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Sprintdrills (Gina Lückenkemper) - Druckversion

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RE: Videos von unseren Lieblingen - Gertrud - 10.11.2017

(09.11.2017, 23:41)Gertrud schrieb:
(09.11.2017, 22:51)icheinfachma schrieb: Ja, ok, dass die Brustwirbelsäule und nicht die LWS rotieren muss, da stimme ich zu. Aber dass die Schulterachse in der Transversalebene rotieren soll, darin kann ich keinen Sinn erkennen (sehe ich auch bei Bolt nicht). Bei Bolt ist es eine Rotation der Schulterachse in der Frontalebene, also (das kann ich nicht genau erkennen) entweder ein Verschieben der Schulterblätter (nach kranial / caudal) oder eine Lateralflexion in der Lendenwirbelsäule.

Wenn mich hier eine/r korrigiert und ich Fehler in meiner Logik einsehe, reagiere ich mit Sicherheit durch Korrektur und Einsicht. Ich halte nicht aus Sturheit an falschen Sachen fest. Nur so sind meine Erfolge zu erklären. Ich bin insgesamt in meiner Fehlerbegenzung schon sehr weit fortgeschritten. Bei der Fortbildung am vergangenen Wochenende in Mainz hat ein promovierter Experte den Hinweis und interessanten Ansatz gebracht, dass er den Begriff und die Auswirkungen einer "core stability" ablehne. Man muss in seiner Meinung im Fluss und zeitgemäßer Wissenschaft sein, um entsprechend Einfluss auf das Übungspotential eines Schützlings zu sein. Ich arbeite seit ungefähr 30 Jahren an dieser Flexibilität. Die Interpretation geschieht zeitnah am Wissensstand, und die AuA (Athletinnen und Athleten) profitieren oder leiden unter den Einflussnahmen.

Man sollte bei den Drills schon sehr genau hinschauen und konstruieren. Es ist ein enormer Unterschied, ob ich per sprintähnlichem Drill Blockaden brechen oder einen Sprintinhalt verbessern möchte.  

Ich kann mir vorstellen, dass man bei G. Lückenkempers vergleichsweise schwachem Start auch auf ausgefallene Übungen zum Durchbrechen der vorherigen Automatisierung kommen kann.

Gertrud


RE: Videos von unseren Lieblingen - icheinfachma - 10.11.2017

(09.11.2017, 23:41)Gertrud schrieb:
(09.11.2017, 22:51)icheinfachma schrieb: Ja, ok, dass die Brustwirbelsäule und nicht die LWS rotieren muss, da stimme ich zu. Aber dass die Schulterachse in der Transversalebene rotieren soll, darin kann ich keinen Sinn erkennen (sehe ich auch bei Bolt nicht). Bei Bolt ist es eine Rotation der Schulterachse in der Frontalebene, also (das kann ich nicht genau erkennen) entweder ein Verschieben der Schulterblätter (nach kranial / caudal) oder eine Lateralflexion in der Lendenwirbelsäule.





Beim schnellen Siegeslauf nach seinen 9,58 sieht man ab 0:31 ganz deutlich die Rotation des Rumpfes:

https://www.youtube.com/watch?v=8XcK7YUZt-Y

Gertrud




Ich kann nicht mehr transversale Rotation der Schulterachse erkennen, als bei anderen auch. Ich sehe eine ausgeprägte Rotation der Schulterachse eher bei U18- / U20-Sprinterinnen, die noch nicht so viel Kraft und Körperspannung haben.


RE: Videos von unseren Lieblingen - Gertrud - 10.11.2017

(10.11.2017, 09:50)icheinfachma schrieb: Ich kann nicht mehr transversale Rotation der Schulterachse erkennen, als bei anderen auch. Ich sehe eine ausgeprägte Rotation der Schulterachse eher bei U18- / U20-Sprinterinnen, die noch nicht so viel Kraft und Körperspannung haben.

"Aber dass die Schulterachse in der Transversalebene rotieren soll, darin kann ich keinen Sinn erkennen (sehe ich auch bei Bolt nicht)." Zu diesem Satz habe ich Stellung bezogen. Es war nicht vom Ausmaß die Rede. Es geht mir um Exaktheit der Aussage.

Gertrud



RE: Sprintdrills (Gina Lückenkemper) - icheinfachma - 10.11.2017

Aber ist nicht richtig, dass das Ausmaß dieser transversalen Rotation (der Schulterachse) eher begrenzt als verstärkt werden soll?


RE: Sprintdrills (Gina Lückenkemper) - MZPTLK - 10.11.2017

Warum sollte man begrenzen, wenn es zielführend ist?
Hebelwirkungen sind doch immer hilfreich, wenn sie natürlich und optimiert kommen, oder?

Nicht zuletzt in dieser Beziehung sollte Andre de Grasse nmM viel mehr als Bolt als Vorbild dienen.


RE: Sprintdrills (Gina Lückenkemper) - icheinfachma - 10.11.2017

Das ist eben die Frage, was optimal ist. So wie in dem von mir hochgeladenen Bild ist es sicher zu ausgeprägt.


RE: Sprintdrills (Gina Lückenkemper) - Gertrud - 11.11.2017

(10.11.2017, 17:25)icheinfachma schrieb: Aber ist nicht richtig, dass das Ausmaß dieser transversalen Rotation (der Schulterachse) eher begrenzt als verstärkt werden soll?

