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RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - menarfin - 24.07.2023 In der Breite haben die Leute aber wohl nicht unbedingt den Anspruch zu den Deutschen zu fahren, die wollen einen Sport betreiben der ihnen Spass macht. Auf diese Art werden wohl die meisten sich auch zu den Leichtathleten verirren. Stellt sich dann heraus dass dieser oder jener Athlet talentiert ist dann foerdert man ihn spezieller, aber das kommt dann aus einer Breite die erstmal mit den Deutschen nichts zu tun hat. Du gehst ja vermutlich auch nicht in einer Schule auf den Schulhof und guckst dir irgendeinen Schueler raus dem du dann mitteilst: Dich machen wir fit damit wir dich zu den Deutschen schicken koennen. Oder ich weiss ja nicht was du so treibst. Als Sportlehrer ist das vielleicht eine Option, aber der Normalfall ist das einfach nicht. Normalerweise wird man versuchen die Leute erstmal fuers Training zu begeistern und aus dem Schueler/Jugendtraining heraus Talente herauszufischen mit denen man dann mehr macht. Aber da ist aus meiner Sicht halt wieder dieses Henne-Ei-Problem: Es gibt nicht so die riesige Masse in der Breite, aber um an mehr Breite zu kommen muesste man auch den einen oder anderen Wettkampf haben den man anbieten kann. Muss man dafuer aber mal eben 100km fahren ist das nicht gerade motivationsfoerdernd fuer jemand der gerade erst anfaengt und noch nicht weiss ob er das ueberhaupt weitermachen will. Das mag in anderen Regionen anders sein, aber hier ist das mit den Wettkaempfen definitiv ein grosses Thema. Und zwar schon lange Zeit. Das war auch schon so als ich noch selbst aktiv war, und das ist schon einige Jaehrchen her. PS: Gibt es hier eigentlich sowas wie einen Vorstellungsthread? Vermutlich kommen die Leute hier im Forum ja aus dem ganzen Bundesgebiet zusammen oder nicht? Da werden die Strukturen ja sicherlich regional nicht ueberall gleich sein. RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - siebenschläfer - 25.07.2023 (24.07.2023, 22:09)menarfin schrieb: In der Breite haben die Leute aber wohl nicht unbedingt den Anspruch zu den Deutschen zu fahren, die wollen einen Sport betreiben der ihnen Spass macht. Auf diese Art werden wohl die meisten sich auch zu den Leichtathleten verirren. Stellt sich dann heraus dass dieser oder jener Athlet talentiert ist dann foerdert man ihn spezieller, aber das kommt dann aus einer Breite die erstmal mit den Deutschen nichts zu tun hat.Ja, interessanter Punkt. Möchte dabei noch ergänzen, das glaube ich Vereine auch etwas darunter leiden etwas zu "offiziell" organisiert zu sein. Ich war zum Laufen nie in einem Sportverein, weil die Strukturen einfach zu starr waren. Man trainiert zu festen Zeiten, man zahlt einen Mitgliedsbeitrag, am Anfang kann man evtl. mal zum "Schnuppern" vorbeikommen. Irgendwann habe ich dann eine Laufcommunity gefunden, die sich einfach ganz ungezwungen zum Laufen getroffen hat. Ein paar Trainer haben ein Programm geschrieben, dass jeder für seine Pace und seine Ziele adaptieren konnte. Wer wollte kam auf die Bahn, wer Bock hatte kam zum Long Run am Sonntag, und alle paar Monate wurden Rennen organisiert (von Meile bis Halbmarathon). Wenn man nicht kam, wars auch in Ordnung. Es gab ne Whatsapp-Gruppe und einen Instagram-Account, mehr nicht. Und ab und zu hat man was in die Spendenbox geschmissen. Und mir hat trainieren nie mehr Spaß gemacht und meine Leistungen waren nie besser. Am Anfang war man auf der Bahn manchmal nur zu zweit...jetzt