Leichtathletikforum.com
Vorschlag zu den Segelwiesen - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Vorschlag zu den Segelwiesen (/showthread.php?tid=5795)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - Jakob94 - 26.06.2024

(26.06.2024, 08:51)Gertrud schrieb: Wenn ein Mika Sosna extra in die USA fliegt, um dort unter Segelwiesenbedingungen die sofortige Norm zu schaffen und hinterher dieses Ergebnis nicht annähernd erreicht, ist das einfach ungerecht gegenüber seinen Mitkonkurrenten.

Ungerecht ist daran gar nichts - es wissen ja alle um die Wettkampfgelegenheiten und Vorteile von Segelwiesen, sodass alle die gleichen Möglichkeiten haben.

Und ab wo will man denn Segelwiesen-Qualis nicht mehr anerkennen? Schon für eine DM, erst international, was ist mit der Jugend, wie ist es im MK? So oder so halte ich es für einen großen Fehler, kleinere Meetings außerhalb der großen Stadion dadurch abzuwerten.


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - Astra - 26.06.2024

(25.06.2024, 20:06)Delta schrieb: Wenn Du rundherum 5-10 Reihen hast, dann ist es ein Stadion. Dach ist nicht erforderlich.

Diese Art von Stadion ist in südlichen Ländern häufig von Kirgisistan - Senegal

Wenn die Tribüne z.b aus West und Ost Tribüne besteht ist die Gefahr für Windwürfe deutlich geringer als wenn nur 1 Tribünenseite besteht.

Der Vorteil mit dem Stadion bedeutet, dass die LA wieder mehr und bessere Stadien kriegt. Im Fussball hat das vor rund 15 Jahren eingesetzt.

Was für Stadien meinst Du? Hier gibt es B- und C-Stadien mit nur 6 oder auch nur 4 Rundbahnen, die haben - wenn überhaupt - nur eine Tribüne auf der einen Seite und auch nicht immer eine Überdachung. Der Diskus- und Hammerring ist dann nicht immer im Stadion, sondern  am der Außenseite, wo auch noch Fußballfelder sind.
Da könnte man dann auch keine Wettkämpfe mehr durchführen.
Selbst Leverkusen hat nur auf einer Seite eine Tribüne. In Dortmund glaube ich auch. Das ist doch typischer Quatsch, denn in den Fußballstadien gibt es ja meistens keine Rundbahnen mehr.


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - Gertrud - 26.06.2024

(26.06.2024, 09:52)longbottom schrieb: Sowohl Sosna als auch Dehning haben immerhin bei der EM das Finale erreicht. Es gab schon schlechtere Debüts auf internationaler Ebene. Und gerade im Diskuswerfen ist das EM-Finale von der Besetzung und Qualität her fast schon mit einem WM/Olympiafinale gleichzusetzen. Nicht ganz, aber es ist schon sehr dicht dran. Ich habe auch nicht wirklich den Eindruck, dass sie glauben, derartige Weiten in Serie werfen zu können. Wäre das so, hätte z.B. Sosna gar nicht den Weg in die USA in Angriff genommen, der nicht nur weit sondern für ihn auch sehr teuer war, wie er im Interview gesagt hat.

Es wurde vermutlich auch keiner der nationalen Konkurrenten Sosnas davon abgehalten, ebenfalls in die USA zu einem der Wettkämpfe in Ramona zu fliegen und dort gegebenenfalls die Norm zu werfen. Und auch wenn es stimmt, dass er anschließend kaum gestartet ist, und seine Verletzungsgeschichte durchaus Sorgen bereitet, gehört zur Wahrheit auch, dass Sosna beim einzigen Aufeinandertreffen mit der kompletten nationalen Konkurrenz dieses Jahr diese außer Janssen und Prüfer geschlagen hat (plus internationale Cracks wie Denny, Petterson und Isene): Hallesche Werfertage | Results | World Athletics Das Ergebnis spricht dafür, dass die drei Richtigen zur EM gefahren sind, zumal der Abstand zu den anderen Deutschen auch nicht so klein war.

Über Alekna muss man gar nicht erst reden. Er ist 21, hat jetzt schon zwei WM-Medaillen gewonnen und wurde in München Europameister (was leistungsmäßig wie gesagt mit einem WM-Titel quasi gleichzusetzen ist). Dass er zur Weltspitze gehört, ist ganz klar.

