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Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - Druckversion

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RE: Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - ThomZach - 12.05.2014

Ich freu mich sehr über und an dieser Diskussion. Vor allem, dass ich hier
frei weg sagen darf was mich bewegt und nicht gleich angepfeffert werden.
Ich muss einfach mal rauslassen, was mir am Herzen liegt. Und da hilft
Sanftmut und bloße politcal correctness nicht wirklich weiter. 
Mich öden sie an, die Talk Shows der Wohlerzogenen, die ihre gerechte
Empörung im Zaum halten, um nicht unhöflich zu werden, weil sie sonst
nicht mehr eingeladen werden.

Es gibt natürlich in allen Lebensbelangen Grauzonen. Es gibt aber auch Dinge, 
die sollte man mutig schwarz/weiß zeichnen. Apodiktische Aussagen sind nur
dem zuwider, der es lieber etwas liberaler mag. Der sich nicht festlegen oder
nicht festgelegt werden möchte. 

Was die Wissenschaften angeht, so sehe ich im Ernst, dass Gewinne und Verluste
sich auch hier wie sonstwo die Waage halten. Und deshalb ist jede Warnung
auch in aller Schärfe angebracht. Auch weil auf der anderen Seite die
Verharmlosung droht, die der Warnung entegensteht und sie entkräftet.
Man muss das Gute und das Schlechte beim Namen nennen. Und wenn es
das Schlechte gibt, dann darf es dazu kein Ja-Aber geben. Sondern nur
ein klares Ja zum Guten und ein klares Ja zum Schlechten.

Freunde. Ich hab in "Hoch auf Kurs" eine Schweigeperiode angekündigt.
Die brauche ich jetzt nach drei schönen Monaten mit Euch und dem Forum. 
Wer mich kennt weiß: Der kommt eh immer wieder...
Bis dann!


RE: Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - MZPTLK - 13.05.2014

'...darüber einig, dass die Aufgabe der Hochschule zu sehen ist im Dienst
am Menschen durch die in wissenschaftlicher Erforschung der Wirklichkeit zu gewinnenden Lehre der Wahrheit.
Die Kommission wünscht in dieser Formel sowohl die Verpflichtung der Hochschule gegenüber der Gesellschaft wie diejenige gegenüber der Wahrheit auszudrücken.'

Gutachten zur Hochschulreform, Hamburg 1948


RE: Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - MZPTLK - 08.07.2014

(13.05.2014, 13:28)MZPTLK schrieb: '...darüber einig, dass die Aufgabe der Hochschule zu sehen ist im Dienst
am Menschen durch die in wissenschaftlicher Erforschung der Wirklichkeit zu gewinnenden Lehre der Wahrheit.
Die Kommission wünscht in dieser Formel sowohl die Verpflichtung der Hochschule gegenüber der Gesellschaft wie diejenige gegenüber der Wahrheit auszudrücken.'

Gutachten zur Hochschulreform, Hamburg 1948

'Die Hamburger Hochschulen verstehen sich als Einrichtungen dieser Stadt für die Bevölkerung.
Sie dienen mit Bildung, Wissenschaft und Künsten der ganzen Gesellschaft.'

(Aufruf zum hochschulübergreifenden Sternmarsch am 7.6.2011)


RE: Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - Atanvarno - 31.03.2015

Lesenswerter Artikel zum Thema von Steve Magness

Why Coaches and Scientists don't understand each other

Am Ende stellt er ein paar Forderungen auf, wie Sportwissenschaftler mit Trainern interagieren sollten, um verstanden zu werden.


[geteilt] Diskussionskultur in diesem Forum - MZPTLK - 05.05.2015

(04.05.2015, 22:49)Gertrud schrieb: Ich bin lernbereit, und lese gerade viel in dem Bewegungsbereich, wo Bewegungsinhalte in den subcortikalen Bereich gehen und somit unserer Willkür entschwinden, übrigens auch Ursache oft vieler Verletzungen. Es geht also stark darum, eingefahrene Muster wieder umzuprogrammieren und der Willkür wieder zur Verfügung zu stellen.
Genau. Sehr spannend. So meinte ich es auch.
Wir dürfen uns weder von Begriffen noch von den vorläufigen, mehr oder weniger 'abgesicherten' Erkennnissen eines (engen) Fachgebietes zu fragwürdigen Konsequezen hinreissen lassen.

Als LA-Trainer hat man es mit vielen Wissenschaften zu tun, die Zubringerdienste leisten(können).
Wenn ich das Thema Ernährung(swissenschaft) nehme, da bewegen wir uns oftmals in der Irre oder in der Probierphase.
Die Biomechanik ist einfacher, exakter und verlässlicher.
Neurophysiologie ist ein sehr spannender, schwieriger Bereich, wo wir aufpassen müssen: Verletzungen können sowohl aus Willkür wie aus Ignoranz der Kinästhetik resultieren.

Wissenschaft hat dem Menschen zu dienen, nicht der Mensch der Wissenschaft.
Wenn Paradigmen zwar 'wissenschaftlich' scheinen, aber die Menschen-dienlichkeit fragwürdig ist, ist Vorsicht geboten.
Wer übernimmt die Verantwortung für 'wissenschaftlich' verursachte Sportler-Verletzungen?

'Wir setzen uns von denjenigen Auffassungen ab, für welche nicht der Mensch,
sondern die Forschung an der Spitze steht.
Wir glauben, dass Hochschulbetrieb nur soweit gerechtfertigt ist,
als er Dienst am Menschen bleibt.
Dieser Dienst ist nicht auf den Studenten beschränkt, der unterrichtet und gebildet werden soll,
sondern er gilt mittelbar und unmittelbar dem ganzen Volk.
Menschliches Leben ist gemeinsames Leben von verantwortlichen Personen in der Welt.
Nur als Teil dieses Lebens ist die Hochschule gerechtfertigt.'