sind jeden Dienstag ca. 30-40 Leute da. Bei den Rennen machen teilweise 80 mit. Das alles innerhalb von 5 Jahren (inkl. Corona!). Ich glaube da können Sportvereine viel lernen, um junge Leute bei der Stange zu halten. Und das mit den 100 km fahren habe ich auch bei Leistungssportlern schon mitbekommen: z.B. das eine nationale Top-Trainingsgruppe, die sehr zentral in Deutschland beheimatet ist, 2021 nicht am Meeting in Dessau teilgenommen hat, weil die An- und Abreise "zu weit" ist. ![]() RE: Diamond League 2023 - London, 23.07.2023 (Femke Bol ER 51,45 sec) - longbottom - 25.07.2023 (24.07.2023, 16:53)siebenschläfer schrieb: Darf ich dich denn fragen, was du für Schwachstellen im deutschen Mittelstrecken-System siehst? Du darfst fragen, aber ich kann Dir das nicht beantworten, weil mir dazu der Einblick fehlt und zwar sowohl ins deutsche System als auch in das z.B. der Briten, um es vergleichen zu können. Deshalb habe ich nur zu dem Bereich was geschrieben, wo ich glaube, mich zu äußern zu können, nämlich dass es nicht ganz so einfach ist, sich sein Wettkampfprogramm zusammenzustellen, und das zumindest die schnellsten deutschen Athleten auf den Mittelstrecken das durchaus "bunt" gemacht haben. Ich finde die unterschwellig hervorstechende Kritik an deutschen Meetings davon abgesehen auch nicht wirklich zielführend. Wir sollten froh sein, Meetings wie Pfungstadt zu haben, bei denen, wie runner zurecht geschrieben hat, auch die internationale Besetzung gut ist. Es sind schon genug deutsche Meetings "gestorben", und es hilft den Sportfesten nicht, wenn diejenigen, die wir noch haben, von deutschen Startern ignoriert werden, die dann stattdessen im Ausland bei mehr oder weniger gleichwertigen Meetings starten. Der durchschnittlich interessierte Fan zahlt sein Eintrittsgeld nämlich auch mal gerne für den einen oder anderen einheimischen Athleten, und das nicht nur in Deutschland sondern überall. Ich glaube auch nicht, dass es der Breite helfen würde, wenn es innerhalb Deutschlands noch weniger Startmöglichkeiten gibt, RE: Diamond League 2023 - London, 23.07.2023 (Femke Bol ER 51,45 sec) - Reichtathletik - 25.07.2023 (25.07.2023, 08:15)longbottom schrieb:Sehr viel Agreement dazu. Pfungstadt und Karlsruhe sind toptoptop und wir dürfen sehr dankbar sein. Bezeichnend übrigens, dass sie NICHT auf verbandsinitiativen zurückgehen, sondern auf Verrückte "vor Ort" in eben jenen Vereinen, die zuvor in einem Post hier noch kritisiert wurden. Ich denke, sowas gilt es viel mehr zu stärken.(24.07.2023, 16:53)siebenschläfer schrieb: Darf ich dich denn fragen, was du für Schwachstellen im deutschen Mittelstrecken-System siehst? Ich bin zwar nachwievor der Meinung, es wäre gut wenn unsere Mittelstreckler AUCH Meisterschaftsrennen häufiger machen (was spricht eigentlich dagegen, dass die Besten auch an Nord-, Süd-, West-, Mitteldeutschen teilnehmen?). Zum Thema: feste Trainingszeit, Mitgliedsbeitrag. Da bin ich sehr anderer Meinung. Ein klein bisschen Verbindlichkeit darf es schon sein. Die Mentalität: Ich will dann trainieren, wenn es mir passt und mich nicht danach richten, wann der rest der Gruppe oder der Trainer da ist und ich möchte eine Sportstätte nutzen, obwohl ich nichts dafür zahle ist in meinen Augen ein Grund dafür, weshalb wir uns schwer tun, Leistungssport bei jungen Leuten umzusetzen. In manchen Großstädten ist der organisierte Sport mittlerweile so schwach geworden, dass er Stadien für Adidas-Runners- und Betriiebssportgruppen der Welt öffnen muss und nicht wirklich