte im Bereich abnormer Geschwindigkeiten usw.). Eine Faustregel gibt es jedoch nicht. Es gibt Unterschiede zwischen Männern und Frauen, sowie das Alter spielt eine Rolle. Leistungsdiagnostiken können dabei helfen, herauszufinden, welcher Trainingstyp man ist.

Was Reichtathletik geschrieben hat, stimmt nur bedingt. Sicher trainieren die deutschen Geher auch im höheren Tempo, aber im Vergleich zur internationalen Konkurrenz weniger. In Spanien, Australien, Frankreich und China hat sich da sehr viel getan in den letzten Jahren. Die Pläne von damals sind im Schredder gelandet, das System wurde komplett umgestellt. Für 50km war der Kilometerumfang das A und O. Für 20km braucht es Frequenz und Geschwindigkeit, die man schulen muss und das nicht nur gelegentlich. Am IAT werden unsere deutschen Spitzengeher gut beraten. Die letzten Jahre scheint zumindest Christopher Linke mit seinem Trainingssystem gut gefahren zu sein. Bei Jonathan Hilbert merkt man, dass er abseits der 50km leider chancenlos ist. Über 35km waren die Resultate gerade solide, über 20km nicht einmal nennenswert.

Ich bezweifle jedoch, dass das der Grund für die zum Teil unsaubere Ausführung im Wettkampf ist. "Fliegen" tun fast alle, obwohl nicht alle gleich trainieren.

Danke für den Einblick im Detail. Ich sehe das genau wie du. Es sieht mir sehr veraltet aus, wenn das publizierte Training alles zu 100 Prozent stimmt. Man weiß es nicht. Ob da wirklich alles hochgeladen wird??? (Reichtathletik weiß es bestimmt Big Grin )

Ich finde den Kanadier Evan Dunfee klasse. Sowohl über 50 Kilometer als auch über 20 Kilometer ein überragender Athlet. Ansonsten haben wenige den Umstieg geschafft oder eben wirklich schon ihre Karriere beendet, nachdem feststand, dass es die 50 Kilometer nicht mehr geben wird. Mal schauen, ob sich die 35 Kilometer noch etablieren können. Olympisch nicht, bei der WM nächstes Jahr dann aber doch wieder dabei. Da blickt doch keiner mehr durch......


RE: OS Paris - Tag 1 (01.08.) - Kyascaily95 - 02.08.2024

(02.08.2024, 16:34)Reichtathletik schrieb:
(02.08.2024, 16:27)Kyascaily95 schrieb:
(02.08.2024, 16:07)Reichtathletik schrieb: Das Training ist durchaus angepasst. Aber jemand der über die Ausdauer kommt, wird sich sämtlicher Stärken berauben, wenn er plötzlich in ein ganz anderes Trainingsystem switcht...

Ein diskussionsfreudiger Genosse... 

Mir ist einfach nur neu, dass wir auf einmal so viele Geh-Experten in Deutschland haben... Dass die gleichen Trainer seit Jahrzehnten dafür verantwortlich sind liegt ja auch daran, dass selbst aus dem Disziplinblock Lauf/Gehen sich damit niemand beschäftigen möchte...

Ich bin ehemaliger Geher und habe mich eine ganze Weile sehr damit beschäftigt, u.a. eine Nachwuchsgruppe geleitet. Aus dieser Gruppe sind zwei Mädchen an ein BLZ gegangen, natürlich in Absprache mit mir, weil ich vollstes Vertrauen in "unser" System hatte. Eines der Mädchen kehrte nach nur einem Jahr zurück in die Heimat und wollte von heute auf morgen mit dem Gehen nichts mehr zu tun haben. Das zweite Mädchen hatte in der B-Jugend noch zwei Jahre tolle Erfolge gefeiert, während sie nur ein Jahr später in der A-Jugend völlig unterernährt mehrere Ermüdungsbrüche erfuhr und nach dem Abitur auch mit dem Sport aufhörte. Die Athletinnen haben das Trainingspensum innerhalb kürzester Zeit zu stark (und auch nicht altersgerecht) erhöht, wurden aber nicht darüber unterrichtet, was das erfordert (z.B. eine angepasste Ernährung, insbesondere in der Pubertät). Das ist Aufgabe eines Trainers an einem BLZ.
Es ging dann weiter, dass jedes Jahr versucht wurde, mir jemanden aus meiner Gruppe "abzuwerben", aber bedauerlicherweise nicht durch Schnuppertrainings oder gemeinsame Trainingsmaßnahmen, um das BLZ kennenzulernen, sondern durch Schlechtreden meiner Trainerexpertise. Irgendwann, lieber Reichtathletik, ist mir dann die Lust daran vergangen, mich weiter mit dem Gehen zu beschäftigen. Das ändert aber nichts daran, dass ich trotzdem ein wenig Ahnung von der Materie habe und gute Freunde im Ausland, die mittlerweile Trainer sind und mir erzählen, wie sich der Sport weiterentwickelt hat. Weil ich kein Bestandteil mehr des deutschen Sportsystems bin, heißt es nicht, dass ich keine Meinung zu dem Sport haben und äußern darf.


