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DLV-Leistungssport stellt sich neu auf (Gonschinska geht) - Druckversion

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RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf - Diak - 15.11.2025

(15.11.2025, 12:56)Gertrud schrieb:
(15.11.2025, 12:35)mark1967 schrieb: ich finde es schon überraschend, dass hier so gar keine Diskussion darüber in Gang kommt. Gut, es ist November und alle aus dem Forum sind in Kenia im Trainingslager, aber dennoch. Die These, er habe die deutsche Leichtathletik in den Keller gewirtschaftet, kann man ja vertreten, der Beleg ist aber doch ein bisschen dünn.

Er war zum Zeitpunkt des Niedergangs der deutschen Leichtathletik am Schalthebel der Macht. Ob zwischen ihm und dem Abschwung ein Kausalzusammenhang besteht, ist für uns in allen Details schwierig zu recherchieren.  

Ich möchte ergänzen: er hat in diesen Zeitraum seine Macht massiv ausgebaut, sehr autoritär agiert und in der Außendarstellung Teflon aufgetragen. Ich fände den Vorwurf auch fragwürdig, wenn er die ganze Zeit einer von vielen gewesen wäre. Aber er wollte die Machtfülle und hat sie durchgesetzt, also verantwortet er auch nicht nur die negative Leistugnsentwicklung, sondern vor allem die Atmosphäre der Kälte, des Misstrauens und der Angst, die unserer Sportart schweren Schaden zugefügt haben.


RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf - Gertrud - 16.11.2025

(15.11.2025, 21:00)Diak schrieb: Ich möchte ergänzen: er hat in diesen Zeitraum seine Macht massiv ausgebaut, sehr autoritär agiert und in der Außendarstellung Teflon aufgetragen. Ich fände den Vorwurf auch fragwürdig, wenn er die ganze Zeit einer von vielen gewesen wäre. Aber er wollte die Machtfülle und hat sie durchgesetzt, also verantwortet er auch nicht nur die negative Leistungsentwicklung, sondern vor allem die Atmosphäre der Kälte, des Misstrauens und der Angst, die unserer Sportart schweren Schaden zugefügt haben.

Am besten würde dem DLV ein Mensch zu Gesicht und in der Tat stehen, der primus inter pares ist, also auch Vertrauen zu seinen Mitarbeitern hat und sie auch eigenständig ihre Ideen zünden lässt, was nicht heißt, dass er alles unkontrolliert lässt. Eine Angstatmosphäre ist nie hilfreich.

Der DLV hat es vor allem in der Zeit versäumt, für adäquaten Trainernachwuchs zu sorgen. Man hat heute Schwierigkeiten, die Positionen mit guten BT zu besetzen.

Gertrud


RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf - mariusfast - 16.11.2025

(15.11.2025, 18:22)Befürworter schrieb:
(15.11.2025, 08:54)frbcrane2 schrieb: Gonschinska hatte es geschafft, die deutsche Leichtathletik in sieben Jahren im beim DLV so beliebten Platzierungsspiegel von 113 Punkten 2015 auf 32 Punkte 2022 zu drücken.

Und 2025 hat er es bei der WM ganz alleine geschafft, Deutschland wieder auf Platz 4 im Platzierungsspiegel zu bringen. Zehntausende Sportler, Trainer, Ehrenamtliche, Lehrer, Ärzte, Physiotherapeuten und Sponsoren haben offensichtlich keinerlei Einfluss auf die Ergebnisse.

Es ist sicher nicht schwer, es besser als Goschinska zu machen. 

Jedoch stimme ich dir in dem Sinne zu, dass in diesem "Nicht-System" sowieso der Großteil auf Individualität ankommt.
Die Ergebnissen der frühen 2000 er und auch 2010er insbesondere im Wurfbereich basieren auch noch auf andere Strukturen vor der Wende (auch im Westen war da mehr Fokus auf Spitzensport durch öffentliche Gelder) als noch mehr Förderung und Zentralisierung von Spitzenathleten an einem Standort da war, so wie es in Norwegen gemacht wird. Auch Bezahlung von Trainern. Dr. Zeller meinte, es sei kein Wunder, dass bspw. heute zu Tage kaum ein ein Absolvent der Sportwissenschaft sich dafür entscheidet, Landestrainer zu werden, da man mit dem Gehalt nicht das Leben in Köln finanzieren könne
 
Im Laufbereich war ja bereits vor 15 -25 Jahren der Tiefpunkt (bis auf einzelne Protagonisten wie Fitschen oder Gabius). Und dass es da in den letzten 10 Jahren einen massiven Aufschwung gab hat nichts, aber so garnichts mit dem DLV zu tun.

