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Warum gibt es so wenig deutsche Leichtathleten mit türkisch/arabischem Migrationshintergrund? - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Warum gibt es so wenig deutsche Leichtathleten mit türkisch/arabischem Migrationshintergrund? (/showthread.php?tid=3168) |
RE: Warum gibt es so wenig deutsche Leichtathleten mit türkisch/arabischem Migrationsh... - dominikk85 - 17.07.2020 (17.07.2020, 21:44)RalfM schrieb:ich weiß natürlich nicht welche französischen Athleten praktizierende Muslime sind, aber ich bezog mich natürlich auf Athleten aus vorwiegend muslimisch/arabisch geprägten Ländern.(17.07.2020, 14:37)dominikk85 schrieb: Interessant ist ja das Frankreich sehr viele muslimische Athleten hat (viele Läufer aber nicht nur), Deutschland aber kaum.Mich würde, da ich zum Beispiel mit einem muslimisch geborenen Atheist meine Freizeit verbringe, interessieren, auf welche Statistik Du dich stützt. Beginnt eben mit der Frage, was einen französischen Athleten als muslimisch qualifiziert. RE: Warum gibt es so wenig deutsche Leichtathleten mit türkisch/arabischem Migrationsh... - 1000m - 18.07.2020 (17.07.2020, 21:50)RalfM schrieb:Niemand möchte die Wahl deiner Bekanntschaften beeinflussen. Ich habe aber Zweifel, ob die Anzahl deiner "untersetzten Tomatenkisten-Träger"-Bekanntschaften mit "nordafrikanischem Genpool-Input" statistisch so ins Gewicht fällt, um die offensichtliche Eignung nordafrikanischer Menschen für Mittel-und Langstrecken zu widerlegen.(17.07.2020, 17:14)1000m schrieb: Bei Nordafrikanern tritt eben der feingliedrige, verhältnismäßig langbeinige Läufertyp gehäuft auf.Die Sizilianer, die ich kenne, mit nordafrikanischem Genpool-input, sind eher untersetzte Tomatenkisten-Träger. Sollte ich meine Bekanntschaft anders wählen? Dass in Sizilien ein untersetzter, eher kleinerer Typ häufiger anzutreffen ist als in der Lombardei, kann jeder Urlauber bestätigen. Der nordafrikanische Einfluss dort war/ist aber sicher geringer als in Portugal/Spanien - Ländern mit hervorragenden Mittel- und Langstrecklern. Trotz aller (bemühter) Gleichmacherei kann man doch beobachten, dass sich die Menschen der Erdteile, Länder,ja, oft sogar der Regionen im Körperbau unterscheiden. So ist die Durchschnittsgröße eines österreichischen Mannes mit 1,77m 5cm geringer, als die seines niederländischen Geschlechtsgenossen(1,82m) - bei vergleichbaren Lebensumständen. Und so ist der "Schwarzwälder" eben auch in der Regel kleiner, als sein Landsmann von der Nordseeküste. Das war vor einigen Jahrzehnten noch ausgeprägter und verwischt sich natürlich zusehends mit zunehmender Mobilität/Globalisierung. Und so haben Menschen bestimmter Länder eben gehäuft günstigere anthroprometrische Voraussetzungen für die Leichtathletik oder auch nur bestimmter Disziplinen dieser Sparte und andere eben bessere für Kampf- und Kraftsportarten. Ein Hoch auf die Vielfalt. RE: Warum gibt es so wenig deutsche Leichtathleten mit türkisch/arabischem Migrationsh... - RalfM - 18.07.2020 (18.07.2020, 07:24)1000m schrieb: Ein Hoch auf die Vielfalt.Danke! Im Spitzensport werden immer nur individuelle Ausreißer gesucht. Westafrika, Ostafrika, Naher Osten, die Scouts erhöhen durch ihre Reisepläne vielleicht ihre Trefferwahrscheinlichkeit. Vielleicht. Wer hätte vor 60 Jahren geahnt, dass Harald Norpoth aus dem Ngorongoro des Münsterlands gar nicht vom Stamme der Massai war? RE: Warum gibt es so wenig deutsche Leichtathleten mit türkisch/arabischem Migrationsh... - Traveller - 