Natürlich kann man Sachen nicht ausufern lassen. Man muss sich bei den Übungen die Frage stellen, ob die Arme sich dabei an der richtigen Stelle befinden. Bringt es eine Verbesserung, wenn man in dem Punkt die Hebel verlängert? Dem Seiltänzer bringt die Stange viel in frontaler Ebene! Einmal zeigt Gina die starren Arme in Verlängerung der Schulterachse, ein anderes Mal gehen die Arme in der Frontalebene auf und ab, also was denn nun - Bewegung in frontaler Ebene oder nicht??? Daher glaube ich, dass Uli diese Übungen nicht als technische Verbesserung sieht, weil hier ansonsten aus meiner Sicht keine Logik besteht. Gina könnte ansonsten auch mit den Armen winken. Es kommt folglich nicht darauf an, das Übungspotential irgendwie zu erweitern, sondern sinnvoll zu gestalten.

Gertrud


RE: Sprintdrills (Gina Lückenkemper) - icheinfachma - 11.11.2017

Das mit den Armbewegungen kenne ich eigentlich einfach als allgemeines Koordinationstraining. Wie schon geschrieben - je höher das Niveau der allgemeinen Koordination, desto höher das Lerntempo und die Lernqualität. Das gilt nicht nur für ein angeborenerweise hohes Niveau an Koordination, sondern auch für ein antrainiertes.

Die Arme zur Seite ausgestreckt zu halten mit den Handflächen nach oben führt zu einer Aufrichtung. Manche sprinten mit den Kopf und Hals in "Geiernackenhaltung" und mit nach oben und vorn gezogenen Schulterblättern. Da ist das eine gute Gegenübung.

Und was die Rotation der Schulterachse in der Transversalebene angeht - darin kann ich biomechanisch keinen Sinn erkenne. In einer Lateralflexion der LWS zur Gewichtsverlagerung des Oberkörpers zur Stützbeinseite hin, um den KSP im Stütz besser zu treffen (machen ja nicht nur Sprinter, sondern auch Weitspringer im Takeoff und auch Dreispringer), dagegen schon. Alle Weltklassesprinter zeigen diese Bewegung.

Interessant in dem Zusammenhang ist, dass es fast keine WeltklassesprinterIN gibt, die das so macht. Mir fallen auf Anhieb nur Kerron Stewart und Carmelita Jeter ein, die das in der Beschleunigungsphase aufweisen, aber danach auch nicht mehr. Möglicherweise kann eine Frau aufgrund ihrer geringeren Rumpfkraft diese seitlichen Bewegungen ökonomisch ausführen. Insofern wäre auch fraglich, ob man von Bolt auf Lückenkemper übertragen kann oder generell von m auf w.

Die Übungen mit starren Armen unterbinden natürlich diese laterale Gewichtsverlagerung des Oberkörpers. Aber dass sie die transversalen Rotationsbewegungen verringern, finde ich nicht so schlimm. Es geht ja in der transversalen Ebene darum, das Becken rotieren zu lassen, sodass der Abdruck verstärkt und auch um einige cm verlängert wird und im Oberkörper eine Gegenbewegung dazu stattfindet, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Ob man diese Gegenbewegung nun in Form einer Schulterachsenrotation oder in Form einer Armbewegung macht, würde erstmal beides zu dem Ziel des Ausgleichs führen. Von Natur aus macht jeder Mensch beides gleichzeitig. Je mehr Kraft die Arme aufbringen, desto weniger muss die Schulterachse transversal rotieren und umgekehrt. Mir erschiene es plausibel, durch einen maximalen Armeinsatz und ein entsprechendes (Schnell-)Krafttraining der oberen Extremitäten die mechanische Wirkung der Arme zu maximieren, sodass im Gegenzug die transversale Rotation der Schulterachse minimiert wird. Denn eine Verwringung in der BWS ist doch immer ein Stabilitätsverlust und damit Energieverschwendung. Wie gesagt ist meine Beobachtung, dass jugendliche Sprinter mehr Rotation haben als erwachsene und weibliche mehr als männliche (Bolt eingeschlossen) (und Fußballer oder andere Nicht-Sprinter mehr als Sprinter). Männliche Weltspitzensprinter haben unter allen Menschen eigentlich sogar ausgesprochen wenig transversale Schulterachsenrotation, was mich in meiner biomechanischen Annahme immer bestätigt hat.


RE: Sprintdrills (Gina Lückenkemper) - MZPTLK - 11.11.2017

Sicherlich sind nicht alle von Gina gezeigten Übungen im engeren oder engsten Sinn sprintspezifisch
(vor allem die Überkreuz-Hand-zum Fuss-Bewegung),
dienen aber der allgemeinen Koordinationsentwicklung.

In der Vorbereitungsphase sollte man m.E. durchaus um die spezifischen Drills herum üben.
Man beachte dabei auch, dass es vielen Mehrkämpferinnen offenbar weniger schadet als nützt,
wenn sie vermeintlich Zielübung-'fremde' Übungsformen trainieren.

Was Bewegungsamplituden, Rotationen, Hebel, etc. angeht,
so muss man dabei immer genau auf Individualitäten achten.


RE: Sprintdrills (Gina Lückenkemper) - dominikk85 - 12.11.2017

Ist die leichte Rotation des Rumpfes nicht einfach ein konter für die Drehung der Hüfte durch den kniehub? Ich denke mal ein bisschen braucht man das schon, aber mehr ist nicht unbedingt besser.