Die Idee, Wettbewerbe auf "Segelwiesen" nicht zu werten, ist meiner Meinung nach auf gar nicht mal so lange Sicht schädlich für die Leichtathletik. Es würde den Sportlern den Reiz nehmen, dort zu starten und zu einem weiteren "Meetingsterben" führen. Und zu glauben, dass es dafür dann wieder mehr Diskus- oder Speerwettbewerbe in Stadien gibt, halte ich, vorsichtig ausgedrückt, für sehr optimistisch. 

Windmessgeräte ähnlich wie im Weitsprung oder Sprint aufzustellen ist hingegen zu befürworten, aber leider halt (noch?) kaum umsetzbar.

Beide konnten diese Leistungen von den "Segelwiesen" bei weitem nicht bei der EM wiederholen. Ich kann natürlich nicht beurteilen, welchen Anteil die technische Verschlechterung und die Drucksituation durch diese Bombenleistungen bewirkt haben. Ich setze ihren Auftritt bestimmt nicht mit einem Versagen gleich. Ich mache nur auf die ungeheure Differenz in den Weiten aufmerksam. Ich glaube schon, dass Dehning bei besserer Technik wieder weit werfen kann. Ich sehe 83m bis 85m schon als machbar an. Seine Würfe in Rom waren gegenüber Halle einfach schlecht und strukturell "tödlich"! So wird er nicht lange werfen, ohne sich eine Verletzung einzuhandeln.

Zudem kommen bei den OS noch einige Werfer aus den anderen Erdteilen hinzu. Wir nehmen hier fälschlicherweise die EM-Platzierungen oft als Maßstab. Im Endeffekt sollte der Weltstandard zählen. Ich würde mich sicherlich über sehr gute Leistungen der beiden Werfer freuen. Ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und eine Selbstüberschätzung differieren erheblich.

Sicherlich bin ich in der Lage, Wettkampfleistungen im Wurfbereich schon analysieren zu können. Immerhin war ich über mehrere Dekaden im gehobenen Segment im Kugelstoßen, Diskus- und Speerwerfen tätig - u.a. auch 7 Jahre als DLV-Trainerin im Kugelstoßen Frauen. Ich stufe einen Bronzemedaille im Speerwurf bei der WM sicherlich höher als einen Junioren-WR auf einer Segelwiese ein. Beide sollen schön auf dem Teppich und gesund bleiben und einfach in der Folgezeit überraschen. Das würde auch mich als "Wurfverrückte" nach wie vor freuen. Ich komme halt auch aus der pädagogischen Ecke, wo man die Menschen schon sehr mit Respekt und richtiger Selbsteinschätzung ausstattet. 

Isene hat schon bessere Zeiten gesehen. Ihn stufe ich nicht mehr in der absoluten Weltklasse ein. Ich kenne einen seiner früheren
Trainer über Jahre und wir haben viel über ihn diskutiert.

Was ein Prüfgerät anbetrifft, neige ich dazu zu sagen: "Geht nicht, gibt´s nicht!"

Gertrud


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - longbottom - 26.06.2024

(26.06.2024, 10:49)Gertrud schrieb: Zudem kommen bei den OS noch einige Werfer aus den anderen Erdteilen hinzu. Wir nehmen hier fälschlicherweise die EM-Platzierungen oft als Maßstab. Im Endeffekt sollte der Weltstandard zählen.

Im Diskuswerfen der Männer ist das eine fast das andere. Die besten Diskuswerfer der Welt kommen aus Europa: Ceh, Alekna, Stahl, Weißhaidinger. Es kommen von außerhalb Europas dann vielleicht noch Athleten wie Denny oder Dacres hinzu, die daran kratzen und, wenn wirklich alles zusammenkommt, auch eine Medaille gewinnen können, aber das ändert nichts daran, dass das Diskuswerfen bei einer EM vom Teilnehmerfeld her sehr dicht an dem einer WM und Olympia ist.


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - Freaky - 26.06.2024

Auch irgendeine Art von Windmessung halte ich nicht für zielführend, bzw. auch in keinster Art und Weise umsetzbar

Wie soll das funktionieren und wie will man da Grenzwerte festlegen?
Rückenwind, Gegenwind, Wind von der Seite hat alles unterschiedlichen Einfluss. Dazu kommt Thermik, also auch Umgebungstemperatur. In welchen Höhen soll man das Messen?
Es kommt drauf an, wie der Athlet das Gerät trifft, wie er den Speer oder Diskus in den Wind stellt.