Schaut man auf andere olympische Sportarten sieht es ähnlich aus

von daher lohnt es sich auf das Große und Ganze zuschauen.
Öffentliche Sportförderung: Deutschland: 331 Mio Euro = 0,008 Prozent vom Bip und 4 Euro pro Kopf. 
Norwegen: 365 Mio Euro, 0,082 Prozent vom Bip und 66 Eur. pro Kopf

Dr. Zeller  18: 29 Wie Norwegen Deutschland im Spitzensport abhängt – und warum das kein Zufall ist - YouTube

Vorbild Norwegen: Zentralisierung und klare Steuerung (zentralgesteuert) aller Sportarten. Olympiatokken: "bündelt Wissenschaft, Technologie, Coaching, Diagnostik und entscheidet über Förderprioritäten" 8:53

Falsch ist bspw.in Deutschland, dass das IAT um Fördermittel gegen der deutschen Sporthochschule in Konkurrenz stehen. 

Auch einheitliche Sprache sowie einheitliche Daten- und Technologiekultur: 
 D.h. auch, dass eben die Sportarten untereinander vernetzt sind. D.h. einheitliches Zonenmodell etc., d.h. ein Schwimmer versteht dann genau was ein Leichtathlet trainiert. Selbst in einer Sportart/Disziplin, in der deutschen Leichtathletik/Laufen, sei es so, dass bspw. selbst die Leistungsdiagnostik komplett unterschiedlich gemacht wird. Bspw., weil der Diagnostiker in München vor Ort ein völlig ein anderes Prinzip anwenden würde wie bspw. in Köln etc..


RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf - S_J - 16.11.2025

Wenn man sich die Bevölkerungsverteilung in Norwegen anschaut, versteht man, wieso Zentralisierung dort einfacher / sinnvoller ist als hier.  Smile


RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf - Gertrud - 16.11.2025

(16.11.2025, 07:56)mariusfast schrieb: Du hast sehr gute Punkte aufgelistet!!! Thumb_up Thumb_up Thumb_up 

Zitat:Jedoch stimme ich dir in dem Sinne zu, dass in diesem "Nicht-System" sowieso der Großteil auf Individualität ankommt.

Das muss der DLV erst noch lernen. Man hat bisher immer einen "Einheitsbrei" gewollt, was vollkommen falsch ist. Deshalb konnte und kann man solche Individualisten wie Harald Schmid, Hansjörg Holzamer, die Familie Kaul und mich z.B. sehr schlecht integrieren.

Zitat:Auch Bezahlung von Trainern. Dr. Zeller meinte, es sei kein Wunder, dass bspw. heute zu Tage kaum ein ein Absolvent der Sportwissenschaft sich dafür entscheidet, Landestrainer zu werden, da man mit dem Gehalt nicht das Leben in Köln finanzieren können.

Deshalb ziehen sich die "cleveren" TuT auf AT-Funktionen zurück! Wink Wie groß war der Unterschied im Gehalt von Idriss als DLV-Trainer und DLV-Funktionär??? Wink Mein Bruder hat mich immer für verrückt erklärt, so viele erfolgreiche Arbeit für so wenig Geld als Trainerin zu leisten. Da sieht es in anderen Ländern auch anders aus. Deshalb arbeiten bei uns hervorragende ausländische TuT nur gelegentlich.

Zitat:Und dass es da in den letzten 10 Jahren einen massiven Aufschwung gab hat nichts, aber so gar nichts mit dem DLV zu tun.

Sehr oft sehr wenig - siehe Doha mit der Familie Kaul und Ralf Weber als die erfolgreichsten Trainer.

Zitat:Falsch ist bspw.in Deutschland, dass das IAT um Fördermittel gegen der deutschen Sporthochschule in Konkurrenz stehen. 

Überhaupt spürt man da die Konkurrenz sehr deutlich, obwohl beide Institutionen ihre sehr guten Schwerpunkte haben und miteinander recht gut existieren können. Da hat der DLV in letzter Zeit aber auch Referenten zu den Fortbildungen aus Köln und Leipzig hinzugezogen.

Ich weiß, dass DLV-Angestellte hier stark mitlesen. Insofern wäre eine Stoffsammlung guter Punkte hier von Vorteil, dass sie Berücksichtigung fänden. Es gibt genug zu tun, den DLV von der Basis her umzukrempeln. Thumb_up Ein ganz entscheidender Punkt wird sein, dass die DLV-Funktionäre gegenüber dem DOSB den Mund aufmachen und massiv auf Fehler im System aufmerksam machen. Ein System, in dem man Angst hat, den Mund aufzumachen, geht auf Dauer den Bach hinunter.