(Studienausschuss für Hochschulreform: 'Blaues Gutachten' 1948)


RE: Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - W. Kronhard - 05.05.2015

(11.05.2014, 15:30)matthias.prenzlau schrieb: Mal was anderes:
Die deutschen Sprinter gucken mittlerweile über den Tellerrand (großen Teich) und siehe da, es läuft!

Gruß
Matthias

Volle Zustimmung, Sprintstaffeln waren schon Erfreulich!!!

Wie die im Lauf schnell gezappelt haben, war schon gut und erfreulich.
Das mit den Tellerrand, und gucken in den Teller hinein, haben wir auch schon mal analysiert. Hat nicht allen gefallen, aber unabhängige Berichte dargestellt von den besser infprmierten von uns zum Thema: Unkontrollierte Hormmasse im Fleisch hinter dem Teich, hat die Gemüter damals beruhigt.
Dieser Zustand erleichtert auch die Forschung.

Auch eine Analyse der Sportresultate wehrend dem Aufenthalt hinter dem Teich und Jahre nachher zuhause (Absturz) fand ich aufschlussreich.

Gruß


RE: Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - Javeling - 07.05.2015

Zitat:https://ediss.uni-goettingen.de/bitstream/handle/11858/00-1735-0000-0006-AF06-1/koecherludwig.pdf?sequence=1
Zitat:In der medizinischen Trainingstherapie werden interdisziplinär Erkenntnisse der Trainingswissenschaft in der Rehabilitation angewandt. Möglich wird dies u.a. durch
die Beteiligung von Sportlehrern am Rehabilitationsprozeß. Sinn dieser Maßnahme ist, trainingswissenschaftliche Erkenntnisse zu evaluieren, diese während der
Rehabilitation zu verwenden, um so den Heilungsprozeß zu optimieren.
Sowohl
Trainingswissenschaft als auch Rehabilitationarbeiten dabei unter dem Primat der
adäquaten Reizsetzung zum Erreichen lokaler
Adaptationserscheinungen des Gewebes. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die direkte Anwendung trainingswissenschaftlicher Elemente nur bedingt möglich ist, da die Komplexität der Verletzung graduelle Abstufungen voraussetzt. Ziel dieser Therapie ist die beschleunigte Wiederherstellung der Alltagstauglichkeit und nicht zuletzt die Wiederherstellung der
prätraumatischen sportlichen Leistungsfähigkeit
Hier ein wissenschaftlicher Beitrag, der Sportlehrer am Rehabilitationsprozeß beteiligt / einbezieht.

Heinz Engels, Mainz


RE: Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - W. Kronhard - 07.05.2015

Habe schnell im Link durchgeblättert. Sehr schön! 

Was wäre noch schöner, oder sogar besser? 
Eine wissenschaftliche Arbeit zur Prophylaxe, die diese Rehabilitations-Wissenschaft unnötig macht. 

Bestimmt wäre Gertrud damit einverstanden, und bei der Entwicklung von solchem Inhalt gerne dabei gewesen?
Für meinen eigenen Gebrauch habe ich, als Dipl. Sportlehrer und Physiotherapeut in einem, im größten Teil den Inhalt entwickelt. (bester sel...er Sp...-Th... d. We....) 
Dabei sind prophylaktische:
1. Übungen, die man nach dem Aufwärmen macht.
2. Spezielle Kraftübungen zum Ausgleich der Muskeln-Antagonisten (Muskelkraftgleichgewicht) in der Trainingseinheit.
3. Übungen zur Prophylaxe der Mikroverletzungen der Muskelfaser nach dem intensiven Training. 

Ist zwar nicht wissenschaftlich, aber bislang effektiv. 

 


RE: Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - MZPTLK - 08.11.2015

'Ich selber fühle mich auch als Täter oder zumindest einmal als Mitläufer im System...
Besonders schuldig fühle ich mich nämlich, wenn jedes Jahr wieder die Erstsemester
- rund 200 Bachelor of Arts Sportwissenschaft - vor mir sitzen,
denen ich Sportphysiologie unterrichten soll.

Eine Sportphysiologie des ungedopten Sportlers, von der wir nicht so richtig zu wissen vorgeben,
in welchem Umfang und in welchen Disziplinen es sie da draussen im rauen Spitzensport überhaupt gibt.

Wenn sich Sportstudenten anschauen, weche 100 m Endlaufsieger bei OS oder WM
später des Dopings überführt oder zumindest mal eindeutig mit Doping assoziiert wurden,
wird ihnen schnell klar, dass ich eine Para-Sportphysiologie unterrichten soll.
Eine Sportphysiologie, die ohne Medikamenteneinnahmen .....auskommt.

Während ich beispielsweise solchen rein theoretischen Unfug erzählen muss,
wie dass man mehr als 2,5 Gramm/Kg Körpergewicht an Proteinzufuhr pro Tag
auch als formal übergewichtiger Gewichtheber, Diskuswerfer, Hammerwerfer oder Kugelstosser gar nicht verstoffwechseln kann...'

(Perikles Simon)


RE: Sportwissenschaftliche Forschung und Praxisbezug - Hellmuth K l i m m e r - 08.11.2015

@ MZPTLK,

du hast heut einen "Pro-Perikles-Fable"; erst die TESTOSTERON-Story, jetzt Perikles S. als Physiologie-Erklärer bei Sportstudenten.Wink

hek