Das ist quasi eine fast unbegrenzte Anzahl an Variablen.
Bsp: Man legt max. Windgeschwindkeiten fest in 10m/20m/30m etc Höhe
Ist dann ein Versuch legal, wenn der Wind in 10m und 30m im Limit liegt, aber aus irgendwelchen Gründen ist der Wert bei 20m zu hoch?


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - Gertrud - 26.06.2024

(26.06.2024, 20:00)Freaky schrieb: Auch irgendeine Art von Windmessung halte ich nicht für zielführend, bzw. auch in keinster Art und Weise umsetzbar

Wie soll das funktionieren und wie will man da Grenzwerte festlegen?
Rückenwind, Gegenwind, Wind von der Seite hat alles unterschiedlichen Einfluss. Dazu kommt Thermik, also auch Umgebungstemperatur. In welchen Höhen soll man das Messen?
Es kommt drauf an, wie der Athlet das Gerät trifft, wie er den Speer oder Diskus in den Wind stellt.

Das ist quasi eine fast unbegrenzte Anzahl an Variablen.
Bsp: Man legt max. Windgeschwindkeiten fest in 10m/20m/30m etc Höhe
Ist dann ein Versuch legal, wenn der Wind in 10m und 30m im Limit liegt, aber aus irgendwelchen Gründen ist der Wert bei 20m zu hoch?

Das sind Aufgaben, die nur Spitzen-Ingenieure lösen können. Entscheidend ist eben, dass man die Qualifikationsweiten auf bestimmte Vergleichswerte eingrenzt. Bisher haben doch die beiden jungen Athleten ihre Segelwiesenergebnisse nicht bestätigt. Das Kuriose daran ist, dass manche Athleten davon überzeugt sind, dass sie diese Ergebnisse auch "regulär" werfen können. Die Praxis einschließlich Alekna hat bewiesen, dass das nicht den Tatsachen entspricht. Insofern ist der Jun-WR für mich kein realistischer Wert bei normalen, sondern bei außergewöhnlichen Bedingungen. 

Gertrud


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - Jakob94 - 27.06.2024

Besondere Bedingungen braucht es für einen WR halt… Im Sprint muss es gerade noch so legal von hinten winden, für die Langstrecken darf es weder warm noch windig sein, für die Würfe braucht‘s eine Segelwiese und die Springer mögen es heiß…

Diese Fokussierung auf Rekorde tut unserem Sport nicht gut, das wirklich spannende sind doch Duelle bei Meisterschaften - egal ob Ingebritsen vs. Kerr, Barshim vs. Zambezi oder die vielen potenziellen 100m-Olympiasieger. Das ist es, was fesselt und Leute vor die Bildschirme zieht. Die Frage, ob das jetzt 3m oder 10m kürzer als ein Segelwiesen-WR war, ist relativ irrelevant.


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - dominikk85 - 27.06.2024

Könnte man das nicht wie beim skispringen machen das man mehrere messpunkte für den Wind hat und daraus ein Gesamtscore berechnet wird?

Also man hat zum beispiel einen windmesser auf 2m höhe in der nähe des Abwurfs, einen bei 30m und 10m Höhe und einen bei 50m und 2m Höhe und berechnet daraus einen Durchschnittswert.

Nachteil wären halt die Kosten, die niedrigen windmesser wären ja kein Problem, aber für den hohen müsste man einen mast neben den sektor bauen.


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - OldSchoolRunner - 27.06.2024

Für mich zeigt Deine Antwort, dass die Diskussion ziemlich überflüssig ist. Wie viele Sprungschanzen gibt es auf der Welt und wie viele Wurfringe? Außerdem werfen die Werfer nicht immer genau in eine Richtung, sondern haben einen Sektor von 35 Grad, wenn ich das richtig lese. Skispringer und (100m-)Sprinter müssen hingegen in eine Richtung laufen/springen.


RE: Vorschlag zu den Segelwiesen - Reichtathletik - 27.06.2024

Der große Vorteil der Leichtathletik ist, dass sie einfach ist. Man wirft, es gibt eine Weite.
Wenn man nun anfängt (komplizierte) Windmessungen, hohe Voraussetzungen für Anlangen etc. einzuführen, dann macht das den Sport nur unattraktiv.
Lebt einfach damit, dass Rekorde nicht bei Meisterschaften fallen, sondern da, wo die Bedingungen diese erleichtern.

Es sagt auch keiner, dass der Torschützenkönig beim Fußball nur mit Toren gewerten werden darf, die gegen starke Abwehrreihen erzielt wurden oder so.