Gertrud


RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf - frontrunner800 - 16.11.2025

Gonschinska war eine Fehlbesetzung über viele Jahre, zu lange wurde an ihm festgehalten. Jetzt endlich kann es beim DLV wieder besser werden.


RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf - unruh - 16.11.2025

ich dachte immer der Kapitän verlässt als letzter das sinkende Schiff


RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf - trackwatchnds - 16.11.2025

(16.11.2025, 16:22)unruh schrieb: ich dachte immer der Kapitän verlässt als letzter das sinkende Schiff

Oder die Crew schmeißt den Kapitän von Bord.


RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf - frbcrane2 - 16.11.2025

(15.11.2025, 18:22)Befürworter schrieb:
(15.11.2025, 08:54)frbcrane2 schrieb: Gonschinska hatte es geschafft, die deutsche Leichtathletik in sieben Jahren im beim DLV so beliebten Platzierungsspiegel von 113 Punkten 2015 auf 32 Punkte 2022 zu drücken.

Und 2025 hat er es bei der WM ganz alleine geschafft, Deutschland wieder auf Platz 4 im Platzierungsspiegel zu bringen. Zehntausende Sportler, Trainer, Ehrenamtliche, Lehrer, Ärzte, Physiotherapeuten und Sponsoren haben offensichtlich keinerlei Einfluss auf die Ergebnisse.

Das ist so, als würdest du die Arbeiter am Fließband in der VW-Fabrik für die Misere der Firma verantwortlich machen. Für das Arbeitsklima, die Ausrichtung eines Unternehmens und den Gesamtzustand sind immer die Chefs verantwortlich.
Platz 4 in Tokio ist eine Momentaufnahme, der Abstieg von 2015 bis 2022 verlief kontiniuerlich, da ist ein Trend erkennbar. Und wenn man der von der DLV-Führung diktierten Linie folgt ( Uns fehlen die Talente), wird sich langfristig nichts verbessern. Wenn sogar der zuständige Bundestrainer nach 26 Medaillen bei der U23-EM dieses Jahr von "kaum Talenten" faselt, darf man sich nicht wundern, wenn die "talentlosen" keine Lust haben. Wie frustierend muß es für die Athleten sein, wenn man gerade eine Medaille bei einer EM gewonnen hat und vom Trainer hört, du hast kein Talent.
Nebenbei: Sponsoren haben Einfluß auf Ergebnisse? GLS ist also mitverantwortlich für die schlechten Leistungen der deutschen Stabhochspringerinnen? Oder 400m Läufer?


RE: DLV-Leistungssport stellt sich neu auf (Gonschinska geht) - Befürworter - 17.11.2025

Da bin ich gespannt, wer nach der U23-EM den Sportlern das Talent abgesprochen haben soll. Ich finde bei leichtathletik.de stattdessen folgende komplett konträre und richtige Aussagen von Björn Weisheit, dem Cheftrainer die U23-/U20-Altersklasse:
Zitat:"Bei der letzten U23-EM in Espoo haben wir acht Medaillen geholt, hier konnten wir uns extrem steigern. Die Athleten haben sich mit sehr vielen Bestzeiten und Saison-Bestzeiten auf den Punkt vorbereitet präsentiert. Das ist auch ein Verdienst ihrer Heimtrainer sowie der Betreuung des Trainerteams und des medizinischen Teams hier vor Ort."

„Die Ergebnisse bei U23-Europameisterschaften sind ein guter Prädiktor für Erfolge in der Zukunft und in dieser Hinsicht eine Durchgangsstation zu höheren Aufgaben. Gemessen werden wir letztendlich am Abschneiden bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Jetzt liegt es an uns allen, aus dem Potenzial und dem Talent auch internationale Erfolge auf Welt-Ebene zu generieren.“

Wenn bei mir im Großkonzern irgendjemand bei seinen Aufgaben versagt, weiß ich ab jetzt, dass daran nur der Vorstandsvorsitzende schuld gewesen sein kann, den noch niemand jemals persönlich getroffen oder nur gesprochen hat und der weder den Mitarbeiter noch seine Arbeitsinhalte kennt. Und soll ich jetzt ernsthaft erklären, dass ohne lokale und überregionale Förderer weder Breiten- noch darauf basierender Hochleistungssport möglich wäre?