wertschätzende Leistungssport-Atmosphäre hat (ich sag nur papendal) RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - menarfin - 25.07.2023 Das mit den verbindlichen Trainings sehe ich jetzt nicht als Problem. Wir haben hier in unserer LSG sowohl feste Trainingsgruppen als auch lose organisierte Lauftreffs. Beides wird angenommen. Ich denke schon dass man beides innerhalb eines Leichtathletikvereins machen kann. Wenn man denn genug Betreuer dafuer hat. Wir sind hier personalmaessig auch immernoch recht gut aufgestellt mit Ehrenamtlichen, aber das ist bei anderen, kleineren Vereinen kaum realistisch machbar. RE: Diamond League 2023 - London, 23.07.2023 (Femke Bol ER 51,45 sec) - siebenschläfer - 25.07.2023 (25.07.2023, 08:22)Reichtathletik schrieb:Naja, ich habe wirklich an keiner Stelle die Meetings kritisiert. Ich bin selbst regelmäßig in Pfungstadt und ein absoluter Unterstützer von Events wie dort! Ich kritisiere die vermeintliche Einstellung einiger Athleten, vornehmlich zu Events zu gehen, wo sie wissen, dass alles für sie bereitet wird.(25.07.2023, 08:15)longbottom schrieb:Sehr viel Agreement dazu. Pfungstadt und Karlsruhe sind toptoptop und wir dürfen sehr dankbar sein. Bezeichnend übrigens, dass sie NICHT auf verbandsinitiativen zurückgehen, sondern auf Verrückte "vor Ort" in eben jenen Vereinen, die zuvor in einem Post hier noch kritisiert wurden. Ich denke, sowas gilt es viel mehr zu stärken.(24.07.2023, 16:53)siebenschläfer schrieb: Darf ich dich denn fragen, was du für Schwachstellen im deutschen Mittelstrecken-System siehst? Und zu dem Punkt mit der Verbindlichkeit kann ich nur intensiv widersprechen. Es mag sein, dass einige damit gut zurecht kommen, aber: Die Verbindlichkeit in vielen Vereinen erschwert den Einstieg in den Sport unnötig und hat nichts damit zu tun wie leidenschaftlich, oder intensiv man einen Sport betreiben möchte. Ich glaube die Lebensrealität ganz vieler Menschen ist eben nicht mehr, dass man von 8 bis 17 Uhr arbeitet und danach ins Training gehen kann. Und ich glaube das Sterben der Sportvereine, das du ja selbst beschreibst hat eben zum großen Teil mit diesen starren Strukturen zu tun. Ich denke auch, dass Training mit einer Gruppe helfen kann und in der Regel besser und motivierender ist, das heißt aber nicht, dass immer jeder unbedingt vor Ort sein muss. Man kann ein Trainingsprogramm in Absprache mit einem Trainer auch mal zu anderen Zeiten und an anderen Orten wunderbar verfolgen. In meiner Laufgruppe sind zwei Leute, die mit Ende 20 diese Gruppe entdeckt haben, und jetzt nach 5 Jahren unverbindliches Training einen Marathon in 2:35 bzw. 2:37 gelaufen sind. Ich weiß, das sind lange keine Weltklasse-Zeiten, aber was hätte vielleicht aus ihnen werden können, wenn sie mit 19 schon eine so inklusive Laufgruppe gefunden hätten, und nicht nur Vereine, die nicht mit ihrer Ausbildung, oder mit dem Studium vereinbar, sei es aufgrund der Trainingszeiten, oder der Monatsbeiträge? Die meisten Sportplätze in Frankfurt sind z.B. öffentlich zugänglich, kostenlos, das kann sich eine Stadt auch leisten. Und ich sehe hier mehr Leute trainieren, als in anderen Städten, wo nur Sportvereine, die den Platz gebucht haben drauf dürfen. Und auch mit vielen Leuten kann man gut auf einer Bahn trainieren, wenn man gegenseitig auf sich Acht gibt. Für wirklichen Leistungssport gibt es dann einige wenige Plätze, die eben nicht öffentlich sind. Alternativen sieht man in anderen Ländern: Australien hat z.B. im ganzen Land vermutlich gerade mal so viele Bahnen