22.08.2020 Hier wurde, so scheint es mir, bisher der Fokus auf männliche Leichtathleten gelegt. Vielleicht ist es offensichtlich für jeden, warum die Frauen unterrepräsentiert sind, aber sollte bei der Diskussion nicht unterschlagen werden. Warum gibt es also so wenige deutsche weibliche Leichtatheltinnen mit türkisch/arabischem Migrationshintergrund ? Der Grund ist auf dem ersten Blick ersichtlich: Die Verschleierung. Der Sportsoziolge Prof. Dr. Michael Mutz hat einen interessanten Beitrag geschrieben, wie sich Religion und Religiösität auf das Sporttreiben auswirken und in wissenschaftlichen Worten verpackt. "Der Islam würde im Vergleich zum Christentum erstens besonders strenge körperbezogene Normen und Regeln vorgeben, diese Gebote würden zweitens von der Familie sehr konsequent an die Mädchen vermittelt und ihre Einhaltung kontrolliert und drittens würden die Mädchen aufgrund ihrer hohen Religiosität diese Normen ebenfalls als sehr verbindlich erachten. Die Befolgung dieser aus der Religion abgeleiteten Gebote sei nun zumindest ein Stück weit unvereinbar mit den ‚normalen‘ Gepflogenheiten in Sportvereinen oder gar mit der Ausübung von leistungsorientiertem Wettkampfsport (vgl. de Knop et al., 1996; Kay, 2006; Pfister, 2010; Strandbu, 2005). Aus diesem Grund würden die Mädchen – trotz ihres Wunsches nach Sport – den Sportvereinen überwiegend fern bleiben." Dieser ist im Buch Jugend, Migration und Sport - Kulturelle Unterschiede und die Sozialisation zum Vereinssport (S. 111-130) erschienen Subjektiv sehe ich in Deutschland doch viele verschleierte Frauen. Auch bei Reisen in anderen europäischen Ländern ist dies der Fall. Ich habe jedoch keine einzige verschleierte Frau aus einem europäischen Land gesehen, die je bei Olympischen Spielen angetreten ist (Es mag welche geben, dann bitte darauf hinweisen). In anderen Bereichen des sozialen und kulturellen Lebens ist diese Unterrepräsentanz ebenso zu sehen. Man denke an Schauspielerei, Theater, Oper, Literatur, etc. In diesen Bereichen ist es schwierig in andere Rollen schlüpfen, da die Rolle durch die Verschleierung bereits "vorgegeben" und nicht mehr viel Spielraum für Entfaltung gibt. Wenn man weiter darüber nachdenkt, sind diese körperbezogenen Normen in vielen weiteren Bereichen eine limitierende Einschränkung. Wie sieht es in den Herkunftsländern aus ? Dort ist ein ähnliches Bild zu sehen, das hat uns die WM in Doha mit den leeren Rängen eindrucksvoll vermittelt. Man mag mich korrigieren, aber in islamischen Ländern ist eine Theater, Oper oder Literaturszene nur marginal existent. Aber das sind doch gerade die Länder, aus denen die Hauptmigration erfolgte bzw. weiterhin erfolgt. Soviel dazu, warum die Frauen nochmals mehr unterrepräsentiert sind. RE: Warum gibt es so wenig deutsche Leichtathleten mit türkisch/arabischem Migrationsh... - Atanvarno - 22.08.2020 (22.08.2020, 09:20)Traveller schrieb: Ich habe jedoch keine einzige verschleierte Frau aus einem europäischen Land gesehen, die je bei Olympischen Spielen angetreten ist (Es mag welche geben, dann bitte darauf hinweisen). Salwa Eid Naser (Bahrein) ist früher komplett bedeckt gelaufen https://media.aws.iaaf.org/media/LargeL/30fb1ca2-8af7-40c9-9443-abeb23799169.png?v=1076468760 RE: Warum gibt es so wenig deutsche Leichtathleten mit türkisch/arabischem Migrationsh... - dominikk85 - 22.08.2020 Vielleicht löst ja Deniz Almas einen kleinen Boom unter türkischstämmigen aus sollte es ihm wirklich gelingen unter 10 zu laufen. RE: Warum gibt es so wenig deutsche Leichtathleten