RE: OS Paris - Tag 1 (01.08.) - Reichtathletik - 02.08.2024

(02.08.2024, 17:09)Kyascaily95 schrieb:
(02.08.2024, 16:34)Reichtathletik schrieb:
(02.08.2024, 16:27)Kyascaily95 schrieb:
(02.08.2024, 16:07)Reichtathletik schrieb: Das Training ist durchaus angepasst. Aber jemand der über die Ausdauer kommt, wird sich sämtlicher Stärken berauben, wenn er plötzlich in ein ganz anderes Trainingsystem switcht...

Ein diskussionsfreudiger Genosse... 

Mir ist einfach nur neu, dass wir auf einmal so viele Geh-Experten in Deutschland haben... Dass die gleichen Trainer seit Jahrzehnten dafür verantwortlich sind liegt ja auch daran, dass selbst aus dem Disziplinblock Lauf/Gehen sich damit niemand beschäftigen möchte...

Ich bin ehemaliger Geher und habe mich eine ganze Weile sehr damit beschäftigt, u.a. eine Nachwuchsgruppe geleitet. Aus dieser Gruppe sind zwei Mädchen an ein BLZ gegangen, natürlich in Absprache mit mir, weil ich vollstes Vertrauen in "unser" System hatte. Eines der Mädchen kehrte nach nur einem Jahr zurück in die Heimat und wollte von heute auf morgen mit dem Gehen nichts mehr zu tun haben. Das zweite Mädchen hatte in der B-Jugend noch zwei Jahre tolle Erfolge gefeiert, während sie nur ein Jahr später in der A-Jugend völlig unterernährt mehrere Ermüdungsbrüche erfuhr und nach dem Abitur auch mit dem Sport aufhörte. Die Athletinnen haben das Trainingspensum innerhalb kürzester Zeit zu stark (und auch nicht altersgerecht) erhöht, wurden aber nicht darüber unterrichtet, was das erfordert (z.B. eine angepasste Ernährung, insbesondere in der Pubertät). Das ist Aufgabe eines Trainers an einem BLZ.
Es ging dann weiter, dass jedes Jahr versucht wurde, mir jemanden aus meiner Gruppe "abzuwerben", aber bedauerlicherweise nicht durch Schnuppertrainings oder gemeinsame Trainingsmaßnahmen, um das BLZ kennenzulernen, sondern durch Schlechtreden meiner Trainerexpertise. Irgendwann, lieber Reichtathletik, ist mir dann die Lust daran vergangen, mich weiter mit dem Gehen zu beschäftigen. Das ändert aber nichts daran, dass ich trotzdem ein wenig Ahnung von der Materie habe und gute Freunde im Ausland, die mittlerweile Trainer sind und mir erzählen, wie sich der Sport weiterentwickelt hat. Weil ich kein Bestandteil mehr des deutschen Sportsystems bin, heißt es nicht, dass ich keine Meinung zu dem Sport haben und äußern darf.

Dann freut es mich, dass sich hier tatsächlich einer den wenigen äußert, die wirklich auch Geher trainieren oder das zumindest haben. Verzeih mir bitte, wenn ich davon ausgegangen bin, dass hier nur mal wieder jmd meckert, aber selbst nie was getan hat.
Was zu zu BLZ und den Begleiterscheinungen beschreibst gilt zwar nicht für alle, aber ist leider viel zu oft tatsächlich gängige Praxis.


RE: OS Paris - Tag 1 (01.08.) - OldSchoolRunner - 02.08.2024

Du hättest aber auch schon nach den vorigen Posts erkennen können, dass sich da jemand äußert, der sich gut im Gehsport auskennt.


RE: OS Paris - Tag 1 (01.08.) - muffman - 05.08.2024

Es ist zwar irgendwie schade, aber in dieser Form hat Gehen nichts mehr in der LA verloren. Niemand kann die Einhaltung der Regeln richtig kontrollieren. Es ist inzwischen nur noch laufen mit komischer Technik Was soll das dann bitte alles?