wie in Berlin und Frankfurt zusammen genommen. Wenn man die Bahnen nutzt, zahlt man eben einen kleinen Beitrag, wie wenn man ins Schwimmbad geht. Das funktioniert wunderbar. RE: Diamond League 2023 - London, 23.07.2023 (Femke Bol ER 51,45 sec) - Reichtathletik - 25.07.2023 (25.07.2023, 09:24)siebenschläfer schrieb:Was du beschreibst funktioniert aber nur dann gut, wenn die Trainer den sntsprechenden organisatorischen Mehraufwand leisen können. Und an einem gewissen Niveau sollten sie schon auch beim Training regelmäßig dabei sein. Es ist ja ein Luxus im Lauf, dass vieles auch alleine geht. Im Speerwurf würde keiner auf die Idee kommen.(25.07.2023, 08:22)Reichtathletik schrieb:Naja, ich habe wirklich an keiner Stelle die Meetings kritisiert. Ich bin selbst regelmäßig in Pfungstadt und ein absoluter Unterstützer von Events wie dort! Ich kritisiere die vermeintliche Einstellung einiger Athleten, vornehmlich zu Events zu gehen, wo sie wissen, dass alles für sie bereitet wird.(25.07.2023, 08:15)longbottom schrieb:Sehr viel Agreement dazu. Pfungstadt und Karlsruhe sind toptoptop und wir dürfen sehr dankbar sein. Bezeichnend übrigens, dass sie NICHT auf verbandsinitiativen zurückgehen, sondern auf Verrückte "vor Ort" in eben jenen Vereinen, die zuvor in einem Post hier noch kritisiert wurden. Ich denke, sowas gilt es viel mehr zu stärken.(24.07.2023, 16:53)siebenschläfer schrieb: Darf ich dich denn fragen, was du für Schwachstellen im deutschen Mittelstrecken-System siehst? Wenn der Sportverein zu jeder Lebensrealität passen soll, flexibel und immer da, wird er eigentlich entsprechnd teurer. Wie soll jemand ernsthaft betreut um 14 Uhr trainieren, wenn der Trainer einen anderen Job hat und erst um 18 Uhr kann. Ich wehre mich auch ein bisschen dagegen, weil ich denke dass für wahren Leistungssport – und um den geht es hier in der Diskussion ja eigentlich – Sportler ihr Leben dem Sport anpassen müssen und den Alltag ums Training gestalten. Wir erleben aber immer mehr, dass selbst DM-Teilnehmer von Trainer und Verein erwarten, dass der Sport auf ihr Leben angepasst wird, am besten auch noch die Wettkämpfe, damit man Leistungssport machen kann und gleichzeitig kein Familienfest verpasst, die günstigsten Urlaubs-Tarif bekommt und noch ein weiteres regelmäßiges Hobby in die Woche passt. RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - sabla - 25.07.2023 Also als jemand mit Erfahrung in beiden genannten Ländern (AUS, UK) und auch in Deutschland kann ich meine Perspektive geben. Natürlich habe ich wie alle meine Meinungen darüber, was in einem Land gut und was schlecht ist, aber sie sind nur das: Meinungen. Es ist schwierig zu sagen, was wirklich richtig ist. Zum Beispiel glaube ich, dass das Kadersystem (was gar nicht in Australien oder UK existiert) Athleten demotivieren könnte (besonders während der Corona-Jahre), aber ich sage nichts weiter dazu, weil es alles Spekulation ist. Andere Dinge brauchen viel Zeit, um sich zu ändern. Zum Beispiel braucht es viele Jahre, um mehr Trainer und Gruppen überall in Deutschland zu haben, nicht nur in ein paar Städten, und es ist sehr schwierig, eine Kultur aufzubauen. Ich sehe jedoch ein paar konkrete Dinge, die Deutschland fehlen. Hauptsächlich, und etwas, das hier schon gesagt wurde, ist, dass Deutschland einfach fast keine Wettkämpfe für die Sub-Elite hat. Ich meine zum Beispiel Männer, die Zeiten zwischen 3:45 und 4:00 laufen. Ja, es gibt Pfungstadt, Karlsruhe und vielleicht Regensburg, aber Karlsruhe ist ein neues Meeting, und