mit türkisch/arabischem Migrationsh... - Jo498 - 22.08.2020 Und Cathy Freeman ![]() Das betrifft zwar jüngere Leute, die schon in den westlichen Ländern aufgewachsen sind kaum, aber im Orient im weiteren Sinne gibt es bisher kaum die kulturelle Sport-Tradition wie im Westen. Teils liegt es am Klima, teils einfach an unterschiedlicher Kultur und Geschichte. "Sport" war bei uns vor 200 Jahren auch weitgehend Jagd, Pferderennen (und das ist schon ein "Fortschritt" gegenüber Hunde- und Hahnenkampf ![]() Ich habe letztes Jahr mal eine Radiosendung gehört, dass in etlichen arabischen Ländern (zB Ägypten) Übergewicht inzwischen ein großes Problem ist und unnötige Bewegung so unpopulär ist, dass der Präsident Ägyptens publikumswirksam mit dem Rad rumgefahren ist, um für wenigstens moderate körperliche Bewegung zu werben. Liegt eben auch wieder an Klima und Infrastruktur, die ein Entstehen einer Trimm-Dich-Kultur nicht unbedingt fördern. Rolle der Frau ist natürlich auch ein Faktor, aber das hat sich ja in Ostafrika auch relativ schnell geändert und aus Marokko/Algerien/Tunesien gab es auch schon in den 90ern einzelne erfolgreiche Athletinnen. (Wobei man bei vielen nordafrikanischen u. arabischen Ländern auch sehen muss, dass die seit fast 60 Jahren zwischen politisch-gesellschaftlich eher liberalen und eher religiös-konservativen Phasen abwechseln.) RE: WM Eugene, Tag 3 (17.07.) - dominikk85 - 18.07.2022 (18.07.2022, 08:43)Traveller schrieb:das ist allerdings auch ein Versäumnis der deutschen leichtathletik das wir es nicht schaffen muslimische migranten in die deutsche leichtathletik zu integrieren.(18.07.2022, 06:56)Oliver schrieb:Berlin erinnert in großen Teilen mittlerweile auch eher an Bagdad, Aleppo und Istanbul. Und Irak, Syrien und Türkei waren und sind wahrlich keine Länder, die Weltklasse sind. So einfach und offensichtlich ist nunmal die Antwort im neuen Deutschland.(18.07.2022, 06:19)Delta schrieb: Deutsche Diskuswerfer sang und klanglis ausgeschiedenJamaika hat weniger Einwohner als Berlin und die bringen zwei Werfer ins Finale. In Frankreich gibt es viele erfolgreiche athleten mit muslimischem hintergrund, aber bei uns gehen halt eher Finn-Justus und Emma zur leichtathletik. Athleten mit afrikanischem oder osteuropäischem Hintergrund werden ja durchaus gut in die deutsche leichtathletik integriert, aber bei muslinischen athleten gibt es nur ganz wenige (mir fällt auf deutschem top niveau nur almaz ein). In frankreich sieht das anders aus, da gibt es viele erfolgreiche athleten mit solchem hintergrund, vor allem im ausdauerbereich. Potential ist da auf jeden fall da, Türkei und irak mögen keine leichtathletik hochburgen sein, aber Marokko und Algerien sind durchaus in einigen Disziplinen erfolgreiche Länder. RE: WM Eugene, Tag 3 (17.07.) - Angerländer - 18.07.2022 (18.07.2022, 09:02)dominikk85 schrieb: das ist allerdings auch ein Versäumnis der deutschen leichtathletik das wir es nicht schaffen muslimische migranten in die deutsche leichtathletik zu integrieren.Genau das ist das hüpfende Komma! Wir müssten es einfach schaffen, die Leichtathletik an unsere jungen Migranten und Migrantinnen heranzutragen. Ich denke, dass da riesen Potentiale schlummern. Man sollte die Fakten, mit denen man im Laufe des Lebens konfrontiert wird, nicht immer nur negativ auslegen, sondern schauen, dass man etwas Positives daraus macht ![]() RE: WM Eugene, Tag 3 (17.07.) - matthias.prenzlau - 18.07.2022 Und weil es gerade so schön passt: Ist Gina die schnellste weiße Sprinterin der Welt? |