Pfungstadt ist nur für Leute "in the know" bekannt. Ich verfolge den Sport genauso genau wie jeder andere, und in meinem ersten Jahr in Deutschland habe ich Pfungstadt verpasst, weil ich gar nicht wusste, dass der Wettkampf existiert, und wann er stattfindet. In meinem kleinen Dorf wird niemand vom Verein dorthin fahren. Die Pfungstadt Gala ist auch immer gut besetzt, aber bei den Abendsportfesten muss man gut vernetzt sein oder die Meldelisten jeden Tag überprüfen, um zu wissen, ob es Tief und/oder schnelle Zeiten geben wird: nicht ideal für Wettkämpfeplanning. Lass uns dann über GB und Australien sprechen: Sie haben den British Milers Club, den Victorian Milers Club und die NSW Milers. Dort weiß jeder, dass es sie gibt. Man muss nur EIN website reinschauen, und kann sein voll Saison Kalender planen. Sie haben dort sehr oft Rennen überall im Land und es gibt gepackte Rennen mit sehr engen Feldern für Zeiten von 3:3x bis 4:45. Im Vergleich zu Deutschland: Stellen wir uns einen jungen Läufer vor, der in Hamburg wohnt und möglicherweise der Beste in seiner lokalen Trainingsgruppe ist. Wo und wie kann er schnell laufen? Nehmen wir an, er heißt Jake Wightman und ist 18 Jahre alt. Er ist 3:51 gelaufen - nichts Spektakuläres, aber trotzdem stark. Um diese Zeit zu erreichen, muss er nach Karlsruhe oder Pfungstadt fahren, ein paar hundert Kilometer und wahrscheinlich eine Übernachtung. Das kostet ein paar hundert Euro. Die Pfungstadt Gala findet immer unter der Woche statt, und seine Eltern arbeiten. Vielleicht ist er der Einzige in seinem Verein, der dorthin gehen will, also muss er alles selbst organisieren und mit dem Zug fahren - kein Spaß und nicht ideal für jemanden im Alter von 16-20 Jahren. Deshalb läuft er nie sein volles Potenzial aus, weil ich ehrlich gesagt noch nie von einem Rennen in der Nähe von Hamburg (Deutschlands zweitgrößte Stadt!) gehört habe, bei dem Zeiten schneller als 4:00 gelaufen wurden. Deshalb bekommt er auch keinen Kaderstatus, denn ohne ein starkes Feld/Tempo läuft er nur 3:57, nicht 3:51. Er findet den Sport auch nicht mehr so viel Spaß, da Wettkämpfe Athleten motivieren und alles in einem Radius von 200 km zu schwach für ihn ist. Mittlerweile hat der BMC 51 Wettkämpfe in diesem Jahr. Es gibt Grand Prix, Gold, Regional oder PB Classic Events, sodass jeder leicht sehen kann, welchen Wettkampf er entsprechend seinem Niveau finden kann. Diese Wettkämpfe finden überall in Großbritannien statt: Manchester, Edinburgh, London, Brighton, Exeter, Birmingham, Glasgow, Loughborough usw. Normalerweise gibt es etwa 10 Rennen pro Geschlecht und Strecke. Niemand bekommt spezielle Privilegien oder einen Platz in einem Rennen, den er nicht verdient hat: Es geht immer um die beste Zeit. Dadurch sortiert sich das System selbst aus, wer über viele Jahre hinweg Talent hat, denn schon als Kinder starten sie in "F" und sich als Senioren entwickeln sie bis „A“ Rennen. Wir sehen sehr deutlich, dass in Deutschland etwas fehlt, weil die deutschen Athleten jedes Jahr in großen Gruppen nach Oordegem oder Heusden fahren. Meiner Meinung nach ist ein Serien- oder Wettkampf-Ranking-System der einfachste Weg, den Sport breiter aufzustellen und Talente zu fördern. Es soll dieses Loch zwischen viele Random Sportabendfesten und Profiwettkämpfe wie Dessau, Rehlingen usw losen. Die Wettkämpfe sollen überall in Deutschland verteilt und alle Informationen auf einem Website. Es muss nicht im ersten Jahr so groß sein wie der BMC und könnte viele bereits existierende Wettkämpfe nutzen: Karlsruhe, Regensburg, Pfungstadt und ein paar weitere neue, zum Beispiel eins in Dortmund, Leipzig, München, Berlin und Hamburg. Man könnte vielleicht mit 3-5 Rennen pro Geschlecht/Strecke beginnen und das schnellste Rennen könnte eine Zeit von etwa 3:45 haben. Es gibt nur 800m und 1500m Strecken, was sehr einfach zu organisieren ist, da man nicht so viele Freiwillige wie bei technischen Wettkämpfen benötigt. Bis 2016 wurde beim kleinen Victorian Milers Club oft noch per Handzeitnahme gemessen! Aber es war egal: Es hat Spaß gemacht, und Hand Timing ist gut genug für diejenigen, die keine Normen oder Rekorde laufen wollen, aber einfach zu verbessern. Ich könnte immer noch mehr schreiben, zum Beispiel über Cross Country oder Trainingsphilosophien, aber im Moment reicht das erstmal ![]() RE: Diamond League 2023 - London, 23.07.2023 (Femke Bol ER 51,45 sec) - siebenschläfer - 25.07.2023 (25.07.2023, 09:51)Reichtathletik schrieb:Ich merke schon, da haben wir offenbar einfach unterschiedliche Meinungen: Ich glaube nicht, dass das ein Mehraufwand ist. Es ist einfach ein anderer Aufwand für den Trainer. Es kann ja sogar auch eine Erleichterung sein, eben selbst auch nicht bei jedem Training selbst anwesend zu sein. Das muss man ja als Trainer auch nicht, wenn man seinen Sportlern vertraut. Trotzdem stimme ich dir zu, ein gewisses commitment und regelmäßige Teilnahme gehört natürlich dazu. Und ich spreche ja eben ausdrücklich nicht ausschließlich vom Leistungssport hier, sondern auch darüber, wie man die Breite herbekommt, aus der dann irgendwann der Leistungssport gespeist wird. Und wie schon vorher beschrieben glaube ich, dass dem Leistungssport nicht immer alles andere untergeordnet werden muss...aktuelles Beispiel nochmal Katharina Trost. RE: Fehlende Leistungsdichte Mittelstrecke - Ursachen? - menarfin - 25.07.2023 Also zuerst mal: Soweit ich weiss wird Handzeitnahme in Deutschland nicht mehr fuer Bestenlistenzeiten zugelassen, nichtmal mehr Zeitnahme mit Lichtschranke. Und in Frankreich glaube ich auch nicht, aber das ist auch nicht so meine Baustelle. Da ist es schon ein ernsthafter technischer und finanzieller Aufwand fuer Vereine eine Videozeitmessung zu kaufen, zu unterhalten und auch zu bedienen. Selbst wenn man nur um bei dem Beispiel zu bleiben 4:00 auf 1500m anpeilt. Auch wenn man 5:00 anpeilt muss das so gemessen werden. Ich weiss auch aus Erfahrung dass das mit einer Cup-Wertung durchaus angenommen wird. Falls es denn angeboten wird. Ich kann mich von frueher an eine Serie erinnern wo Limburgerhof (bei Ludwigshafen) dabei war, da waren wir ziemlich oft gewesen. Ist aber auch schon einige Jahre her, kann natuerlich sein dass das so nicht mehr existiert. Ansonsten sind Sportfeste meist einzeln fuer sich. Es gab (gibt?) auch immer in Koblenz das Mini-Internationale, da war auch extrem viel Breite. Aber gehen so einem Sportfest oder einer Serie mal die Sponsoren aus wars das dann. Ich war letztens spontan zur Zeitmessung im Nachbarort bei einem Sportfest von dem dortigen Verein. Da wollte urspruenglich glaube ich der Verband messen, aber die haben wohl abgesagt. Wir haben dann die Zeitnahme uebernommen weil unsere Jugendlichen dort Zeiten laufen sollten. So viele Moeglichkeiten haben die halt nicht. Das war ueberhaupt nix besonderes, aber 75m koennen wir bei uns in den Sportfesten nicht mehr in den Zeitrahmen quetschen, da ist eh schon alles eng ohne Ende. Und man muss den Leuten doch irgendwie die Chance geben mal ihre Leistung bei Sportfesten zu zeigen. |